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Der Fluch der guten Tat

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Der Fluch der guten Tat
« am: 19 März 2011, 09:50:42 »
Hallo zusammen,

wer in der letzten Zeit die Veröffentlichungen der Automatenbranche  verfolgt hat, konnte lesen, dass die Branche sich rühmt durch ihren Aufdruck an den Automaten (Telefonnummer der BZgA) dazu beigetragen zu haben, dass in den Beratungsstellen rund 80% Automatenspieler sind. Jeder Fachmann (und erst recht jede Fachfrau) weiß natürlich, dass das Humbug ist. Die BZgA hat selbst oft darauf hingewiesen, dass ein Großteil der Anrufe so genannte Störer sind, d.h. Anrufer, die technische Störungen am Gerät melden oder sich über die Auszahlung beschweren. Jetzt gibt es eine weitere Quelle, die belegt, dass diese Aussage schlicht falsch ist.  Die DHS hat den Abschlussbericht des Projektes "Frühe Intervention bei pathologischem Glücksspielen " veröffentlicht. Alle Klienten wurden befragt, wie sie in die Beratungsstelle vermittelt wurden (vermittelnde Instanz). von den 1408, die diese Frage beantwortet haben, sind gerade einmal 5 über eine Hotline vermittelt worden. Und selbst diese 5 sind nicht ausschließlich über die BZgA Hotline vermittelt worden. Bekanntlich gibt es inzwischen mehrere Hotlines. Aufgeführt im Bericht ist z.B. die Helpline Glücksspielsucht aus HH.
Wir haben in NRW ja auch eine Hotline. die Nr ist auf den Lottoscheinen aufgedruckt. Im ersten Jahr hatten wir 80% Anrufer, die von uns Lottozahlen etc. wissen wollten. Inzwischen ist dieser Anteil auf 30% gesunken. Das liegt auch daran, dass es uns gelungen ist, die Hotlinenr. auch anderweitig bekannt zu machen. Nur zur Information: Die im Rahmen des Bundesmodellprojektes befragten Klienten waren vorrangig Selbstmelder oder wurden durch die Familie bzw. andere Beratungsdienste vermittelt.
Was heißt das nun: Der verzweifelte Versuch der Automatenbranche den hohen Anteil von süchtigen Automatenspielern in den Beratungs- und Behandlungseinrichtungen durch die eigene "gute Tat" -eine Hotlinenummer auf Automaten aufzudrucken- ist kläglich gescheitert. Es sind deshalb so viele Automatenspieler in den Hilfeeinrichtungen, weil es sich um ein sehr suchtrelevantes Glücksspiel handelt, das zudem weit verbreitet ist. Die Politik ist gefordert die Rahmenbedingungen für diese Branche drastisch zu verschärfen (höhere Steuern, Senkung der Gewinn- und Verlustmöglichkeiten, Ausweiskontrollen, Einführung eines Sperrsystems).  Ein bisschen mehr Distanz zu den Vertretern dieser Branche täte auch gut. Es ist schon seltsam, was man alles zu lesen kriegt (Spenden an Politiker, Stände auf Parteitagen, Turniere im Bundestag).


http://www.dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Projekt_Glücksspiel/2011_01_17_ABSCHLUSSBERICHT_FOGS_BMP_Pathologisches_Glücksspielen_einseitig.pdf

Viele Grüße

Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

 

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