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Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt

  • 14 Antworten
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Hallo Leute,
Ich möchte mich hier und heute öffnen und den ersten Schritt tun.

Meine Geschichte beginnt in der frühen Jugend, als ich regelmäßig mein Taschengeld beim Odsett Sportwetten verloren habe.
Ich kann mich daran erinnern, das ich oft im Untericht die Quoten studierte, dementsprechend durchschnittlich war mein Abschluss und das Abi habe ich nicht mehr gemacht.
Anschließend lernte ich die Online Buchmacher kennen und zockte wann immer es nur ging. Da ich nur als Aushilfe arbeitete, aber eine eigene kleine Wohnung hatte, kam bald auch Beschaffungskriminalität hinzu. Ich verschuldete mich, bis ich mit ca. 10.000€ in der Kreide stand. Auch durch Roulette. Das leben bestand nur noch aus Zocken, soziale Kontakte wurden vernachlässigt.

Irgendwann lernte ich in der schlimmsten Not Poker kennen, und durch meine Sucht war ich schnell bereit mich in das Thema reinzudenken und 10-16 Stunden am Tag nur Poker zu spielen. Es befriedigte meine Sucht , und ich konnte langsam aber sicher meine Schulden zurückzahlen. Ein Leben neben dem Spiel gab es kaum noch. Um mir auch beim Pokern den Kick zu holen , musste ich immer höher spielen...
Als die Schulden abbezahlt waren, lebte ich von den Poker Einnahmen auf großen Fuß, verbrachte auch viel Zeit im Ausland und in Vegas. Das die Leute neidisch auf meinen Lebensstil waren, das befriedigte mich.
Ich wurde ein guter Pokerspieler und arbeitete mich mit viel Arbeit bis zu einem Kapital von ca. 50.000 € hoch, wobei ich nebenbei immer wieder staatliche Summen nebenbei bei Sportwetten und Roulette verzockt habe. Doch es funktionierte Jahrelang.
Trotz meiner mathematischen Kentnisse und dem Wissen bei Sportwetten und Roulette nicht gewinnen zu können, verspielte ich immer wieder große Summen. Ich finanzierte das mit Pokergewinnen, da ich mich damals in eine Variante sehr eingelesen hatte und dort gutes Geld machte.
Doch obwohl ich beim Pokern mit solidem disziplinierten Spiel  gutes Geld verdiente , packte mich zwischendurch immer wieder die Sucht und ich verlor große Summen bei Sportwetten und Roulette.
Seit gut einem halben Jahr habe ich die Dinge nichtmehr im Griff. Ich glaube mein Dopamin Haushalt ist extrem gestört. Ich verspielte Unsummen bei Glücksspielen wie Blackjack und bin kaum noch motiviert solides Poker zu Spielen. Wobei es auch erheblich schwieriger geworden ist beim Pokern überhaupt noch zu gewinnen im Vergleich mit vor wenigen Jahren. Ich Wünsche mir so das ich vorher aufgehört hätte, als noch Rücklagen vorhanden waren.

Was soll ich sagen ich bin gerade zurück nach Deutschland gezogen, und meine Wohnung steht noch halb leer. Weil ich kein Geld habe sie einzurichten.
Meine Rücklagen sind mit heutigen Tag nahezu verzockt, ich bin Mitte 20 habe keine Ausbildung , kaum soziale Kontakte und weiß nicht so richtig was mit meinem Leben anzufangen.
Ich habe das Gefühl das ich nun abspringen muss, bevor ich mich wieder verschulde um mit dem Geld zu zocken.
Andererseits weiß ich nicht wie es weitergehen soll, ich habe in meinem Leben bisher nur gezockt und Poker gespielt. Die sozialen Kontakte die ich habe sind aus der Pokerszene oder aber Leute die zu mir als scheinbar erfolgreicher Pokerprofi aufschauen.
Ich will meinen Status nicht verlieren, fürchte aber total abzustürzen wenn ich jetzt nicht aufhöre.
Aber ich sehe keine Alternativen. Der Lebensunterhalt muss ja finanziert werden .
Danke für jede eurer Antworten

Hallo Mitte20,

herzlich Willkommen hier im Forum. Und ich gratuliere dir zu diesem ersten Schritt hier.
Ich bin zwar als Angehörige und Nicht-Spielerin wahrschleinlich nicht der perfekte Ansprechpartner, aber ich möchte dir doch antworten.

