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Online-Selbsthilfegruppen Glücksspielsucht
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Bitte um Ratschläge....

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Offline stoni

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Bitte um Ratschläge....
« am: 30 Oktober 2012, 07:57:15 »
Hallo liebe Forengemeinde,
ich wende mich heute mit der Bitte um Ratschläge an euch.Das Thema hat zwar nicht direkt etwas mit der Spielsucht zu tun,aber ich glaube,daß ich trotz allem hier Hilfe bekommen kann.Ich habe schon bei so manchem Problem hier Unterstützung bekommen und hoffe,daß ich auch diesesmal nicht auf taube Ohren(bzw taube Finger)stoßen werde.
Nun zum Sachverhalt....
Eine gute Freundin von uns ist seit mehreren Jahren alkoholabhängig.Sie hatte so schlimme Phasen,daß ihr Mann ihr vor einigen Jahren die Pistole auf die Brust gesetzt hat und ihr gesagt hat,daß er unter diesen Umständen nicht mehr mit ihr zusammen leben kann.Daraufhin hat sie angefangen,etwas für sich zu bewegen.Sie hat damals eine Suchtberatungsstelle aufgesucht und sich professionelle Hilfe geholt.Erster Schritt war eine Entgiftung mit einer anschließenden ambulanten Therapie.Meines Erachtens hat sie nach diesem Schritt einen weiteren ganz wichtigen vernachlässigt....nämlich die Nachsorge.Sie war jetzt seit ca 2 Jahren "trocken"...was nun kommt sagt das Wort "war" ja aus.Gestern hat man sie von der Arbeit wieder nach Hause geschickt,da sie unter Alkoholeinfluß stand.Sie hat dann bei meiner Frau angerufen und um Hilfe gebeten.Die zwei haben sehr sehr lange geredet.Schade daß ich Nachtschicht hatte und am Schlafen war,denn ich glaube als ein von der Spielsucht Betroffener,hätte ich ihr auch den ein oder anderen Tipp geben können.Nun haben wir folgendes Problem.Unsere Freundin hat nun enorme Angst,daß ihr Mann von der Sache erfährt und dann seine "Drohung" war macht.Ich weiß,daß eigentlich offener und ehrlicher Umgang mit der Sucht wichtige Voraussetzung ist.Allerdings haben wir auch Bedenken ohne ihr Wissen mit ihrem Mann zu reden.Durch das gestrige Gespräch konnten wir auch keinen genauen Auslöser feststellen.Wir wissen(sie ist eine Kollegin meiner Frau),daß es auf Arbeit zur Zeit riesige Probleme und Drucksituationen gibt.Ihr fehlt oft das Selbstbewußtsein,mal zu einer vom Arbeitgeber geforderten Situation "NEIN" zu sagen....das heißt,sie macht permanent Überstunden,springt kurzfristig an freien Tagen für erkrankte Kolleginnen ein usw.Das gesamte Betriebsklima ist auch ansonsten sehr angespannt.Ein neu eingesetzter Leiter der Einrichtung versucht Abläufe in der Firma auf Kosten der Beschäftigten zu ändern(sie arbeiten beide in der Pflege).Es sind auch schon Kontakte zur Gewerkschaft geknüpft,da die Zustände untragbar werden.Da ihr Mann beruflich sehr stark angespannt ist und oft auswärts bzw. im Ausland unterwegs ist,hat sie niemanden,mit dem sie über solche Probleme sprechen kann...zumindest nicht,wenn sie gerade anstehen.Wir glauben,daß sie diesem Druck nicht gewachsen ist und dies eventuell Ursache diese Rückfalls ist.
Wie können wir ihr helfen,ohne uns in ihre privaten Dinge einzumischen?Sollten wir,wenn sie es selbst nicht macht,ihren Mann in Kenntnis setzen?Welche Sofortmaßnahmen müssen getroffen werden,um ihr aus dieser Situation einen Weg zu zeigen?Kann der Arbeitgeber sie durch arbeitsrechtliche Maßnahmen zur Verantwortung ziehen(die Alkoholabhängigkeit ist ihm bekannt).Es liegt uns sehr viel daran,ihr zu zeigen,daß wir Verständnis für ihre Situation haben und gerade ich,als von einer Sucht Betroffener, auch vieles nachvollziehen kann.Aber wir wollen keine Fehler machen,denn auch das Wort "Co-Abhängigkeit" ist uns ein Begriff!
Es wäre echt schön,wenn wir viele viele Tipps bekommen können.
Ich danke euch schon mal im Vorraus,denn ich weiß,daß die Qualität dieses Forums sehr hoch ist.In diesem Sinne freue ich mich auf eine intensive Disskusion!

