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Meine Spielerkarriere

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Meine Spielerkarriere
« am: 30 September 2019, 09:54:18 »
Hallo Zusammen,

ich habe lange keine Muße gehabt, mich in Foren zu äußern über meine Spielsucht, aufgrund der aktuellen Umstände versuche ich jetzt aber doch mal und bin dankbar für jedes Wissen und jede Hilfe.

Zu meiner Person; w/ 30yo.

Zu meiner Story:
Ich habe 2011 durch meinen damaligen Partner mit dem Spielen begonnen. In der damaligen Clique war es üblich, sich in der angrenzenden Spielhalle zu treffen, im Netz zu surfen, dummes Zeug zu erzählen und auf Kosten des Hauses Kaffee zu versaufen.
Ich habe am Rande immer mitbekommen, dass mein Partner immer mal wieder ums Eck geschlichen ist um zu spielen.
Irgendwann bin ich dann mal mitgegangen und das war im Grunde der Anfang vom Ende.
Mit kleinen Beträgen habe ich angefangen, alle paar Wochen mal und habe mich riesig darüber gefreut, wenn ich mal 50,-€ gewonnen habe.

Aus beruflichen Gründen war ich dann unter der Woche nicht zu Hause und nach Dienstschluss war es dann auch oft langweilig, sodass ich dann auch unter der Woche angefangen habe, die örtliche Spielhölle zu besuchen und was soll ich sagen; nach dem ersten Besuch bin ich mit knapp 2k€ nach Hause gegangen.
Ab da ging es dann relativ schnell bergab, meine Besoldung habe ich gleich zum Monatsanfang verzockt, meine Kreditkarte verrissen und noch einen Kleinkredit über 3k€ on top.

Anfänglich habe ich gelogen, woher meine finanziellen Probleme kommen doch mein Partner hat sehr schnell gemerkt, was mein wirkliches Problem ist.
Er hat mich dann sehr stark damit konfrontiert und mich dann vor die Wahl gestellt, dass ich mir dringend helfen lassen muss da er sonst keine Zukunft für uns sieht.
Das war dann im August 2013, da habe ich mir erstmals das pathologische Spielen diagnostizieren lassen.
In der Folge gab es eine ambulante Behandlung mit vielen massiven Rückfällen, dazu kam die Arbeitslosigkeit ab April 2014 und die Schulden begannen zu wachsen und Briefe wurden nicht mehr geöffnet.
Ende 2014 bin ich dann nach Süddeutschland gezogen, berufsbedingt durch meinen Partner.
Ich war zu dem Zeitpunkt wieder arbeitssuchend, habe immer mal Anstellungen via Zeitarbeit bekommen, wurde zwischen Weihnachten und Neujahr wieder gekündigt und der Schuldenberg wurde stetig größer.

Zeitgleich hat sich eine Trennung angebahnt, zusätzlich aber eine neue Partnerschaft. Damit bedingt auch ein neuer Umzug. Bis dahin habe ich schon eine beachtlich große Menge gelber Briefe angesammelt.
Es hat insgesamt noch bis Frühjahr 2016 gedauert, bis mir mein neuer Partner die Pistole auf die Brust gesetzt hat, dass ich mir Hilfe suchen muss, da auch sonst diese Beziehung gefährdet ist.
Also habe ich mir eine Schuldenberatung gesucht und August 2016 wurde dann endlich das Insolvenzverfahren eröffnet. Zu diesem Zeitpunkt war ich also in einer festen Partnerschaft, gerade wieder frisch umgezogen und in einer Festanstellung.
Zusätzlich habe ich 1x die Woche eine Gesprächstherapie gehabt die mir auch sehr geholfen hat.