Mit mitte 20 ist man noch jung genug vieles in seinem Leben zu ändern. Ich sag immer: Besser spät, als nie!

Ich habe z.B. im Alter von 23 ein Kolleg besucht und mit 26 mein Abi auf dem 2.Bildungsweg gemacht - es war nebenbei gesagt die beste Zeit meines Lebens.
Ich hatte zwar wenig Geld (elternunabhängiges BaföG), aber viel Zeit für interessante, spannende Dinge und Leute.

Das wäre, denke ich, für dich auch wichtig - neue Leute kennenlernen, die nichts mit Zocken zu tun haben, einen neuen Sinn im Leben finden - lernen kann unglaublich viel Spaß machen, wenn man es für sich selber tut.

Das ist nur ein Beispiel, such dir was, was dir Spaß macht, eine Ausbildung o.ä. könnte dich auch weiterbringen.

Gib nicht auf, dann findet sich auch was. Ansonsten lies hier im Forum, es gibt Selbsthilfegruppen, ambulante und stationäre Therapien etc.

Tausch dich aus - und versuche so ehrlich wie es nur irgend geht mit dir zu sein.

Alles Gute für dich

Mond

hey Mitte zwanzig,

schön das du so ehrlich über dich schreibst.Ich finde du solltest erst mal eine selbsthilfe Gruppe besuchen dort findest du bestimmt Hilfe und hast auch gleich soziale Kontakte.Falls du vom spielen nicht alleine loskommst würde ich dir raten dir  therapeutische unterstützung zu suchen.Danach wäre es sicher gut wenn du eine Ausbildung anstrebst oder so wie es Mond vorschlägt noch einmal die Schulbank drücken.

Deine Wohnung kannste dir auch gut mit gebrauchten Möbel einrichten.Es ist nichts
so wichtig wie die gesundheit. Was hat man von dem Geld, wenn man es eh wieder verzockt.
Vielleicht ist es dir auch zu wichtig was andere über dich denken,da muss man drüber
stehen.Schmeiß dein noch so junges Leben nicht so sinnlos weg bist doch intelligent 
genug um zu wissen was du da tust.Also pack es an und lass wieder von dir hören du
schaffst das.

LG Moni


*

Offline andreasg

  • *****
  • 1.980
@Mitte zwanzig, mir kommt in Erinnerung, daß ich hier im Forum einmal an einem Tread zum Theama Poker beteiligt war. Dort habe ich eingebracht, daß ich mit Poker sowenig umgehen kann, wie mit allen Arten von Glücksspiel, also noch nicht einmal um 'ne Rolle Drops murmeln.
In dem damaliegen Tread wurde viel über Mathematik, oder die Logik des Pokerspiels geschrieben, raffiniert, ausgeklüngelt und mit sicherem Status eines gefüllten Beutels.
Die Glüxksspielsucht zerschreddert nicht nur Status und Statistik, sie niommt dem überanspuchten Gehirn jede Fähigkeit zum empathischen Denken.
Es gibt da draußen viele, die glauben, daß ein 25 jähriger Mensch noch Perspektiven für sein Leben finden kann.
Vielleicht nur einen Link von der Beratungssite dieses Forums entfernt.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.907
Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #4 am: 01 Februar 2012, 10:02:12 »
... oder dieser Hotline:

HOTLINE-Glücksspielsucht NRW
Kostenfreie Experten-Hotline über die Rufnummer:
0800 - 0776611

Guten Morgen!

@Mond
Ich lerne unsagbar viel aus den Beiträgen der Angehörigen ...
Also schmettere uns ruhig Deine Erfahrungen um die Ohren - ICH bitte ausdrücklich darum!
 ;D

@Mitte20
Herzlich willkommen!

Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt

Nun - die Welt liegt Dir zu Füßen ... Du brauchst Dich bloss bewegen und danach greifen ...

Ich selber war damal auf dem Gymnasium schlichtweg faul und bin "vorsorglich" nach der 11. Klasse abgegangen.
Dann habe ich eine Lehre gemacht und habe im Anschluss meinen ersten Zeitvertrag im ÖD bekommen.
Gleichzeitig habe ich mich bei der Fachoberschule angemeldet und 2 Jahre lang mehrfach abends die Schulbank gedrückt, um mein Fachabi zu bekommen.
Meine Motivation war hier eine ganz andere, die sich auch in der Abi-Note bemerkbar machte.

