Glücksspielsucht => Glücksspielsucht Allgemein => Thema gestartet von: Mailisi am 03 November 2020, 13:31:05

Titel: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 03 November 2020, 13:31:05
Hallo zusammen  :),

ich bin durch einen Blog auf diese Seite aufmerksam geworden. Ich würde mich gerne einmal bei euch vorstellen.
Ich spiele seitdem ich 19 oder 20 Jahre alt bin. Ich runde einfach mal auf 10 Jahre auf.

Wie es der Wille so wollte, spielte ich damals an den "alten" Automaten mit den 3 Sonnen. Ich habe keine Ahnung was dies für eine Maschine war. Ich war also das erste mal in der Spielhalle und habe mich von meinen beiden Kumpels aufklären lassen wie man an diesen "Dingern" spielt. Ich wollte nur 2€ investieren und dann auch am liebsten schnell wieder da raus. Ich fand die Atmosphäre nicht schön. So im dunkeln, obwohl die Sonne draußen so schön geschien hat. Ich warf also meine 2€ rein und habe ausversehen auf 2€ pro Dreh gestellt und wie der Zufall es wollte, bekam ich 3 Sonnen. Jackpot. Ich konnte einen Gewinn von 860€ erzielen mit nur 2€ Einsatz. Ich war zu dieser Zeit noch in der Ausbildung und konnte diese 860€ echt wertschätzen. Ab diesem Tag war es um mich geschehn.

Es vergingen 10 Jahre und ich habe in diesem Zeitraum ca.
25.000€ verspielt
. Einige Schulden davon zahle ich heute noch ab.
Ich habe vorwiegend in Spielhallen gespielt und zwischendurch auch in Online Casinos.

Jetzt einmal zu meiner Vorbeugung:

Ich habe mich auf allen erdenklichen Casino Seiten angemeldet und direkt einen Selbstausschlus vorgenommen, der es mir nicht erlaubt mich noch mal dort anzumelden, welbst wenn es eine andere Emailadresse ist.
Weiterhin habe ich mich mit Ausweiskopie und Schriftstück in fast allen Spielhallen in meiner Stadt sperren lassen. Jetzt fragt ihr euch warum ich es bei "fast" allen gemacht habe. Ich bin der perösnlichen Überzeugung, dass es meiner Gewissen gut tut, zu wissen, dass ich spielen könnte wenn ich wollte - aber nur dahingehend, dass ich dieses Gefühl überwinden möchte.

Es gibt eine Internetseite im Onlinecasino, wo ich noch spielen "darf" allerdings mit 10€ im Monat. ( wenn ich daran denke, dass ich an manchen Tagen 400€ verspielt habe ist dies ein Witz. ) Ich werde mich aber auch dort sperren lassen. Ich habe gestern erst wieder 10€ eingezahlt und nach mehr als 100 Drehungen kam kein Freispiel. Mir wurde wieder bewusst, wie dumm ich überhaupt war 10€ für 5 Minuten angeblichem "Spaß" zu investieren. Dafür hätte man sicher etwas anderes schönes machen können.

Ich war nie in einer Therapie oder sonstigen Einrichtungten um mir professionelle Hilfe von außen zu holen. Meine Freundin wei0 bis heute nicht wie es finanziell bei mir aussieht und weiß nichts von meiner Sucht. Das konnte ich gute 8 Jahre geheim halten.

Manchmal sitze ich zu Hause und frage mich ob ich überhaupt süchtig bin. JA, ich weiß dass ich mehr verspiele als ich habe und das ich mehr setze als mir hinterher lieb war. Aber ich kann auch locker 4 Wochen nicht spielen und habe dabei null Druck. Das Ding ist bloß, wenn ich in der Halle bin, oder jetzt "war", dann kam es wie ein Rausch über mich. Ich bin manchmal 3x in 2 Stunden zur Bank, habe mir jeweils 100€ abgeholt und mir gesagt, das es der letzte Versuch sei. Dabei ist es oft nicht geblieben. Aber wie gesagt, wenn ich mal einige Tage nicht spielen war, dann war das kein problem für mich. Es ging halt immer so hart einher, wenn ich denn da war und Lust hatte ein "wenig" zu spielen. Dann ist die Sache immer aus dem Ruder gelaufen. Ich hoffe ihr versteht das, nicht das ich es hier so kompliziert erkläre  ;D

Ich habe bereits andere Foren gelesen und habe dort gesehen wie krankhaft manche Menschen sind. Wenn ich mich dagegen vergleiche, bin ich ein kleines "Licht" - was mich natürlich nicht traurig macht. Fakt ist, dass ich krank bin, ansonsten hätte ich nicht so viel Geld verspielt. Allerdings kreisen diese Gedanken trotzdem immer im Kopf, ob ich nun tatsächlich süchtig bin.

Das wichtigste ist, dass ich keine Möglichkeit mehr habe zu spielen.

Ich würde gerne jeden Tag etwas zu mir sagen und euch informieren wie es bei mir weiter ging. Wenn es keiner lesen sollte, nehme ich dies einfach als mein Tagebuch :-).

Danke euch, dass es solch Seiten gibt.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Lakota am 03 November 2020, 14:06:21
Moin ^^,
Diagnose Spielsucht , würde dich eine solche Beurteilung beruhigen oder zufriedenstellen . Spielen kann zerstörerisch sein , das verlangt nach keinem Namen oder nach irgendwelcher Charakteristik .
Vielleicht ist dein Spielen narzisstisch motiviert und du verbindest Geld mit deinem Selbstwert ?! , - keine Ahnung .

Sich sperren zulassen ist aber in jedem Fall eine gute Sache
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Somewhere87 am 03 November 2020, 15:02:46
Hi ich hoffe es geht dir gut !

Ich kann mich in deinem Text gut wiederfinden und auch die Frage "bin ich überhaupt süchtig?" Habe ich mir oft gestellt.

Und im Endeffekt hab ich mich nur selbst angelogen. Denn ich bin süchtig. Ich hab das als Ausrede benutzt um doch irgendwie weiter spielen zu können.

Würde ein Nichtsüchtiger es seiner langjährigen Partnerin verheimlichen was da passiert?

Du hältst dir auch noch Möglichkeiten offen zu spielen und wenn es nur 10 Euro sind. Aber der Suchtteufel wird weiter gefüttert.

Denk einfach mal drüber nach. Der erste und wichtigste Schritt ist es sich einzugestehen, dass man ein Problem hat und dieses lösen will.

Ich wünsch dir alles Gute.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Balduin am 03 November 2020, 15:14:30
Hey,
ja, du bist süchtig.
Das typische ist der Kontrollverlust, den du ja beschreibst. Das man auch eine Zeitlang gar nicht spielen muss, geht  vielen Süchtigen so.
Schreib ruhig fleißig, wir lesen es gerne mit.
Es ist für den Anfang gut und wichtig, dass du deine Möglichkeiten einschränkst.

Willst du aber hin zur Abstinenz, darfst du gar nicht spielen! Keine Streamer, kein Punktespiel - nichts, was die Sucht am köcheln hält!

Der Anfang ist gemacht. Du nimmst dir die Möglichkeit zu spielen und schreibst, dass das das Wichtigste ist.

Die Ehrlichkeit gegenüber deiner Partnerin ist aber auf der Strecke geblieben.
Die Möglichkeit zu spielen wird wiederkommen. Ein Spieler, der spielen will, findet immer einen Weg. Wenn du an den Punkt kommst, dass du spielen könntest und dich dennoch für die Abstinenz entscheidest, bist du ein Stück weiter.

Warum sprichst du nicht mit deiner Partnerin? Willst du dir ein Hintertürchen offenhalten, falls es mit dem Aufhören nicht klappt?

Viele Grüße
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 03 November 2020, 16:18:26
Hi und herzlich willkommen!

Zitat
Wenn es keiner lesen sollte, nehme ich dies einfach als mein Tagebuch :-).

Du kannst Dir sicher sein, dass ich jeden Deiner Beiträge lesen werde. Ich werde aber auch nicht umhin können, hier und da meinen Senf dazu zu geben. ;)

Zitat
Dann ist die Sache immer aus dem Ruder gelaufen. Ich hoffe ihr versteht das, nicht das ich es hier so kompliziert erkläre 

Ob komplizierter oder einfacher - wir haben alle solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht. So kann ich Dich beruhigen - das versteht nu wirklich jeder von uns ... :)

Zuerst einmal: Du brauchst Dich hier nicht rechtfertigen. Mache Dir also keine Gedanken, ob es einer versteht oder nicht, ob es zu kompliziert ist oder nicht, ob in China ein Sack Reis umgefallen ist oder nicht ...
Dein Hinweis mit der Nutzung des Threads als Tagebuch zielt hier schon in die richtige Richtung. Dein Heilungsprozess wird überwiegend intrinsisch sein. Als kleine Zugabe gibt es hier Erfahrungen, die Du entweder annehmen kannst - oder eben nicht.

Jetzt werde ich kurz auf Deinen Beitrag eingehen. (Habe ich da irgendwen auflachen hören? ;) )

Zitat
Manchmal sitze ich zu Hause und frage mich ob ich überhaupt süchtig bin.

Ich möchte hier gerne eine Gegenfrage stellen: Ist die Suchtfrage denn wirklich wichtig?
Fakt ist doch, dass Du ein Problem mit Deinem Spielverhalten hast. Sonst hättest Du Dich ja nicht hier angemeldet.
Dir schmeckt auch nicht, dass Du Schulden hast, die Du schon länger tilgst und auch noch länger tilgen musst. Dies führt zu Beeinträchtigungen im Heute.
Weiterhin stört Dich, dass Du Deine Freundin seit 8 Jahren belügst.
Die Kontrollverluste gefallen Dir im Nachhinein auch nicht - von "Verstehen" wird wohl auf kaum die Rede sein können.

Dies sind doch schon eine Menge Punkte, weswegen es sich lohnen sollte, Veränderungen herbei zu führen. Jeder einzelne Punkt nagt an Deinem Selbstbild und jeder einzelne Punkt lässt sich abarbeiten oder abstellen!

Jetzt kommen wir zu den Veränderungen: Du hast Dich in den OCs sperren lassen oder hast es teilweise noch vor.
Das ist schon mal ein Anfang, doch wenn ich bedenke, wie viele OCs es gibt, dann bist Du mit Selbstausschlüssen noch ne Zeit lang beschäftigt und in einem Jahr, wenn die Sperren ablaufen, fängst Du wieder von vorne an. Manche OCs handhaben das auch mit anderen Fristen.
Besser wäre es hier sich eine Schutzsoftware für die internetfähigen Medien zu besorgen und Deine Freundin die Passwörter verwalten zu lassen.
Zitat
Jetzt fragt ihr euch warum ich es bei "fast" allen gemacht habe. Ich bin der perösnlichen Überzeugung, dass es meiner Gewissen gut tut, zu wissen, dass ich spielen könnte wenn ich wollte - aber nur dahingehend, dass ich dieses Gefühl überwinden möchte.
In meinen Augen ist das schon zocken. Du hast Dir 10 Jahre lang bewiesen, dass Du die Kontrolle, trotz etwaiger vorheriger Versprechungen, verlierst.
Da braucht es jetzt kein offenes Scheunentor, vor dem Dein Ego Purzelbäume schlägt. Das ist Spielen mit dem Feuer.
Entweder hast Du ein Problem - oder Du hast keines. Entweder lässt Du Dich überall sperren - oder Du lässt es ganz sein.
Solche Sperren sind nicht dafür gedacht, diese Spielchen mit sich selbst zu spielen. Wenn es Dir jetzt gut geht, dann wirst Du auch dem Drang wiederstehen können.
In den schwachen Momenten aber, da sind solche Sperren Gold wert. Wenn Dich der Suchtteufel reitet, kannst Du dann nicht mal eben in diesen Lokalitäten spielen - es geht nicht. Die Sperren schützen Dich vor Dir selbst.