Ich habe mich über die Jahre hinweg immer sehr intensiv mit der Spielsucht-Thematik auseinander gesetzt, versucht, Lösungen für mich zu finden, aber es bis heute nie geschafft, in völliger Abstinenz zu leben. Die längste spielfreie Zeit waren im Sommer 2018 ca. 8 Wochen bedingt durch eine Operation.
Die erste Fahrt ging tatsächlich direkt ins Casino.
Aber immerhin habe ich es zu dem Zeitpunkt soweit im Griff gehabt, meinen finanziellen Verpflichtungen nachzukommen (Miete, Internet, etc.) und tatsächlich nur noch das zu verspielen, was ich für Freizeitgestaltung übrig hatte (und das ist ja bekanntlich nicht viel, wenn man in Insolvenz ist).

Ende 2018 kam dann wieder eine Trennung die mir wirklich das Herz gebrochen hat und woran ich heute noch knabbere. Zusätzlich wurde meiner Mutter Krebs diagnostiziert und ich musste umziehen und das alles binnen 3 Monaten.
Der Kampf, eine Wohnung zu finden und kontinuierlich die Hosen runter zu lassen hat mich echt seelisch fertig gemacht.
Ich habe mir in der Zeit wieder eine Therapeutin gesucht, das aber sehr schnell eingestellt, da es mich einfach nicht weiter gebracht hat.

Seit Ende 2018 bin ich also wieder in einem neuen Umfeld, ohne Freunde, ohne Auto (seit Jahren übrigens), somit keinerlei Mobilität abgesehen von Öffis, einer sehr langweiligen Arbeit und sehr wenigen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung.

Bis ca. Juli 2019 war ich finanziell eigentlich halbwegs stabil, habe weiterhin gespielt aber in der Regel so, dass mir immer was zum Leben geblieben ist.

Seit diesem Zeitpunkt neige ich verstärkt dazu, mich wieder zu verkalkulieren, mein Geld was ich wirklich zum Leben brauche konsequent zu verballern und mich dann darüber zu ärgern, warum ich so doof bin und das immer wieder mache.
Ich weiß nicht, was sich in dieser Zeit so extrem geändert hat, aber ich komme aus diesem Strudel nicht raus und stehe heute (der Oktober hat noch nicht mal begonnen) mit nicht mal mehr 100€ da von denen ich ganze 4 Wochen leben soll/ muss.

Was mich am meisten an der Situation ärgert:
In den kommenden Wochen wird entschieden, ob mein Antrag auf vorzeitige Restschuldbefreiung genehmigt wird oder nicht.
Das ist für mich eine massive Anspannung die mir wirklich kontinuierlich aufs Gemüt schlägt.
Ich habe stetig Angst, dass mir die RSB versagt wird, wofür es aber eigentlich keine Gründe gibt. Ich habe mich was die Inso betrifft, mehr als vorbildlich verhalten, keine Zahlung ausgelassen, keine neuen Schulden gemacht, immer eine proaktive Kommunikation mit meinem TH geführt.

Vielleicht fällt euch ja was ein, wie ich diese Anspannung etwas lösen kann, vielleicht gibt es ja noch mehr Betroffene die mir vielleicht von ihrer Zeit in der PI berichten können.
Und vielleicht liest hier ja irgendwer zwischen den Zeilen etwas, was die Ursache meiner angespannten Lage sein könnte, die mir selbst überhaupt nicht bewusst ist.

Gern stehe ich auch für weitere Fragen zu meiner persönlichen Situation zur Verfügung, denn ich habe mit Sicherheit einiges vergessen und einiges wird auch sicher etwas unklar oder verworren für euch sein.

Ich freu mich auf eure Kommentare und Mails.

VG

Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #1 am: 30 September 2019, 12:06:32 »
Hey,
die Angst vor einer Versagung der Restschuldbefreiung kann ich dir schon mal nehmen. Dafür gibt es ja gar keine Gründe und das kommt ohnehin so gut wie nicht vor. Wenn du immer korrekt deinen Wohnsitz und dein Einkommen übermittelt hast, sollte da nichts passieren.  Darauf, dass die Mindestvergütung des Insolvenzverwalters immer gedeckt ist, solltest du auch achten.
Vorzeitige Restschuldbefreiung gibt es für dich jedoch  frühestens 2021.