Aus Deinen Worten schließe ich, dass auch Du gerade sehr motiviert bist.
Nutze sie ... und suche Dir soviel Hilfe, wie Du nur bekommen kannst.

Die Caritasverbände sind da z.B. sehr kompetent.
Sie können Dir bei Deiner Genesung helfen - sich eventuell darum kümmern, dass Du in eine betreute Wohngruppe kommst.
Sie können Dich bei Behördengängen unterstützen - beim Geldmanagement und und und ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #5 am: 06 Februar 2012, 20:42:52 »
Erst einmal Danke für eure Antworten.
Ich muss sagen, das mir eure Antworten erst einmal Kraft gegeben haben.

Ich hab nun richtig scheiße gebaut. Weil ich den Lifestyle nicht missen wollte, hab ich mir von 2 Kumpels was geliehen und bin ins Casino gefahren. Eig wollte ich nur ganz diszipliniertes Poker spielen, obwohl ich doch eig aufhören wollte...
Naja lange Rede kurzer Sinn, nach den ersten kuriosen Händen wieder beim Blackjack gelandet, erst gut gewonnen, dann immer mehr gewollt und den Apsprung nicht geschafft und schließlich alles verloren.

Nun bin ich sozusagen fast pleite und steh auch noch bei 2 Kumpels mit ca. 2500.- in der Kreide.
Ich weiß gar nicht wie ich denen das beibringen soll, das sie es vorerst nicht wieder bekommen.
Gleichzeitig auch wenn ich gewonnen hätte , wäre diese Situation sowieso wohl bald gekommen, denn wenn ich gewonnen hätte, hät ich damit ja auch wieder gegambelt, und solange es läuft kommt man ja auch nicht auf die Idee was zu ändern.

@andreasG, du hast folgendes geschrieben :
mir kommt in Erinnerung, daß ich hier im Forum einmal an einem Tread zum Theama Poker beteiligt war. Dort habe ich eingebracht, daß ich mit Poker sowenig umgehen kann, wie mit allen Arten von Glücksspiel, also noch nicht einmal um 'ne Rolle Drops murmeln.

Ich fürchte, das trifft mitlerweile auch auf mich zu, ich kann es einfach nicht vernünftig trennen, wenn ich Poker spiele, fange ich unweigerlich wieder an zu gambeln...
Und das bedeutet, das ich auch vom Poker Abstand nehmen muss...

Ich fühle mich leer, eigentlich liebe ich den Lifestyle, in den Casinos Zeit verbringen etc, doch ist es nicht nur eine Flucht vor mir selbst? Weil man dort alles vergessen kann, und seine Alltagsprobleme am Eingang abgibt?
Jetzt bin ich wie gesagt bei Kumpels verschuldet, schäme mich so, und weiß nicht, wie ich es ihnen beibringen soll. Es ist keine große Summe, ich muss aufhören zu spielen, sonst drifte ich noch richtig ab.
Vielleicht ist das jetzt meine letzte Chance aus dem Strudel rauszukommen. Ich rede mir ein, das ich es selber schaffe vom gambeln loszukommen, aber vll komm ich auch um eine Therapie einfach nicht herum.
Wenn ich daran denke, dann ist meine größte Hürde es zu tun, wenn ich daran denke wie Freunde und Bekannte und vor allen Dingen die Familie reagieren.
Vielleicht sollte ich es auch heimlich machen.
Ich habe nun auch Angst nun kurzfristig keine Arbeit zu finden, es ist Winter und es gibt wohl nicht so viel.
Auch habe ich extrem Angst davor, gar nicht mehr für ein paar Euro arbeiten zu können, da im Casino schließlich die Hunderter schnell über den Tisch gehen. Das Verhältnis ist ganz schon krass.

Ich hoffe sehr das ihr mir antwortet, ich fühle mich mit diesem riesigen Problem furchtbar alleine. Mein ganzes Umfeld denkt, ich verdiene mein Geld mit Pokerspielen, und das ich gamble habe ich immer abgestritten.
Mein Kartenhaus bricht zusammen. Was soll ich nur tun?

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.907
Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #6 am: 06 Februar 2012, 21:54:05 »
Hi Mitte20!

Tue Dir selber den Gafallen und höre auf Dir Schlupflöcher zu suchen...

Weisst Du was die beste Medizin ist? - Ehrlichkeit!

