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Kann er sich überhaupt noch ändern?

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Kann er sich überhaupt noch ändern?
« am: 02 November 2013, 08:46:22 »
Hallo,

ich bin neu hier und möchte mal kurz(ich gebe mir die größte Mühe) meine Geschichte erzählen:

Mein Mann ist 42 und nach eigener Aussage seit seinem 17. Lebensjahr spielsüchtig. Erst Automaten, dann kamen Sportwetten und Lotto dazu. Nachdem er vor ca. 5 Jahren erfolgreich eine Therapie gemacht hat, dachte ich, er hätte es geschafft. Anfangs hat die Therapie wohl tatsächlich eine Veränderung bewirkt. Er hat mir zugehört, war bei Freizeitaktivitäten nicht nur körperlich anwesend usw. Rückwirkend betrachtet muss ich jedoch sagen, dass ich diese Krankheit wahrscheinlich doch sehr unterschätzt habe. Irgendwann hat wohl eine Suchtverlagerung stattgefunden und sich die ganzen letzten Jahre wie ein roter Faden durch unser Leben gezogen. Erst Fernsehsucht, dann Zapping, dann auf dem Handy irgendwelche Jump and Run-Spiele spielen, und nun zuletzt Facebook. Nebenher war er wohl auch immer irgendwie süchtig danach, irgendwelche News im Videotext zu lesen. Ich ärgere mich schwarz darüber, dass ich nicht schon früher reagiert habe. So oft habe ich in den letzten Jahren gedacht, dass es doch nicht normal ist, dass sich alles bei ihm zu einer Sucht entwickelt. Haben wir uns wegen einer Sache gestritten, hat sich etwas anderes als Sucht eingeschlichen. Vor einem Jahr hat sich sein bester Freund (mit dem er in seiner Jugend angefangen hat zu spielen) das Leben genommen. Unter anderem auch, weil er Depressionen hatte und extrem spielsüchtig war. Seit dieser Zeit hat sich alles verändert. Er war z. B. nicht mehr kritikfähig. Auch wenn ich nur gesagt habe: "Ich finde es schade, dass du in letzter Zeit nicht mehr im Haushalt mithilfst." Das war schon ein Grund, um in die Luft zu gehen. Sein Standardspruch: "Immer machst du mir Vorwürfe." Seine Sprüche wurden wieder verletzend, er war ständig angespannt und so sind unsere Diskussionen regelmäßig eskaliert. Da ich die Veränderung an seinem Verhalten gemerkt und die erste Tharapie mit ihm durchgemacht habe, habe ich ihm gesagt, dass er sich wieder wie ein Spieler benimmt. Doch er hat mich nur ausgelacht und meinte er wäre doch schon so lange spielfrei. Sein Verhalten hat er irgendwann mit dem Tod seines Freundes begründet. Es fällt mir nicht leicht darüber zu schreiben, jedoch hat er irgendwann angefangen Sex als eine Art Ventil zu benutzen, um seinen Frust und Stress und seine innnerliche Anspannung loszuwerden. Er hat dann sehr genervt und aufbrausen reagiert, wenn ich dann mal zu müde war oder keine Lust hatte, weil er mir bei einem Streit mal wieder etwas Verletztendes an den Kopf geworfen hat. Vor ca. 2 Monaten lagen wir abends auf der Couch und er hat mich gefragt, was mit mir los sei. Als ich ihm mein Herz ausgeschüttet habe über die ganze Situation, ist er richtig wütend geworden. "Wieder diese Vorwürfe." War seine Antwort. Auf meine Frage, warum er mich denn überhaupt fragt, was los ist, sagte er nur, dass ich auch hätte lügen können. Er hat sich nämlich schon auf Sex eingestellt und dann mach ich mit meinem Gerede die Stimmung kaputt. Das war der Punkt, an dem ich sagte, dass er sich Hilfe suchen muss, um seine Trauer zu verarbeiten. So wollte ich nicht weitermachen. Das war vor zwei Monaten. Seit ca vier Wochen weiss ich, dass er seit ca. 8 Monaten spielt. Ich habe mir in der Hinsicht nichts vorgemacht und wusste, dass ein Rückfall jederzeit möglich ist. Das wusste er auch und er wusste auch, dass mir Ehrlichkeit am wichtigsten war nach den ganzen Lügen in der Vergangenheit. Wie oft habe ich ihn in den letzten Monaten gefragt, ob er gespielt hat und er hat mich ausgelacht. Da war ich wohl doch zu naiv zu glauben, er würde offen mit mir darüber reden, wenn er mal wieder einen Rückfall hatte. Bei der Tharapie hat er auch erst gestanden, dass er rückfällig geworden ist, nachdem ich die Tippscheine gefunden habe. Er hat dort die ganze Zeit so getan, als wäre er wegen der Trauerbewältigung und seiner Facebook- und Videotextsucht da.

Jetzt ist die Situation so, dass ich kurz davor bin mich von ihm zu trennen. Der einzige Grund, warum ich noch hier bin, ist unsere 5-jährige Tochter, die ihn über alles liebt und eine Trennung für sie wahrscheinlich der Supergau wird. Außerdem steht ihr Geburtstag an und Weihnachten steht vor der Tür. Wenn das hier so weitergeht, wird am Ende eine Trennung besser sein, da ein Kind keine Eltern braucht, die aneinander vorbeileben. Im Moment fehlt mir aber die Kraft. Er will die ganze Sache nicht ganz einsehen. Die Sache mit der Suchtverlagerung, die Sache mit dem Sex...Er hat erwartet, dass wenn er einmal "Entschuldigung" sagt und zur Therapie geht, hier wieder alles wieder so wird wie früher. Doch ich kann seine Nähe im Moment nicht ertragen. Damit kann er nicht umgehen und fragt mich, wie lange ich noch auf den "alten Geschichten" rumreiten will. Immerhin hat er seit vier Wochen keinen Spieldruck mehr und ihm geht es gut. Er kontrolliert ständig mein Handy und ist auch sonst sehr misstrauisch. Ich habe keine Kraft mehr um gegen ihn und seine "kranken Gedanken" anzukämpfen. Als vor ein paar Tagen auf meinem Handy ein paar Nachrichten gekommen sind, hat er tatsächlich gemeint, dass ich doch selbst süchtig nach meinem Handy wäre und da solle ich ihm in der Hinsicht keine Vorwürfe machen. Und weil ich in letzet Zeit öfter Bücher lese als sonst, um mich von diesem ganzen Stress zu erholen, unterstellt er mir auch da eine Sucht und Flucht vor der Realität. Und das hat er wahrscheinlich nur gesagt, weil ich der Meinung bin, er müsste sich von Facebook abmelden, wenn er doch deswegen zur Therapie geht. Aber er sagt, er hat es unter Kontrolle. Diese Diskussionen sind so anstrengend... Ich habe jedoch soooo lange ignoriert, was meine Herz mir sagt. Dieses mal nicht. Entweder er macht sich Gedanken und gesteht sich endlich ein, wie groß die Auswirkungen seiner jahrelangen Sucht sind, oder ich muss gehen. Ich will endlich glücklich sein und mein Leben leben. Das bin ich mir und meiner Tochter schuldig.