Aber eine solche ist doch evtl. Gift für dich?! Je eher du wieder an Kredite kommst, je eher bist du wieder verschuldet!

Du hast genau das beschrieben, was uns allen Süchtigen passiert. Erst hast du eine Zeitlang kontrolliert gespielt, jetzt ist die Kontrolle wieder verloren. DAS IST IMMER SO! Das hat nichts mit doof zu tun, sondern ist ausgelöst durch unsere Sucht. Und es geht weiter bergab. Als nächstes wird die Miete verspielt....? Ich lese bei keinen einzigen Satz, dass du das Spielen komplett einstellen willst. Willst du denn spielen? Weil du keine Freizeitbeschäftigungen findest? Nur die völlige Abstinenz kann uns helfen. Dafür musst du in jedem Fall wieder Hilfe holen, Beratung, Selbsthilfegruppe, Therapie, im Forum schreiben, wenn dich der Suchtdruck überkommt.....
Viele Grüße

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Offline taro

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Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #2 am: 30 September 2019, 13:00:37 »
Moinmoin,

du machst dir sorgen ob Deine Pi durchkommt oder nicht. Soweit ich das beurteilen kann aus Deinen Beitrag hat du erstmal alles getan.  Also brauchst du die Sorgen nicht mehr, sie belasten dich nur, können das Ergebnis aber nicht beurteilen.

Wenn ich in solchen Situationen bin gebe ich das an Gott ab, mit den Worten "was soll ich mich sorgen, mach Du Dir sorgen".
Dort weiss ich es in guten Händen. Das tolle daran, es funktioniert auch wenn Du nicht an Gott glaubst.

Die Spielfreiheit über die gesamte Zeit der pi ist absolute Voraussetzung.  Dafür hast du noch nicht genügend getan, mein Vorredner hat ja darauf hingewiesen. Bewege Dich dort noch etwas.

Taro

Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #3 am: 30 September 2019, 13:54:34 »
Hi und danke schon mal für die ersten Antworten.

Meine RSB ist bereits beantragt, da ich nach der Rechtssprechung aus 2014 erst meine Inso beantragt habe (August '16) und somit auf 3 Jahre verkürzen kann. Einfach mal googlen, dazu findet man einiges.

Ich würde gern auf das Spielen völlig verzichten, aber in der ganzen Zeit ist es mir bisher kein einziges Mal gelungen.
Und ich verstehe auch nicht, wie ich das hinbekommen soll.

Ich hab mich unter anderem mit einer Studie befasst, die vor einigen Jahren in Australien durchgeführt wurde.
Hierzu gab es zwei Probanden-Gruppen.
In der einen Gruppe haben die Spieler abstinent leben müssen, in der anderen durfte geregelt gespielt werden (feste Zeiten, Beträge usw).

Die Rückfallquote bei den abstinenten Spielern lag weit über 80%, bei den geregelten Spielzeiten unter 20%.

Da ich es wie gesagt nicht so ganz ohne auf die Kette bekommen habe, habe ich mich mit der geregelten Geschichte versucht zu arrangieren was rückblickend mal besser, mal schlechter klappt.

Nächster Punkt, ich gehe zu Fuß 5 Minuten zur nächsten Spielo (hab ja auch kein Auto) und wenn ich aus dem Bürofenster schaue, glotze ich ununterbrochen auf eine andere Spielhölle.
Ich bin quasi tagtäglich davon umgeben.
Und aus dem Weg gehen wird schwierig, da die Hallen ja wie Pilze aus dem Boden schießen.

Eine Freizeitbeschäftigung habe ich mir wieder gesucht, aber die kann ich halt auch nicht 7x die Woche betreiben.
Ich hab einiges, mit dem ich mich versuche zu beschäftigen, egal ob Sport, kochen, lesen PS4 usw usw usw.