Nehmen wir Deine Freunde und das "betrogene" Geld.
Ja, das ist es - ein Betrug an Deinen Freunden.
Du hast sie belogen - hast das Geld mit einer Lüge erschlichen - und Du bist clever genug um gewusst zu haben, dass du es verlierst.
Du hast ihr Vertrauen mißbraucht.

Dies lese ich in Deinem Thread, in dem Du ehrlich sein willst!
Doch du beschönigst es durch Formulierungen, die der beruhigung Deines Gewissens dienen soll.

Und - funktioniert es? - Nicht wirklich - oder?

Was also, wenn Du es deinen Freunden nun verschweigst?
Du MUSST wieder lügen. Wieder und wieder.
Die Lügen entwickeln sich - bilden ein Eigenleben.
Sie werden logisch klingen - eventuell fundiert - aber sie werden phanthastischer.
Du wirst den Übergang zum Paradoxon nicht erkennen, denn um die Lügen glaubhaft verkaufen zu können, musst Du selber an sie "glauben".
Und du wirst dich elend fühlen ... wieder und wieder ...
Dabei bist Du doch eigentlich ein "guter Junge" ...
Oder ist das auch ein Selbstbetrug?

Was nun, wenn Du IHNEN vertraust?
Was, wenn Du ihnen die Wahrheit sagst?
Werden sie schimpfen? - sicherlich.
Werden Sie dir Vorwürfe machen?
Werden Sie sich von Dir abwenden?
Dich anzeigen?
Vielleicht ... vielleicht aber auch nicht.
Denn sie werden erkennen, dass Du ihnen vertraust - und um Hilfe bittest.

Mit dieser Ehrlichkeit schaffst Du Dir selber Stopfen für Deine Schlupflöcher.
Bei diesen beiden Freunden wirst Du Dir in schwachen Momenten kein Suchtmittel mehr ergaunern können.

Für Deine Familie und weitere Freunde gilt genau das Gleiche - Ehrlichkeit hilft Dir weiter!

Nein, mein Freund - Du bist nicht alleine!

Aber Du musst die Schritte angehen, damit es Dir besser geht.
Hast Du die Hotline angerufen? Eine SHG ge- und besucht?
Eine Beratungsstelle? Die Caritas?
Dies kann dir keiner abnehmen - DU trägst die Verantwortung für Dein Leben!

Du redest von Deinem Lifestyle ... ist der nicht eigentlich längst Vergangenheit?
Wenn Du dich ehrlich fragst - könntest Du den jeh wieder erreichen?
wenn Du schon einen Schnitt in Deinem Leben machen möchtest - könntest Du Dich nicht dann auch davon verabschieden?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #7 am: 06 Februar 2012, 22:36:51 »
OLAF
Danke für deine Antwort.
Du hast vollkommen Recht, aber eins war mir vorhin beim schreiben schon klar, auch wenn es nicht so rübergekommen ist.
Ich werde die beiden Jungs morgen anrufen und ihnen klaren Wein einschenken und Sie bitten, sich mit einer kleinen Raatenzahlung zufriedenzugeben , wenn ich ihnen beweise das ich das Problem angehe.

Irgendwie fühle ich mich auch erleichtert, das ich die Dinge angehen will. Hoffentlich schaffe ich das und breche nicht ein.
Ich möchte offen zu meinem Problem stehen.
Ich habe auch bereits Kontaktadressen rausgesucht von einer Beratungsstelle bei mir in der Nähe und möchte zum kommenden Treffen der Selbsthilfegruppe gehen.
Auch habe ich mich intensiv mit einer stationären Thearapie beschäftigt, ich frage mich nur, ob das wirklich notwendig ist.
Im Selbsttest beantworte ich 18 von 20 Fragen mit Ja, und bei 4 Antworten mit Ja hat man glaub ich schon ein Problem.
Das ich süchtig bin weiß ich.

Ich zitiere dich:
Du redest von Deinem Lifestyle ... ist der nicht eigentlich längst Vergangenheit?
Wenn Du dich ehrlich fragst - könntest Du den jeh wieder erreichen?
wenn Du schon einen Schnitt in Deinem Leben machen möchtest - könntest Du Dich nicht dann auch davon verabschieden?

Du hast Recht, das war zu Zeiten wo ich das Spielen noch einigermaßen unter Kontrolle hatte.
Nach einiger Recherche gehe ich davon aus, das sich echt im Kopf was verändert hat, das ich das Dopamin brauche, vll auch Adrenalin.
Und unter diesen Voraussetzungen muss ich der Wahrheit ins Gesicht sehen.
Jetzt, wo es vll noch möglich ist was zu ändern.