Das war nun die Kurzfassung ;) Ich habe das Gefühl, ich könnte ein Buch schreiben.

Es tut gut, sich alles von der Seele zu schreiben und ich würde mich über ein paar Antworten sehr freuen. Als er erfahren hat, dass ich mich meiner besten anvertraut habe, hat er sich sehr aufgeregt und fragt mich nun nach jeder neuen Diskussion, ob ich ihr das auch schon erzählt habe... ::)

Bis dann

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Offline Olli

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Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #1 am: 02 November 2013, 13:54:57 »
Hi Angel!

Herzlich willkommen!

Zunächst einmal ist es Dein gutes Recht, Dich Deiner besten Freundin anzuvertrauen.
Dabei geht es schließlich um Dich und Deine Gefühle - auch wenn er der Auslöser ist.

Was ich hier durchaus vermisse in Deinem Beitrag ist seine Nachsorge.
Anscheinend besucht er weder regelmäßig einen Therapeuten - eine Selbsthilfegruppe - oder gar ein Selbsthilfeforum.

Wenn jemand wirklich stabil lebt, dann muss dies sicherlich irgendwann nicht mehr unbedingt von Nöten sein.

Deshalb lesen sich Deine Informationen über ihn tatsächlich so, als hätte er "Dir zuliebe" diese Therapie gemacht.
Wahrscheinlich ist er dort nicht zu seinem Kernproblem vorgedrungen, geschweige denn hat er es "abgearbeitet".

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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freitagessen

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #2 am: 02 November 2013, 19:10:52 »
Hallo Angel

Nicht nur diese Krankheit, sondern auch deinen (nicht nur mit dir) spielenden Mann hast Du unterschätzt!
Wenn es darum ging andere zu manipulieren, hätte auch ich den ersten Preis bekommen, nicht weil ich es wollte, nein ich war ein Spieler, durch und durch.
Bestimmte Verhaltensmuster die auch meine waren, erkenne ich in deinen Mann wieder.

Sicherlich könntest auch Du mit einen "Spieler" ein ganz normales Leben führen.
Nur mit einen immer spielenden Mann, wirst Du nicht Glücklich werden, das hast Du schon ganz richtig erkannt.

Deine Verzweifelung schreit aus deinen Beitrag hinaus, was tun ?

Spielsucht ist eine Krankheit......OK

Aber was ist wenn derjenige der hiermit herum läuft, sich nicht behandeln lässt, obwohl ihm durchaus bewusst ist welch einen Schaden er, nicht nur sich selbst zufügt, er von seine Krankheit weis, eine Therapie absolviert hat, und sich trotzdem nichts ändert ? 

Wenn es dann solche Ausmaße annimmt wie bei dir ?

Meine persönliche Meinung, das hat niemand verdient, und auch Du musst dir das nicht antun.

Weihnachten, eure Tochter....das ist natürlich nicht einfach, aber wenn Du mal richtig überlegst, geht dein Mann schon etwas "länger" sein/einen eigenen Weg!

Was kannst Du jetzt noch verlieren, oder was könntest Du eventuell gewinnen?

Nicht bereit Hilfe zu zulassen, was bleibt dir, mach was Dein Herz dir sagt!


Viel Kraft dir @Angel

Rainer





 


 

   

 
« Letzte Änderung: 03 November 2013, 07:09:36 von freitagessen »

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #3 am: 08 November 2013, 10:56:25 »
Hallo,

vielen Dank für eure Antworten. Seit meinem Beitrag habe ich viel mit meinem Mann diskutiert. Inzwischen zeigt er ein wenig Einsicht. Aber ich bin trotzdem noch sehr distanziert, weil ich merke dass er grosse Angst vor der Therapie hat und im Moment ist er auch so durcheinander, dass er ständig zu allem seine Meinung ändert. Seine Therapeuten halten eine stationäre Therapie für sinnvoll doch er will das nicht; sagt er würde es nicht aushalten so lange von der Kleinen und mir getrennt zu sein und beruflich würde es auch nicht gehen. Er meint, wenn die erste Therapie ambulant Erfolg hatte, dann wird er das jetzt auch schaffen. Ich habe da so meine Zweifel. Meine jetzige Entschlossenheit wertet er als Kälte ihm gegenüber. Auch mit der Distanz kommt er nicht zurecht. Ich erwische mich immer wieder dabei ein schlechtes Gewissen für mein Verhalten zu entwickeln. Aber ich kann mich nicht überwinden wieder offen auf ihn zuzugehen. Muss ich das überhaupt? Wahrscheinlich nicht. Ich habe ihm auch offen gesagt, dass alles Zeit braucht und ich erst sehen muss, ob die Therapie etwas bringt. Erst dann wird man sehen, ob noch genug Liebe übrig ist, um an unserer Ehe zu arbeiten. Das dauert ihm alles zu lange und er sagt, er hat ein Recht darauf zu erfahren ob wir noch eine Zukunft haben oder nicht. Er sagt auch, dass er die Gewissheit braucht, dass wenn er die Therapie durchzieht am Ende die Kleine und ich da stehen und auf ihn warten. Da habe ich klar gesagt, dass das eine Verantwortung ist, die die Kleine und ich nicht tragen können. Ist meiner Meinung nach zu viel verlangt. Vielleicht will er deswegen auch nicht die stationäre Therapie, weil er denkt wir sind weg wenn er zurückkommt. Auch mit dem Gedanken, dass ich mich meiner Freundin anvertraut habe, kommt er immer noch nicht klar. Hat versucht mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Doch da habe ich ganz klar einen Riegel davorgeschoben. Dann kam die Frage, ob das nicht zu egoistisch von mir wäre... Gott ist das anstrengend! Er überlegt auch jetzt schon, was ich  wem alles erzählen werde wenn wir uns tatsächlich trennen sollten. Ist das normal?! Bin ganz schön durcheinander...

