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Tagebuch Willy

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Olli:
Hi Willi!


--- Zitat ---Hattest Du nie das Verlangen es dir zurück zu holen? Aber selbst so wie du es beschreibst: Niederlagen verkraftet man als Spieler ja scheinbar ganz gut, was ja im Grunde genommen (Vollkommen fernab vom Spielen) eine gute Eigenschaft wäre. Aber wie dem auch sei - nur eine krude Theorie, die mir gerade so durch den Kopf ging.
--- Ende Zitat ---

Nein, ich hatte nie das Verlangen es zurück zu holen.
Wie mein Schwager immer sagte: Würden die Kisten mit Gurkenscheiben gefüttert, dann hätte ich immer genug Gurken und einen Gurkenschneider dabei gehabt.
Geld war für mich nichts wert. Es war zu 10 % gesetzliches Zahlungsmittel und zu 90 % Suchtmittel.

Ich sah es auch nicht als Niederlage an, wenn ich verlor.
Schließlich handelt es sich ja nicht um Geldgewinngeräte, sondern um Geldspielgeräte mit Gewinnmöglichkeit.
Im großen und Ganzen: Wer spielt, der verliert - Wer viel spielt, der verliert viel.

Die Suchtausübung war für mich eine Ersatzhandlung, die eben bezahlt werden wollte.

So sehe ich auch das Verspüren der "Niederlage" an, wie Du sie beschreibst - als Ersatzhandlung.

NW:
Ui, das ist aber eher sehr einzigartig Olli, eig aber die beste Einstellung um halbwegs
,,gesund" aus der Sache zu gehen.

Den meisten wird es denke ich eher so gehen wie Willy, immer versuchen den Verlust wieder reinzuholen, das liegt aber mmn nicht unbedingt daran nicht gut verlieren zu können, ich kann das in sportlichen Sachen zb sehr gut, eher liegt es daran dass die sucht einen treibt auch geld zu verzocken welches man garnicht über hat und eig an anderer Stelle gebraucht wird.

Im Nachhinein sehe ich das ganze allerdings auch so wie du, habe das Geld gesetzt, verloren, es ist weg, dumm gelaufen.
Also depressiv oder schwer dran zu beissen habe ich daran im Nachhinein jetzt nicht, es war schließlich meine eigene Entscheidung.
Beim verlieren in dem Moment ist es aber ganz anders und ich denke dass das ab nem bestimmten Punkt auch völlig normal ist weil der mist halt schnell richtig existenzbedrohend ist, weil das mittlerweile auch so crass hohe einsätze und verluste sind, man muss über den monat kommen mit essen, sprit usw, andere haben vielleicht schon zwei Monate keine miete mehr gezahlt und andere vielleicht noch Kinder.
Da ist das denke ich schon fast völlig normal das man versucht geld wieder zu holen, das teuflische ist ja die manipulation und die Erfahrung auch öfters schon mit gewinn nach hause gegangen zu sein, oder das ruder im letzten Moment nochmal rumgerissen zu haben obwohl schon fast alles weg war.

willi77:

--- Zitat von: NW am 10 August 2018, 10:50:30 ---Den meisten wird es denke ich eher so gehen wie Willy, immer versuchen den Verlust wieder reinzuholen, das liegt aber mmn nicht unbedingt daran nicht gut verlieren zu können, ich kann das in sportlichen Sachen zb sehr gut, eher liegt es daran dass die sucht einen treibt auch geld zu verzocken welches man garnicht über hat und eig an anderer Stelle gebraucht wird.

--- Ende Zitat ---

Da hast Du Recht, keine Frage und wahrscheinlich ist das Ganze auch eher mit der Sucht zu begründen. Trotzdem wäre es natürlich erfreulich, wenn man es schaffen würde diese negative Eigenschaft in etwas Positives wandeln könnte. Aber Ende, wie so vieles, leichter gesagt als getan.

NW:
Würde mir auf jd Fall sehr weiterhelfen, habe ich nämlich bei Sachen die mich nicht wirklich interessieren, aber besser interessieren sollten, leider überhaupt nicht  ::)

Olli:
Guten Morgen!

Nun, jeder Mensch hat seine eigenen Erfahrungen im Umgang mit dem gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht.
So besitzt es einen individuellen Stellenwert, selbst wenn die Person nie einen gesunden Bezug zu ihm hatte.

Wenig Geld in der Kindheit ... zu viel Geld in der Kindheit ... Mangel an Geld während der Ausbildung ...
Ich kenne sogar eine Familie, wo der Vater immer von Sozialleistungen gelebt und den Sohn ohne Abschluss von der Schule genommen hat.
Dies nur, damit dieser die Familienkasse mit niedrigen Helferleinjobs auffrischen konnte.

Geld ist allgegenwärtig - und so greift es - ob vorhanden oder nicht - in alle möglichen Lebensbereiche ein.

So ist es mit Emotionen verknüpft.

Glückspieler "gambeln" mit ihren Gefühlen.

Sei es die immer wieder genannte "Gier" oder die hier aufgeführte "Niederlage" - es sind Emotionen, die ausgelebt werden.
Dabei ist es unerheblich, ob sie als positiv oder negativ empfunden werden - sie sind eine Abweichung vom emotionalen "Normalzustand".
Sie dienen dazu sich selbst zu spüren - sie  erwecken den Einduck zu leben .

Natürlich gibt es immer rationale Gründe z.B. für das klassische Chasen.
Doch ab einem gewissen Punkt im Grad der Suchtausübung werden sie zu Ausreden, um das eigene Verhalten zu rechtfertigen.
Das Problem mit Niederlagen schlecht umgehen zu können, dient dann nur der Fortführung der Suchtausübung und wäre damit eine Ersatzhandlung.

So lautet meine These ... wie seht Ihr das?


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