Mir fehlen auch furchtbar die wahren Werte die uns Menschen erst menschlich machen.
Unter Spielern - und da befinde ich mich größtenteils -  ist das Spiel doch immer wichtiger als der Mensch

Wie funktioniert das mit einer Therapie? Zum Hausarzt gehen erstmal? Oder sofort bei den entsprechenden Kliniken anrufen?

Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #8 am: 06 Februar 2012, 23:05:28 »
Hallo,

je mehr Du Dich Deiner Familie und Deinen Freunden anvertraust, umso mehr Schutz
baust Du für Dich auf.

Selbst wenn Dir ein Teil dieser Menschen kein Vertrauen mehr entgegenbringt, ein anderer
Teil wird es für Dich tun.

Um an eine Therapie zu gelangen, ist es wichtig zunächst zu einer Suchtberatung zu gehen.
Dort wirst Du alles weitere erfahren. Du kannst aber auch hier unter der Hotline-Nr.
anrufen und Dir dringende Fragen beantworten lassen.

Das Wichtigste aber ist - wie auch schon Olli sagte - die Ehrlichkeit gegenüber Dir
selbst und anderen Dir wichtigen Menschen. Neben dem Schutz, den Du Dir damit selbst
gewährst, erfährst Du Hilfe, wie z. B. Geldverwaltung oder einfach nur offen reden. Ich
denke, dass tut Dir hier im Forum schon sehr gut - einfach mal offen reden!

Auch eine Selbsthilfegruppe kann sehr hilfreich sein, aber das hat Olli Dir ja schon
geschrieben.

Was ist für Dich Lifestyle - ins Casino gehen????

Für mich ist Lifestyle, mit meinen Gedanken und Gefühlen klarkommen. Ab und an ein
schönes Essen in einem guten Restaurant, ein Theaterbesuch, eine Ausstellung besuchen,
mich mit Freunden treffen, über meine Sucht offen reden können wie auch über meine
anderen Sorgen und Nöte. Die Vorfreude auf den ersten schönen Frühlingstag jedes Jahr
aufs Neue und und und ...

Gute 24 Stunden

Pünktchen

Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #9 am: 06 Februar 2012, 23:19:47 »
Danke für deine Nachricht,
deine Frage bez. Lifestyle hat mich zum Nachdenken gebracht, und zwar aus folgenden Grund:

Ich meinte damit, rumzureisen, in guten Hotels zu wohnen, natürlich auch das Ambiente im Casino, aber vor allen Dingen meinte ich das Geld locker sitzen zu haben und sozusagen nicht nachdenken zu müssen bevor man sich etwas kauft.

Vielleicht ist der wahre Lifestyle aber eher, ein zuhause zu haben, ein Umfeld mit Sportverein und Kollegen. Sich für etwas engagieren.
Habe das Gefühl das mir vor lauter Zocken und Geld machen wollen vll ein bischen die wahren Werte und Ziele abhanden gekommen sind.

Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #10 am: 06 Februar 2012, 23:32:23 »

Bist Du sicher, dass Du wirklich nicht nachgedacht hast, bevor Du Dir etwas kauftest?

War es nicht eher so, dass Du überlegtest, dass Dir das Geld dann zum Spielen fehlen
würde. Bist Du nicht eher Dir selbst gegenüber geizig gewesen??

Gute Nacht
und alles Gute für Dich.

Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #11 am: 06 Februar 2012, 23:43:51 »
Ne, das war bei mir nie so,
ich habe mich bei Gewinnen immer reichlich belohnt, und erst in miesen Zeiten "fehlte" dann das Geld.
War auch so ein reiner Selbstschutz im Sinne von:
Ich weiß das ich süchtig bin, also hau ich mit der Kohle ordentlich auf die *****
bevor es morgen sowieso wieder weg ist...

Hab es auch nie eingesehen 500 beim Blackjack zu verlieren aber kein Geld für ein gutes Steak zu haben.

Ist das bei euch anders - gewesen - ?

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.907
Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #12 am: 07 Februar 2012, 09:12:37 »
Hi Mitte20!

