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Videothek & Spielstätte

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Offline andreasg

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Videothek & Spielstätte
« am: 27 Juni 2009, 19:37:26 »
Hallo ihr Lieben,

habe eben gerade meine Kundenkarten von einer Videothekenkette zerschnitten und wech, auch wenn ich mir noch einen Film - für die Nacht - geliehen habe. Aber in der Videothek wurde für ein Casino geworben und sowohl Videothek als auch Casino liegen in einer Hand. Begründet wird es auf deren Internet - Portal mit: Neue innovative Geschäftsfelder finden in der Wirtschaftskrise. An Hohn kaum zu überbieten.
Aber ich brauche nicht weiter als bis an meine Nasenspitze zu greifen. Ob Spielfilm in der Familienvideothek oder nächtliches Trösterli, so empfinde ich das anschauen eines Films als etwas entspannendes wohltuendes, daß ich in gediegener häuslicher Atmosphäre genießen kann ohne - diese Stressmomente, die ich aus Spielstätten oder Filmkabinen im Rotlichtviertel kenne und beides Heute nicht mehr auslebe.
Ich lebe nach dem Grundsatz: Meide die Nähe von Spieleinrichtungen. Also werde ich auch diese Videotheken meiden. Den Film werde ich gleich ungesehen zurückbringen. Genuß ist jetzt z.B. die Geistliche Musik, die beim Schreiben im Radio ertönt.
Dahin wünsche ich meine Sinne geschickt.
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Videothek & Spielstätte
« Antwort #1 am: 27 Juni 2009, 23:10:32 »
So, das ist erledigt.  Kurz in den Laden, das Werbeplakat zur Kenntnis genommen. Freundlich die DVD abgegeben und anschließend noch einen feinen Abendspaziergang der (leider) an meiner Lieblings - Eisdiele vorbeiführte. Die zwei Kugeln Eis aß ich in stiller Leidenschaft.

Gute Nacht
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Videothek & Spielstätte
« Antwort #2 am: 29 Juni 2009, 14:15:04 »
Gestern Abend hatte ich ein sehr intensives Gespräch mit einem Freund, der auch Kunde dieser Videothekenkette ist. Er wies eine detailliete Beschreibung meiner Background - Erkenntnisse von sich und blieb bei seinem Gefühl, seines Auftretens dort. Für mich ergibt es einen Sinn, zumal meine Anziehung in diesen Geschäften überraschenderweise mehr auf die Angestellten am Tresen liegt, als am dargebotenen Sortiment.
Ich gehöre ja auch zu den Spielern, die den teuersten Kaffee der Welt getrunken haben. Meine Anziehung zu Spielhallen war sehr davon beeinflußt, wie zuvorkommend und freundlich ich behandelt wurde.
Das schöne Gestern Abend war: Daß Café in dem wir saßen war wirklich spielfrei,ein Bio - Café , ein wenig alternativ mit einer reizenden Bedienung. Also gibt es auch außerhalb der Sucht Orte mit Geborgenheit.
Das will ich gerne Erwähnen
Schöne 24 Stunden
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Videothek & Spielstätte
« Antwort #3 am: 30 Juni 2009, 23:28:07 »
Hallo,
ich bin Andreas und ich bin Spieler und Süchtig,

Heute Abend war Therapiestunde und ich habe Gruppentherapie. Nein, ich weiß das das von mir im Titel genannte Thema ein äußeres Thema ist, das aber im Inneren bewegter ist.
Auch wenn ich den finanziellen Verlust beklage, das Geld das ich in diese Viedeotheken gesetzt habe und die Scham empfinde, daß möglicherweise durch meine Mittel Spielstätten geschaffen werden können, sehe ich mich wieder einmal mehr als Mensch der es lernt, das Leben zu verstehen. Ich nahm mich selber an der Hand, als ich nach der Therapiestunde noch bei uns am Mittellandkanal spazieren ging und hatte einen Dialog mit dem Andreas, der nicht verstehen konnte, daß er seinen festen Platz in dieser Welt hat, erlaubte ihm immer wieder einmal stehen zu bleiben, durchzuatmen, weinte mit ihm und ich fing an mich zu freuen. Erwachsen werden ist manchmal ein wenig anstrengend, aber ist ist so unendlich schön. Das sind so meine Gedanken.
Heute brauche ich nicht mehr in meinen Schuldgefühlen zu Leben. Ich kann mich von diesen Alten Kameraden trennen wie von meinen verkappten und offenen Spielstätten. Mein Umgang mit Geld ist immer noch nicht perfekt und mein Konto ist immer überzogen. Das liegt denn mehr an den Auswirkungen meiner Langzeitarbeitslosigkeit. Meine Spielschulden sind bezahlt. Gerade meiner Ursprungsfamilie gegenüber bin ich im Reinen. Danke für diese eindringliche Stunde.
Ich habe Heute nicht gespielt. Diesen Satz der Dankbarkeit möchte ich mit in die Nacht nehmen. Ich freue mich, daß ich spielfrei bin, das ist mein Wunsch für Morgen.
Und Morgen wird die Sonne aufgehen, entweder hinter einer Wolkendecke - oder in ihrem vollen Glanz...
Gute Nacht
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline andreasg