@olli
Nein. Eine Nachsorge hat nicht stattgefunden. Das war ein riesen Fehler. Das sieht er jetzt auch ein.

Bis dann

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Offline andreasg

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Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #4 am: 08 November 2013, 17:15:34 »
Hallo ich bin Andreas, ich bin Spieler und ich bin Therapieerfahren.

Was Du, Angel, über Deinen Mann schreibst fühlt sich sehr ambivalent an:
Er hat Angst vor der Therapie;
er hat Angst Frau und Kind zu verlassen;
Er hat Angst im Beruf zu Versagen
u.s.w.
Ich kenne Deinen Mann nicht persönlich und darf mir über ihn kein Urteil erlauben.

Also schaue ich auf meine Strickmuster:
Ich hatte panische Angst mich aus dem Beruf heraus in eine langfristige Psychosomatische Klinik zu begeben. Dank meiner Selbsthilfegruppe - und Gemeinschaft wurde ich spielfrei und bin es Heute. Als mein Arbeitgeber im August 2000 Insolvenz anmeldete, spürte ich zum letzten Mal Spieldruck.
Als ich spielte hatte ich keine Freundin geschweige eine Ehefrau, schon keine Kinder. Meine Geliebte war die Spielstätte und meine Sprösslinge waren die Spielautomaten.
Meine Tag - Träume , mein nicht gelebtes Familien - Liebesleben in der Spielstätte zu führen, erwiesen sich als Lüge.
Erst als ich im Sommer 2003 mit schweren Sozialen Ängsten in die Klinik kam, lernte ich mich selber - infolge einer knallharten Konfrontation - im plötzlichen Aufbrechen meiner panischen Ängste kennen. Das hat weh getan. Es war die vielleicht wichtigste Lektion meines Lebens. So lernte ich mich verstehen und mich selber annehmen.
Entschuldige, wenn ich es pauschal ausdrücke: wir Spieler brauchen den allergrößten Schmerz un eine Chance zum Aufhören und zum Neubeginn eines Lebens starten zu können

Schöne 24 Stunden
Andreas
« Letzte Änderung: 08 November 2013, 17:18:16 von andreasg »
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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freitagessen

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #5 am: 10 November 2013, 11:58:36 »
Hi Angel

Ich denke das es erst mal wichtig ist das ihr beide wieder klare Strukturen in euer Leben hinein bringt, es kommt mir so vor, alsob keiner von euch beiden so richtig weiß was er will.
Natürlich braucht das auch ein gewisse Zeit, besonders für dich, Du die sich hier als Opfer „seiner“ Sucht wieder findet.
Diese Sucht hat nun mal ein Zerstörerische Auswirkung auf alles und jeden der hier ungewollt mit in Berührung kommt, ganz besonders aber bei einer jungen Familie, so wie eure.
Ich denke mal das dein jetziges verhalten deinen Mann gegenüber, ein vollkommen normales ist, grade was deine momentane Distanz betrifft.
Ob eine erneute Therapie etwas bringt oder auch nicht, kann natürlich niemand vorhersagen, manche brauchen da mehrere Anläufe, und so wie es scheint, gehört auch dein Mann dazu.
Ich denke mal das es ein großer unterschied ist, ob diese nun Ambulant, oder aber Stationär gemacht wird, je nachdem wie erfahren die Therapeuten sind, wobei ich der Meinung bin das diese in der Suchtkliniken doch wohl die besseren und auch um einiges erfahrenere Therapeuten sind  (ist aber nur mein persönliche Meinung), aber noch viel wichtiger ist es, was dein Mann "gegen" seine Sucht einbringen wird.
Das sich dein Mann hiergegen wehrt(Therapie), scheint wohl bei vielen Spielern normal zu sein, wenigstens mache ich regelmäßig diese Erfahrung, keine Ahnung warum,  wahrscheinlich weil viele immer noch glauben wollen, das sie es ganz alleine schaffen könnten.
Nicht das dies nicht möglich ist, aber so wie Du deinen Mann schilderst hätte auch ich nicht all zu große  Hoffnung, aber das steht auf ein ganz anderes Blatt- Papier , und ist nur meine persönliche Meinung.
Das noch viel Zeit in Anspruch genommen werden muss, um sich darüber im klaren zu werden wie es weiter gehen soll, ist vollkommen normal, und jetzt Entscheidungen zu treffen, nur weil er drängt, halte auch ich für etwas zu verfrüht.
Eine Änderung seines Verhaltens könnte aber trotzdem eine neue Basis für euch sein,
und ein aufrechter Wille seinerseits muss/sollte diesmal deutlich erkennbar sein  ?     
Und nein, den Mund verbieten lassen musst Du dir natürlich nicht, natürlich brauchst du Leute um dich auszutauschen, ist doch vollkommen normal !
Wie er darüber denkt sollte dir egal sein, es ist nicht deine Sucht, sondern seine !
Entweder ich stehe zu mein (ich sage es mal so) Fehlverhalten, möchte eine Änderung, oder ich tue es nicht, und wenn nicht, wird sich auch nichts positiv verändern....so einfach ist das !