Du willst ehrlich sein? #dumdidum# Wie lautet Dein Vorname? ;-)

Zitat
Ich werde die beiden Jungs morgen anrufen und ihnen klaren Wein einschenken und Sie bitten, sich mit einer kleinen Raatenzahlung zufriedenzugeben , wenn ich ihnen beweise das ich das Problem angehe.

Prima!
Allerdings möchte ich den letzten Nebensatz etwas auseinandernehmen.

Was passiert, wenn Du ihnen genau dieses sagst?
Entgegen Deinen folgenden Sätzen gibst Du vor, dass Du Dein Spielen regulieren kannst.
Du gibst vor, dass Du Dich im Griff hast - fähig bist zur Selbstkontrolle.
Du setzt Dich selber unter Druck - massivst.
Deine eigenen Zweifel im Thread sprechen eine eigene andere Sprache.
Wenn Du ehrlich bist zu ihnen, dann sage ihnen auch, dass Du nichts versprechen kannst.

Es ihnen auf diese Art mitzuteilen, wird schon nicht einfach sein.
Es selber auch zu akzeptieren - gnaden- und rigoros, verlangt eine Menge Demut.

Es existiert ein 12-Schritte Programm, welches in der Suchthilfe oft angewandt und gelebt wird.
Der erste Schritt, vor dem Du stehst - nein, in dem Du bereits mittendrin bist, ist die Kapitulation.

Ich zitiere Dir hier einmal aus "12 Schritte, aber wie?"
Verfasst: Sat 22 Mar, 2008 19:43  Titel:  12 Schritte - Aber wie?       

--------------------------------------------------------------------------------
 
Schritt 1:

"AUFHÖREN ZU KÄMPFEN, ZUGEBEN, DASS WIR DEM SPIELEN GEGENÜBER MACHTLOS SIND"