Zitat
Aber ich kann auch locker 4 Wochen nicht spielen und habe dabei null Druck. Das Ding ist bloß, wenn ich in der Halle bin, oder jetzt "war", dann kam es wie ein Rausch über mich.
Es gibt Spieler, die spielen täglich. Dann wieder an einem bestimmten Wochentag - oder 2. Dann wieder gibt es die Wochenendspieler und diejenigen, die nur einmal im Monat spielen. Dann gibt es die Quartalsspieler und solche, die nur einmal im Jahr ihr Hab und Gut verspielen.
Weisst Du, was sie allesamt gemeinsam haben? Sie legen immer nur Pausen ein. Sie wissen, dass das nächste Spiel ganz bestimmt kommen wird. Oft genug wird daraus dann sogar wieder ein Spiel mit den Emotionen gemacht. Vielleicht ist Dir das bei Dir auch schon aufgefallen?
Wenn Du also mal 4 Wochen oder länger aussetzt, dann distanziert Dich das nicht von anderen Spielern. Du brauchst Dich auch gar nicht distanzieren - ob Du Dich auf den Genesungsweg machst, liegt doch alleine an Dir - weil es nur um Dich geht!
Von den anderen Spielern hier im Forum z.B. kannst Du nur profitieren. Was Du für Dich gebrauchen kannst, das nimmst Du Dir mit - den Rest lässt Du einfach liegen.

Nun zu Deiner Freundin. Ich sagte ja schon, dass Dir die ganzen Lügen selbst nicht schmecken. Wieso hättest Du wohl sonst darüber berichtet.
Ich stimme Dir da vollkommen zu - das ist nicht nur "nicht schön", das gehört sich nicht in einer Beziehung.
Wir alle kennen den Werdegang eines Spielers und solche Lügen fangen immer klein an und entwickeln dann ein Eigenleben. Das geschieht nicht aus Böswilligkeit, sondern dient dem Eigenschutz. Allerdings schützen diese Lügen auch die Suchtausübung. Es sind die bereits geöffneten Scheunentore, die wir nur noch durchschreiten brauchen, um uns dem Glückspielen wieder hin zu geben.
Was aber, wenn Du bewusst dieses Scheunentor verschließt? Ja, Deine Freundin nach der Offenbarung um ihre Unterstützung bittest? Also Installation der Schutzsoftware mit unregelmäßiger Kontrolle des Installationsstandes? Sie ebenfalls unregelmäßig einen Blick auf Deine Finanzen werfen lassen? Sie um ein offenes Ohr bitten, wenn der Schuh drückt? Da gibt es sicher noch ein paar Punkte mehr.
Eine Beziehung baut sich auf Vertrauen und Wertschätzung auf. Erobere Dir Beides wieder zurück!
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 03 November 2020, 16:58:44
Moin ^^,
Diagnose Spielsucht , würde dich eine solche Beurteilung beruhigen oder zufriedenstellen . Spielen kann zerstörerisch sein , das verlangt nach keinem Namen oder nach irgendwelcher Charakteristik .
Vielleicht ist dein Spielen narzisstisch motiviert und du verbindest Geld mit deinem Selbstwert ?! , - keine Ahnung .

Sich sperren zulassen ist aber in jedem Fall eine gute Sache

Hallo Lakota,

danke für deine Antwort auf meine Vorstellung. Und vielen Dank das du so knallhart ehrlich bist. Das ist eines der Vorteile in einem anonymen Forum nehme ich an.

In gewisser Weise stimme ich dir zu, das ich oft annehme, das Geld das Mittel zum glücklich sein ist. Öfter kommt der Spieldrang dann erst, wenn ich sehe was am Ende aller meiner Fixkosten auf dem Konto übrig bleibt. Das ist dann nicht mehr viel. Wenn ich Zigaretten und Tank anrechne, ist das noch viel weniger. Ich denke mir dann immer, dass ich mir auch gerne was leisten würde - aber das die Fixkosten halt so hoch sind, liegt nun mal daran, dass ich so viel abzuzahlen habe aufgrund der Sucht.

Das bekloppte an der ganzen Sache ist, dass ich oftmals viel zu geizig bin mir was zu leisten, weil ich dann doch gerne Geld über haben möchte. Ist wahrscheinlich damit zu vergleichen, dass man als Spieler gerne viel Geld dabei haben möchte, aus welchen Gründen auch immer.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Wolke am 03 November 2020, 22:45:59
Hallo Isii,

Zitat
wahrscheinlich damit zu vergleichen, dass man als Spieler gerne viel Geld dabei haben möchte, aus welchen Gründen auch immer.

Man möchte nur Geld zum Zocken haben,dafür “ spart“ man an allen Ecken und Kanten.....und ist zu geizig,dass Geld für was schönes oder notwendiges auszugeben. Geht was im Haushalt oder am Auto kaputt und muss was neues kaufen,überlegt man schon,wie man das Geld in der Halle dafür verdienen kann. So weit treibt einen die Sucht.

Durch die Schließung der Hallen,würde ich dir raten,dir doch mal professionelle Hilfe zu suchen,jetzt hast du Zeit dafür. Caritas Beratungsgespräch,danach in die SHG der Caritas.

Ebenso wäre es gut,wenn du dich deiner Freundin anvertraust,damit du jemanden zum Reden hast.

LG Wolke
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 04 November 2020, 07:33:13

Würde ein Nichtsüchtiger es seiner langjährigen Partnerin verheimlichen was da passiert?

Du hältst dir auch noch Möglichkeiten offen zu spielen und wenn es nur 10 Euro sind. Aber der Suchtteufel wird weiter gefüttert.

Denk einfach mal drüber nach. Der erste und wichtigste Schritt ist es sich einzugestehen, dass man ein Problem hat und dieses lösen will.

Guten Morgen Somewhere87 und danke für deine Nachricht.
Du hast Recht, ein Nichtsüchtiger würde seine Freundin keine 8Jahre lang anlügen. Selbst hier dreht sich mein Gedankenkarusell und ich suche eine Ausrede, oder noch viel besser - ich rede es mir schön. "Ist es denn lügen, wenn ich "nur" etwas verheimliche? Es ist schon erstaunlich, dass sie das bisher nie mitbekommen hat und es macht einen umso mehr Angst, wie stark ich das verstecken konnte und eigentlich immer noch kann.

Ich muss sagen, dass die Idee mir diese 10€ aufzusparen, echt dumm ist und dank euch verstehe ich auch bereits nach einem Tag mehr. Es ist nicht dem geschuldet, dass ich mir selbst was beweisen will, sondern einfach nur, um mir die Tür offen zu halten.

Ich habe oft schlechte Gedanken nach dem spielen gehabt, aber natürlich auch gute & schöne ( das kann wohl keiner abstreiten ). Manchmal verspührte man einfach BOCK aufs spielen, so als würde man sich damals mit seinen Jungs im Park zum Fußballspielen treffen ) ICh muss mir wohl selbst eingestehen, dass ich absofort echt hart an mir arbeiten muss.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 04 November 2020, 07:39:40

Die Ehrlichkeit gegenüber deiner Partnerin ist aber auf der Strecke geblieben.
Die Möglichkeit zu spielen wird wiederkommen. Ein Spieler, der spielen will, findet immer einen Weg. Wenn du an den Punkt kommst, dass du spielen könntest und dich dennoch für die Abstinenz entscheidest, bist du ein Stück weiter.

Warum sprichst du nicht mit deiner Partnerin? Willst du dir ein Hintertürchen offenhalten, falls es mit dem Aufhören nicht klappt?



Moin Balduin,

ich habe mich schon oft gefragt, wieso ich es nicht meiner Freundin sagen konnte und immer noch nicht kann. Ich bin im Laufe der Zeit ein Meister darin gworden, Dinge einfach zu verdrängen. Der Alltag mit meiner Freundin fühlt sich normal an, unbeschwert und ich verschwende keinerlei Gedanken ans spielen. Das kommt immer erst wenn ich alleine zu Hause bin, oder Arbeitsbedingt einfach mal frei habe.

Meine Freundin und ich führen eine sehr innige Beziehung und vertrauen uns zu 100% & es läuft seid 8 Jahren echt perfeckt. Man stelle sich seinen  aller besten Freund als Partnerin vor. Und genau da sagen mir jetzt sicher viele " aber gerade dann kannst du doch mit ihr darüber reden?!"

Irgendwie aber nicht. Ich will mir das einfach nicht kaputt machen lassen. Ich will nicht dass ein Schatten über all die Jahre geworfen wird, indem mir dann gesagt wird, dass ich sie 8 Jahre belogen habe. Man kann dies als eine große Schutzmauer sehen, oder eben einfach als Schutz für Sie. Sicher kann man mir vorwerfen dass ich mir das alles wieder Einbilde und mir mein Kopf einfach sagt wie ich zu handeln habe. Mein Versprechen an mich selbst ist es, dass ich es ihr sage. Entweder vor einer Hochzeit, oder eben dann, wenn ich das gröbste hinter mir habe. Mein Ziel ist es dass ich Spielfrei werde. Und das ist für mich erst einmal das wichtigste. Ich brauche einfach eine Grundlage für solch ein Gespräch und will nicht mit leeren Händen vor meiner Freundin stehen.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 04 November 2020, 08:30:23
Hi und herzlich willkommen!

Du kannst Dir sicher sein, dass ich jeden Deiner Beiträge lesen werde. Ich werde aber auch nicht umhin können, hier und da meinen Senf dazu zu geben. ;)


Guten Morgen Olli,

WOW. Danke für deine Ehrlichkeit und die schönen Worte. Ich war gestern echt begeistert, als ich deinen Text gelesen habe.
Ich werde weiterhin jeden Tag meine Gedanken hier aufschreiben und so gut es geht auf Kritik und Hilfestellungen eingehen.
Ich halte euch auf dem Laufenden. Echt vielen Dank für solch eine Möglichkeit der "Selbsttherapie".

Ob die Suchtfrage wirklich wichitg ist? Ich denke NEIN. Fakt ist, dass ich zu viel gespielt habe, ich zu viel verschwiegen habe und ich jetzt da bin wo ich bin. Es ist schon komisch. Wenn ich mir alleine Gedanken über diese ganze Thematik mache, bin ich vom Gedankengang noch nie so weit gekommen, wie bis jetzt nach nicht mal 24h Anmledung hier auf der Seite.

Stimmt, sollte ich mich in ALLEN Casinos sperren lassen wollen bräuchte ich echt ne lange Zeit dafür. Wobei ja jeden Tag gefühlt 100 neue aus dem Boden stampfen. Allerdings ( ohne mir bewusst was offen halten zu wollen, gab und gibt es einige "schlechtere" Casinos in denen ich nie gespielt habe ( online ). Auf denen werde ich mich auch gar nicht erst Anmelden. Gut, kann man wahrscheinlich auch mit einem Drogenabhängigen vergleichen, wenn der keinen guten Stoff mehr hat, dann halt zur dreckigen Droge zu greifen. Bisher war es bei mir aber allerdings so, dass ich mich angemeldet habe und direkt sperren lassen habe, obwohl ich den Casinios vorher nie gespielt habe. In allen örtlichen Spielos habe ich einen dauerhaft Ausschluss beanztrag. Ich werde da allein aus Scharm nicht mehr hingehen. Ich bin was sowas angeht echt beschämt. In meiner Stamm Spielo kannte man mich. Da wurde man immer nett und persönlich angesprochen. Wurde gefühlt wie ein Promi behandelt. Heute weiß ich, dass es ein sehr gut geschultes Perosnal war. Freundlich sein und er kommt wieder. Zwischendurch kam der Chef sogar vorbei und hat jedem gerade anwesenden 10€ geschenkt. Wie Aufmerksam ;D - habe ich aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gesehen.

Nachdem die Spielos nach dem ersten Lockdown wieder geöffnet waren, war ich noch 2-3x spielen und habe mich dann sperren lassen. Ich war also eine Zeit lang nicht mehr in der Spielo.

Das Thema " Freundin" ist halt nicht so einfach. Ich bin wahrscheinlich einfach ein Feigling.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 04 November 2020, 08:36:04

Man möchte nur Geld zum Zocken haben,dafür “ spart“ man an allen Ecken und Kanten.....und ist zu geizig,dass Geld für was schönes oder notwendiges auszugeben.

Ebenso wäre es gut,wenn du dich deiner Freundin anvertraust,damit du jemanden zum Reden hast.


Hallo Wolke,

ich gehe auch stark davon aus, dass es daran liegt - also das Geld zu sparen um es verzocken zu können. Schon heftig wie krass unterbewusst das verankert ist. In erster Linie wollte ich eifach Geld auf dem Konto haben. Aber wie du schon sagst, sicherlich nur um nn zocken gehen zu können.

Es wird der Tag kommen an dem ich mich meiner Freundin anvertraue, aber aktuell jetzt funktionert es einfach nicht. :(
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 04 November 2020, 10:36:55
Hi Isii!