Lg Rainer
« Letzte Änderung: 10 November 2013, 12:11:46 von freitagessen »

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #6 am: 14 November 2013, 13:17:19 »
Hallo zusammen,

ich habe mich nun auch meiner Schwester und meinem Papa anvertraut. Das tat richtig gut! Was mir richtig gut getan hat, ist, dass ich jetzt in meinem näheren Umfeld Personen habe, die mich bestätigen und sagen, dass das Verhalten meines Mannes in vielen Situationen nicht normal ist. Wie gesagt, versucht er bei Diskussionen MIR irgendwelche Defizite einzureden. Vor allem die Sache mit dem Sex regt ihn wirklich auf. Er meint, das wäre eine völlig normale Reaktion von ihm, wenn die Vorfreude umsonst war und ich ihm eine Abfuhr erteilt habe. Er meint, ich soll mir Hilfe suchen, wenn ich Probleme habe das zu verarbeiten. Er versteht einfach nicht, was das in mir für Gefühle auslöst bzw. welche Gefühle es in mir zerstört hat wegen seiner Reaktion. Hat jemand solche Erfahrungen gemacht? Habe irgendwo im Internet gelesen, dass bei vielen Süchtigen Sex auch irgendwann eine Art Belohnung bedeutet oder als eine Art Bestätigung gesehen wird. Oder nur als "Ablenkung" von Stress, negativen Gefühlen oder Gedanken dient. Ich kann aber auch verstehen, wenn das Thema doch etwas zu intim ist...

Was mich auch sehr nachdenklich gemacht hat: ich habe ihm gesagt, dass ich im Falle einer Trennung trotzdem für ihn da sein werde und ihn auch weiter bei seiner Therapie unterstützen würde. Doch das hat er ganz energisch abgelehnt und meinte, dass ich das nur machen will, damit ich hinterher sagen kann: "Ja, ich habe ihm geholfen." Ich verstehe das wirklich nicht. Ich gelange immer mehr zu der Überzeugung, dass die psychischen Auswirkungen der jahrelangen Sucht bei ihm so heftig sind, dass die Hoffnung auf Besserung immer weiter schwindet. Er sagt auch immer wieder, dass ich so tue als wäre er von Grund auf schlecht und wieso bin ich dann so lange mit ihm zusammengeblieben... Wie soll eine Therapie helfen, wenn man die Probleme gar nicht selber erkennt oder erkennen will? Hier geht es ja nicht mehr in erster Linie um die Einsicht, dass er mit dem Spielen ein Problem hat, sondern welche Auswirkungen sein Suchtverhalten auf seine Psyche, sein Verhalten, seine Gefühle hat... Bin echt ratlos. Angeblich kommt er jetzt damit klar, dass ich mit meiner Freundin gesprochen habe. Er sagt, dass es ihm jetzt egal ist. Zum Geburtstag ihrer kleinen Tochter will er trotzdem nicht mitkommen. Er sagt: "Das habe ich jetzt eingesehen, der Punkt kann abgehakt werden. Jetzt arbeite ich die anderen Probleme ab." Aber hier geht es doch nicht darum irgendeine Liste abzuarbeiten. Er sieht auch nicht wie viele Diskussionen, wie viele Emotionen und vor allem wie viel Kraft es gekostet hat, bis die Einsicht in diesem Punkt bei ihm kam (vorausgesetzt die Einsicht kam tatsächlich). 

Ganz tief in mir drin weiß ich, dass es das Beste wäre, wenn wir vorerst getrennte Wege gehen. Jedoch macht mich der Gedanke an den Moment, wenn ich meiner Tochter in die Augen sehen und es ihr sagen muss echt fertig. Die Kraft habe ich im Moment nicht. 

Bis dann

 

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freitagessen

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #7 am: 15 November 2013, 20:30:54 »
Hallo Angel

Ein Spielender Spieler kann genauso wie ein nicht spielender Spieler, zu einer erheblichen Belastung in einer Partnerschaft werden.
Daher kann ich dir nur zustimmen, das dieses ein guter Schritt war, sich seiner Familie anzuvertrauen.
Ich persönlich habe das auch durch, bzw. meine Frau hat sich wegen meiner Spielsucht auch anderen anvertraut.
Damals (in meiner Aktiven Zeit) war auch ich hierüber sehr verärgert, es war aber das beste was sie „für sich“ zu diesen Zeitpunkt machen konnte!
Dieses doch Egoistische denken hängt wahrscheinlich mit der Sucht zusammen, wo sich eigentlich alles mehr oder weniger, immer in der Anonymität abgespielt hat, und das sollte dann auch weiterhin so bleiben. (wenigstens dachte ich so)
Ich sah mich nur als Opfer dieser Sucht, und das hatte sonst keinen etwas interessieren , es war meine Sucht, nur meine!
Die von deinen Mann angesprochene  Defizite die Du angeblich hast,  dienen nur dazu, um von den eigenen abzulenken. (ist aber nicht nur bei Spieler so.)
Das langjähriges Spielen jemanden mehr oder weniger verändert, kann ich dir nur bestätigen, aber nur wenn ich mich selber betrachte.
Da bleibt wenig bis gar keine Zeit mehr für Gefühle, Liebe und alles andere Lebenswerte, das/dein Leben verschwindet mit in den Automaten......unaufhörlich, und /aber stetig etwas mehr.
Viel mehr stumpft du immer weiter und immer mehr ab, bis hin zum Eiskalten gefühllosen Spieler, der nur noch an eins denkt, und das ist Spielen um jeden Preis.

Menschen um dich herum sind nur noch Mittel zum Zweck. (wenigstens war es bei mir so)

   
Er sagt auch immer wieder, dass ich so tue als wäre er von Grund auf schlecht und wieso bin ich dann so lange mit ihm zusammengeblieben...

Ich weise nicht wie oft ich diesen Satz meiner Frau vor den Füssen geworfen habe, sehr oft aber, weil ich auch genau wusste das sie mich nicht verlassen würde, sie aber ein schlechtes Gewissen einredete, wenn ich dieses sagte. (und danach wieder meine Ruhe hatte)

Zu den Sex, das kann ich Dir nicht bestätigen, wenigstens habe ich meine Frau niemals dazu gedrängt, und schon ganz und gar nachdem ich gespielt hatte.
Auch jetzt wo ich aufgehört habe zu spielen, habe ich Sex niemals als Belohnung für meine Abstinenz haben wollen, sondern es hat sich im laufe der Monate wieder normalisiert (sage ich mal so)
Ich habe natürlich berücksichtigt, das ich als Spieler selten gerecht, und auch oft verletzend ihr gegenüber war.
Das auch sie gewisse Zeit braucht diese zu verarbeiten (Sex stand erst mal ganz hinten dran wohl bemerkt) war mir nicht am ersten Tag, aber je mehr ich hierüber nachdachte vollkommen klar.