Im ersten Teil von Schritt l kommt der Spielabhängige zum alles entscheidenden Punkt, wenn er bereit wird, zuzugeben, dass er dem Spielen gegenüber machtlos, d.h. vom Spielen abhängig ist. Dieser Schritt sieht so einfach aus, Ist aber doch für die meisten Spielsüchtigen so ungeheuer schwer, well soviel daran hängt:
Dieser Schritt ist so schwer, weil der Abhängige die Illusion für sich braucht, das Spielen zu beherrschen, um mit ihm weitermachen zu können. Ohne die Aussieht des Spielens scheint ihm das Leben keinen Sinn zu haben. Deshalb hält er, trotz aller gegenteiligen Erfahrungen an der Vorstellung fest, dass er das Spiel meistern kann, auch wenn es immer nur für "ein Spiel" ist, er in die Kneipe, die Spielstätte, Spielothek oder in das Casino geht, um sich dann nach Stunden oder Tagen in einem fürchterlichen Zustand wieder zu finden.
Er glaubt jedes Mal, dass dies nur ein momentaner Unfall gewesen ist und dass es das nächste Mal anders sein wird, bzw. dass seine Stabilität kurz vor der Türe steht.
Solange er diese Hoffnung noch hat, kann er das Spiel weiter gebrauchen, mit ihm experimentieren, mit ihm kämpfen. In diesem aussichtslosen Kampf gleicht ein Spieler einem Laienboxer, der gegen Cassius Clay in den Ring steigt. Nach wenigen Augenblicken ist er von den Füßen und liegt ohnmächtig im Ring, aber jedes Mal steht er wieder auf, um weiterzumachen, weil er sich weigert, das Handtuch zu werfen und zu kapitulieren.
Dieses Kapitulieren ist so schwer, weil es als Eingeständnis des eigenen Versagens erlebt wird. Unterstützt wird dieses Missverständnis durch die Vorwürfe und Ermahnungen, die der Spielabhängige von sich selbst und auch aus seiner Umgebung erfährt, dass sein Verhalten Ausdruck von Willensschwäche und Charaktermangel sei. Hat er nicht immer wieder versprochen, sich zu bessern und seine Versprechungen nicht eingehalten? ? Aber Machtlosigkeit dem Spielen gegenüber ist keine Willensschwäche und kein Charaktermangel (denn Abhängige sind oft sehr willensstarke Menschen). Zugeben der Machtlosigkeit ist der Ausdruck der Erfahrung, dass da etwas stärker ist als ich, das ich nicht kontrollieren kann.
Das Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, weil manche Machtlosigkeit als Ohnmacht und Hilflosigkeit verstehen, missverstehen - wie wir meinen. Sie erleben Schritt 1 damit als Zumutung, sich als klein und hilflos darzustellen.
Zugeben der Machtlosigkeit ist aber genau das Gegenteil. Es bedeutet, dass ich aufhöre zu jammern und zu klagen und mich für das Opfer der Umstände, einer Erziehung oder sonstiger Widrigkeiten zu halten. Zugeben der Machtlosigkeit ist eine mutige Tat, dass ich mich meiner Realität stelle und sie nicht mehr beschönige.
Zugeben der Machtlosigkeit ist so schwer, well dieses unseren Stolz trifft, die Einbildung, unser Leben völlig zu kontrollieren und in der Hand zu haben.
Das trifft die Größtphantasien des Spielsüchtigen, der glaubt, es alleine schaffen zu können und keine Hilfe von anderen zu gebrauchen. Dieser Schritt fällt so schwer, weil wir nicht wissen, wie es dann weitergehen soll. Das Kämpfen gab uns wenigsten noch die Illusion, dass wir noch mitbestimmen, noch kontrollieren können. Wenn wir kapitulieren, geben wir uns auf. Was bleibt uns dann?
Dieser Schritt ist so schwer, weil er uns erinnert an die Erfahrungen in Grenzsituationen unseres Lebens, wie zum Beispiel bei Geburt und Tod, und auch beim Orgasmus in der sexuellen Vereinigung mit einem anderen Menschen.
In diesen Situationen haben wir nicht die Kontrolle des Geschehens in unserer Hand, sondern wir erleben, dass hier etwas stärker ist als wir selbst, dass hier etwas mit uns geschieht. Und davor haben wir alle Angst, der Abhängige offenbar in besonderer Weise (siehe Schritt 3). Um diese Angst zu vermelden, kämpft er gegen die Realität, bringt sich selbst in äußerste Gefahr und verbindet zugleich, dass Wachstum In Ihm geschieht.
Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb nicht nur angstvoller Abschied von Altem und Vertrautem, mit dessen Hilfe wir bisher unser Leben zu meistern versuchten, sondern auch der Anfang von etwas Neuem, durchaus einer Geburt vergleichbar.
Aufhören zu kämpfen schafft Raum für neues Leben, das ich bisher gerade durch mein Bemühen, nicht aufzugeben, verhindert habe. Das Zugeben der Machtlosigkeit ist deshalb eine ungeheure Befreiung die Erfahrung einer neuen Erlaubnis zum Leben:
- Ich brauche nicht mehr zu kämpfen!
- ich brauche nicht mehr mich selbst zu zerstören, indem ich beweise, dass ich es doch schaffe!
- Ich darf leben, stabil leben!
Viele, die den ersten Schritt vollzogen haben, berichten, dass nach dem Auf und Ab von Angst, Trauer und Zweifeln ein starkes Gefühl der Freude, der Erleichterung und der Ruhe in ihnen Platzt ergriffen habe.

Nehme Dir einen Augenblick Zeit und frage Dich:
- Wo habe ich in meinem Leben Machtlosigkeit
dem Spielen gegenüber und auch sonst erfahren?
- Wie habe ich mich gegen das Zugeben der Machtlosigkeit gewehrt?
- Welche Ängste, welche Trauer und welchen
Ärger spüre ich, wenn ich zugebe, dass ich machtlos bin ?

"… UND UNSER LEBEN NICHT MEHR MEISTERN KONNTEN"

Der zweite Teil von Schritt 1 weist darauf hin, dass Spielsucht/Spielabhängigkeit keine isolierte Sache ist, sondern immer etwas mit unserem ganzen Leben zu tun hat.
Nicht wenige Abhängige sagen am Anfang Ihrer Stabilität: "Sonst ist alles in Ordnung bei mir...... wenn nur das Spielen nicht wäre." - Sie wehren sich damit ihr Leben näher anzusehen und halten die Meinung aufrecht, es genüge, nur nicht mehr zu spielen.
Aber das hilft erfahrungsgemäß nicht weiter, wenn wir nur etwas weglassen, von dem wir uns sehr lange viel versprochen hatten. Die zwölf Schritte zielen auf eine Neuordnung unseres Lebens hin, und darum ist es wichtig zu wissen, wie unser gesamtes Leben mit dem Spielproblem verflochten ist.