LG Volkmar

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Bitte um Ratschläge....
« Antwort #1 am: 30 Oktober 2012, 17:07:22 »
Lieber Volkmar,

das Thema passt doch gut hierher. Exakt das Gleiche kann doch einer Glücksspielsüchtigen oder einem Glücksspielsüchtigen passieren.
Also, hier meine Einschätzung: Eure Freundin hat den großen Vorteil, dass sie schon einmal eine Therapie gemacht hat. Da wird sie sich auch mit dem Thema Rückfall beschäftigt haben. Das Beste wäre, wenn sie mal ein bisschen kramt. In ihren alten Unterlagen und im Gedächtnis. Was hat sie damals zum Rückfall gelernt. Die Empfehlung hieß wahrscheinlich nicht: verschweigen und verdrängen. Oder?
Das Dilemma mit dem Mann, der sie evtl verlässt, lässt sich auch nicht durch (Ver)Schweigen lösen. Es ist allerdings nicht eure Aufgabe ihm dies zu sagen. Oder habt ihr mal eine entsprechende Vereinbarung miteinander getroffen? Also, wenn es meine Freundin wäre, dann würde ich ihr raten den Rückfall ernst zu nehmen und erneut Kontakt zu der Beratungsstelle aufzunehmen, in der sie war.  Gemeinsam mit den Kollegen kann sie dann beraten, was jetzt ansteht: Selbsthilfegruppe, ambulante oder stationäre Reha? Nachdem sie das gemacht hat, würde ich es an ihrer Stelle den Mann informieren. Was der dann macht, das weiß man nicht. Kann sein, dass er die Nase voll hat. Kann auch sein, dass es ihm imponiert, dass sie was gegen den Rückfall unternimmt und nicht wieder rumlügt. Das Risiko wird sie eingehen müssen.

Liebe Grüße, Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
Weitere Infos  hier: https://www.forum-gluecksspielsucht.de/forum/index.php?topic=3737.0

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Offline Olli

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Re: Bitte um Ratschläge....
« Antwort #2 am: 31 Oktober 2012, 08:25:49 »
Hi Volkmar!

Ich kann mich da Ilona nur anschließen ...

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline stoni

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Re: Bitte um Ratschläge....
« Antwort #3 am: 31 Oktober 2012, 18:18:18 »
Hallo Ilona,
danke dir für deine Antwort.So oder so ähnlich habe ich das eigentlich erwartet.Sicherlich ist es nicht unsere Aufgabe...da hast du schon Recht.Diese Aufgabe wird und will dann sicher auch keiner unserer Freundin abnehmen.Es gibt also keine entsprechende Vereinbarung mit ihrem Mann.Aber ich finde die Idee,erst mal ganz schnell was zu unternehmen und dann mit einem entsprechendem Ergebnis,reinen Wein einzuschenken,gar nicht so übel.Eigentlich wollte sie sich gestern noch mal bei uns melden...ist dann aber,warum auch immer,nicht geschehen.Da meine Frau jetzt 2 Tage frei hatte,müssen wir erst mal den morgigen Tag abwarten.Wir wollen uns dann nochmal gemeinsam mit unserer Freundin zusammensetzen und uns nochmal gemeinsam unterhalten.Vorausgesetzt,sie will das dann auch!Wir können ihr eben nur Unterstützung und Beistand anbieten....die Wege muß sie schon selbst gehen.Ich hoffe,daß sie ihre Erfahrungen und das Gelernte aus der Therapie noch griffbereit hat und dementsprechend handelt!
Dankem im übrigen auch im Namen meiner Frau,die hier auch sehr intensiv mitliest!
Wir werden euch auf dem Laufenden halten!