Was mich auch sehr nachdenklich gemacht hat: ich habe ihm gesagt, dass ich im Falle einer Trennung trotzdem für ihn da sein werde und ihn auch weiter bei seiner Therapie unterstützen würde. Doch das hat er ganz energisch abgelehnt und meinte, dass ich das nur machen will, damit ich hinterher sagen kann: "Ja, ich habe ihm geholfen.

Was meinst Du mit "Unterstützen" ??
Versuche zu verstehen das Du dein Mann solange er selber keine Hilfe zulässt, nicht helfen kannst. (niemals)
Andere könnten ihm bestenfalls mögliche Wege, die er gehen könnte vorschlagen.
Persönlich aber denke ich das Du hier, wie die meisten Ehefrauen schon ausreichend getan hast, und solange noch keine wirkliche Einsicht vorhanden ist, ist das eh alles vergebliche Mühe und Zeit, also ein Sinnloses unterfangen.
Diese ablehnende Haltung von deinen Mann, war auch wenn meine Frau mir Hilfe anbot, für mich "Typisch", und wurde grundsätzlich abgelehnt!
Falscher Stolz ? Solange ich mir meine Sache sicher war, konnte sie mich mal.(als Spieler wohl bemerkt)
Außerdem war es ein guter Grund wieder Spielen zu gehen...(immer dieser Stress Zuhause wegen des Spielens.....da musste ich mal eben weg!

Aber hier geht es doch nicht darum irgendeine Liste abzuarbeiten. Er sieht auch nicht wie viele Diskussionen, wie viele Emotionen und vor allem wie viel Kraft es gekostet hat, bis die Einsicht in diesem Punkt bei ihm kam (vorausgesetzt die Einsicht kam tatsächlich).  

Meistens ist es Sinnlos mit ein Spieler zu diskutieren (hatte ich dir aber schon mal geschrieben), Du kannst im bestenfalls Deine/seine Grenzen aufweisen.

Ganz tief in mir drin weiß ich, dass es das Beste wäre, wenn wir vorerst getrennte Wege gehen. Jedoch macht mich der Gedanke an den Moment, wenn ich meiner Tochter in die Augen sehen und es ihr sagen muss echt fertig. Die Kraft habe ich im Moment nicht.

Ich verstehe dich, pass trotzdem auf Dich auf !

Lg Rainer
« Letzte Änderung: 15 November 2013, 20:44:59 von freitagessen »

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #8 am: 03 Dezember 2013, 11:43:56 »
Hallo,

@Rainer:
Du kannst dir nicht vorstellen, wieviele Emotionen der Satz "pass trotzdem auf dich auf" in mir ausgelöst hat. Er hat mich zu Tränen gerührt und mich gleichzeitig schockiert. Wir reden hier über meinen Mann, den Menschen, der eigentlich meine "bessere Hälfte" sein sollte, auf den ich mich immer verlassen kann in jeder Lebenslage... Und jetzt sitze ich hier und zerbreche fast an dem ganzen Kummer und den Emotionen, die er verursacht hat.
Versteh mich bitte nicht falsch. Ich bin wirklich froh für jede Antwort. Es hat nur eine gewisse Einsicht bei mir ausgelöst. Meine "Unterstützung" sollte einfach nur heißen, dass ich für ihn da bin, wenn er reden möchte und ich wollte ihm nur zeigen, dass er nicht ganz alleine dasteht. Dass ich ihm nicht helfen kann, ist mir schon bewusst. Mit macht es aber ein wenig Angst, dass er über Suizid gesprochen hat. Er hat sonst niemanden. Sein bester Freund hat sich das Leben genommen und seine Familie interessiert sich schon lange nicht mehr für ihn und auch nicht für mich oder unsere Tochter.

Ich habe wieder sehr viel im Internet über Spielsucht, Co-Abhängigkeit, Suchtverlagerung, und vor allem über die psychischen Auswirkungen gelesen. Bei Spielsucht wird oft über die drei Phasen gesprochen. Gewinn-, Krankheits- und Verzweiflungsphase. Ich frage mich wirklich, in welcher Phase mein Mann sich befindet. Mir kommt es so vor, als ob er seit Jahren in der Krankheits- und Verzweiflungsphase verharrt. Wie bereits geschrieben, hat sich seine Sucht ständig verlagert (dabei habe ich noch vergessen die Telefongewinnspiele aus dem Fernsehen zu erwähnen).

Olli hat in zwei oder drei Beiträgen in den Foren etwas Schönes geschrieben: Dass ein Spieler mit Scheuklappen durch die Gegend rennt und die Therapie oder eine SHG soll helfen, diese immer weiter zu öffnen. Bei meinem Mann habe ich das Gefühl, dass die Scheuklappen festsitzen und sich nicht öffnen lassen. Wie gesagt: er funktioniert in allen Dingen wie ein Roboter. Er versucht eine Art Liste mit Problemen oder sonstigen Emotionen usw. abzuarbeiten. Aber ich habe nicht das Gefühl, dass er die Dinge wirklich versteht und er nimmt sein Leben nicht wirklich wahr. Da ist kaum eigene geistige Initiative vorhanden. Liegt das an der jahrelangen (Spiel)Sucht?

Er geht zwar immer noch regelmäßig zur Motivationsgruppe, SHG und er hatte schon ein oder zwei Einzelgespräche. Aber erst vorgestern hat er wieder gesagt, dass ich mich nicht über seine Reaktionen aufregen soll. Denn schließlich kenne ich ihn so doch schon seit 13 Jahren... Mir ist klar, dass ich manche Reaktionen bei ihm auslöse, weil ich nicht immer in der Lage bin auf Kritik, Vorwürfe usw. zu verzichten. Habe auch oft gelesen, dass Angehörige in einer Selbsthilfegruppe lernen können, mit ihrem spielsüchtigen Partner umzugehen. Es widerstrebt mir irgendwie, dass ich mir eine "Anleitung" anlernen soll, um mit dem Mann an meiner Seite klarzukommen. Versteht das bitte nicht falsch. Ich finde diese Gruppen wirklich wichtig und sinnvoll und für viele sind sie bestimmt sehr hilfreich. Aber für mich kommt das einfach nicht infrage. Vielleicht denke ich im Moment einfach so pessimistisch, weil die Aussichten auf eine "schöne" Zukunft mit meinem Mann zur Zeit nicht gerade rosig sind.

