Hallo Gonzo09,
diese Was-wäre-wenn-Fragen... sie helfen nicht weiter, können einen runterziehen, und eine Antwort wird man hier und heute ohnehin nicht finden, trotzdem kann man nicht umhin, sie sich zu stellen, das gehört wohl dazu. Ich kann dir aber eins sagen: Was auch immer dir durch den Kopf geht, wie schlimm du dir die Dinge, die da kommen mögen, auch ausmalst... es geht von jetzt an aufwärts, und wenn du erstmal 'dort angekommen' bist, ist es alles nur noch halb so wild, denn mit jedem spielfreien Tag wächst der Glaube an dich selbst und deine Möglichkeiten... und dein Handlungsspielraum.
Auch wenn es sich anfangs nicht so anfühlt... was immer auch passiert, sobald du das Spielen aus der Gleichung nimmst, ist alles andere lösbar.
Aller Anfang ist schwer, das ist normal. Und Dinge, die sich lohnen, sind selten 'umsonst'.
Ich war motiviert, wollte am besten alles sofort lösen, merkte aber schnell, daß das nicht ging. Die Welt da draußen hat eben ihr eigenes Tempo, und schert sich nicht sonderlich um meine schicken Vorstellungen. An manchen Tagen fühlte ich mich ausgebremst und das frustrierte... hatte das Gefühl, es geht einfach nicht vorwärts... Ich tat doch schon, was ich konnte, warum fühle ich mich manchmal so mutlos dabei?
Was nun? Gefangen in einem riesigen Brei zähen Kaugummis. Das war anstrengend, ich trat auf der Stelle, ein Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit.
Ich denke, der Wunsch, alles über's Knie brechen zu wollen, ist in der Situation, für Leute wie dich und mich, normal. Auch ich wollte Resultate. Am besten sofort. Geduld war nicht so meins...
Es fügt sich aber alles zusammen, es geht bergauf, auch wenn man es erst nicht immer so wahrnimmt. Beratung, Besuche beim Therapeuten, SHGs... dabei geht es nicht nur um den Umgang mit der Sucht und ihren direkten Folgen und Auswirkungen, all diese Dinge helfen auch, mit derartigen Gedanken und Gefühlen umzugehen.
Auch wenn sie zweifelsohne den Start enorm erleichtern kann, das Suchtproblem an sich wird durch eine Rückerstattung sicher nicht gelöst, da hast du recht. Hätte mir damals einer gesagt: "He. Ich gebe dir die einmalige Chance und zahle dir den Großteil deiner Schulden, aber vermassle es nicht.", hätte ich keine Sekunde gezögert und beim Leben meiner Mutter (und sämtlicher anderer Erdbewohner gleich mit, sicher ist sicher!) geschworen, daß ich es nie wieder tun würde... ehrlich... und auch selbst fest daran geglaubt.
Pustekuchen... Gewinne hab ich schließlich auch nie mitgenommen...
Man sollte also auch gut auf sich selbst aufpassen, und dafür Sorge tragen, daß das Ganze nicht nach hinten losgeht. Das machst du sehr gut, du bist dir dessen bewußt.
Kann man irgedwann einfach so damit Leben? Mit der Sucht?
Ja! Man kann sehr gut damit leben. Die Tage, wo die Frage danach, was schiefgelaufen ist, und das Vermeiden eines Fehltritts permanent viel Raum in den eh schon beengten Verhältnissen in meinem Kopf eingenommen haben, sind lang vorbei.
Ich habe es so angenommen, als einen Teil von mir akzeptiert. Es hat meine Persönlichkeit mit Sicherheit irgendwie mitgeprägt, aber das ist in Ordnung so. Ich bin heute sogar dankbar für so vieles, auch wenn ich natürlich gerne auf die Erfahrung an sich verzichtet hätte.
Jeder Mensch, ob suchtkrank oder nicht, hat gute und schlechte Tage.
Dir auch einen schönen Tag.
Kopf hoch, du machst das super.