Das Thema Freundin ist tatsächlich prikär. So kann ich Deine Argumentation tatsächlich nachempfinden, kann sie aber aus heutiger Sicht nicht mehr teilen.
Wenn Du Dich hier im Forum einliest, wirst Du unwahrscheinlich viel dazu finden. Einige wenige weigern sich auch heute noch ihrem Partner die schonungslose Wahrheit zu erzählen. Jedoch wirst Du auch viele Beiträge finden, in denen sich vehemente Weigerer denn doch überwunden haben - und sehr froh sind, es getan zu haben.

Ich darf Dich zitieren:
Zitat
Meine Freundin und ich führen eine sehr innige Beziehung und vertrauen uns zu 100% & es läuft seid 8 Jahren echt perfeckt. Man stelle sich seinen  aller besten Freund als Partnerin vor.
Puh ... das tut jetzt weh ... muss aber sein: Das stimmt nicht!
OK, in den unzähligen Lebensbereichen außerhalb des Themas Glückspiel, wird die Aussage zutreffen. Doch rund um das Thema Glückspiel stimmt es einfach nicht.
Du belügst sie seit 8 Jahren nach Strich und Faden und obwohl Du anfängst Dich mit dem Gedanken an ein Outing anzufreunden, hast Du tatsächlich vor, Deine Freundin mit Vorsatz weiter anzulügen. Sie vertraut Dir - aber Du ihr eben nicht!
Vertausche in einem Gedankenexperiment einfach mal Eure Rollen. Du bist sie und sie ist darin Du.
Würdest Du nicht wissen wollen, wie es um sie steht? Würdest Du sie nicht unterstützen wollen, damit sie das Problem künftig handhaben kann?
Was würdest Du ihr sagen, wenn sie von Scham und Schuld anfängt? Wahrscheinlich würdest Du sie beruhigen und ihr versichern, dass diese beiden Blocker bei Dir vollkommen falsch am Platz wären - oder nicht?
Würdest Du fordern, dass sie im Gespräch alle Deine Fragen beantworten könnte? Würdest Du Beweise fordern für ihre Handlungsbereitschaft?
Was wäre, wenn sie es Dir nicht sagt und Du durch einen dummen Zufall herausfindet, dass Du sie all die lange Zeit belogen hast?
Ihr habt schon Zukunftspläne geschmiedet. Beide gemeinsam und auch jeder für sich. Was würde diese große Lüge bei Dir auslösen?
Sicherlich kommt dieses Thema auch bei Dir hoch, wenn sie sich selbst outet. Doch es ist dann anders ... nicht wahr?
Erkennst Du es? Es ist die Bereitschaft an sich zu arbeiten. Es ist das Vertrauen, welches sie in Dich setzt, dass Du das Glückspielen einstellen möchtest - Dich wieder auf Deine und Eure Ziele konzentrieren und sie leben möchtest.
Es ist die Tatsache, dass Du ihr wichtig bist - wichtiger als jede Konsequenz, die Du vielleicht - aber nur vielleicht - ziehen könntest.
Nun verlassen wir dieses Gedankenexperiment wieder ...

Indem Du weiter lügen möchtest, könnte genau das eintreten, was Du befürchtest. Wenn sie es selbst herausfindet, wird in ihr eine Welt einstürzen.
Es ihr eventuell erst nach einer potentiellen Hochzeit zu sagen, geht gar nicht. Da lässt Du sie ins offene Messer rennen.
Wir alle wissen noch nicht, ob Du den Absprung tatsächlich schaffst. Die Glückspielsucht ist fortschreitend, wenn sie nicht erfolgreich gestoppt wird.
Dementsprechend werden die Lügen und damit Vertrauensbrüche mehr und die Verschuldung nimmt automatisch zu.
Du würdest also die durchaus vorhandene Gefahr eingehen, ihre finanzielle Zukunft mit zu zerstören.
Nun wirst Du einlenken, dass ihr getrennte Konten habt. OK - und was ist, wenn dann erst mal Nachwuchs kommt? Dann ist sie und die kleinen Bälger wirtschaftlich abhängig von Dir. Wie mag dann die Zukunft Deiner Familie wohl aussehen?

Du möchtest es ihr alternativ kurz vor der Hochzeit sagen? Wow ... die Termine sind gemacht, die Feierlichkeiten gebucht? Würde sie sich dann nicht unter Druck gesetzt fühlen auf Biegen und Brechen "Ja, ich will" zu sagen? Wäre es ihr gegenüber fair?

Es gibt immer nur einen richtige Moment um sich zu outen - und das ist das Jetzt.
Deine Freundin wird sicherlich schockiert sein - wer rechnet denn auch mit so etwas?

Es ist nun mal eine Tatsache, dass Du ein Problem mit dem Glückspiel hast. Diese Tatsache muss erst einmal auch von Deiner Freundin verarbeitet werden.
Doch sie hat ein Recht darauf, diese Wahrheit zu erfahren. Sie muss ihre eigenen Entscheidungen fällen dürfen! Sie dürfen ihr durch Deine Person nicht abgenommen werden!

Zitat
oder eben einfach als Schutz für Sie.
Bei dieser Aussage schwillt mir echt der Kamm ... das ist eine absolut egoistische Schutzbehauptung!
"Die ganzen Lügen habe ich nur für Dich gemacht, mein Schatz!" - Damit überträgst Du Deine "Schuld", die Du verspürst, auf ihre Person!
Schmeisse den Gedanken bitte wieder schnell über Bord und bleibe ganz alleine bei Dir in Deiner Argumentation!
Sie kann nichts dafür!

Zitat
Das Thema " Freundin" ist halt nicht so einfach. Ich bin wahrscheinlich einfach ein Feigling.
Ach Isii ... dann bist Du eben ein Feigling bei dem Thema. Sind wir das nicht irgendwie alle?
Wie ich schon ausführte, glaube ich fest daran, dass die Bilder, die Deine Ängste Dir suggerieren, absolut nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben.
Auch das kannst Du hier in den angesprochenen anderen Threads wunderbar nachlesen.

Du bestehst nicht nur aus dem Suchtmenschen. Überlege doch mal, wieso Deine Freundin bereits so lange mit Dir zusammen ist.
Gibst Du ihr Sicherheit? Das Gefühl angenommen zu sein? Geliebt zu werden und ihre Liebe vorbehaltlos anzunehmen? Fühlt sie sich geborgen bei Dir?
Habt Ihr Spaß? Habt Ihr Gemeinsamkeiten? Verbinden Euch die Unterschiede?
Was denkst Du Isii? Wieso bist Du ihr so wichtig?

Puh ... das war eine Menge Senf für heute ... ;)

Egal, was ich hier schreibe, Du wirst das Richtige tun!
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Wolke am 04 November 2020, 11:17:34
Hey Isii,

mein Freund weiß auch nichts von meiner Spielsucht,seit wir zusammen sind, bin ich allerdings spielfrei bzw war es schon einige Zeit vor Beginn der Beziehung. Nie gezockt,nie gelogen.
Wenn ich jetzt wieder rückfällig werden würde und es nicht bei einmal zocken bleiben würde,müsste ich nochmal lange und intensiv über meine jetzige Einstellung nachdenken.

3 Freunde von mir wissen aber über alles bescheid. Wenn ich Spieldruck habe ,rede ich mit ihnen.

Es ist egal ,wem du dich öffnest,solange du dem Menschen vertraust und du mit ihm gut über alles reden kannst. Was hilft ist gut.

LG Wolke

Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 04 November 2020, 15:01:17
Hey Isii,

mein Freund weiß auch nichts von meiner Spielsucht,seit wir zusammen sind, bin ich allerdings spielfrei bzw war es schon einige Zeit vor Beginn der Beziehung. Nie gezockt,nie gelogen.
Wenn ich jetzt wieder rückfällig werden würde und es nicht bei einmal zocken bleiben würde,müsste ich nochmal lange und intensiv über meine jetzige Einstellung nachdenken.

3 Freunde von mir wissen aber über alles bescheid. Wenn ich Spieldruck habe ,rede ich mit ihnen.

Es ist egal ,wem du dich öffnest,solange du dem Menschen vertraust und du mit ihm gut über alles reden kannst. Was hilft ist gut.

LG Wolke

Hallo Wolke,

danke für deine Antwort. Es gibt jemanden dem ich das anvertraut habe und zwar meinem Bruder. Der weiß von allem. Ich habe also jemanden zum reden. Danke noch mal für deine netten Worte.

Ich merke, dass es generell ein Problem ist, dass ich mit meiner Freundin nicht darüber gesprochen habe. Ich gehe auch hier mal ganz frech auf die Antwort von Olli ein.

Du hast mit allem Recht was du mir sagst und ich bin mir dessen auch bewusst. Ich weiß, dass ich meiner Freundin ( auch wenn sie nichts davon weiß ) sehr viel Leid angetan habe und ich ihr gegenüber ein echtes Ar...loch bin und war. Ich weiß auch, dass uns das Band was zwischen uns ist halten wird. Aber ich schaffe es momentan einfach nicht.

Das mit der Hochzeit wurde wohl falsch verstanden. Ich würde es hier vor einer geplanten Hochzeit sagen, weil ich nicht möchte das ich sie unbewusst in die Dinge mit rein ziehe. Wir sind beide noch sehr Jung wenn ich das mal so sagen darf. Daher wird solch eine Enmtscheidung, oder eben der passende Antrag meinerseits noch ein wenig warten können. Ich denke, dass ich auch nicht direkt ein JA bekommen würde, würde ich sie morgen fragen :D

Es wird der Tag kommen an dem ich ihr das sage. Das muss aber aus meiner Sicht ( großer Egoist ) noch warten.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 04 November 2020, 15:15:27
Tagebucheintrag NR.2

Hallo zusammen,

ich habe mich heute auch auf der "10€" Seite sperren lassen und somit augenschienlich keine Möglichkeit mehr zu spielen. Selbst wenn es keinen Lockdown geben würde, könnte ich aufgrund der lokalen Sperrungen nicht in Versuchung kommen. Das gibt mir ein gutes Gefühl. Ich bin jetzt seid 3 Tagen Spielfrei. Also noch völlig am Anfang. Ich wünschte mir, das ich solch einen Text schon vor 4 Jahren in dieses Forum geschrieben hätte - umso mehr freue ich mich auf den Tag, indem ich diesen Eintrag lesen kann und mir denke " Schön, dass dieser Lebensabschnitt X-Jahre hinter mir liegt"

Ich habe mir gestern anstatt Geld in der Spielo, oder eben im OC einzuzahlen etwas gegönnt. Ich habem mir was schönes bestellt und freue mich sehr darauf. Es waren zwar nur 50€, aber ich habe mir mal was gegönnt. Vllt nehme ich dies als Belohnungssystem anfang jeden Monats. Um mir damit das eventuell fehlende "Glücksgefühl" auszugleichen. Ich will mich in den nächsten Tagen mehr mit dem Suchtgedächtnis auseinandersetzen um zu verstehen wie sich all das auf mich ausgewirkt hat und welche "Probleme" auftreten können.

Eine SHG wurde hier ja bereits angesprochen. Dieser könnte ich nur beitreten, wenn ich mein Umfeld darüber informiert habe was mit mir los ist. Und da ich dies ja bereits in den Abschnitten davor schon geschrieben habe, ist mir das aktuell nicht möglich. Ich weiß das es vollkommen Dumm ist und wahrscheinlich mir eines Tages noch zum Verhängnis wird. Ich werde es erst einmal auf meinen Weg versuchen und gucken wie weit ich damit komme. Aktuell sieht die Siatuation sehr gut aus wie ich denke. Ich habe mir so oft schon geschworen, dass ich die letzte 2€ Münze in den Schlitz werfe und war ein paar Tage später wieder da. Jetzt habe ich ein ganz anderes Gefühl. Ich fühle mich frei von dem Gedanken spielen zu wollen und werde einfach annhemen dass ich ein Problem habe. Zu jedem Problem gibt es eine Lösung - und meine ist es, dass ich in erster Linie kein Glücksspiel mehr anfassen will & ich meine Schulden in den Griff bekomme. Diese sollten in ca. 3 Jahren abgezahlt sein. Ich hatte bereits schon überlegt einen Nebenjob anzunehmen, aber ich will auch noch ein Stück weit das Leben genießen. Die Schulden sind jetzt da und dafür muss ich geradestehen - und das gute ist - das will ich auch.

