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Spielsucht - Fragen

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Spielsucht - Fragen
« am: 07 Mai 2019, 18:14:30 »
Schönen guten Tag,

ich hab mich hier angemeldet, da ich ein paar Fragen bezüglich meiner Spielsucht habe...

Kurz zu mir:
Ich bin 27 Jahre alt und männlich.

Vor circa 10 Jahren hab ich meine erste Spielothek betreten und angefangen zu spielen - hab im Monat nicht mehr als 50€ dafür aufgewendet. Dies ging etliche Jahre so.

Seit nun circa 2 Jahren gings mit den Einsätzen immer höher (teilweise 50€ pro Dreher).
In dieser Zeit hab ich auch meinen Lohn innerhalb von 4 Stunden komplett verspielt (waren circa 1700€). Das war im September 2018.
War noch nie so am Boden zerstört. Einfach hilflos.

Musste dann zu meiner Sparkasse (um mir Geld zu leihen, damit ich über die Runden komme). Bin mit meinem Berater die Kontoauszüge durchgegangen (heftig wie viele Einzahlungen das im Monat sind/waren). Auf die Frage von ihm was das sei, meinte ich, dass es für Online Casinos sind und ich aus dem Grund Geld benötige. Hier hab ich auch angesprochen, dass Online Banking von meinem Konto entfernt werden soll, damit ich nicht mehr spielen kann (war das letzte mal vor 4 Jahren in einer Spielothek).
Er ging darauf gar nicht ein...was mich aber auch nicht interessierte, da ich in erster Linie Geld brauchte.

War dann 3 Monate spielfrei. Hab den Kredit (1500€) in den 3 Monaten zurückgezahlt und dummerweise wieder angefangen.
Seit Monaten kommt das Geld rein und ist spätestens nach einer Woche weg.
Hab mittlerweile rund 2500€ Schulden und meinen ersten Schufa Eintrag bekommen. Klar ist es nicht sooo viel Geld, aber wenn man nicht mehr weiß, was man essen soll ist es nicht so geil.

Hatte am 24.04.19 wieder einen Termin bei der Sparkasse um einen Kredit aufzunehmen. Dabei sind wir wieder die Kontoauszüge durchgegangen und kamen seit dem letzten Mal auf eine Summe von circa 10.000€. Dachte mir nur "oh man. ganz schön viel Geld".
Hab ihm bei den Gespräch erneut darauf hingewiesen, dass er das Online Banking rausnehmen soll. Seine Antwort: "Benutzen Sie es doch einfach nicht".
Dachte mir nur: "Stell nem Alkoholiker ne Flasche Schnaps in den Schreibtisch und sag ihm er darfs nicht trinken - wie lang hält ers wohl durch?!"
Er hat dann angefangen verschiedene Kredite durchzurechnen (ging um 2500€ wegen Umschuldung).
Dies wurde in der gleichen Woche noch abgelehnt (keine Ahnung wieso) und dann kam mein Geld aufs Konto.

Jetzt ratet mal wer keins mehr auf dem Konto hat...genau. Ich.
Hatte versucht mir die 2500€ zu erspielen (wie blöd kann man nur sein?) und dabei versagt.

Will jetzt nicht wieder zur Sparkasse und betteln, dass er das Online Banking endlich sperrt oder rausnimmt.

Was kann ich machen? Ich hab echt keinen Plan mehr. War am Wochenende drauf und dran meinen Eltern dies zu beichten, hab dann aber den Schwanz eingezogen .... war/bin einfach zu Feige zuzugeben versagt zu haben.

Steh jetzt kurz vor den Abschlussprüfungen (mach gerade die Weiterbildung zum Maschinenbautechniker) und hab eigentlich keinen Kopf für irgendwelche Geldsorgen.

Kann ich darauf bestehen, dass er das Online Banking rausnimmt?
Welche Möglichkeiten gibt es davon entgültig loszukommen? Therapie? Da hab ich keine Zeit dafür...muss die Schulden begleichen -> also nach dem Techniker sofort wieder arbeiten.

Ich hoffe/würde mir wünschen, dass mir jemand helfen kann :(

Mit freundlichen Grüßen

*

Offline Olli

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Re: Spielsucht - Fragen
« Antwort #1 am: 07 Mai 2019, 18:31:59 »
Hi Proxfu!

Herzlich willkommen!

Da ist ja ganz schön was aus dem Ruder gelaufen. Ob ich das wohl auch kenne? Natürlich!

Wird sich etwas ändern, wenn Du erneut irgendwo Geld besorgst um es dann wieder zu verprassen?

Die Möglichkeit in der Abwärtsspirale noch ein paar Runden zu drehen, liegt ziemlich nahe.

Belese Dich hier mal im Forum - da wirst Du einiges in diese Richtung zu lesen bekommen.

Wirst Du da vielleicht eine Ausnahme sein? Wer weiss?

Doch wozu ein Wagnis eigehen!

Schaue Dir an, wie Du Dich jetzt bereits fühlst. Und nun stelle Dir vor, dass das noch schlimmer wird, wenn Du nicht aktiv etwas gegen Deine Sucht unternimmst - ein vielfaches schlimmer.

Was ist dagegen ein Outing vor Deinen Eltern?
Fällt dies uns anderen leicht oder ist es uns leicht gefallen? - Keine Spur!

Aber danach geht es Dir besser! Du darfst Deine Last teilen!

Und ja - Du wirst auch Hilfe vor Ort sicherlich brauchen, die Dir SHG und/oder Suchtberatungsstellen bieten können.