Verliere immer mehr die Hoffnung. Immerhin bin ich schon soweit, dass ich mich nach einer Wohnung umschaue. Ich hoffe nur, dass ich dann auch genug Kraft habe, um die Sache wirklich durchzuziehen. Mittlerweile helfen mir die Gespräche mit meiner Schwester, meiner Freundin usw. ein weinig Kraft zu schöpfen. Auch die Antworten hier helfen mir wirklich viel. Bin wirklich sehr dankbar dafür!

Bis dann

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Offline Olli

  • *****
  • 6.902
Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #9 am: 03 Dezember 2013, 13:58:36 »
Hi meine Liebe!

Zitat
Habe auch oft gelesen, dass Angehörige in einer Selbsthilfegruppe lernen können, mit ihrem spielsüchtigen Partner umzugehen. Es widerstrebt mir irgendwie, dass ich mir eine "Anleitung" anlernen soll, um mit dem Mann an meiner Seite klarzukommen. Versteht das bitte nicht falsch. Ich finde diese Gruppen wirklich wichtig und sinnvoll und für viele sind sie bestimmt sehr hilfreich. Aber für mich kommt das einfach nicht infrage. Vielleicht denke ich im Moment einfach so pessimistisch, weil die Aussichten auf eine "schöne" Zukunft mit meinem Mann zur Zeit nicht gerade rosig sind.

"Was der Bauer nicht kennt, dass frisst er nicht" - oder wie?  ;D

Ne, ne, ne ...
Wenn Du mit Deinem Mann auf einer einsamen Insel wärest - er bricht sich ein Bein - was machst Du da?
Dir fällt ein, dass Du irgendwo schon mal gelesen oder gehört hast, dass das Bein geschient werden muss.
Das Gleiche gilt für den schmerzhaften Prozess davor - es muss an dem Bein gezogen werden, damit die Bruchstellen wieder übereinander kommen.
Du weisst, dass Dein Mann vor Schmerzen schreien wird - doch DU - Du bist auf Grund Deiner Erfahrungen vorbereitet. DU weisst, was auf Dich zukommt.
Du weisst, dass die ohrenbetäubenden Schreie nicht nur vorbeigehen und das Einrenken eine Heilung des Bruches verspricht (an dieser Stelle hinkt mein Vergleich).

Aber ist das alles? Nein - Du weisst sogar noch mehr.
Ohne die aufgegriffenen Erfahrungen in der Vergangenheit wüsstest Du gar nicht, wie Du helfen könntest.
Dir ist bewusst, dass DU Deinen Mann schreien hören würdest - tagelang - vielleicht wochenlang - weil durch Bewegungen die Bruchstellen Verletzungen an Muskeln, Sehnen Knorpeln etc verursachen würden.
Du wüsstest ganz genau, dass irgendwann der Gestank des Wundbrandes in Deine Nase steigen würde.
Du wüsstest ganz genau - auf dieser fernab gelegenen einsamen Insel wärest Du bald ganz alleine.

Aber Du hast diese Erfahrungen - Du wendest sie an - und denkst gar nicht über diese "was wäre wenn" Alternativen nach - Dir geht es mental gut.

Nun ist Spielsucht in der Öffentlichkeit nicht soooooo weit verbreitet.
Es gibt für Angehörige so gut wie keine Erfahrungswerte, die sie z.B. in den Medien hätten aufgreifen können.

Nun bist DU betroffen - DU leidest unter seiner Spielsucht.
Wieso willst Du DIR nicht hier und jetzt Erfahrungen aneignen, damit Du Dich besser fühlst?

Weil Du Deinen Mann ja kennen "müsstest"?
Weil Du mit ihm verheiratet bist?
Weil alles so sein muss, wie es eben sein soll?

Verlasse doch mal diese Schienen aus Helfen wollen und gesellschaftlichen Vorurteilen und Zwängen.

Suche Dir ne SHG und gehe dort ganz alleine nur für Dich hin - damit DU nicht leidest!

ich schubse Dich mal sanft:
Wenn Du dort nicht hingehst oder hingehst und Dich verweigerst - dann handelst Du nicht anders als Dein Mann.

Du schaffst das schon ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #10 am: 04 Dezember 2013, 10:09:52 »
Lieber Olli,

vielen Dank für Deine schnelle Antwort.

Vielleicht habe ich nicht ganz ausdrücken können, was ich genau meinte. Den Gedanken mal eine SHG aufzusuchen oder ein Gespräch beim Psychologen in Anspruch zu nehmen, hatte ich auch schon. Werde das bestimmt auch in der nächsten Zeit in Angriff nehmen. Was ich meinte: manche Frauen gehen zu einer SHG, um sich Ratschläge zu holen, wie sie in Zukunft am besten mit ihrem Mann umgehen sollen. Ich respektiere jede Entscheidung. Egal ob für oder gegen eine Beziehung mit einem Spieler. Wenn ICH MIR Hilfe suche, dann wirklich nur um mir selbst zu helfen das Geschehene zu verarbeiten, nicht um eine "Gebrauchsanweisung" zu bekommen, wie man mit einem Spieler umgehen sollte und auf Dauer zusammenleben kann. Bin mir nicht sicher, ob meine Gedanken jetzt verständlicher sind (bin aber auch ziemlich verwirrt in letzter Zeit).