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Re: Videothek & Spielstätte
« Antwort #4 am: 09 August 2009, 10:39:20 »
Hallo ihr Lieben,
ich bin Gestern spät Abends mit der Stadtbahn durch unsere Stadt gefahren und dort vorbei gefahren wo aus der Videothek eine Spielstätte wurde. Die Leuchtwerbung drang weit durch. Und wie es so ist, stellte ich mir die Frage: Wie mag es jetzt da drinnen aussehen? Wahrscheinlich genau so wie in jeder Spielstätte: Eine Angestellte, die Kaffee kocht und Geld wechselt. Eine Angestellte, die Angst haben muß Opfer eines Raubüberfalls zu werden, wie es nahezu täglich in der Lokalpresse zu lesen ist. Eine Angestellte die sagen möchte: "Komm setzt Dich zu mir, trink noch mit mir eine Tasse Kaffee und dann geh!" (Komm 'rüber, Spieler...) Doch ich als Spieler kann dadurch nur Trostlosigkeit erfahren. Ich bin Süchtig. Das Suchtmittel Glücksspiel setzt bei mir durch Animation , Werbung ein. Ich kann hier nicht agen: "Ich nehme keinen Zugang zum Spielen und bin eigentlich nur am Kontakt interessiert. Gerade in meiner Spielphase war ich stets allen Kontakten feindlich gegenüber gesonnen. Ich war nicht ansprechbar, ungenießbar. Ich brauche permanente Distanz zu jeder Spielstätte um in Kontakt gehen zu können. Und Kontakte sind der Schlüssel für meine Genesung. Ich finde es merkwürdig, daß ich bei meiner Analyse bei der Weiterfahrt mit der Bahn weniger an mir heute unbekannte Automaten dachte (bin ja ein 3 Groschen Spieler) sondern in diesem Beziehungsbild verweilte. Das gab mir Ruhe für die Weiterfahrt. So nebenbei: Mir gegenüber saß eine wirklich schöne Frau, die allerdings sehr vertieft in ihr Buch schaute. Es gibt wirklich viel Spannendes zu entdecken...
Einen Schönen Sonntag
Andreas
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Offline Claus

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Re: Videothek & Spielstätte
« Antwort #5 am: 09 August 2009, 22:22:20 »
Hallo Andreas,
immer schön von dir zu lesen und Danke dafür das du mich an deinen Gedanken- und Erlebten teilhaben lässt.
Fühle mich ein bisserl diskriminiert: >bin bloß ein 20-Pfennig-Spieler< gewesen!!

werde dich mal anrufen die nächsten Tage....
gute 24 Stunden

"Wer kein Ziel hat,
dem stehen alle Wege offen!

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Offline andreasg

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Re: Videothek & Spielstätte
« Antwort #6 am: 09 August 2009, 22:39:40 »
Hallo Claus, ich freue mich,
am besten Mi. Abends
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

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Offline Olli

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Re: Videothek & Spielstätte
« Antwort #7 am: 10 August 2009, 13:01:39 »
Hi Andreas!

Ich selber habe auch hin und wieder diese Gedanken.
Doch ich habe den Absprung geschafft, noch bevor die neue Generation der Geräte Einzug in die Hallen nahm.
Meine Gedanken sind daher eher ... "nostalgischer Natur".
Diese Zeit ist vorbei - und ich möchte willentlich gar nicht wissen, wie es jetzt in den dutzenden von SH aussieht, in denen ich mich damals wohl gefühlt habe.
Sie existieren in der mir bekannte Form nicht mehr.

Und das ist gut so - denn es macht es mir einfacher, die goldene Regel Nummer 1 einzuhalten: Betrete keine Spielhalle!

In diesem Sinne
Olaf
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline andreasg

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Re: Videothek & Spielstätte
« Antwort #8 am: 10 August 2009, 23:08:44 »
Hallo Olaf,

das Vertraute wird fremd und der Fremde gewinnt Vertrauen. Ich habe meine SHG lange mit der Kaffeestube im Hauptbahnhof genervt, in die ich ging um meinen Kaffee zu trinken - und den Spielern an den beiden Automaten zuzuglotzen. Es war wie eine Totenwache in der ich dem Verstorbenen nicht wirklich nachtrauern konnte. Ein fortwährendes Klammern und Festhalten an meiner Sucht. Auf einer langen Autofahrt sprach ich mit einem Spieler Freund damals das Thema an, ich erinnere mich gut an die nächtliche Autobahn. Der Freund, dem ich vertrauen konnte wurde mir zum Fixpunkt. Daran wuchs meine Kraft zum Loslassen. Lieber die Hand des Freundes halten, als die Münze in den Einwurfschacht. Meinen letzten Spieldrang habe ich auch wirklich in dieser Kaffeemühle gehabt. Heute nach einem Arztbesuch kam ich wieder an der Kaffeestube vorbei. Ein Blick hinein, fremde Gesichter, Ach ja, Spielautomaten waren auch zu sehen, kuzes Blinken - ich dachte an den Freund, die Autifahrt und daß ich meinen Kaffee nach der Sprechstunde beim Bäcker mit Gedanken an die freundliche Bedienung genossen habe. Im Bahnhof bin ich in die S- Bahn gestiegen und unternahm noch einen kleinen Ausflug am Stadtrand, wie ich es so gerne für mich tue.
Später fuhr ich an der Videothek vorbei, doch ich hatte keine Ambitionen dort hineinzugehen, eigentlich Abneigung. Ein Nein ist ein wirksamer Schutz des eigenen Ich's. Und seit meinem Klinikaufenthalt nehme ich mich immer sehr bewußt mit um auf eigen Füßen zu gehen. Auch wenn der Orthopäde mir eine Gehhilfe verordnet hat. Dafür gesellte sich eine junge anhängliche Katze an mich und Verlangte Streicheleinheiten. Diese kleine Zeit ist wirklich ein kostbares Geschenk für Zärtlichkeit.
Gute Nacht
Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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