Frage Dich deshalb?
- Was sind meine Probleme im Beruf?
- Wie komme ich mit mir selbst zurecht?
- Bitte darüber hinaus Deine Angehörigen, Deine Freunde und Kollegen
am Arbeitsplatz um Rückmeldungen, was sie mit Dir erlebt haben und wie sie sich dabei fühlten.
- Wenn Du in einem Kuraufenthalt oder in einer Therapie bist, lasse Dir von den Betroffenen Briefe schreiben, bzw. gehe gemeinsam mit Deinen Angehörigen in ein Familien- oder Partnerseminar, wo diese Fragen bearbeitet werden können. Wenn Du bereit bist, diese Untersuchungen vorbehaltlos zu machen, wirst Du wahrnehmen, dass uns das Spielen unfähiger machte, mit unseren Problemen umzugehen.
- Vielleicht hatten wir uns mal versprochen, bestimmte Probleme durch das Spielen zu lösen (wie z.B. mehr als 10 Stunden zu arbeiten, besser zu schlafen, ruhiger zu argumentieren, gefälliger zu sein, uns von den Sorgen und Problemen des Alltags abzulenken); aber letzten Endes hat das Spielen doch nicht das gehalten, was es versprochen (was wir uns davon versprochen haben), denn die Probleme die wir hatten, sind am Ende größer geworden, anstatt kleiner.

Das ist die eine Seite der Bedeutung dieses Satzes, die besagt: Dann, wenn das Spiel in unser Leben kommt, können wir unser Leben nicht mehr meistern.
Schon lange bevor das Spiel sichtbar in unser Leben getreten ist, haben wir unser Leben nicht mehr meistern können. Dieser erweiterte Ansatz macht deutlich:

- dass es nicht nur darum geht, das Spielen aufzugeben, sondern, dass eine Neueinstellung unseres Lebens nötig Ist.
- dass Grundprobleme und Engpässe in unserem Leben vorhanden sind, auf die ich eine Antwort finden muss, um weiterhin stabil zu leben.


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #13 am: 08 Februar 2012, 13:29:40 »
Ich habe gestern ganz offen mit den beiden Jungs gesprochen die noch Geld bekommen,
und mich Entschuldigt und ganz offen meine Situation geschildert.
Beide haben wie echte Freunde reagiert, und Verständnis gezeigt. Auch haben Sie beide gesagt, das ich mir wegen dem Geld keinen Stress machen soll, sondern erst einmal wieder in Lohn und Brot kommen soll. Das hat mich sehr bewegt.
Als Sicherheit für die beiden habe ich angeboten ihnen eine eidesstaatliche Versicherung zukommen zu lassen, das ich ihnen diese Summen schulde.

Auch habe ich mich einem sehr guten Kumpel geöffnet.
Das tat alles sehr gut, ich habe nun den ersten Tag nich gespielt, wobei ich gestern echt stark sein musste, als ich alle meine Accounts checkte und bei einem noch 100€ fand.
Sofort war der Impuls da, 2 mal 50 auf blackjack zu setzen - erschreckend
Es hätte nicht viel gefehlt aber ich bin stark geblieben.

Ich finde erschreckend, in was für einer Leere man sich ohne das Spiele auf einmal befindet.
Wieviel Zeit ging für das Glücksspiel drauf? Unfassbar...

*

Offline andreasg

  • *****
  • 1.980
Re: Ehemaliger erfolgreicher Pokerprofi und nun süchtig - nichts gelernt
« Antwort #14 am: 09 Februar 2012, 16:39:37 »
Ich weiß aus der finanziellen Inventur, die ein Spieler explizit unternehmen sollte daß Schulden in folgender Hirarchie beglichen werden sollte:
1. Private Schulden;
2. Schulden gg. Behörden, Finanzamt, Sozialbehörden, Gerichtskosten;
3. Schulden im Rotlichmilliöh;
4. Schulden bei Kredithaien;
5. Schulden an offenen Posten bei Lieferverträgen;
6. Darlehen bei Banken und Kreditkartennehmern.
Hoffe ich habe die Liste einigermassen richtig positioniert. Die Priorität haben jedenfalls immer die Privaten Schulden.
Letztendlich ist die Spielsucht eine Störung der Persönlichkeit und führt zu disharmonischen Beziehungen.
Wir, ich - sollen immer sensitiv an unseren Beziehungen arbeiten, um das Gefühl des Miteinanders zu stärken.
Der Verweis auf Stationäre Therapie, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen steht hier im Tread dem zu Gesichte.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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