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Das leidige Thema Glücksspiel

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Jonathan1995:
Guten Abend, liebe Community...

Ich weiß ehrlich gesagt nicht wo ich anfangen soll...
Mein Name ist Jonathan und ich gehe auf die 30 Jahre zu.
Ich spiele seit ca. 2014 und es findet einfach kein Ende, egal wie sehr ich es versuche und was ich mache.

Gewonnen habe ich schon sehr viel, verzockt habe ich jedoch noch viel mehr.
Ich merke, dass ich depressiv werden. Ich bin nur noch traurig und enttäuscht von mir selber. Kann kaum noch lachen, einfach alles stört mich.
Sobald mein Gehalt da ist, wird online eingezahlt. Trotz Limits, trotz sperren denke ich non-stop ans Spielen.
Spielotheken, Spielhallen und Casinos betrete ich seit 2016 nicht mehr - bei mir findet das "Glück" ausschließlich online statt.

Mit fast 30 Jahren habe ich es geschafft einige Schulden anzusammeln.
6000 Euro Kredit bei der Bank, 2600 Euro bei Freunden - niemand weiß von meinem Problem.
Ich kann mit niemanden darüber reden, dass würde einfach alles zerstören.

Ich will aufhören, weiß aber ehrlich nicht wie.
Habt ihr Tipps für mich?
Was kann ich tun, dass der drang verschwindet?

Danke!

Roy1234:
Hallo Jonathan,

Olli kann und wird Dir definitiv passendere Worte schreiben können aber eines kann ich Dir definitiv sagen dass nicht das mitteilen sondern das in Dich reinfressen zerstören wird.

Zumindest Deine Eltern sind ein wichtiger Anlaufpunkt und ich kann Dir aus eigener Erfahrung sagen es ist erlösend es endlich gesagt zu haben.

Ein Gespräch bei der Diakonie und/oder bei einem Psychiater hat mir geholfen wenn auch mit Verzögerung. Ganz wichtig ist dass Du dich selbst beobachtest und feststellst was dich triggert. Und dann nehme dich da raus, lass dich auf Oasis lebenslang sperren, bei denen ohne Lizenz beantrage es per Mail gleich mit dem Hinweis Anwalt. Deine Schulden sind noch machbar und Du noch jung also fange an und zwar am besten heute!

LG Roy

Olli:
@Roy: 👍 :)

Hi Jonathan!

Herzlich willkommen!


--- Zitat ---Ich spiele seit ca. 2014 und es findet einfach kein Ende, egal wie sehr ich es versuche und was ich mache.
--- Ende Zitat ---

Ich habe selbst 20 Jahre gespielt und ich habe immer ähnlich gedacht. Ich war sogar in einer SHG, MEINER späteren SHG, und bin im Anschluss spielen gegangen. Ich habe mir selbst IMMER ein Schlupfloch gelassen. Nein, ich habe NICHT alles versucht!
Meine innere Einstellung musste sich erst ändern, um zu erkennen, dass ich sehr wohl derjenige bin, der Herr über seine Entscheidungen ist! Das heißt nicht, dass das immer einfach ist ... im Gegenteil.
Was schreibst also Du, was Du bisher unternommen hast? Hmmm ... Du hast Dir Limits eingerichtet, irgendwelche nicht näher erläuterte Sperren und Du hast Dir innere Grenzen gesetzt nicht mehr in eine Spielhalle zu gehen.
Gar nicht schlecht ... und doch ... was hast Du sonst noch verändert? Ist alles sonst beim Gleichen geblieben?

Wenn Du beschreibst, dass niemand von Deinem Problem weiss, dann hast Du hier schon einen Punkt, an dem Du ansetzen kannst. Ja definitiv erscheint Dir das nun als ein absolut abscheulicher Vorschlag. Doch lasse ihn uns doch mal beleuchten.
Was fühlt sich so grausig an? Es ist Scham, nicht wahr? Du müsstest, am Besten Deinen Eltern sagen, dass Du Dein Leben nicht mehr meistern kannst, wie die GA-ler sagen. Kurz vor der 30, schon einige Jahre erwachsen, müsstest Du Deine Eltern um ihre Hilfe bitten. Sie werden enttäuscht von Dir sein, wird Dir Deine Vorstellung einreden. Sie werden Dir Vorwürfe machen: Wie konntest Du nur!
Welchem Teil in Dir würdest Du diese katastrophisierenden Ängste zuordnen? Na klar, dem süchtigen Teil, der seine Suchtausübung schützen will. Das ist der Teil, der Dir die Hintertürchen bisher schön offen gehalten hat.

Roy hat Dir aber geschrieben, wie es wirklich bei ihm war. Es war eine Befreiung - eine Erlösung! Er war nicht mehr alleine. Er brauchte nicht mehr seine Sucht verheimlichen und damit lügen. Er hatte Ansprechpartner. Er konnte sich auf seine Genesung konzentrieren - auch mit Hilfe von außen! Ich lese in seinen Worten eine Ruhe, die Du Dir sicherlich ersehnst. Ich lese Lebensfreude und auch Stolz auf sich selbst, dass er all diese Wege gegangen ist.
Auch Verzögerungen gab es bei ihm - wie bei mir ... #räusper# ... OK,. nicht ganz so viele ... ;) aber sie gehörten zu seinem Genesungsweg dazu, genau wie meine Verzögerungen zu meinem Genesungsweg dazu gehörten.