Wäre doch schlimm wenn der ganze Mist nur für eine Weile schmerzen würde. Ich bin der EMinung, dass ich für mein Handeln "bestraft" werden muss und dies ist halt meine Strafe. Es gibt wie ich in anderen Foren gelesen habe, viele Spieler die mit der psyche Probleme haben aufgrund des spielens und sogar an Suizid gedacht haben. Ich war und bin GOTT SEI DANK nie so weit gewesen. Ich ziehe meinen Entschluss durch und werde es meinem Umfeld beweisen, aber vor allem mir. Eines Tages werde ich auch meiner Freundin gegenüber geständig sein und auch dafür gerade stehen. Ich glaube daran, dass es Menschen gibt, die eine Aufgabe zu erfüllen haben im Leben & meine Aufgabe ist die Sucht und der damit eingehenden Reue.

Wir hören uns morgen wieder.
Macht es gut  :)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Wolke am 04 November 2020, 20:08:18
Hey,

Zitat
Eine SHG wurde hier ja bereits angesprochen. Dieser könnte ich nur beitreten, wenn ich mein Umfeld darüber informiert habe was mit mir los ist.

Eine SHG geht 1,5-2 h an einem Tag in der Woche. In der Spielo hast du viel mehr Zeit verbracht! Wie hast du diese Zeit zuhause erklärt? Dann kannst du auch 2 h/Woche Zeit zu einer SHG gehen.
Zögere es nicht unnötig hinaus,dir auch professionelle Hilfe zu suchen.

Bleib stark und einen schönen Abend noch.

LG Wolke
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 04 November 2020, 20:59:24
Hi Isii!

Ich fand Deine Antwort gar nicht frech. Im Gegenteil - ich fand sie ehrlich! Bleib´ dabei! :)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 05 November 2020, 07:15:15
Hey,

Zitat
Eine SHG wurde hier ja bereits angesprochen. Dieser könnte ich nur beitreten, wenn ich mein Umfeld darüber informiert habe was mit mir los ist.

Eine SHG geht 1,5-2 h an einem Tag in der Woche. In der Spielo hast du viel mehr Zeit verbracht! Wie hast du diese Zeit zuhause erklärt? Dann kannst du auch 2 h/Woche Zeit zu einer SHG gehen.
Zögere es nicht unnötig hinaus,dir auch professionelle Hilfe zu suchen.

Bleib stark und einen schönen Abend noch.

LG Wolke

Guten Morgen Wolke,

ich gebe dir auch hier recht. Ich habe trotzdem Zeit gefunden zu spielen. Allerdings nicht in einer Regelmäßigkeit. Ich hatte vor ein paar Jahren ( 3 Jahre ) noch einen anderen Arbeitgeber, wo ich in Schicht arbeiten musste. Entweder war ich vormittags spielen, als meine Freundin dann schon arbeiten war, oder aber wenn ich Frühschicht hatte und ich noch "Zeit" hatte bevor meine Freundin zu hause war. Nach dieser Zeit habe ich einen neuen Arbeitgeber. Ich habe regelmäßige Arbeitszeiten, die sich eventuell höchstens um 30Min verschieben könnten. Also weiß meine Freunidn quasi auf die Minute genau wann ich zu hause sein sollte. In dieser Zeit, konnte ich nicht mehr direkt in die Spielo, sondern hatte das OC für mich entdeckt. Es gab Tage an denen ich krankgeschrieben war und dann auch mal in die Spielo konnte. Da ich eher ein fitter Typ bin und somit auch nicht oft krank war / bin kam dies halt nicht oft vor. Manchmal bin ich nach der Arbeit kurz einkaufen gewesen und die Spiele war leider Gottes 2m daneben. Also bin ich kurz in die Spielo, habe 20-50€ reingeworfen und auf hohen Einsätzen laufen lassen. Wenn Gewinne kamen, war ich kurz erinkaufen und konnte das Geld hinterher abholen. Wenn ich das rückwirkend reflektiere ist es schon ein wenig Krank wie ich das alles so gemacht habe. Hauptsache kurz Zocken.

Vllt verstehst du jetzt ein wenig, warum das alles ein wenig kompliziert ist. Naja, eigentlich nicht kompliziert. Ich mache es mir halt selbst so schwer^^. Aber da dies mein eigner Wunsch ist, werde ich erst einmal damit so umgehen.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 05 November 2020, 14:29:42
Tagebucheintrag NR3
SPIELFREI seit 4 Tagen

Hallo zusammen,
es ist schon komisch. Seitdem ich hier im Forum bin, dreht sich meine Welt irgendwie mehr über Glückspiel als ohne diesem Forum. Es liegt bestimmt daran, dass ich mich mehr mit diesem Thema auseinandersetze. Vor diesem Forum, gab es Tage an denen ich nicht einmal daran gedacht habe. Jetzt ist es ein wenig anders, aber ich denke positiv anders. All die Einträge von anderen Betroffenen Personen, machen mir Angst und zum Teil auch Mut. Ich finde es gut, dass hier jeder anonym offen darüber spricht was ihm wiederverfahren ist.

Ich muss euch mal eines der beklopptesten Dinge über mich in Bezug auf die Spielsucht erzählen. Oft, wenn ich lange Zeit nicht gespielt habe, haben mich die OC’s trotzdem nicht in Ruhe lassen können. Entweder morgens bevor ich zur Arbeit bin, oder nach der Arbeit bei der Zigarette – oder sogar zwischendurch in den Pausen nahm ich mein Handy in die Hand öffnete eine Internetseite „meines“ OC und spielte kostenlos mein Lieblingsspiel. Einfach so, auf hohen Summen. Ich habe mir dann immer gesagt: „ so, ich tue mal so, als hätte ich 1.000€ zur Verfügung und würde 50€ pro Umdrehung spielen. Mal sehen was ich gewonnen hätte. Wenn die 1.000€ „Spielgeld“ weg waren, habe ich diesen Vorgang immer und immer wieder wiederholt bis ich etwas „gewonnen“ hatte. Selbst dieses zocken ohne Geld einzuzahlen hat mir irgendwas gegeben. Ich weiß nicht was, aber wenn ich vermeintlich etwas gewonnen hatte, konnte ich den Gedanken wieder schließen in meinem Kopf. Es ist wie auf der Playstation. Ich spiele ein Spiel um es durchzuspielen. Erst wenn das Spiel abgeschlossen ist, kann ich das Spiel zurück ins Regal packen und das war‘s. Gibt es Erklärungen dafür, dass man als Spieler eine Slot „durchspielen“ will? Wieso höre ich dann nicht mit dem Spielen auf, wenn ich Summe X gewonnen habe, sondern schmeiß das ganze Geld wieder rein? In Anbetracht des Gedankens an das „durchspielen“ kommt sicherlich mein anderer Gedanke dazu: „Ich brauche Geld um richtig Leben zu können – um ein schönes Leben zu haben – um mir was großes schönes leisten zu können“. Beide Gedanken sitzen dann zusammen am Tisch und fragen sich, wie sie mich dann weiter beglücken können. „Wie schaffen wir es, dass wir noch mehr Gefühle auslösen können?“ Es ist nie dabei geblieben, dass ich mit einem guten Gefühl vom Spielen loslassen konnte. Jedes mal ist das Geld wieder in den Automaten geflossen und nach jedem verlieren verschwand die Euphorie in Hand umdrehen und ich stand mit meiner bemitleidenden Persönlichkeit alleine dar.

Worauf ich hinaus will ist, dass ich den Hintergrund des Spielens nie verstanden hab. Ich habe nie verstanden warum man wieder spielt, obwohl man weiß wie scheiße es ist, wenn man Anfang des Monats kein Geld mehr hatte. Wenn ich einmal meine Hand auf eine Herdplatte lege, weiß ich dass es weh tut und das solch eine Platte echt heiß werden kann. Tue ich es also wieder? NEIN!.

Schmerzen werde ich in diesem Fall nicht unterscheiden. Die Hand die weh tut, weil man sie auf die Platte gelegt hat, schmerzt genauso, wenn nicht sogar weniger, als das Gefühl nach dem Spielen insofern man verloren hat. Ich kann für mich mitnehmen, dass ich jahrelang dumm war und dass ich meinen Gedanken „schönes Leben – ich brauche Geld“ sowas von in den Arsch hätte treten können. Das Geld was ich verspielt habe, hätte ich in schönen Urlauben & weiteren schönen Wünschen investieren können - & es wäre sicher noch was übrig geblieben.

Ich komme aus einem ärmeren Haushalt. Geld spielte bei uns immer eine große Rolle, weil nie etwas da war. Es gab keine Geschenke – weder zu Weihnachten noch zum Geburtstag. Mein Bruder und meine Eltern hätten es sicher auch anders haben wollen. Aber wenn beide Arbeitslos sind, kann das halt nichts werden.

Ich wollte es immer besser machen. Ich habe meine Ausbildung abgeschlossen und hinterher sogar noch studiert. Ich habe für meine Verhältnisse einen Job indem ich nicht viel verdiene. Für andere ist das was ich jeden Monat raus habe sicherlich viel Geld. Aber mein Standard ist es nicht. Liegt wahrlich auch an den 4 Krediten die ich monatlich mit einer Summe von knapp 600€ jeden Monat tilge. Wohnkosten, Auto, Zigaretten – da bleibt nicht viel übrig. Wenn die Spielschulden weg sind sieht es gleich wieder besser aus. Ich hatte vorher zwar mehr Geld zur Verfügung ohne die Spielschulde, aber ich wollte trotzdem mehr. Ich bin so der Typ „schnell viel Geld machen“. Heute weiß ich, dass das nicht geht. Auf jeden Fall nicht im Spiel Milieu und nicht legal. Also lasse ich es einfach. Werde ein „normales“ und vor allem glückliches Leben vorziehen.

So, ich mache mal Schluss für heute – ich war so im flow, ich hätte ein ganzes Buch schreiben können :D

Bis morgen  :)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: andreasg am 05 November 2020, 17:21:48
Hallo Malisi

ich habe Deinen Bericht gelesen, und natürlich dämmert mir einiges, und ich erkenne mich in Dir wieder.
Es wurde mir erst in der Selbsthilfe verdeutlicht, daß z:B. meine "Geldbeschaffungsmaßnahmen" ein Teil der Ausübung meiner Spielsucht dienen. Und damit meine ich nicht nur den einfachen Arbreitsalltag. Welch ein Kick das war, in der Familie Schacks zu klauen, Schrift und Unterschrift zu fälschen, und dann mit reichlich Fracksausen zur Bank zu gehen, ... die Angst vor dem Entdeckt werden, die Suizidgedanken in der folge. Wenn ich eine Phase hatte, an der ich lediglich am Punkteautomaten gespielt habe, wollte ich "die Kist auch hochjagen" also reichlich Punkte gewinnen, die damals nicht in Token gerechnet wurden, sondern schlicht verfielen. Die Risikotaste war der Motor. Wenn diese Taste beherrschen konnte war mein Leben schön.
Auch wenn ich einige Jahre nicht mehr spiele, das Gefühl der Risikotaste am rechten Daumen, das Zucken, das Anstoßen, habe ich mir eingeleibt.

Auch ich komme aus armen Verhältnissen, wir Kinder haben kaum Taschengeld bekommen. Der Neid auf meine Klassenkameraden, die sich so manches leisten konnten, und schicke Fahrräder fuhren, brachten mich dahin, daß ich Geld, wenn es dann mal da war, klaute. Ich wollte einfach nur zu meinen Schulfreunden dazu gehören. Als ich so einmal 5 DM stibitzte, um gleich meinen Schulfreunden den Film "Kleopatra" mit Liz Tayler zu sehen, schleifte meine Mutter mich zum geschiedenen Vater, der auf mich einprügelte, bis ich zu Boden ging. Das waren die einigen Prügel, die ich vom Vater je erhalten habe, aber ich habe dieses Ereignis später als den Beginn meiner Spielsucht angesehen.

Als ich meine erste Phase der Spielfreiheit hatte, 1989/1990, ging ich in eine offene Kirche, setzte mich betrachtete den Altarraum, dann fragte ich dahinein: "warum bin ich Spieler, warum mußte gerade mir das passieren"?
Eine Stimme antwortete mir direkt: "Andrea, du wirsdt deinen Weg gehen, es wird ein steiniger Weg weden, die wirst stürzen, dir die Knie blutig schlagen, du wirst wieder aufstehen, aber du wirst deinen Weg gehen".

