Sie ... nicht er ...

Guten Morgen!
Menschenskinder wart Ihr gestern noch fleissig ...
Ist es nicht schön, wenn jeder Recht hat? Aus seiner/Ihrer Sicht? Zum jetzigen Zeitpunkt?
Wieso zum Teufel gibt es dann immer wieder Spannungen?
Zunächst einmal allgemein ... wir sind erwachsene Menschen! Spielsucht hin oder her - wir stehen mitten im Leben.
Wer entscheidet also, ob ich etwas mache oder auch nicht? Ganz klare Antwort - ich alleine mache das!
Ich entscheide, weil es mein Leben ist, um welches es sich dreht. Ich muss mit den Handlungen klar kommen. Ich muss mich mit ihnen wohl fühlen.
Ich muss aber auch die Konsequenzen meiner Entscheidungen tragen.
Ich bin jetzt bald 16 Jahre spielfrei und auch in der Suchthilfe tätig. Da habe ich schon so manches Individuum kennen gelernt. Ich kann nicht wie gestern Anamnesebögen nach verschiedensten Thesen oder Schemata machen und diese für den Gegenüber auswerten.
Ich merke ... da hat jemand schon das 2. Vorhaben nicht umgesetzt und greife dann pauschal auf meine Erfahrungen zurück ... ups, da sucht jemand Ausreden. Ob das real zutrifft oder eben nicht, das kann ich nicht sagen. Kann ja auch nur vor den Bildschirm schauen und nicht hinter die Stirn am anderen Ende der Leitung.
Ich schreibe es also nieder und verlasse mich da auf ein Prinzip, welches ich selbst in der SHG gelernt habe:
Ich greife das auf, was ich gebrauchen kann und den Rest lasse ich liegen!
Was heißt das denn? Wenn sich der Gegenüber wohl bei der Aussage, oder was auch immer, fühlt, dann nimmt er es an und versucht es zu nutzen.
Wenn nicht, dann passt es eben gerade nicht. Es bleibt liegen - entweder für jemanden anderen, der hier auch mitliest, oder für einen selbst zu einem späteren Zeitpunkt. Wir entwickeln uns doch weiter. Was heute nicht passt, das ist morgen vielleicht weniger unangenehm und in einer Woche passt es wie Faust aufs Auge.
Wir haben nun mal einen langen Weg in die Sucht gemacht. Wir hatten eine Gewöhnungsphase, die irgendwann in den problematischen Bereich über ging. Was beinhaltet diese Gewöhnungsphase? Ist es alleine die Steigerung des Einsatzes? Des Zeitaufwandes? Nein, ich verändere mein Denken und Handeln, um vor mir selbst die Suchtausübung zu rechtfertigen. Um ganz einfache Sachen bauen wir uns Konstrukte, die sie verkomplizieren und irgendwie auch logisch klingen - es aber gar nicht mehr sind.
Nehmen wir als Beispiel den Buchstaben X. Jeder weiss, wie er ausgesprochen wird. Doch niemand kommt auf die Idee daraus ein IKS zu machen. Wenn es dem Spieler aber bei der Aufrechterhaltung der Sucht helfen würde, dann würde er diese Schreibweise rechtfertigen, weil man den Buchstaben doch auch genau so spricht! - Das ist doch logisch!
Wenn ich mich auf den Weg aus der Sucht heraus mache, dann muss ich mir die Sucht wieder abgewöhnen. Ich muss und darf mich der Frage stellen: Ist meine Denkweise hier wirklich korrekt? Entspricht das X nicht doch der Norm und ich lag daneben?
Wenn ich mal ehrlich bin, dann lag ich tatsächlich daneben ... so sehr, dass ich mich selbst gar nicht verstehen kann ... und mich meiner schäme.
Das hat der Olli aber gar nicht beabsichtigt! Er hat nur gesagt: Der Buchstabe wird "X" geschrieben.
Liebe Ungenau - alles, was Du für Dich entscheidest, das ist OK für mich! Gehe Deinen Weg und mache Deine eigenen Erfahrungen.
Trotzdem bleibe ich mal bei der "Ausrede", denn wer sich gestern abernd noch so viele Gedanken machen kann, der war noch nicht an seinem Aufnahmelimit angelangt, da lagen andere Hinderungsgründe vor. Aber hey ... die gehören auch zu Deinem Weg.
Ich denke mir, dass das "Gesicht zeigen" noch ein solcher Hinderungsgrund ist. Das können wir Samstag üben!

Ich werde zur SHG gehen und schauen, ob das was für mich ist. Wenn nicht, geht es zum nächsten Weg, zu einer Beratungsstelle. Ich schöpfe jeden Weg aus.
Wodurch werden diese Worte erst so richtig wundervoll? Durch Taten ...
Was sind sie, wenn ihnen keine Taten folgen? Luftschlösser? Oder ganz pauschal: Ausreden!
Wieso sage ich das jetzt? Es sind die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Bei mir selbst und bei vielen anderen auch.
Auf Dich muss das aber nicht zutreffen!
Wenn dem so ist, dann lasse dies liegen ... für den Nächsten ... aber auf keinen Fall für Dich später ...