Wenn ich Dein Zitat da oben betrachte, dann fällt mir ein Spruch ein, der sich immer wieder bewahrheitet:
Das Schwerste am Aufhören ist das Beginnen!

Du hattest schlicht bisher noch nicht begonnen! Wenn ich beginne, dann muss ich mir bewusst sein, dass es beim Thema Sucht kein halbschwanger gibt. Dann muss ich mit aller Kraft die Dinge tun, die mir gut tun - und vielleicht erst einmal unangenehm sind.

Komme doch morgen gerne ins Webmeeting. Folge einfach dem Link oben links zum Samstagsmeeting. Um 19 Uhr geht es los ...
Belese Dich vorher bitte kurz in dem Link und dann sei bitte pünktlich. Alles, was im Meeting besprochen wird, das bleibt im Meeting! Du nimmst Dir bitte das mit, was Du gebrauchen kannst, den Rest belässt Du einfach im Meetingraum.

Roy1234:
Olli ich weiß nicht wie viele Verzögerungen Du hattest aber ich weiß dass ich viele hatte, zu viele. Und ein Wort das sehr wichtig und vor allem gefährlich ist was du erwähnt hast ist Hintertür. Ist man nicht komplett bereit es wenigstens zu 100 Prozent zu versuchen wird das Monster in einem immer genau diese Falltüren einbauen. Ich ging halt auch zum Psychiater redete mir damals die heile Welt her um eine Stunde später ins Auto zu steigen um direkt nach der Sitzung vor der Abfahrt auf Live Wetten in Indonesien und Weißrussland zu setzen. Der Ticker zeigte mir dann mit orangen Gol Gol Gol an wenn ein Tor fiel. Super.
Sperren lassen? OK klar aber natürlich mit Gründen wie nicht mit dem Angebot zufrieden etc. Warum wohl? Weil man da dann 4 Stunden später den Service kontaktieren konnte und sich entsperren lassen konnte. Alibi Sperre sozusagen nur um sich etwas vorzumachen.

Wille, Hilfe suchen und annehmen ist wichtig aber ebenso wichtig ist es so gut wie es geht sich alle Möglichkeiten zu nehmen wieder teilnehmen zu können.

Der Rest ist sehr individuell und hier muss jeder seinen Weg finden um eine gewisse Abscheu gegen diese Machenschaften zu finden.

Jonathan1995:
Guten Morgen zusammen,

erstmal möchte ich mich recht herzlich für eure Antworten zu diesem schwierigen Thema bedanken.
Es tut gut, sich etwas von der Seele zu schreiben.

Heute morgen, als ich aufgewacht bin, habe ich mich direkt permanent bei diversen Online-Casinos ausschließen lassen, mit der Begründung, dass ich spielsüchtig bin. (Thema Hintertür ;-) )
Ich weiß, dass ich in meinem Leben etwas ändern muss, dass ist mir klar!

Ihr habt mich gefragt, ob ich denn weiß was mich triggert und da habe ich mir so meine Gedanken gemacht. Die Frage bei mir ist wohl eher, was triggert mich nicht... Mich triggert mein trauriger Kontostand, ich könnte ja etwas gewinnen. Mich triggern die Schulden die ich habe, ich könnte ja gewinnen und diese mit einem Schlag abbezahlen. Solche Flausen und Gedanken finden in meinem Kopf statt. Mein erster Gedanke, sobald mein Gehalt da ist, ist zocken. Das ist doch traurig, oder nicht? Mein Problem ist, dass ich schon so viel gewonnen habe, 10000 Euro hier, 10000 Euro da. Nie habe ich einen Cent ausgezahlt - überlegt euch das mal wie traurig das einfach nur ist. Danach kamen immer die Schuldgefühle und die Depressionen.

Zum Thema Lügen... Ich lüge leider sehr viel. Ich lüge sehr viel über meine Gefühle, wenn man mich fragt wie es mir geht. Ich lüge wenn es um das Thema Geld geht. Seit der Spielsucht hasse ich es über Geld zu sprechen, weil es mir weh tut. Ich belüge mich selbst, dass es mir gut geht.

Wieso ich mit niemanden darüber rede? Ja ihr habt recht es ist Scham. Es tut einfach weh. Ich habe einfach tierische Angst, dass man mir nicht mehr vertraut. Der ach so tolle Jonathan, der jeden Hilft wo er nur kann und für jeden immer da ist ist in Wirklichkeit spielsüchtig. Dem kannst du nicht mehr vertrauen, leih ihm kein Geld mehr. Es macht mich fertig wenn ich darüber nachdenke, dass mein äußeres Erscheinungsbild mit einem Schlag zerstört wird.

Besteht eine Möglichkeit diese Sucht zu besiegen oder erstmal mit jemanden darüber zu sprechen? Das irgendwie mit sich selbst auszumachen und den inneren Schweinehund zu überwinden? Ich hoffe man versteht mich etwas...
Wie habt ihr es geschafft diesen "Suchtdruck" zu entgehen? Bei mir muss dann immer alles schnell gehen, es muss dann eingezahlt werden. Ablenkung? Musik? Essen?
Fragen über fragen...

Vielen Dank!

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