Malisi, ich habe schon so manches über mein Leben geschrieben, und hier stehen ja einige Postings auch von mir. Genau diesen blutigen Stürze, und die Kraft und den Mut zu der Hoffnung wieder aufzustehen, und einen Genesungsweg zu finden, dax hat mich eingedenk des Satzes der Stimme niemals verlassen.

Ich bin 68 Jahre Altersrentner wegen Schwerbehinderung, (die vielen Ab - stürze) , beziehe Sozialgeld zum Wohngeld, eigentlich ein Leben in Armut, aber ich fühle mich gerade gut situiert, also trotz Corona in einer stabilen wirtschaftlichen Lege.  Meine Sozialen Ängste (Verarmung) haben keinen Boden mehr, wenn ich bewußt in meiner Spielfreiheit leben kann.
Deshalb möchte ich Dir Dank sagen, für Deine Offenheit,

und trage es mir bitte nicht nach, ich schreibe wirklich gerne, machmal wird es länger als geplant.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 06 November 2020, 06:59:54
Guten Morgen Andreasg,

vielen Dank für deine offenen Worte. Es ist nicht immer so einfach gewesen was das Geld bei uns in der Familie angeht - aber darüber habe ich ja in der vorherigen Nachricht berichtet. Ich kann deine Handlungsweise wirklich nachvollziehen.
Es gibt halt 2 Möglichkeiten. Entweder ich entscheide mich dazu das Geld ehrlich zu verdienen, oder man geht dann den anderen Weg.

Ich bin auch kein Kind der Traurigkeit gewesen. Ich habe viele falsche Entscheidungen getroffen - habe abseits vom spielen auch Straftaten begangen bei denen ich dann letzten Endes belangt wurde. Es gibt viele Dinge die ich gerne Rückgängig machen würde - aber das geht halt nicht. Ich kann für diese Dinge halt nur gerade stehen und in Zukunft das beste für mich und mein Umfeld machen.

Das du das mit dem Neid auf deine Klassenkameraden ansprichst - auch das kenne ich. Wir waren bereits schon in der Schule Außenseiter - habe uns anhören dürfen was für Assis wir sind. Wir hatten nicht einmal Geld um uns einen Frisör leisten zu können, also schnitten wir uns im Alter von 5 Jahren selbst die Haare - wie das wohl ausgesehen hat kann sich jeder ausmalen. Rückwirkend betrachtet, schäme ich mich auch für diese Zeit. Meine Schulnoten waren sehr schlecht - selbst in jungen Jahren und in der Grundschule fing ich an zu schwänzen, weil ich einfach nicht mehr zur Schule wollte. Selbst Lehrer haben mich wie einen Aussätzigen behandelt. MAn verliert das Vertrauen zu Erwachsenen und anderen Mitmenschen die im selben Alter sind. Aber dazu dann später sicher mehr.

Ich bin mir ziemlich Sicher, dass es etwas übernatürliches gibt. In deinem Fall sprichst du das mit der Kirche an. Mein Gedanke an etwas übernatürlichem ist ein wenig anders. Ich gehe stark davon aus, dass jeder Mensch so wie er auf die Welt gekommen ist, eine Aufgabe zu erledigen hat. In meinem Fall wird es sicher die Sucht sein die ich zu bewältigen habe. Dies wird eines meiner Aufgaben sein und der werde ich mich jetzt stellen. Es gibt in meinem Fall keine Stimme von außen die mir den Weg zeigt, aber um in meinem Fall diese Aufagbe zu lösen, benötige ich starken Selbstwillen und vor allem Hartnäckigkeit.

Ich würde dir gerne sagen, dass ich dich in den Arm nehmen möchte. Aufgrund dessen was dir wiederverfahren ist, empfinde ich Mitleid für dich. Aber dies wäre einfach nur eine Beleidigung. Man sollte den Hut vor dir ziehen und dir Anerkennung zöllen. Ich bewundere deinen Weg und wünsche mir, dass ich auch dahin komme wo du jetzt bist. Danke für deine Worte
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 06 November 2020, 10:39:30
Hi!

Gerade habe ich mir das Hörbuch von Stephen King ausgeschaltet, damit ich mich voll und ganz auf Deinen Beitrag konzentrieren möchte.
Es ist die Geschichte eines Revolvermannes, der in verschiedenen Welten auf der Suche nach dem dunklen Turm ist - das dritte von mittlerweile 8 Büchern.
Bestimmt 25 Jahre ist es her, dass ich das Buch gelesen habe und es ist leider auch das Letzte gewesen, welches ich aus dieser Reihe gelesen habe.

Nun frage ich mich gerade, was wirklich spannender ist ... ;)

Ich erkenne mich in Deinen Beiträgen wieder. So z.B. in der gedanklichen Beschäftigung mit der Sucht und damit der eigenen Person - eben nicht mehr auf die gewohnte destruktive Art, sondern  ... angenehmer.
Empfinde es bitte nicht als Druck, wenn ich Dir hier noch einmal betone, dass diese Gefühle beim Besuch einer SHG sogar noch intensiver sein können.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 06 November 2020, 13:06:33
Tagebuch Eintrag NR4
Spielfrei seit 5 Tagen

Hallo zusammen,
ich bin jetzt seit 5 Tagen Spielfrei - Wuhuu. Als Erfolg kennzeichne ich diese 5 Tage allerdings nicht. Schließlich gab es schon Zeiten wo ich weit mehr Tage Spielfrei war.

@Olli: ja, du hast Recht. Der gedankliche Teil einer Sucht ist für mich persönlich das schlimmste. Klar ist unsere Sucht nur Handlungsbezogen und somit weniger Körperorientiert. Der Kopf ist in diesem Fall ja der "Schuldige". Ich fühle mich irgendwie überfordert mit der gesamten Situation - nicht weil ich niemanden zum Reden hätte sondern irgendwie fühlt es sich anders an. Ich gehe halt stark davon aus, dass ich mich jetzt so intensiv damit beschäftige. Natürlich möchte ich das auch, aber irgendwie fühlt es sich gerade heute schlecht an. Ich bin mir sicher das dieses Gefühl auch bald weg sein wird. Schließlich freue ich mich jeden Tag mehr meinem Ziel ein wenig näher zu kommen.
Heute habe ich einen Blick auf mein Konto geworfen und mit Entsetzen festgestellt, dass es gar nicht mal so gut aussieht. Ich habe einen Dispo über2.000€ bei meiner Hausbank und natürlich ist dieser überzogen, Aktuell arbeite ich daran, dass ich jeden Monat ein wenig zurücklege um den Dispo bis Mitte nächsten Jahres weg zu haben. Und ich bin mit voller Euphorie diesen Monat rangegangen. Ich habe mir 100€ zurückgelegt und musste diese direkt wieder umbuchen lassen, weil ich noch andere Dinge zu zahlen hatte. Heute wäre so ein Tag, an dem ich an mein anderes Konto ( Kreditkarte ) ran gegangen wäre und mir Geld zum Zocken abgeholt hätte, oder es aber zu Corona Zeiten im OC eingezahlt hätte. Wie automatisiert checkte ich was noch auf der Kreditkarte zu holen ist. Ich habe den Gedankengang dann schließlich abgebrochen und habe mich gefragt wieso ich diesen Schritt hätte gehen wollen – das Ergebnis: es gibt einfach keinen Sinn mehr Geld auszugeben, wenn man kein Geld hat.
Es wird immer Höhen und Tiefen geben? Ich hoffe doch das die Freude am Ende mehr überwiegt nicht gespielt zu haben und das ich auf mich stolz sein kann. Wie waren die ersten Tage bei euch?
Weiterhin wollte ich bei euch wissen wie es psychisch aussieht? Seit 4 Jahren habe ich mit einer Angststörung zu tun. Ich bin aus dem gröbsten raus. Es gibt hier und da noch Tage an denen es mir nicht ganz so gut geht – mit diesen kann ich mittlerweile sehr gut umgehen. Ich werde aber weiterhin noch eine Therapie aufgrund dessen anstreben und einem Psychologen dann alles offenlegen. Ich war aufgrund dieser Störung beim Heilpraktiker, der mir auch sehr gut helfen konnte. Also ich habe jetzt nicht NICHTS gemacht.
Anfangs bin ich davon ausgegangen, dass dieses komische Gefühl welches immer überraschend kommt und geht wie ein Entzug ist. Gibt es einen Entzug beim Spieler? Wenn ja, wie sieht der aus?
Meine Gefühle gegenüber Spielen ist negativ eingestellt. Ich verachte das Spielen.

In Bezug auf meine ‚Schulden habe ich wochenlang versucht mir ein Nebenjob online zu suchen. Gerne im Homeoffice. Ich habe versucht im Internet Geld zu verdienen, allerdings habe ich nichts gefunden. Ich würde gerne mit einem Nebenverdienst mehr Geld übrig haben um nicht mehr gucken zu müssen ob ich mir was leisten kann oder nicht. Gibt es hier jemanden dem es ähnlich geht & der eventuell bereits etwas gefunden hat?
Wie ihr seht, dreht sich am Ende doch alles ums Geld. Klar, würde es mich freuen wenn eine gute Fee vorbei kommt und meine Schulden auflösen könnte – fühle ich mich dann glücklicher – ich denke schon. Eine große Last würde von meinen Schultern fallen – allerdings gehe ich stark davon aus, dass ich nach so kurzer Zeit keinen Lerneffekt hätte.

Übers Wochenende werdet ihr nicht viel von mir hören. Wir unternehmen immer sehr viel - & dann hat das Handy nichts bei uns zu suchen :P.
Ich sage mal: dann bis Montag – hab ein schönes Wochenende
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 06 November 2020, 14:02:51
Hi Isii!

Mich freut es sehr, dass Du Dir so viele Gedanken machst und diese sogar noch mit uns teilst. Dafür sende ich einfach mal ein fettes Dankeschön.
Sicher wird es nicht nur Andreas und mir so ergehen, dass wir uns in Deinen Gedanken wiederfinden, sondern auch den vielen anderen stillschweigende Lesern.

Glückspielsucht ist eine stoffungebundene Sucht. Sie findet im Kopf statt und kann aber durchaus auch psychosomatische Beschwerden auslösen, manchmal auch psychologische auslösen. Stoffgebundene Süchte werden zusätzlich erschwert durch körperliche Entzugserscheinungen oder andere Beschwerden.
Somit ist der Kopf "als Schuldiger" in allen Süchten vertreten.

Zitat
Ich fühle mich irgendwie überfordert mit der gesamten Situation
Nun, das ist jetzt gerade in der Anfangszeit (5 Tage! ;) ) vollkommen normal. Jetzt erst wird Dir mehr und mehr bewusst, wie viele Automatismen diese Sucht auch bis hin in das Alltagsgeschehen hat und welche Schäden bisher verdrängt wurden. Das gibt sich aber wieder - es geht vorbei.
Du wirst schnell feststellen, dass die positiven Effekte des Nichtspielens die Schlechten in den Hintergrund schieben werden.
Gehe jetzt kleine Schritte, aber gehe sie stetig weiter.
Jetzt hast Du eine finanzielle Inventur gemacht. Auch diese ist wichtig. Sich bewusst machen, wie die Finanzen stehen, Pläne schmieden, wie die Schulden abgetragen werden können.
Letzteres sollte nicht auf Biegen und Brechen geschehen. Belasse Dir genug Taschengeld, damit Du Dich auch belohnen kannst - für Deinen Job - für Deine Abstinenz.
Vielleicht kannst Du ja auch mal Deinen Versicherunsstand überprüfen? Gibt es da welche, die Du nicht brauchst? Bist Du über- oder gar unterversichert?
Wie sieht es mit Verträgen aus? Sind die Kosten für das Handy noch zeitgemäß? Macht es Sinn den Stromanbieter zu wechseln?

Zitat
Ich habe mir 100€ zurückgelegt und musste diese direkt wieder umbuchen lassen, weil ich noch andere Dinge zu zahlen hatte.
Wie wäre es denn dann mal mit einem Haushaltsbuch anzufangen, in dem Du auch planen kannst? Wären die unerwarteten Verpflichtungen dann vielleicht auf Deinem Schirm gewesen?

Zitat
Ich hoffe doch das die Freude am Ende mehr überwiegt nicht gespielt zu haben und das ich auf mich stolz sein kann.
Halte dieses Gefühl fest in Deinem Herzen. Es wird Dich motivieren in ähnlichen Situationen wieder so wie jetzt zu reagieren. Und ja: Du darfst stolz auf Dich sein!