Aber wenn es halt in den Fingern kribbelt ist das wie ein Automatismus. Da wird nicht mehr nachgedacht, sondern ich hole wie ferngesteuert Geld von der Bank und schmeiße es in die Kisten.
Wie kann ich diesen Automatismus durchbrechen?

Die Miete wird nicht verspielt. So viel Verstand habe ich dann doch noch. Meine Fixkosten werden immer erst bezahlt, bevor ich spielen gehe, das habe ich sehr gut im Griff.

Eine SHG gibt es erst eine Stunde mind. entfernt, eine Therapie ca. eine halbe Stunde entfernt und dann kommt wieder der Punkt mit Mobilität, Zeit usw.
Ich bin immer gewillt, mir Hilfe zu suchen, sonst hätte ich mich hier nicht mal ausgesprochen, aber teilweise weiß ich echt nicht mehr, wie ich es unterbringen soll.
Ich bin ja jetzt auch arbeiten und Gott sei Dank haben wir wenig zu tun gerade, aber das ist nicht immer der Fall...

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Offline Olli

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Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #4 am: 30 September 2019, 14:12:45 »
Hi und herzlich willkommen!

Zitat
Ich hab mich unter anderem mit einer Studie befasst, die vor einigen Jahren in Australien durchgeführt wurde.
Hierzu gab es zwei Probanden-Gruppen.
In der einen Gruppe haben die Spieler abstinent leben müssen, in der anderen durfte geregelt gespielt werden (feste Zeiten, Beträge usw).

Da habe ich ganz vage noch in Erinnerung, dass die "kontrolliert" glückspielende Gruppe gleichzeitig therapeutische Begleitung hatte.

Aus Deinem Beitrag geht nun nicht hervor, ob Du in diesem Sinne begleitet wurdest. Ich vermute mal eher nicht.

Von daher rate ich ich generell davon ab mit selbst erworbenen Kenntnissen eine Selbstmedikation zu starten.

Zitat
Da ich es wie gesagt nicht so ganz ohne auf die Kette bekommen habe, habe ich mich mit der geregelten Geschichte versucht zu arrangieren was rückblickend mal besser, mal schlechter klappt.

Frage: Hast Du je ernsthaft versucht abstinent zu sein? Laut Deinem Beitrag nicht.

Das mit den Arrangements ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn Du Dich einmal arrangiert zu haben scheinst, dann ist es ein Leichtes aus Übung neue Arrangements zu bilden.

Wie sieht es aber mit Deiner Konsequenz aus?
Kannst Du Dir etwas vornehmen und auch in Krisensituationen standhaft bleiben?

Wenn Du Deine Antwort darauf aus heutiger Sicht schilderst - wie sah das bei Dir vor 2011 aus?


Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline taro

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Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #5 am: 30 September 2019, 14:24:05 »
Na Deine australische Studie ist ja lustig. Wie ist den der Rückfall bei der Gruppe die laufend spielt definiert? Da scheint der Vergleich doch mehr als fraglich.

Solche Versuche hat das Universitätskrankenhaus Hamburg vor 30 Jahren auch gemacht. Sie wollten Spielern das kontrollierte spielen beibringen. Ich kenne niemanden der dort trocken geworden ist, einig die sich als Opfer des Professors sehen.

Vergiss es kontrolliert spielen funktioniert für einen Spieler nicht.

Eine Stunde Fahrt zur SHG hört sich doch gut an. Wenn Du per Anhalter fahren musst, umso besser. Dein Leben wird dadurch wieder bunter.