Es ist ja auch längst nicht gesagt, dass Du 12 Wochen stationäre Therapie erhälst.
Sollte es von Nöten sein - und das kann hier niemand abwägen - dann nimmst Du sie eben mit - für Dein komplettes restliches Leben!
Doch man schaut sich erst einmal Deine komplette Situation an.
So könnte es auch passieren, dass Du eine ambulante Therapie für Dich nutzen darfst, damit Du Deine Arbeitsstelle nicht verlierst.
Oder Du darfst eine angeleitete Gruppe besuchen.

Male jetzt bitte nicht zu schwarz.

Frage Deine Eltern, ob sie Dich bei Deinem Genesungsweg unterstützen möchten!
Glaubst Du, sie würden nein sagen? - Natürlich nicht - oder?

Du wirst es überleben ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Spielsucht - Fragen
« Antwort #2 am: 07 Mai 2019, 18:52:39 »
Hallo Olli!

Vielen Dank für deine Nachricht. Hat mir sehr geholfen! Danke.

Dass sich etwas ändern MUSS steht für mich fest, nur weiß ich ehrlich gesagt nicht wie.
Bin nicht der Spieler, der spielen muss. Es geht eher darum zu spielen. Meistens nicht mal um zu gewinnen. Hab desöfteren 1000€+ gewonnen, aber so richtig gefreut hab ich mich nie.
Für mich ist es "dreckiges" Geld...keine Ahnung wie ich es erklären soll. Hab mir davon Uhren gekauft, hab Kurzreisen gemacht oder Geschenke für Freunde gekauft.
Die Uhren musste ich mittlerweile verkaufen, um Verbindlichkeiten auszugleichen.

Zu so einem Schritt muss man sich aber überwinden und da liegt mein größtes Problem.

Natürlich würden mich meine Eltern unterstützen. Die Fragen mich auch ständig, ob alles in Ordnung ist oder ich Geld brauch. Für sowas bin ich aber zu stolz. Da ess ich lieber 2 Wochen nichts als mir auch nur 10€ zu leihen.

Mir würde es ja schon reichen, wenn man mir den Zugang endlich verweigert (Online Banking löschen).

Mittlerweile bin ich an einem Punkt angelangt, wo ich keine Lust mehr auf den ganzen Mist hab.....

Re: Spielsucht - Fragen
« Antwort #3 am: 07 Mai 2019, 21:55:42 »
Hey,
Betteln ist Quatsch. Kündige dein online Banking schriftlich und lass eine Kopie der kündigung am Schalter abstempeln.
Das löst aber dein Problem nicht. Die spielsucht ist tückisch und wird sich einen anderen Weg bahnen, wenn du nichts dagegen unternimmst.
Viele Grüße

*

Offline Olli

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Re: Spielsucht - Fragen
« Antwort #4 am: 08 Mai 2019, 06:24:53 »
Guten Morgen!

Zitat
Bin nicht der Spieler, der spielen muss. Es geht eher darum zu spielen. Meistens nicht mal um zu gewinnen.

Der Versuch die 2.500 € zu erspielen hat Dir aber doch gezeigt, dass da sehr wohl ein Zwang ist zu spielen.
Das Zitat von Dir hätte auch von mir sein können aus meiner aktiven Zeit.
Über 20 Jahre hatte ich so "kein Problem" mit dem Spielen - und hatte es natürlich doch.
Heute würde ich mir selbst sagen, wenn ich mir in der Vergangenheit begegnen könnte:
Traue Dir selbst nicht in dem was Du glaubst - Dein Denken ist durch die Sucht infiltriert.

So kann es nur eine Lösung geben, damit Du wieder zufriedener mit Dir wirst - die Abstinenz.
Und die lässt sich nun mal einfacher erreichen, wenn man Unterstützung hat.

Zitat
Die Fragen mich auch ständig, ob alles in Ordnung ist oder ich Geld brauch.

Wenn Deine Eltern Dich schon ständig fragen, dann machen sie sich auch Sorgen um Dich.
Das würden sie nicht tun, wenn sie nicht merken würden, dass es Dir nicht gut geht.
Sie reichen Dir ihre Hände - nimm sie ruhig an.
Stolz? Du bist zu stolz?
Nun, dann darf ich Dir einmal Deine Augen ein klein wenig öffnen:
Du liebst bestimmt Deine Eltern. Ihre Liebe zeigen sie Dir mit dem Nachfragen auch.
Was aber ist Deine Reaktion? Du belügst sie. Du betrügst sie um die Wahrheit um Deine Person.

Wie ich schon sagte, die Sucht infiltriert.

Natürlich kann ich verstehen, dass Du kein Geld annehmen möchtest.
Ich selbst bin auch dagegen, dass Angehörige den Glückspielern Geld geben.
Es geht nämlich darum die Konsequenzen des eigenen Handelns zu verspüren.

Doch von Geld als Hilfe durch Deine Eltern habe ich auch gar nicht gesprochen.
Es geht darum, dass sie Dich moralisch unterstützen. Du zu ihnen gehen kannst, wenn Dich etwas bedrückt - frei und offen Deinen Ballast ein wenig teilen darfst.
Es geht darum das Lügen einzustellen, damit Du Dir selbst wieder im Spiegel in die Augen schauen kannst.
Es geht darum Ziele für Dein Leben zu definieren und sie Schritt für Schritt anzugehen - die Erfolge zu teilen.

Zum Online-Banking: Balduin hat es schon gesagt - Kündigungsbrief für das Online-Banking aufsetzen und absenden - fertig.

Das reicht aber nicht, um Dich wirklich vom Spielen abzuhalten in Zukunft.
Es erschwert Dir lediglich das Ganze ein wenig.
Alternative Zahlungsmöglichkeiten gibt es aber wie Sand am Meer.
Deshalb werde bitte aktiv - es lohnt sich.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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