Zitat
Wie waren die ersten Tage bei euch?
Mir erging es ähnlich wie Dir. Gerade am Anfang war ich sehr euphorisch und genoss diese Gefühle auch. Es kamen dann aber immer mehr Fragen in mir auf, die unbeantwortet blieben.
Daher besuchte ich nach ein paar Wochen meine damalige SHG, die mir sehr geholfen hat. Ich kann heute nicht sagen, ob ich ohne die SHG meine Abstinenzentscheidung(en) hätte aufrecht erhalten können. Dort jedenfalls habe ich sie gepflegt und ausgebaut.

Zitat
Gibt es einen Entzug beim Spieler?
Zumeist ist dieser psychischer Natur. Er kann aber auch mit psychosomatischen Beschwerden einhergehen - Schweißausbrüche, Unruhe, Unkonzentriertheit, Müdigkeit, Kopfschmerzen ... die Liste ist lang. Bei mir war es Gott sei Dank nur psychisch. Da gilt es den kleinen Gedankenfunken, der sich unmerklich einschleicht, frühzeitig zu erkennen und ihn zu löschen.
Angststörungen werden durch eine Sucht hier und da verstärkt, habe ich mir sagen lassen. Daher kann ich mir auch vorstellen, dass sie auch bei einem Entzug erst einmal belastender werden können. Da ist es der richtige Weg, sich der Angst zu stellen, wie Du es vorhast - mit externer Hilfe.

Zitat
Klar, würde es mich freuen wenn eine gute Fee vorbei kommt und meine Schulden auflösen könnte – fühle ich mich dann glücklicher – ich denke schon.
;) Sie wird nicht kommen ... ;)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: andreasg am 07 November 2020, 19:12:53
Hallo Malesi,

Danke für Dein Statement und die Antwort zu meinem Posting. In den Arm nehmen, ja, das fühlt sich gut an, ich spüre nahezu die Wärme und die Energie.
Ich hoffe Du hast Deinen Tag gut überstanden
und kannst den Feierabend genießen.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 09 November 2020, 12:40:47
Tagebuch Eintrag NR5
Spielfrei seit 8 Tagen

Hallo zusammen,
heute geht’s mir so lala. Weder mega positiv gestimmt noch negativ gestimmt.  Ich weiß gar nicht was ich heute so erzählen soll. Momentan bin ich einfach unglücklich was meinen Job angeht. Wie bereits schon erwähnt, verdiene ich zu wenig ( meines Erachtens ) und ich bin einfach total unzufrieden was die Belegschaft angeht. Ich sehne mir meinen alten Job zurück. Es wäre denke ich ohne Probleme machbar wieder „zurück“ zu gehen – allerdings würde das meine Freundin nicht erfreuen. Die Spätschichten haben unserer Beziehung lange nicht gutgetan – ganz geschweige denn die Samstags- und Sonntagsarbeit. Allerdings hat das Geld gestimmt und die Belegschaft war eine tolle. Ich habe den alten Job auch schon abgeschrieben. Momentan bin ich auf Jobsuche und wie diese aussieht, kann sich jeder ausmalen – Corona sei Dank.
Ich habe die letzten Tage so gut wie nie ans spielen gedacht. Aber solch eine Phase gab es bereits schon mal. Ich werde mich also nicht darauf ausruhen. Ich glaube trotzdem dass ich einen Punkt erreicht habe, dass ich aufs spielen einfach keine Lust mehr habe. Werbung im TV interessiert mich nicht und all die „schöööööööööönen“ Angebote im SPAM Ordner lösche ich einfach weg.

Als ich das erste mal für 3 Monate Spielfrei war, habe ich genauso gedacht. Nachdem ich damals das erste mal wieder in die Spielo bin, hat es sich auch anfangs sehr komisch angefühlt. Weiß gar nicht wieso ich so dumm war und wieder Geld reingeworfen habe. Aber was soll’s – das ist ja auch schon ein paar Tage her.
Wie gesagt, viel habe ich heute nicht zu erzählen. Mehr als eine Woche Spielfrei ist das aktuelle Ergebnis und ich hoffe auf viele weitere Tage ohne zocken. Das finanzielle Ergebnis des Nicht spielens ist ja auch erst in ein paar Monaten zu sehen ( in meiner Situation ) Ich freue mich auf den Tag wo ich die letzte Rate überwiesen habe und mir um Geld keine Gedanken mehr machen muss.

Bis morgen

Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 09 November 2020, 13:44:02
Hi!

Zitat
Nachdem ich damals das erste mal wieder in die Spielo bin, hat es sich auch anfangs sehr komisch angefühlt.

Ja, das kenne ich auch noch von mir. Da es für die Zukunft wichtig sein könnte, würde ich das Thema mal nicht verdrängen mit einem "Schwamm drüber".
Was war dieses "Komische"? Kannst Du es benennen?

Randbemerkung: Die Wenigsten hier im Forum trauen sich über solche Gedanken zu reden. Dabei ist es wichtig, mal seine gedankliche Komfortzone zu verlassen und geistigen Aufwand zu betreiben. Wir alle wissen, wie es sich anfühlt und wollen es am Liebsten verdrängen, weil es unangenehm ist. Doch indem wir es uns bewusst machen, hilft es uns unsere Abstinenzentscheidungen zu festigen. Wir wappnen uns also für solche künftigen potentiellen Ereignisse.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: andreasg am 09 November 2020, 18:07:07
Hallo Malisi,

das Finanzielle Erleben: Mein Rechner wurde ja im Sommer gehacht, Totalabsturz. Nach der Reparatur wurde Windows 10 wieder neu aufgestzt, aber außer ein paar Fotos, Videos, waren alle Daten futsch! Auch so mein Haushaltsbuch. Zuerst hatte ich das Online - Banking gekündigt, und dann war das Haushaltsbuch (auf Excel auch noch weg.
Nun ziehe ich mir wieder traditionell Kontoauszüge, bis der Freund (Systemadministrator) die Sicherheit des Rechners noch einmal checkt, aber das Haushaltsbuch habe ich wieder neu geschrieben. Ultimo hatte ich ja einen Saldo, und so Einnahmen, Feste Ausgaben, Lebenshaltung , Sonderausgaben, Hobby dagegen.

Das pflege ich nun seit 01. November wieder täglich und es schafft mir immer wieder ein gutes angenehmes Gefühl.

Was ich sagen will: eine Erleichterung bei finanzieller Belastung kann schon einsetzten, wenn ich aufrichtig mir ein sicheres Konzept bereit stelle. Ich weiß, ich muß mich nicht leere übertriebene Versprechungen halten, jetzt kann ich schon etwas tun. Das ist wichtig, weil ja gerade die Selbst - Lüge zum Motor meiner Spielsucht wurde.

In meiner Selbsthilfegemeinschaft steht deshalb eine "Finanzielle und moralische Inventur in unserem Inneren " als Werkzeug unserer Genesung auf einem festen Platz. Es braucht Freundschaften dazu, es glaubhaft werden zu lassen, also Menschen die verstehen können, was mir und dir Schwierigkeiten bereit

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 10 November 2020, 06:53:12
Hi!

Zitat
Nachdem ich damals das erste mal wieder in die Spielo bin, hat es sich auch anfangs sehr komisch angefühlt.

Ja, das kenne ich auch noch von mir. Da es für die Zukunft wichtig sein könnte, würde ich das Thema mal nicht verdrängen mit einem "Schwamm drüber".
Was war dieses "Komische"? Kannst Du es benennen?


Guten Morgen Olli,

das kann ich hier gerne erläutern. Auf den Weg zur Spielo ( ich war vorher im Kaufhaus und die spielo ist unweit von dort entfernt gewesen ) ging das fast wie ferngesteuert. Also ich habe nicht viel darüber nachgedacht was ich jetzt tue. Als ich in der Spielo drin war, hatte ich ein Gefühl, als wäre es strengstens verboten dort rein zu gehen. Es kam mir vor wie eine andere Welt die ich betreten habe. Ich wusste das es nicht richtig gewesen ist & ich wusste, dass ich 3 Monate Abstinenz über den Haufen werfen werde. Im Endeffekt hat es mich dann nicht aufhalten können. Ich war so stolz auf die 3 Monate und dann waren die ersten Euros noch mit einer verbotenen Sache vergleichbar - aber nach kurzer Zeit war das Gefühl weg. Und Zack - ich war mal wieder im Strudel. Hätte ich damals schon aufgheört, dann wären mir ein paar Euros Schulden erspart geblieben. Aber wie sagt man so schön: Hätte Hätte - das war halt nicht so und ich bin eine Erfahrung reicher. Und zwar, dass ein Spieler nie wieder kontrolliert spielen kann. Es ist und bleibt eine Sucht und diese wird mich ein Lebenlang begleiten.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 10 November 2020, 06:57:14

Was ich sagen will: eine Erleichterung bei finanzieller Belastung kann schon einsetzten, wenn ich aufrichtig mir ein sicheres Konzept bereit stelle. Ich weiß, ich muß mich nicht leere übertriebene Versprechungen halten, jetzt kann ich schon etwas tun. Das ist wichtig, weil ja gerade die Selbst - Lüge zum Motor meiner Spielsucht wurde.

In meiner Selbsthilfegemeinschaft steht deshalb eine "Finanzielle und moralische Inventur in unserem Inneren " als Werkzeug unserer Genesung auf einem festen Platz. Es braucht Freundschaften dazu, es glaubhaft werden zu lassen, also Menschen die verstehen können, was mir und dir Schwierigkeiten bereit


Hallo Andreas,
ähnliches hat Olli auch schon angesprochen. Ich werde mich heute mal hinsetzen und alle Ausgaben gegenüberstellen und eventuelle Versicherungen kündigen und gucken welche Dinge ich einsparen kann um Entlastung rein zu bringen. Finanziell sieht es momentan echt nicht gut aus. Das wird sich leider auch erst Mitte nächsten Jahres legen, wenn 2 von den 4 Krediten abgezahlt sind. Inmitten der Sucht war es mir egal wieviel Ausgaben ich hatte und wieviel dazu kommen. Ich wollte einfach wieder Geld auf dem Konto haben und flüssig sein. Das die Kredite nur meine Sucht befriedigt haben steht auf nem anderen Blatt Papier. Danke dir für deine Hilfe
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 11 November 2020, 12:00:04
Tagebuch Eintrag NR6
Spielfrei seit 10 Tagen

Hallo zusammen,

Wuhuuuuuuuuuuu - zweistellig Spielfrei.
Heute geht es mir schon wieder besser als bei meinem letzten Beitrag. Das Spielen rückt jetzt immer mehr in den Hintergrund. Ich habe aktuell keinerlei positiven Gefühle bei Werbespots oder meinem SPAM Ordner. Heute kam eine Mail von BW... indem sie mir mitgeteilt haben, dass meine 6monatige Pause bzw. Selbstausschluss vorbei ist. Ich habe mich direkt wieder sperren lassen. Keinerlei kribbeln in den Fingern noch sonstige Emotionen dazu. Ich habe seit 10 Tagen ebenfalls auch keine "kostenlose" Spiele mehr gespielt. Anfangs fiel mir das viel schwerer als das richtige zocken. Es ist schon erschreckend wie automatisiert man diese Website im Handy eingibt und loslegen will. So war es bei meinen Besuchen in der Spielhalle auch immer. Ich bin wie ferngesteuert in die Spielhalle rein und habe einen 50er nach dem anderen eingetauscht. Wohlwollend habe ich jedes Mal Geld im Portemonnaie im Auto gelassen mit dem Hintergedanken dass ich dieses Geld nicht verspiele. 3x dürft ihr raten was ich getan habe nachdem mein Geld verspielt war? Richtig - ich habe auch dieses Geld reingeworfen und ja ich bin danach auch zur Bank und habe noch mehr Geld geholt.

Ich möchte euch mal eine Geschichte erzählen, die mir vor Jahren wiederfahren ist.