Und wenn Du jetzt noch ein wenig auf die anderen Dinge eingehst, die ich gestern geschrieben habe, darfst Du mich auch gerne nochmal schubsen ;-)

Mein Mann hat gestern meiner Schwester gegenüber seinen Rückfall wieder total verharmlost. Waren ja nur xxx Euro... War ja nicht "unser" Geld, sondern Geld, das er (Gott weiß wie) nebenbei verdient hat... Deswegen versteht er nicht, warum ich so ein Drama mache. War doch nicht so schlimm der Rückfall. Wie lange soll er denn noch warten, bis unsere Ehe wieder "normal" läuft (das bedeutet für ihn inkl. aller ehelichen Pflichten)?
Außerdem hat er zu ihr gesagt: "Vielleicht spiele ich nächstes Jahr wieder. Wer weiss das schon? Und dann? Vielleicht war ich ja nur zu blöd, um die Tippscheine richtig zu verstecken?" Er behauptet jetzt alles im Griff zu haben. Kein Spieldruck, Videotext usw. hat er alles unter Kontrolle. Also kann ich mich doch jetzt wieder entspannen...

Und jetzt mal ganz ehrlich: Spricht so jemand, der wirklich den Willen hat, sich der Sucht und allen Problemen, die damit zusammenhängen zu stellen und der bereit ist seine Scheuklappen mal ein wenig zu öffnen? Kommt er wirklich mit dem Gedanken klar, dass er NIE wieder spielen darf? Oder hat er indirekt versucht jetzt schon seinen nächsten Rückfall zu entschuldigen?

Bis dann

*

Offline Olli

  • *****
  • 6.902
Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #11 am: 04 Dezember 2013, 12:29:35 »
Hi Angel!

Zitat
Wenn ICH MIR Hilfe suche, dann wirklich nur um mir selbst zu helfen das Geschehene zu verarbeiten, nicht um eine "Gebrauchsanweisung" zu bekommen, wie man mit einem Spieler umgehen sollte und auf Dauer zusammenleben kann.

Teil 1 meinte ich auch genau so - schätze, wir reden also über das Gleiche und bisher schlichtweg aneinander vorbei ...  ;D
Bei Teil 2 bin ich geneigt Dir zuzustimmen - jedoch schließt dann die Arbeit an Dir die Gebrauchsanweisung gar nicht aus.

Wenn ich Dir nun ganz banal sage: Lasse Dich nicht auf diese suchtgesteuerten Diskussionen ein ...
Dann wirst Du sie im Gespräch direkt im Keime ersticken - Du steigerst Dich nicht hinein - wirst nicht wütend, fühlst Dich nicht verletzt - sprich - Du distanzierst Dich emotional - dann merkt dies auch Dein Mann.
Er wird diese Scheinrechtfertigungen noch ein paar Mal versuchen - trifft dabei immer wieder auf taube Ohren - und er wird sich "vielleicht" seiner eigenen Lügen bewusst werden.
Somit existieren hier sehr wohl Wechselwirkungen.

Zitat
Werde das bestimmt auch in der nächsten Zeit in Angriff nehmen ...
Wenn ICH MIR Hilfe suche ...

Ä ... ä ... ä ... Wenn wenn wenn ... gaaanz bestimmt ... mache es!
Du sagst, Du leidest total - doch wenn Du es vor Dir herschiebst, wird es doch nicht besser oder?
Was haben Dir die Recherchen im Netz und das Stöbern in Büchern bisher gebracht?
Du hast ein paar Bröckchen Wissen aufgesammelt.
Ja, Deine Fragen danach, wie Du handeln sollst - sie zeugen davon - Deine Dir selbst gegebenen Antworten auch ... alles klasse ...
Hat es aber Deiner Seele geholfen? Fühltest Du Dich beim Lesen besser?
Wieso suchst Du hier permanent Ausreden?
Wieso versuchst Du Dich zu verstecken?

Angel - Du "zockst" mit Dir selbst.
Du handelst genauso wie Dein Mann.

Verdrängung ... Zeitschinderei ... und damit kein bischen Veränderung.

Hey ... ich will hier nicht vom hohen Ross auf Dich hinab blicken.
Ich weiss, dass mir die SHG sehr geholfen hat.
Ich bin seit Jahren in Foren unterwegs und habe mit dutzenden von Angehörigen kommuniziert, die SHGs besucht haben - oder einen Therapeuten.
Natürlich ging hier und da zunächst mal was schief.
Je nach SHG kratzt man mit dem Verstehen des Gesagten zunächst mal nur an der Oberfläche ...
Bei GA-Gruppen ist der negative Aufhänger oftmals ein einziges Wort, welches sich dort immer wieder wiederholt: Gott!
Dann wird am Ende des Meetings Händchen gehalten und gebetet ...
Dann passt mir die Nase nicht - bei jemand anderem die Ohren - dann ist ein Schwätzer dabei - ein Selbstdarsteller ...
Na und?

"Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden."

Hierbei wird Händchen gehalten - Dieses Gebet passt auf jede Lebenslage ... auch hier bei Dir.
Auch in der SHG benötigst Du Gelassenheit - oder bei einem Therapeuten.
Und ganz bestimmt noch - jetzt gerade - mit mir ... ;D

Zu den Aussagen Deines Mannes ... na klar will er weiterspielen - was denn sonst.
Du brauchst Dir keine Sorgen bezüglich der Suizidgedanken machen.
Den Suizid begeht man mal nicht eben so - da gehört viel viel Verzweiflung zu.
Wäre Dein Mann verzweifelt - dann würden seine Aussagen nicht das Spielen rechtfertigen, sondern er würde seiner Hoffnungslosigkeit Ausdruck verleihen.
Ja und selbst wenn er es versuchen würde ... hättest Du ihn dann soweit getrieben? Nein!
Für mich sind diese Aussagen hier im Kontext schlichtweg Werkzeuge der Manipulation Deiner Person.

Übrigens lernst Du Dich von sowas zu distanzieren in einer SHG ... #duck und weg bin#

OK #schubs# zum Beitrag von gestern ...
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #12 am: 04 Dezember 2013, 13:27:51 »
Hi Olli,

Also was dich betrifft, bin ich total gelassen ;) Du triffst den Nagel immer auf den Kopf. Aber genau das ist es, was ich so gut finde. Ehrliche Antworten ohne "wischi waschi". Unterhaltungen mit dem Inhalt "Ich sage dir genau das, was du hören willst, damit die unangenehme Unterhaltung vorbei ist." hatte ich wirklich mehr als genug.