LG Volkmar

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Offline Otte

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Re: Bitte um Ratschläge....
« Antwort #4 am: 05 November 2012, 08:54:43 »
Hallo Volkmar, auch ich kann mich nur den Zeilen von Ilona anschließen. Bin selbst Alkoholiker u. Glücksspieler und lebe abstinent.
D.h. seit 22 Jahren trocken, seit 1 Jahr spielfrei.
Schlage der Freundin doch mal vor, eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, daß wäre doch schon ein erneuter Anfang. Ihrem Mann zu berichten, falsch, denke, daß muss sie selbst machen u. da solltet ihr Euch nicht einmischen.
Wenn Eure Freundin was tun will für sich, dann ist die SHG ein erster Schritt, alle anderen Schritte, Suchtberatung, Therapie usw. muss sie dann selbst entscheiden. Auch, falls sie Ihren Arbeitsplatz verlieren sollte, ist das kein Beinbruch. Habe selbst damals eine entsprechende Vereinbarung mit meinem Arbeitgeber geschlossen, daß ich bei einem Rückfall sofort entlassen werden konnte. Zum Glück ist dieser Fall bis heute nicht eingetreten bei mir, besuche aber auch regelmäßig 2 x die Woche eine Selbsthilfegruppe.
Mehr Tipps kann ich Euch nicht geben. Alles Gute für Euch "Drei". L.G. Otte, ich drücke auf jeden Fall die Daumen.

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Offline stoni

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Re: Bitte um Ratschläge....
« Antwort #5 am: 15 November 2012, 15:16:50 »
Auch dir vielen dank,Otte!
Irgendwie ähneln sich die Ratschläge alle sehr!Das wurde aber von mir auch nicht anders erwartet.
Getan hat sich in der Zwischenzeit nicht wirklich was,zumindest weiß ich nichts davon.Vielleicht hat unsere Freundin ja zwischenzeitlich selbst Maßnahmen ergriffen.Wir hoffen,daß wir mal was von ihr erfahren.Das geplante Gespräch hat auch noch nicht statt gefunden und auf der Arbeit meiner Frau geht man sich diesbezüglich aus dem Weg!Wir wollen aber auch keinen Druck ausüben und sie darauf ansprechen....obwohl es sicher der richtige Weg wäre.Aber ich glaube,der erste Schritt sollte da von ihr kommen.Also wollen wir mal abwarten...sie weiß,daß sie auf uns bauen kann und mit unserer Untestützung rechnen kann.Mehr...aber auch nicht weniger...sind wir bereit zu tun!
LG Volkmar

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Offline stoni

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Re: Bitte um Ratschläge....
« Antwort #6 am: 19 Dezember 2012, 11:24:13 »
Es hat sich was getan....unsere Freundin war vor Kurzem zu einem richtig langem und intensiven Gespräch bei uns.Wir haben dabei auch ein wenig hinter die Kulissen schauen können.Besonders mir hat dieses Gespräch auch sehr gut getan,weil ich mal die Muster eines Alkoholabhängigen mit meinen Mustern der Spielsucht vergleichen konnte.Ich habe festgestellt,daß sich sehr viele Parallelen auftun.Und ich habe Einiges erfahren,von dem ich noch nichts wußte.Fakt ist erst mal,daß sie in einer SHG ist und diese,wenn auch nur in zeitlich großen Abständen(bedingt durch die Entfernung und ihre Schichtarbeit), regelmäßig besucht.Ich habe ihr geraten,diesen Rückfall zwingend in der Gruppe anzusprechen und darüber zu reden!Die Hauptproblematik für den Rückfall ist das derzeitige Arbeitsklima,welches im Moment nicht sehr Arbeitnehmer freundlich ist....das weiß ich auch aus den Erzählungen meiner Frau,die ja in der selben Firma arbeitet.Bei unserer Freundin ist es so,daß man ständig auf sie zurückgreift,wenn AK-Mangel herrscht.Sie ist einfach nicht in Lage,mal nein zu sagen und ihre eigenen Interessen zu wahren.So wird sie z.Bsp.an freien Tagen angerufen und geht dann auf Arbeit.Die ganze Situation überfordert sie.Dazu kommt,daß sie familiär keine große Unterstützung bekommt und fast im Alleingang für ihre Mutter und Schwiegermutter sorgen muß,die halt schon ein paar Tage älter sind!Ihr Mann kann sie nicht groß unterstützen,da er beruflich sehr stark eingebunden ist und die Woche über in Deutschland und Europa unterwegs ist.Von ihren Geschwistern kommt Null Unterstützung!Diesem enormen Druck hat sie einfach nicht standgehalten...All dies hat zu diesem Rückfall geführt!Wir haben ihr geraten,sich vielleicht auch mal psychologische Hilfe bei einem Fachmann zu holen um diese Problematik nach und nach aus der Welt zu schaffen!Wir haben im Übrigen Vereinbart,ihrem Mann nichts vom Rückfall zu erzählen.Dies war ihr Wunsch und wir respektieren ihn auch so.Vielleicht kommt es ja zu einem späteren Zeitpunkt mal dazu,daß sie ihrem Mann erzählt,was geschehen ist.Aber da mischen wir uns nicht ein...dies ist ihre Aufgabe.Vielleicht braucht sie ja auch erst mal die Zeit,um das für sich selbst zu verarbeiten.Und mit Ergebnissen läßt es sich dann auch sicher leichter für sie realisieren.Arbeitsrechtlich hatte es keine Auswirkungen...für sie sicher erst mal ein sehr positives Gefühl.Der AG weiß im übrigen von ihrem Problem.Inwieweit da Gespräche geführt wurden oder noch geführt werden,kann ich aber nicht sagen.Alles in Allem habe ich den Eindruck,daß ihr dieses Gespräch richtig gut getan hat.Unser Ohr wird auch weiterhin offen sein für sie!Allerdings werden wir auch auf sie achten und nicht wegschauen!
An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die gegebenen Ratschläge!!!
LG Volkmar