Mein damaliger bester Freund und ich haben im selben Unternehmen gearbeitet. Mein Kumpel hatte ein wenig früher Feierabend und war zur selbigen Zeit wenigstens genauso so süchtig wie ich. Es war Anfang des Monats - nach 2h kam mein Kumpel wieder auf Arbeit zurück und hat mich weinend angesehen. Er hat seinen ganzen Lohn verspielt. Weil er zu der Zeit noch bei seiner Mutter gewohnt hat und somit wenig bis keine Verpflichtungen hatte - war es in meinen Augen nur halb so schlimm. Sein Problem: er kann seiner Freundin kein Geschenk kaufen - sie hatte genau an diesem Tag Geburtstag. Er hat mich gefragt ob ich ihm 50€ leihen kann. Aber ich habe ihm nicht vertraut, weil ich mir sicher war, dass auch dieses Geld in den Automaten landen wird. Ich habe ihm das Geschenk gekauft. Irgendwie Dumm dass ich ihm nicht vertraue, wobei ich mir selbst nicht mal vertrauen kann. Ich suggeriere ihm gegenüber das er das Geld eh verspielt und schütze ihn. Das ich allerdings ein paar Minuten später auch in die Spielhalle gehen würde -  war mir beim kaufen des Geschenks für die Freundin meines Kumpels schon bewusst. Wieso schütze ich andere ohne an mich dabei zu denken und mich eventuell selbst zu schützen? Selbst heute ist das noch so - ich rate jedem ab zu spielen oder jemals damit anzufangen.

Ein kleines Beispiel außer der Reihe zu der eigentlichen Geschichte. Meine Arbeitskollegin hat mir erzählt dass sie im OC Geld eingezahlt hat - sie hätte mit 10€ Einsatz 500€ gewonnen und wolle jetzt jeden Monat 10€ einzahlen um diesen Gewinn irgendwie zu wiederholen. Ich sagte ihr, dass es keine gute Idee sei - weil dies langfristig mehr finanziellen Schaden anrichten kann als es gutes bringt. Ich stoß vermutlich auf taube Ohren. Es ist auch nicht verständlich für denjenigen der mit 10€ so viel gewonnen hat. Ich selbst hätte auch nie Gedacht, dass mich mein damaliger Jackpot ( der Grund warum ich hier bin ) zu über 20k Schulden bringen kann.

Zurück zu meiner Geschichte. Nachdem das Geschenk gekauft war, bin ich mit meinem Kumpel in die Spielo. Ich hatte ein Gefühl von " jetzt zeig ich dir mal wie man gewinnt und wie man hier richtig Kohle raus holen kann" Ich war fest überzeugt, dass wenn die Kisten bereits sein ganzes Gehalt geschluckt haben und zusätzlich Geld andere Spieler - dann ist das meine Stunde. 3h später waren 1000€ verspielt. Miete verzockt - keine Geld für Essen und Zigaretten. Ich habe meine Mutter um Geld gebeten um die Miete zu zahlen - & wo ist das Geld gelandet? RICHTIG - in der Spielhalle.
Habe ich daraus gelernt? Nein - irgendwie nicht. Das war vor ca.10 Jahren. Es waren damals meine ersten Schulden die ich gemacht habe ( Ausgleich der Summe mit einem Kredit. ) Seither zahle ich auch Kredite ab. Nie auf nem grünen Zweig gekommen.

Die Ursache meines Spielens sehe ich in der Vergangenheit ( Eltern kein Geld ). Geld ist für mich wahrscheinlich mehr als für andere. Ich definiere Geld mit Sicherheit auch anders. Natürlich ist es für mich nicht das wichtigste im Leben. Aber schon so wichtig, das ich gerne mehr davon haben möchte. OK - wer will das nicht. Manchmal frage ich mich was ich wohl machen würde wenn ich alle Schulden weg hätte und zusätzlich 100.00€ auf dem Konto hätte. Ich wäre zufriedener aber ich würde mir nicht mal was kaufen wollen - weil ich doch alles habe. Wir haben eine schöne Wohnung, ein schönes Auto ( genau das Auto, welches ich mir seit Jahren gewünscht hatte ), eine umwerfende Freundin - tolle Freunde. Es ist einfach alles perfekt & vieles davon war harte Arbeit. Ich habe viel dafür getan so ein Leben haben zu können. Und das ist der Hauptgrund warum ich all das nicht mehr will.

Mein größter Wunsch war und ist es, dass ich irgendwann zusammen mit meiner Frau und mit meinem/n Kind/ern im Garten sitze und ich den Anblick genießen kann.
Ich bin froh darüber, dass ich das alles niederschreiben kann und meine Gedanken auch mal los werden kann und hin und wieder Feedback bekomme.
Habt noch einen schönen Tag. Wir hören uns
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Balduin am 11 November 2020, 15:38:38
Hi,

Danke für deine Geschichte! Hab sie gerne gelesen.

Bei uns in der spielhalle wo ich gespielt habe, war eine Aufsicht die immer Geld verliehen hat. Ich habe dann große Vorträge gehalten, dass man an Spieler kein Geld verleiht.

Was habe ich selbst gemacht? 40000 € Schulden bei 7 Gläubigern! Ich konnte wunderbar auf andere aufpassen nur nicht auf mich selber.

Sobald der Lohn auf dem Konto war wie ferngesteuert in die Halle. Das kenne ich zu gut. Zwischendurch keine 2 € um mir nach unsere chorprobe noch ein Getränk zu leisten.

Ich bin seit zwei Jahren spielfrei. Habe nie gedacht dass ich mal so weit kommen könnte. Es fühlt sich gut an.

Viele Grüße
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 11 November 2020, 15:43:44
Danke für deine Geschichte! Hab sie gerne gelesen.

Bei uns in der spielhalle wo ich gespielt habe, war eine Aufsicht die immer Geld verliehen hat. Ich habe dann große Vorträge gehalten, dass man an Spieler kein Geld verleiht.

Was habe ich selbst gemacht? 40000 € Schulden bei 7 Gläubigern! Ich konnte wunderbar auf andere aufpassen nur nicht auf mich selber.

Hallo Baldulin :)
Danke für deine Nachricht. Ich fühle mich bei 20.000€ schon schlecht und bei all den abbuchungen jeden Monat wird mir noch schlechter. Aber ich bin mir sicher, dass du nach 2 Jahren weiterhin sauber bleibst - denn solch Menschen wie dich nehme ich dann gerne als Vorbild  :).

Es ist so dumm von einem selbst, dass man anderen einen guten Rat geben kann und sich selbst kein Stück zügeln kann und man sich selbst die größten Lügen erzählt & sie dann auch noch glaubt.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 23 November 2020, 14:21:11
Tagebuch Eintrag NR7
Spielfrei seit 22 Tagen

Hallo zusammen,

habe hier doch recht lange nichts mehr geschrieben, Wichtig ist allerdings das ich weiterhin Spielfrei gewesen bin. Ich hatte letzte Woche ein paar Tage Urlaub. Mir war zwischendurch echt langweilig. Und ich muss gestehen, dass ich total unbewusst wieder auf einer OC Seite war und aus "spaß" gespielt habe. Nicht sehr lange. Denn irgendwann habe ich mich hinterfragt was ich hier eigentlich mache. Ich habe es dann sein gelassen. Krass wie die ganze SCHEI... im Unterbewustsein noch verankert ist und wie automatisch man dazu greift. Ich weiß nicht was ich gemacht hätte, wenn mein Kono gedeckt gewesen wäre. Kann gut möglich sein, dass ich hätte irgendwo einzahlen wollen. In den bekanntesten und meisten OC habe ich eh "Hausverbot". Aber wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg. Egal - es ist nicht passiert und darauf kann ich stolz sein. Genauso stolz bin ich, dass ich mit dem DEMO Spiel auch wieder direkt aufgehört habe.

Ansonsten ist bei mir nicht viel weiter passiert.

Wir hören uns.
Bis bald :)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 23 November 2020, 15:36:09
Hi!

Zitat
Genauso stolz bin ich, dass ich mit dem DEMO Spiel auch wieder direkt aufgehört habe.

Ich finde es gut, dass Du gemerkt hast, dass diese Demo-Spiele Dir auch schaden. Tatsächlich ist der reale Geldeinsatz hier gar nicht wichtig. Im Oberstübchen laufen die gleichen Prozesse ab.
Magst Du Dir nicht mal vorsichtshalber eine Blogsoftware zulegen?
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 23 November 2020, 15:55:22
Hi!

Im Parallelthread hast Du geschrieben:

Zitat
Wenn er dich liebt und du ihn was bedeutest, dann macht er es. Wenn nicht, dann ist er nicht bereit das spielen aufzuhören!

Was lässt sich aus einer Empfehlung schließen, wenn sie nicht selbst gelebt, sondern sich sogar bewusst dagegen entschieden wird?

Hast Du Dir schon mal überlegt, ob Du wirklich spielfrei werden willst? Ohne Wenn und Aber? Oder ist da vielleicht eine Ambivalenz in Dir, die eigentlich im Ergebnis nur eine Spielpause erreichen möchte?
Gäbe es bei diesem "Kompromiss" nicht doch nur einen "Sieger"?

Du hast jetzt 22 Tage hinter Dich gebracht, in denen Du nicht um Geld gezockt hast. Zeugt das denn nicht schon genug von Deiner Absicht?
Mal abgesehen davon ... Du motivierst Dich mit dem Outing ja auch selbst - machst es Dir bewusst schwerer doch wieder zu zocken.

Aus dem Parallelthread geht hervor, dass Du weisst, was "ohne Wenn und Aber" bedeutet.

Und noch etwas: Du versuchst gerade eben nicht, es alleine zu versuchen - Du bist Mitglied dieser Gruppe ... ;) ... bäääätsch! ;)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 25 November 2020, 07:31:44
Guten Morgen Olli :)

Im Parallelthread hast Du geschrieben:

Zitat
Wenn er dich liebt und du ihn was bedeutest, dann macht er es. Wenn nicht, dann ist er nicht bereit das spielen aufzuhören!
Was lässt sich aus einer Empfehlung schließen, wenn sie nicht selbst gelebt, sondern sich sogar bewusst dagegen entschieden wird?

Es ist immer einfacher anderen eine Empfehlung zu geben. Es ist sicherlich auch mein eigener Wunsch - dass ich mir wünschen würde, das meine Freundin so reagiert. Will ich es herausfinden? Ich glaube nicht. Ich weiß, dass ich mir momentan auch einfach alles schön rede, wenn ich behaupte, dass ich dir alles sagen werde - nur nicht HEUTE und wahrscheinlich auch nicht MORGEN. Diese Empfehlung die ich geschrieben habe, beruht allerdings aus meinem Gefühl heraus und genau so empfinde ich es auch.

Hast Du Dir schon mal überlegt, ob Du wirklich spielfrei werden willst? Ohne Wenn und Aber? Oder ist da vielleicht eine Ambivalenz in Dir, die eigentlich im Ergebnis nur eine Spielpause erreichen möchte?
Gäbe es bei diesem "Kompromiss" nicht doch nur einen "Sieger"?


Ich weiß es zu 100% - ich weiß das ich spielfrei werden möchte. Nicht nur in der nächsten Zeit, sondern für immer! Ich habe gute 5 Jahre finanzielle Sicherheit verspielt und es dauert noch ein wenig bis ich diese wieder erreiche. Ich habe viel Zeit, welche ich für andere Dinge hätte nutzen können weg geschmissen. Ich habe so viel Zeit meines Lebens vor einem Automat gesessen. Das ist mit das aller schlimmste. Ich hasse mich dafür - vergebe mir - und finde jetzt einen Neuanfang!

Du hast jetzt 22 Tage hinter Dich gebracht, in denen Du nicht um Geld gezockt hast. Zeugt das denn nicht schon genug von Deiner Absicht?
Mal abgesehen davon ... Du motivierst Dich mit dem Outing ja auch selbst - machst es Dir bewusst schwerer doch wieder zu zocken.


Vielen Dank :) . Ich weiß, dass ein Outing auch die letzten Türen, welche verborgen in meinem Unterbewusstsein sind, schließen würden. Und deshlab fragst du mich bestimmt auch ganz gezielt, ob ich mir nicht doch das eine oder andere Türchen bewusst auf halten möchte, richtig? :P . Ich kann dir die Frage leider nur im hier und jetzt beantworten. Sie lautet NEIN. Bewusst halte ich mir nichts offen. Ich will das alles einfach nicht mehr. Jeden Monat aufs neue wird mir gezeigt wie miserabel meine finanzielle Lage ist. Das ist ansporn genug. Und mein größter Antrieb ist eine sorgenfreie Zukunft mit meiner Freundin :)

Aus dem Parallelthread geht hervor, dass Du weisst, was "ohne Wenn und Aber" bedeutet.
Und noch etwas: Du versuchst gerade eben nicht, es alleine zu versuchen - Du bist Mitglied dieser Gruppe ... ;) ... bäääätsch! ;)


Ist es nicht erstaunlich, dass mir "fremde" Personen ein lächeln ins Gesicht zaubern können. Ich danke dir für deine Worte, deine Anregungen. Einfach alles. :)


Zitat
Ich finde es gut, dass Du gemerkt hast, dass diese Demo-Spiele Dir auch schaden. Tatsächlich ist der reale Geldeinsatz hier gar nicht wichtig. Im Oberstübchen laufen die gleichen Prozesse ab.
Magst Du Dir nicht mal vorsichtshalber eine Blogsoftware zulegen?