Wenn mir die Diskussionen zu viel wurden, weil sie eben meistens nichts bringen und nur Kraft und Nerven kosten, habe ich mich emotional distanziert. Damit wird die Situation zu Hause unerträglich. Mit der Distanz kommt er so gar nicht klar. Dann sieht er nur noch rot. In seinen Augen ist es Kälte und eine Zurückweisung seiner Person. Heute war er nicht mal zu einem "(Guten) Morgen" in der Lage, d. h. er will jetzt gar nicht mehr sprechen. Sollte es tatsächlich zu einem Suizidversuch kommen, sehe ich die Schuld nicht bei mir. Habe ich gestern sogar zu meiner Schwester so gesagt. Das habe ich zum Teil auch von Dir gelernt: Er ist erwachsen und trifft immer wieder seine eigenen Entscheidungen, die ich nicht beeinflussen kann.

Ich werde wirklich ganz bestimmt Hilfe für mich suchen. Das sollten keine Ausreden sein. Im Moment ist im Job viel zu tun, meine Tochter wird nächste Woche 6, die Weihnachtsfeiern und Weihnachten stehen vor der Tür, den Haushalt mache ich fast ganz allein und meine Tochter muss ich ja dann auch noch irgendwo unterkriegen. Weil die Situation für ihn so unerträglich ist, verlässt er jetzt abends die Wohnung und kommt ein paar Stunden später wieder. Im Moment versuche ich einfach nur etwas zur Ruhe zu kommen. Das war schon ein Riesen-Schritt für mich überhaupt mit jemandem über die ganzen Dinge zu reden. Und jetzt wissen es fast alle in meinem Umfeld. Und das tut nach soooo langer Zeit meiner Seele auch schon richtig gut. Natürlich reicht das nicht auf Dauer.

Die Gebrauchsanweisung...ja... Er hatte ja vorher schon genug Probleme, weshalb ich ihn ja zur Therapie geschickt habe (die Worte sind bewusst gewählt denn er wäre von alleine nicht auf die Idee gekommen). Das mit dem Rückfall war ja nur der berühmte letzte Tropfen... Ich will und kann einfach nicht mehr.

Manipulation meiner Person - er schaffte es immer wieder. Nur dieses Mal hoffentlich nicht. Das erhoffe ich mir von meiner Therapie. Wieder an Stärke gewinnen, um auch alleine mit meiner Tochter glücklich zu werden. Ich will nicht mehr sein Spielzeug sein. Was meint er so, wie er es sagt? Was tut er nur, weil es von ihm erwartet wird? Und wie lange hält er diesmal durch, bevor alles wieder über uns einstürzt? Ich will mir diese Fragen nicht mehr stellen müssen. Sein praktisch jetzt schon angekündigter Rückfall und die Aussage, dass er nur etwas geschickter werden muss im Vertuschen und Lügen. Das hat mir so richtig Angst gemacht. So will ich aber nicht leben.

Ich hoffe, dass ich bald eine Wohnung finde und dann werde ich vielleicht noch einen kleinen Schubser von Dir brauchen ;-)

Bis dann

Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #13 am: 10 Dezember 2013, 08:10:40 »
Hallo,

zuerst möchte ich mich bei allen bedanken, die mir geantwortet haben. Das hat mir sehr sehr geholfen.

Letzte Woche hatte ich endlich den Mut und die Kraft, um meinem Mann zu sagen, dass ich die räumliche Trennung möchte. Die meisten Sachen hat er schon zusammengepackt. Am Mittwoch hat meine Tochter Geburtstag. Danach wird er dann ausziehen. Er hat bei einem Bekannten ein möbliertes Zimmer gemietet.

Natürlich bin ich sehr traurig, dass es soweit gekommen ist. Aber von ihm kam bis jetzt weder eine Einsicht, noch ein Zeichen von Ehrlichkeit oder Aufrichtigkeit. Am Wochenende (nachdem die Entscheidung für die räumliche Trennung schon feststand) habe ich auch noch erfahren, dass er es nie lange ohne Spielen durchgehalten hat. Auch mein Verdacht für seine Geldquelle hat sich bestätigt. Habe ich es von ihm erfahren? Natürlich nicht. Im ersten Moment hat er sogar wieder mit Lügen angefangen. Genug Gründe die Ehe zu beenden hatte ich schon längst. Jetzt habe ich auch noch genug erfahren um zu wissen, dass es auch wirklich die(einzig) richtige Entscheidung ist.

Ich habe jetzt auch mit meinen Arbeitskollegen und meinem Chef gesprochen. Alle sind wirklich verständnisvoll. Jetzt habe ich ein paar Tage Urlaub und werde einen Anwalt kontaktieren und mir einen Therapeuten suchen. Ja Olli, Du hattest natürlich Recht. Ohne Therapeuten wird es wirklich schwierig das alles durchzustehen. Gestern bei der Wohnungsbaugenossenschaft musste ich immer mit den Tränen kämpfen. Bei der Arbeit habe ich einfach losgeheult. Ich habe leider keine SHG in meiner Nähe gefunden. Die einzige, die ich kenne ist abends (schwierig wegen meiner Tochter) und außerdem möchte ich dort nicht hin, weil mein Mann dort hingeht. Vielleicht könnt ihr mir hier nochmal helfen?

Vielen Dank nochmal für eure Aufrichtigkeit und Unterstützung. Ich weiß, ich habe noch einige schwere Situationen vor mir. Doch ich bin auf einem gute Weg und habe genug Hilfe, um das durchzustehen.

Bis dann

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Kann er sich überhaupt noch ändern?
« Antwort #14 am: 10 Dezember 2013, 09:13:48 »
Liebe Angel,

du kannst gern unsere Hotline anrufen. Die Kollegin hilft dir eine Selbsthilfegruppe oder eine Beratungsstelle zu finden. Montags - Freitags von 10-18 Uhr (kostenlos und anonym) 0800 0776611

Liebe Grüße, Ilona
Juristische Beratung: Kanzlei Kraft, Geil und Kollegen / Bielefeld http://www.kguk.de/
Ansprechpartnerinn: Dr. Iris Ober und Juliane Brauckmann  (Fachanwältinnen für Bankenrecht)  Terminanfragen: 0521-529930
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