Re: Bitte um Ratschläge....
« Antwort #7 am: 19 Dezember 2012, 17:48:30 »
Hey Volkmar,

wenn ihr Arbeitgeber von ihrer Krankheit weiss verstehe ich nicht
warum sie sich soviel aufbürdet?
Man muss lernen mit dem Wörtchen nein umzugehen.Arbeiten gehen
dann Haushalt und die Senioren zu Hause das geht gar nicht.Jeder
Psychiater würde ihr das gleiche sagen.Da erstickt man ja wo bleibt
denn sie dabei??
Für die Senioren kann sie sich fremdhilfe holen dafür gibt es pflegegeld.
Das ist auch kein abschieben,denn wenn sie selbst so krank ist muss man ihr
das mal sagen.
Hoffe das ihr bei ihr durchdringt das ist wirklich wichtig.


LG Moni
 

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Offline stoni

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Re: Bitte um Ratschläge....
« Antwort #8 am: 20 Dezember 2012, 10:56:10 »
Hallo Moni,

du hast schon Recht,aber vielleicht ist es auch ein wenig Angst von ihr,als Versagerin dazustehen?Der Arbeitgeber sucht sich doch in Zeiten des AN-Mangels Leute aus,die nicht lange diskutieren und schnell "JA" sagen.Ist aus dessen Sicht doch ganz logisch,oder?Und sie steht ja ihrem AG gegenüber in der "Pflicht",schließlich toleriert der ja auch ihre Krankheit!Vielleicht ist das die Denkensweise unserer Freundin??
Wie ich schon geschrieben habe,wird es für sie wichtig sein,das Wort "NEIN" sagen,zu erlernen.
Was die Senioren angeht...so leicht ist das nicht,denke ich.
Pflegegeld ist das Eine.Man muß dies aber auch beantragen und vor Allem auch durchbekommen!
Und da werden ganz schön hohe Ansprüche gestellt.Ich mache dies gerade mit meinem an Demenz leidendem Vati durch.Ich war mit meiner Frau bei dem Gespräch mit dem Herrn vom MDK dabei und war entsetzt,mit welchen Mitteln da geforscht und hinterfragt wird.Obwohl meine Mutti mit der Sache total überfordert ist,glaube ich nicht,daß sie einen positiven Bescheid bekommen wird.Es bleibt uns Kindern(wir sind 3) also nur,hilfreich zur Seite zu stehen!Zum Glück funktioniert das bei uns gut!
Nochmal zur Freundin.
Besonders ihre Mutti erwartet,daß sie in ihrer Freizeit für sie da ist!Da sie halt immer ja sagt,geht man den Weg des geringsten Widerstandes und nimmt sie permanent in Anspruch!
Und ist man das seiner Mutti nicht auch schuldig?Ich denke,sie sieht es zumindest so!
Unsere Freundin muß lernen,daß Dankbarkeit der Kinder auch anders aussehen kann und daß jeder auch ein Recht auf sein eigenes Leben hat!!

Wie gesagt,die Erkenntnis hat sie schon gewonnen.Nun gilt es,diese auch in der Realität umzusetzen!

LG Volkmar

 

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