Kannst du mir eine geeignete nennen? Ich habe zwar schon nachgesehen, aber nichts gescheites gefunden




Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 25 November 2020, 09:17:51
Hi!

Gerne!

Mir fällt da spontan ein:
gamban
gamblock
betfilter
txnogame

Es gibt aber noch viele Weitere ...
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 27 November 2020, 12:51:18
Tagebuch Eintrag NR8
Spielfrei seit 24 Tagen

Hallo zusammen,

ich hoffe ihr seid weiterhin gesund geblieben und bleibt es auch - CORONA.
Heute gab es Gehalt + Weihnachtsgeld. Ich werfe einen Blick auf mein Konto und habe heute das erste mal wieder eine grüne Zahl gesehen. Diese wird da zwar nicht lange stehen - aber es ist ein Lichtblick. Mein Dispo ist für mich persönlich auch viel zu hoch ( -2.000,00€ ). Ich habe jetzt fast einen Monat nicht mehr gespielt.

Seid 24 Tagen Spielfrei. Die erste Hürde ist fast genommen. Zum einmonatigem werde ich ein Bier trinken und es mir gut gehen lassen.  Effektiven Suchtdruck habe nie bewusst gemerkt oder wahrgenommen. Allerdings heute, da schleichen sich Gedanken ein. Diesmal aber anders als sonst. Sonst war mein Gedanke dahin ausgerichtet, dass ich nach dem Blick aufs Konto gesehen habe, dass ich ja "nur" 350€ für den ganzen Monat zur Verfügung hatte. Daraufhin habe ich mich gefragt wie ich mehr Geld zur Verfügung haben könnte. Wäre es nicht schön 50€ zu investieren und 300,400€ zu gewinnen? Das wäre doch eine tolle Phase. Die ersten 50€ sind weg, mein  Verstand noch geringfügig da. Ich spiele noch mal mit 50€ - mein Verstand verschwindet. Ich habe jedes mal mein Geld welches ich zur Verfügung hatte und eh schon für meine Begriffe zu wenig war. Alle 3 Monate bei der Bank angerufen. Kredit aufstocken lassen, Dispo einrichten lassen. 6.000€ Dispo mit einem Langzeitkredit ausgleichen lassen. Kredit allerdings nicht nur für 6.000€ geben lassen, sondern gleich 7.500€. Im Unterbewusstsein wusste ich schon wieso ich gleich mehr aufgenommen habe. Ich wollte es verspielen. Die eigentlich Intension war es ja, dass ich nicht mehr denke "Oh Gott so wenig Geld" ich wollte mir den Gedanken nehmen um weniger Druck zu haben um zu spielen. Naja, ging nach hinten los.
Worauf ich hinaus möchte. Ich habe grüne Zahlen auf dem Konto und heute nehme ich das erste mal bewusst wahr, dass ich mir denke " Ach - so viel Geld, da geht doch n Fuffi." Als würde ich mich belohnen wollen. Ich habe den Gedanken schnell verwerfen können. Ich habe mich ja auch gleich rangesetzt um euch meine Gedanken mitzuteilen. Es tut gut die Gedanken loszuwerden.
Ansonsten gehts mir prächtig. Konnte dieses Jahr schöne Geschenke besorgen und freue mich auf die kommende Zeit. Danke fürs lesen :) .
Bleibt Gesund und munter :)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 30 November 2020, 13:09:00
Tagebuch Eintrag NR9
Spielfrei seit 27 Tagen

Hallo zusammen,

WOW 27 Tage Spielfrei. Darf ich mir ein Bienchen geben?   :D ;D

Ich lese mir oft Threads vergangener Tage und Monaten durch und musste oft feststellen das bei einigen die Euphorie in ein Gefühl der Niederlange umgeschwänkt sind aufgrund dessen, weil sie wieder gespielt haben. Ich habe aktuelle keine Beschwerden bzw. Suchtdruck was dies angeht. Ab und zu kommen die Gedanken, sie gehen dann aber wieder. Ich habe nicht das Gefühl dass ich rückfällig werden könnte, bin mir aber dessen Bewusst, dass ich nicht leichtfertig werden darf. Mein großes Ziel der Spielfreheit ist aktuell so groß, dass dort kein Zweifel rein passt.

Aktuell habe ich nicht viel zu berichten :). Mir geht es soweit gut und ich denke dass man dies auch mal festhalten kann.
Bis Bald :)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Olli am 30 November 2020, 14:50:14
Hi!

Schön, wie Du Dich freust ... ;)

Zitat
Ich lese mir oft Threads vergangener Tage und Monaten durch und musste oft feststellen das bei einigen die Euphorie in ein Gefühl der Niederlange umgeschwänkt sind aufgrund dessen, weil sie wieder gespielt haben.

Tja, leider ...
Wenn die Leute sich keine externe Hilfe holen, dann bleibt mir immer nur seufzend zu fragen: Und? Ist es denn ein Wunder, dass dies jetzt passiert ist?
Wenn sich die Leute Hilfe holen, dann braucht es eben etwas Zeit, damit die Hilfe auch intrinsisch wirken kann. Genesung braucht Zeit und Arbeit.

Es ist schon eine Weile her, da hat sich hier jemand angemeldet und stänkerte über mich. U.A. kämen von mir immer die selben Sprüche: Geht in eine SHG! Geht in die Beratungsstellen!

Nun weisst Du wieso ich das mache, anhand der von Dir gefundenen Threads. Mit Hilfe ist es schon schwer genug seine Selbstheilungskräfte in die richtigen Bahnen zu lenken. Ohne Hilfe ist es noch weitaus schwerer - je nach Individuum sogar langfristig unmöglich!

Wir haben allesamt "schwarze Pflecken". Dies liegt nun mal in der Natur des Menschen. Das sind so Dinge, die nicht nur wir selbst nicht sehen, sondern auch, zumindest zum größten Teil. unser bekanntes Umfeld. Wie könnte ich denn da über sie Kenntnis oder einfach nur Bewusstsein erlangen? Das braucht es nämlich, um sie zu erhellen.
Da muss ich mich schon mit den Leuten unterhalten, die etwas davon verstehen.

Gwöhnungsphasen gibt es nicht nur beim Einstieg in die Sucht - auch beim Ausstieg.
Jetzt bleibt das Gehalt auf dem Konto, die Schulden werden getilgt. "Ach, was ein schönes Gefühl."
Im nächsten Monat heisst es dann vielleicht nur noch "Ein schönes Gefühl." ... im nächsten Monat: "Nice ..." im wieder nächsten Monat "Alles wie gehabt" und sollte ein Monat später jemand fragen: "Läuft ... nerv´ nicht ..."
Wir gewöhnen uns also an die Erfolge. Sie werden weniger emotional erlebt. Daher, und das machen die Wenigsten, müssen wir uns auch für Abstinenz belohnen.
Nicht alles eingesparte Geld muss in die Tilgung der Schulden fließen. Was ist mit dem Kleidungsstück. welches Du Dir schon immer holen wolltest, aber nicht konntest? Was ist mit dem Werkzeug, dem Interieur für die Wohnung, ein neues Fahrrad - oder auch nur dessen Reparatur?
Der Alltag schleicht sich ein. Gleichgültigkeit oder auch Hochmut, Risikobereitschaft, übertriebene Selbstsicherheit ... zack . wie aus dem heiteren Nichts wird wieder gespielt.
Das sind alles nur Beispiele - es gibt viele Wege zum Rückfall.

Ich kann versuchen sie zu vermeiden - diese Rückfälle - und es ist meine Überzeugung, dass dies mit Hilfe weitaus besser funktioniert.
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Mailisi am 08 Dezember 2020, 15:13:13
Tagebuch Eintrag NR10
Spielfrei seit 35 Tagen

Hallo zusammen,

ich wollte nur kurz mitteilen, dass es mir gut geht. Ich fühle mich frei & gesund.
@Olli: ich kann die Meinund desjenigen nicht verstehen. Natürlich ist es hart zu hören, dass der Gang in eine SHG bessere "Heilungschancen" mit sich zieht, als es dann alleine zu machen, Ich bin mir sicher, dass mir eine SHG auch gut helfen könnte und ich den einen oder anderen Tag unbeschwerter erleben hätte können. Deshalb verstehe ich es dass du jedem rätst, dass er in eine SHG gehen sollte. Es gibt sie ja nicht ohne Grund.

Ich fast täglich hier und lese mir die anderne Threads durch und erkenne duraus das Ausmaß der künstlichen Sucht, welche kaum bis garnicht von Außenstehenden wargenommen wird. Dies wiederum stimmt mich traurig. Einen körperlich kranken Menschen sieht man sein leid an, uns aber nicht. Wie ich finde, macht dieser Umstand, diese Sucht, auch so stark. Ich freue mich über jeden spielfreien Tag.

Wir hören uns sicher bald wieder :)
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: andreasg am 08 Dezember 2020, 17:33:51
Hallo Malisi,

schön, in Deinem Tagebuch zu lesen. Einen Monat ohne Spielen ist genau der richtige Schritt zur Genesung, weiter so.

Ich "schwänze" zur zeit meine Selbsthilfegruppe. Das ist meiner Herzbehandlung und dem leider wohlbekannten Risikofaktor dieses Jahres geschuldet.
Mir fehlen die Präsenzmeetimgs,
und ich habe im Hinterkopf, am 22. und/oder 29.12.2020 einfach doch zu kommen, gegen Voranmeldung , dieser Tage.
Präsenzmeetings geg´ben mir körperliche Nähe. Ich nehme die / den Anderen viel klarer wahr, weil ich eben Mimik, Gestik, Körperwärme, und wenn wieder möglich - Berührungen, (Hände drücken, Schulter klopfen, Umarmungen) wahr. In einem Präsenzmeeting kann ich mich nicht mehr in meine Scheinwelten flüchten, also selbstkonstuierte Ausreden, wie Beschönigung meiner persönlichen Situation, werden dann wesentlich besser aufgedeckt.
Und bei einer kleinen Feier, nehme mal: 30 Tage Abstinenz, zeigt die Runde reale freudige Resonanz. Ein Präsenzmeeting führt mich wesentlich näher an mein Inneres, asl Telefonkonferenz, Zoom, Skype &Co.
Im Forum kann ich schreiben, das gibt mir Ruhe und schärft meinen Verstand, hilft also meiner Wahrheit auf die Sprünge.

So, nun kommt noch eine Aufstellung aller meiner körperlichen Gebrechen, die ich mir durch das Spielen und anderen Süchten, wohl auch Suchtverlagerungen zugezogen habe.
Ach was, ist blöd jetzt hier eine SQL Datenbank einzupflegen, was soll der Admin dazu sagen?

Ich lebe im Heute, machen meine kleinen Schritte, jeden Tag, und ich  Lebe.

Diese Lebensfreude wünsche ich Dir auch.

Liebe Grüße
Andreas
Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Wolke am 08 Dezember 2020, 20:17:36
Hallo Mailisi,

ich war auch in einer SHG und sie hat mir sehr geholfen,aber nur die SHG hätte mir alleine nichts gebracht.

Die Verhaltenstherapie war die wichtigste Hilfe bei der Spielsucht und dem Trauma. Dann kommt die Hilfe und die Unterstützung der Freunde und die SHG und als Ergänzung dieses Forum. Alles greift ineinander und nach und nach habe ich mehr Hilfe angenommen und zugelassen.

Viele kleine Schritte ermöglichen den großen Schritt aus der Sucht heraus.

Es gibt nicht nur den einen Weg,die eine Hilfe,es gibt viele Möglichkeiten und jeder stellt sich sein eigenes Hilfspaket zusammen.

LG Wolke

Titel: Re: Vorstellen
Beitrag von: Ilona am 09 Dezember 2020, 16:24:19
@Malisi
Spielfrei seit 35 Tagen Good News! Wir freuen uns mit jedem, der den Aussteig schafft! Und du hast die Monatshürde überwunden.Top! Halt uns weiter auf dem Laufenden.

LG Ilona