Taro

Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #6 am: 30 September 2019, 14:40:18 »
Hey,
du schreibst vom Automatismus. Ich hatte den ganz genauso wie du. Sobald Geld verfügbar war, bin ich in die Spielhalle gelaufen. Habe immer auf meinen Geldeingang gewartet, um dann in zwei bis drei Tagen alles zu verspielen. Erst dann hatte ich für ein paar Tage innere Ruhe.
Diesen Automatismus konnte ich nur durch völlige Abstinenz durchbrechen. Ich habe meine Handyspiele gelöscht, meine Lottokarte zerschnitten, spiele nie mehr Karten um Geldeinsätze. Nach und nach geht es mir besser, auch wenn mich Slots immer noch magisch anziehen.
Ich habe mehr als 40 Jahre lang gespielt, mal mehr - mal weniger kontrolliert. Doch in Wahrheit hatte immer die Sucht Kontrolle über mich. Kommst du nicht in die Abstinenz, wird sich bei der Restschuldbefreiung gar nichts ändern, außer dass du mehr Geld verspielen wirst und schlimmer in die Sucht getrieben wirst.

Restschuldbefreiung nach drei Jahren gibt es für Schuldner*innen, die abhängig von der Verfahrensdauer zwischen 50 - 80 % der Schulden zurückgezahlt haben. Gratulation, wenn du das geschafft hast!


Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #7 am: 30 September 2019, 15:17:22 »
Um gleich kurz auf die RSB noch mal zurück zu kommen: eine RSB nach 3 Jahren ist möglich wenn man innerhalb dieses Zeitraumes mind. 35% der Gesamtschuld bezahlt hat (Die hatte ich schon vor nem Jahr). 50-80% ist leider nicht korrekt, oder besser gesagt, Gott sei Dank.

Vielen Dank für die umfangreichen Antworten.

Hierzu meine Frage: Wie schafft ihr es, konsequent zu bleiben?
Spiele vom Handy zu löschen ist ja gleich erledigt, die neue Installation aber genauso.
Das habe ich schon etliche Male durch.
Wobei die Slots am Handy eher unerheblich für mich sind, zumindest es das Gefühl nicht im Ansatz vergleichbar wie beim Spielen um echtes Geld.
Ach so und selbstauferlegte Hausverbote habe ich auch schon durch...
Genauso wie zerschnittene Geldkarten usw.

Ich bin ehrlich gesagt etwas erschrocken darüber, dass man mir die Ernsthaftigkeit und den Willen zum Beenden der Spielsucht nicht abkauft, aber das ist Interpretationssache, ich weiß ja schließlich, was ich will. In dem Fall tut es mir Leid, wenn das für den einen oder anderen nicht so rüber gekommen ist.

Zum Thema per Anhalter fahren: findet leider nicht statt nach zu vielen gefährlichen Situationen.
Die Studie ist auch nicht von mir, das noch am Rande.

Zum Thema Konsequenz: Vor 2011 war ich ein ziemlicher Schlumi, aber ich muss sagen, dass das hauptsächlich die Schulzeit betrifft.
Mit den ersten Nebenjobs hat sich das eigentlich erledigt.
Ich bin ein sehr verbissener und zielstrebiger Mensch und ich mag unvollendete Geschichten überhaupt nicht, Hinschmeißen schon mal gar nicht.

Das mag jetzt für einige vielleicht widersprüchlich klingen, weil es nicht zu meinem Spielverhalten passt, aber ehrlich gesagt kann ich mir selbst nicht erklären, weshalb ich alles andere durchziehe und nur bei diesem Thema immer wieder einknicke aber das ist wohl der Punkt mit der Sucht.

Was ich vorhin noch vergessen habe, aber vielleicht auch wichtig ist:
Ich hatte irgendwie schon immer ein sehr schlechtes Verhältnis zu Geld.
Ich neige dazu es mit beiden Händen zum Fenster rauszuschmeißen. Früher ist sowas immer in Hobbies geflossen oder Klamotten etc.

Heute versuche ich es normalerweise so, dass ich mein Geld restlos verplane, damit ich nicht in Versuchung komme. Ab und zu gelingt das auch, aber eben nicht immer.

Und ebenfalls wichtig aus meiner Sicht:
Ich habe mir niemals auf illegalem Wege Geld beschafft um spielen zu gehen, ich habe niemals gestohlen oder betrogen.

