Hallo Zusammen,
ich habe lange keine Muße gehabt, mich in Foren zu äußern über meine Spielsucht, aufgrund der aktuellen Umstände versuche ich jetzt aber doch mal und bin dankbar für jedes Wissen und jede Hilfe.
Zu meiner Person; w/ 30yo.
Zu meiner Story:
Ich habe 2011 durch meinen damaligen Partner mit dem Spielen begonnen. In der damaligen Clique war es üblich, sich in der angrenzenden Spielhalle zu treffen, im Netz zu surfen, dummes Zeug zu erzählen und auf Kosten des Hauses Kaffee zu versaufen.
Ich habe am Rande immer mitbekommen, dass mein Partner immer mal wieder ums Eck geschlichen ist um zu spielen.
Irgendwann bin ich dann mal mitgegangen und das war im Grunde der Anfang vom Ende.
Mit kleinen Beträgen habe ich angefangen, alle paar Wochen mal und habe mich riesig darüber gefreut, wenn ich mal 50,-€ gewonnen habe.
Aus beruflichen Gründen war ich dann unter der Woche nicht zu Hause und nach Dienstschluss war es dann auch oft langweilig, sodass ich dann auch unter der Woche angefangen habe, die örtliche Spielhölle zu besuchen und was soll ich sagen; nach dem ersten Besuch bin ich mit knapp 2k€ nach Hause gegangen.
Ab da ging es dann relativ schnell bergab, meine Besoldung habe ich gleich zum Monatsanfang verzockt, meine Kreditkarte verrissen und noch einen Kleinkredit über 3k€ on top.
Anfänglich habe ich gelogen, woher meine finanziellen Probleme kommen doch mein Partner hat sehr schnell gemerkt, was mein wirkliches Problem ist.
Er hat mich dann sehr stark damit konfrontiert und mich dann vor die Wahl gestellt, dass ich mir dringend helfen lassen muss da er sonst keine Zukunft für uns sieht.
Das war dann im August 2013, da habe ich mir erstmals das pathologische Spielen diagnostizieren lassen.
In der Folge gab es eine ambulante Behandlung mit vielen massiven Rückfällen, dazu kam die Arbeitslosigkeit ab April 2014 und die Schulden begannen zu wachsen und Briefe wurden nicht mehr geöffnet.
Ende 2014 bin ich dann nach Süddeutschland gezogen, berufsbedingt durch meinen Partner.
Ich war zu dem Zeitpunkt wieder arbeitssuchend, habe immer mal Anstellungen via Zeitarbeit bekommen, wurde zwischen Weihnachten und Neujahr wieder gekündigt und der Schuldenberg wurde stetig größer.
Zeitgleich hat sich eine Trennung angebahnt, zusätzlich aber eine neue Partnerschaft. Damit bedingt auch ein neuer Umzug. Bis dahin habe ich schon eine beachtlich große Menge gelber Briefe angesammelt.
Es hat insgesamt noch bis Frühjahr 2016 gedauert, bis mir mein neuer Partner die Pistole auf die Brust gesetzt hat, dass ich mir Hilfe suchen muss, da auch sonst diese Beziehung gefährdet ist.
Also habe ich mir eine Schuldenberatung gesucht und August 2016 wurde dann endlich das Insolvenzverfahren eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt war ich also in einer festen Partnerschaft, gerade wieder frisch umgezogen und in einer Festanstellung.
Zusätzlich habe ich 1x die Woche eine Gesprächstherapie gehabt die mir auch sehr geholfen hat.
Ich habe mich über die Jahre hinweg immer sehr intensiv mit der Spielsucht-Thematik auseinander gesetzt, versucht, Lösungen für mich zu finden, aber es bis heute nie geschafft, in völliger Abstinenz zu leben. Die längste spielfreie Zeit waren im Sommer 2018 ca. 8 Wochen bedingt durch eine Operation.
Die erste Fahrt ging tatsächlich direkt ins Casino.
Aber immerhin habe ich es zu dem Zeitpunkt soweit im Griff gehabt, meinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen (Miete, Internet, etc.) und tatsächlich nur noch das zu verspielen, was ich für Freizeitgestaltung übrig hatte (und das ist ja bekanntlich nicht viel, wenn man in Insolvenz ist).
Ende 2018 kam dann wieder eine Trennung die mir wirklich das Herz gebrochen hat und woran ich heute noch knabbere. Zusätzlich wurde meiner Mutter Krebs diagnostiziert und ich musste umziehen und das alles binnen 3 Monaten.
Der Kampf, eine Wohnung zu finden und kontinuierlich die Hosen runter zu lassen hat mich echt seelisch fertig gemacht.
Ich habe mir in der Zeit wieder eine Therapeutin gesucht, das aber sehr schnell eingestellt, da es mich einfach nicht weiter gebracht hat.
Seit Ende 2018 bin ich also wieder in einem neuen Umfeld, ohne Freunde, ohne Auto (seit Jahren übrigens), somit keinerlei Mobilität abgesehen von Öffis, einer sehr langweiligen Arbeit und sehr wenigen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.
Bis ca. Juli 2019 war ich finanziell eigentlich halbwegs stabil, habe weiterhin gespielt aber in der Regel so, dass mir immer was zum Leben geblieben ist.
Seit diesem Zeitpunkt neige ich verstärkt dazu, mich wieder zu verkalkulieren, mein Geld was ich wirklich zum Leben brauche konsequent zu verballern und mich dann darüber zu ärgern, warum ich so doof bin und das immer wieder mache.
Ich weiß nicht, was sich in dieser Zeit so extrem geändert hat, aber ich komme aus diesem Strudel nicht raus und stehe heute (der Oktober hat noch nicht mal begonnen) mit nicht mal mehr 100€ da von denen ich ganze 4 Wochen leben soll/ muss.
Was mich am meisten an der Situation ärgert:
In den kommenden Wochen wird entschieden, ob mein Antrag auf vorzeitige Restschuldbefreiung genehmigt wird oder nicht.
Das ist für mich eine massive Anspannung die mir wirklich kontinuierlich aufs Gemüt schlägt.
Ich habe stetig Angst, dass mir die RSB versagt wird, wofür es aber eigentlich keine Gründe gibt. Ich habe mich was die Inso betrifft, mehr als vorbildlich verhalten, keine Zahlung ausgelassen, keine neuen Schulden gemacht, immer eine proaktive Kommunikation mit meinem TH geführt.
Vielleicht fällt euch ja was ein, wie ich diese Anspannung etwas lösen kann, vielleicht gibt es ja noch mehr Betroffene die mir vielleicht von ihrer Zeit in der PI berichten können.
Und vielleicht liest hier ja irgendwer zwischen den Zeilen etwas, was die Ursache meiner angespannten Lage sein könnte, die mir selbst überhaupt nicht bewusst ist.
Gern stehe ich auch für weitere Fragen zu meiner persönlichen Situation zur Verfügung, denn ich habe mit Sicherheit einiges vergessen und einiges wird auch sicher etwas unklar oder verworren für euch sein.
Ich freu mich auf eure Kommentare und Mails.
VG