Wenn ich wie jetzt zum Monatsanfang spielen gegangen bin, ärgere ich mich zwar zwischendurch immer wieder, aber der Druck ist weg.
Und er kommt auch wirklich dann erst wieder, wenn ich Geld zur Verfügung habe.
Das war vor ein paar Jahren noch ganz anders, da hat mich der Spieldruck regelmäßig zur rasenden Wildsau gemacht, ich bin aggressiv geworden, habe mich mit allen die mir Gutes wollten gestritten und mich eingeigelt.


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Offline Olli

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Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #8 am: 30 September 2019, 16:00:54 »
Hi!

Zitat
Ich bin ehrlich gesagt etwas erschrocken darüber, dass man mir die Ernsthaftigkeit und den Willen zum Beenden der Spielsucht nicht abkauft,

1. Wir lernen uns ja gerade erst kennen und strecken dafür auch einfach mal unsere Fühler aus.

2. Wir projizieren gerne unsere eigenen Erfahrungen auf Andere ...
Wenn ich an meine Zeit zurück denke, dann wollte ich mal aufhören, dann wieder nicht ... ergo - ich wollte nicht aufhören - nicht ernsthaft.
Dies gaukelte ich mir zwar immer wieder vor, doch nun im Nachhinein weiss ich, dass an dem damals nichts ernsthaftes war.
Dabei bin ich auch monatelang in meine SHG gelaufen - teilweise dann anschließend direkt in die SH.
Manchmal nahm ich soigar einen Umweg um direkt in die SH zu fahren, sparte ich mir doch den Spritt für weitere Kilometer.

Dass ich Dir den Willen abspreche ernsthaft abstinent zu werden (was ich übrigens noch gar nicht gesagt habe), bestätigst Du in Deinem letzen Beitrag ja selbst.
Vielleicht scheiden sich hier unsere Geister am Begriff "Willen"?
Wahscheinlich ... nicht wahr? Was verstehst Du denn unter diesem Begriff? Was setzt er voraus? Was beinhaltet er? Wie wirkt er sich auf künftige Ereignisse aus?

Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline taro

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Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #9 am: 30 September 2019, 16:20:18 »
Moin nochmal,

ich schrieb vielleicht etwas unsauber Deine Australische Studie, im Sinne von die von Die angeführte.

Ich habe Die nie die Ernsthaftigkeit abgesprochen. Es ist vielleicht etwas anstrengend aber die Antworten von uns sind nie alle in einen Topf zu werfen. Ich halte nichts von sperren, zugang zum Geld odet inet blockieren. Geld vom Partner einteilen lassen.
Per Anhalter fahren wegen vieler gefährlicher Situationen finde ich aber ausgesprochen gut. Da sind Emotionen im Spiel, das ist das pralle Leben spielen tritt dann in den Hintergrund.
Dann kannst Du in der SHG drüber reden, vielleicht fährt hinterher einer in Deine Richtung und kann Dich nächste Woche mitnehmen. Das wäre ja ein Anfang.

Taro

Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #10 am: 30 September 2019, 16:32:03 »
Um gleich kurz auf die RSB noch mal zurück zu kommen: eine RSB nach 3 Jahren ist möglich wenn man innerhalb dieses Zeitraumes mind. 35% der Gesamtschuld bezahlt hat (Die hatte ich schon vor nem Jahr). 50-80% ist leider nicht korrekt, oder besser gesagt, Gott sei Dank.
.

Die 35 % müssen erbracht sein, nachdem die Insolvenzverwalterkosten und die Gerichtskosten berichtigt sind. Von den ersten 25.000,00 € die zur Masse geflossen sind, nimmt sich der Insolvenzverwalter im eröffneten Verfahren z.B. 10.000,00 € an Vergütung, so dass nur 15.000,00 € auf die 35 % angerechnet werden, so kommt man je nach Dauer des eröffneten Verfahrens  auf 50 bis 80 % der angemeldeten Forderungen die aufgebracht werden müssen.

Sorry, dass du erschrocken bist. Ich hatte dich so verstanden, dass du gerne kontrolliert spielen willst. Das geht aber nicht.

Ich habe die gleiche Erfahrung wie du: Suchtdruck, sobald Geld verfügbar war. Ich habe mich gründlich auf den nächsten kritischen Moment vorbereitet. Das war der Tag des nächsten Geldeingang. Ich habe jeden Tag hier gelesen (alle Tagebücher, die ich konnte) und habe viel geschrieben über meine Gedanken und mir die Antworten der erfahrenen Abstinenzler durchgelesen. Ich brauchte den Willen zu Abstinenz und die Zuversicht, dass man es schaffen kann. Vor allem aber brauchte ich die Erfahrung und die Hilfe von Leuten, die es geschafft hatten.

Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #11 am: 30 September 2019, 16:48:28 »
Wenn du Spielhallen in der Nähe hast, würde ich mich in allen Hallen, die ich zu Fuß erreichen kann, sperren lassen,

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Offline Ilona

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    • Fachverband Glücksspielsucht e.V.
Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #12 am: 01 Oktober 2019, 10:12:58 »
Hallo,

hier noch ein Hinwis auf eine Onlineberatung. Könnte ja ein Einsteig in den Aussteig sein: https://www.gluecksspielsucht-nrw.de/onlineberatung/index.html

Alles Gute

Ilona

Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #13 am: 06 Oktober 2019, 20:52:52 »

Hierzu meine Frage: Wie schafft ihr es, konsequent zu bleiben?

Ich bin ehrlich gesagt etwas erschrocken darüber, dass man mir die Ernsthaftigkeit und den Willen zum Beenden der Spielsucht nicht abkauft, aber das ist Interpretationssache, ich weiß ja schließlich, was ich will. In dem Fall tut es mir Leid, wenn das für den einen oder anderen nicht so rüber gekommen ist.

Unterschätze die Sucht nicht. Sucht hat nicht viel mit eisernem Willen zu tun, sondern (leider) mit chemischen Prozessen die in uns ablaufen. Sucht ist etwas, das dein Körper WILL. Er schreit danach. Man kann seinen Geist und Willen dagegen einsetzen und das funktioniert auch ganz gut, bis man in ein Tief rutscht. Beruf läuft nicht so, Schicksalsschläge, Krankheit usw und flupp der Körper erinnert sich an alte Muster, die Glück und Ablenkung versprechen.
Bin ein Neuling mit meiner Spielsucht, und ich kann dir sagen mein gehirn schreit derzeit nach dieser Ablenkung.... Aber da ich verschiedene Vorsichtsmassnahmen getroffen habe (vor allem meiner Frau alles offen gelegt) kann ich kein Geld einzahlen. Und so kann ich bis anhin konsequent bleiben: Kein Geld.

Dadurch kann ich das Tief überwinden, ich komme nicht an Geld. Ist mir peinlich, dass ich Taschengeld habe wie ganz früher, aber so gebe ich nicht Geld für diesen Scheiss aus. Und das funktioniert nur, weil ich mich geoutet habe. Und zB in diesem Foren und anderen darüber spreche.

Viel Kraft,
W

*

Wolke

Re: Meine Spielerkarriere
« Antwort #14 am: 07 Oktober 2019, 01:58:17 »
EC Karte abgeben,Taschengeld geben lassen oder Gutscheinkarten kaufen( für Lebensmittelgeschäfte,Tankstellen,Drogeriemärkten,Cafes,Kino) . So hat man viel mehr Freiheiten und doch kein Bargeld zum Spielen zur Verfügung.

Notfallplan erstellen,was mache ich ,wenn ich akuten Druck bekomme(z.b einen eingeweihten Freund anrufen,kalt duschen,Chili essen,laufen gehen,Treppe rauf und runter rennen ,mit Freunden zum Kaffee treffen)

In Spielotheken rund um den Wohnort sperren lassen,die schmeißen einen wirklich raus,wen du danach wieder rein möchtest.

 

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