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Rückfall nach Therapie und 4 Jahre Abstinenz

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Hallo Leute,

Ich bin neu in diesem Forum.
Kurz zu mir:

Ich bin 32 Jahre Alt und bin seit 16 Jahren Glücksspielsüchtig. Überwiegend Spielautomaten wobei Ich auch mal Phasen hatte wo ich Sportwetten gespielt habe.
November 2020 ging bei mir fast nichts mehr und merkte dass Ich etwas ändern muss. Ich habe alles in die Wege geleitet und war von  7.1.21 - 16.5.21 in eine Stationären Therapie was mir unheimlich viel geholfen hat. Danach war bis Mai dieses Jahr spielfrei. Weil mir die Gefahren und auch wieso Ich spiele bewusst war. Ich war auch ca. 3 Jahre Lang nach der Therapie in Nachsorge bei der Caritas.

Dann fing es an ohne dass Ich es überhaupt gemerkt habe. Ich habe von einem Freund gehört dass man auf Cryptowährungen setzten kann und dass einige schon dadurch Geld gemacht haben. Ich muss dazu noch erwähnen, dass Ich seit Anfang des Jahres unter -Angst und Panikattacken und auch teilweise Depressiven Phasen gelitten habe, was derzeit schon etwas besser geworden ist. Naja, wie auch immer dann ladete ich mir ne App runter und hab es mit 5€ aufgeladen um mal zu schauen wie das funktioniert.
Nach nur 5 stunden merkte ich: Es braucht ja Zeit bis sich was tut. Das war nichts für mich. Für mich musste es schneller gehen. Hoch und Runter. So war es einfach Langweilig. Dann setzte Ich nochmal 50€. Und alles über Paypal. Als es dann auch nicht genug war 100€ dann 200€ dann noch mal 100€ und dann 500€ bis Ich auf 2000€ im Minus war da Paypal das Geld vorstreckt. Und das Geld hatte Ich nicht auf meinem Konto. Und da hatte Ich schon so Ahnung dass Iwas nicht stimmt. Dass Ich sozusagen in alte Verhaltensmuster reinfalle. Das ganze kam mir bekannt vor. Also dieses: Ich investiere Geld das Ich garnicht habe. Aber ich sah es nicht als Glücksspiel an denn es war ja nur Crypto und Ich „Investierte“ ja nur, also alles halb so schlimm. Dann als ende des Monats mein Lohnt kam , investierte Ich sofort nochmal 1000€ in Crypto. Und dieses Hin und Her, dieses Glücksgefühl dass mir alles vergessen ließ war super. Ich konnte für kurze zeit alles vergessen wenn Ich auf mein Handy geschaut habe und mein Geld sah das Hoch und runter ging. Es war ein tolles Gefühl. Und da habe ich gemerkt es wird gefährlich und Ich muss aufhören. Nein, es war ja kein Glücksspiel im Klassischen sinne, also konnte Ich ruhig weitermachen.
Dann später im Mai war Ich mit einem Kumpel in einem Cafe wo 2 Spielautomaten standen. Ich hatte ersteinmal keinerlei Hintergedanken, wobei Ich hätte merken müssen: Ich bin gerade gefährdet und könnte jederzeit die Kontrolle verlieren.
Während Ich mein Cafe trank ging mein Kumpel an den Automaten und spielte. Erstmal wollte ich nichts damit zutun haben. Dann setzte Ich mich neben Ihm. Dann wollte Ich für nur mal auf die Start taste drücken.
Und Ich dachte mir die ganze Zeit : was machst du da? Du hast ne Therapie hinter dir, es kann nicht sein dass du wieder anfängst zu spielen. Und es war ein Kampf in mir drinnen. 1 stunde Lang. Und als mein Kumpel alles verzockt hatte, sagte Ich Ihm warte hier ich bin gleich da. Ich rennte zur Bank und während Ich unterwegs war konnte Ich nicht glauben was Ich vor hatte: Nach all diesen 4 Jahren, nach so einer schwierigen und langen Zeit in der Therapie hatte ich wieder vor zu spielen! Ich! Obwohl ich es schon abgeschrieben hatte! Das würde mir ja nieeee wieder passieren. Und doch war Ich mittendrin. Ich hob direkt 900€ ab mein Ganzes Geld. Und spürte dabei ein unbeschreibliches Gefühl. Ein Kribbeln, ein Glücksgefühl etwas unbeschreibliches. Nichts konnte mich mehr aufhalten. Alles schlaltete sich ab in meinem Kopf.
Ich ging rein und steckte sofort Geld in den Automaten als würde Ich ersticken wenn ich es nicht täte. So dringend hatte Ich es nötig. Es fing klein an. Und dann immer mehr und mehr bis Ich keine Lust hatte und mein Glück woanders versuchen wollte.

Ich ging erstmal zu der ersten Spielhalle. Aber musste schnell merken es hat sich viel verändert. Ich musste mein Ausweis geben damit Ich eine Karte bekomme um einen Automaten freizuschalten. Plötzlich sagt die Mitarbeiterin mir: Sie sind gesperrt. Bitte was? Ahh ja da war ja was, vor Therapie habe Ich mich in dem Oasis System sperren lassen.
Ich konnte mich Vorort nicht entsperren lassen denn, ich musste erstmal Online Einen Antrag stellen und das würde dauern und solange konnte Ich nicht warten. Also ging von Spielo zu Spielo in der Hoffnung dass mich jemand endlich spielen lässt. Dann endlich habe Ich eine Bar mit 2 Automaten gefunden und konnte dort spielen. Denn keiner fragte nach meinem Ausweis. Der Mitarbeiter entsperrte die Automaten mit seiner Karte.
Und ab da an ging’s eigentlich in dem Cafe wo Ich anfangs war und zwischen dem Bar hin und her bis das ganze Geld weg war. Ich war am Boden zerstört. Nach 4 Jahren war Ich wieder drin.
Ich machte sofort einen Termin bei der Caritas weil Ich wusste ich brauche dringend hilfe.
Dort wurde mir gesagt es handelt sich eher um einen Vorfall und kein Rückfall. Und dass das ganze eigentlich schon vorher angefangen hat und nicht plötzlich. Wahrscheinlich schon bei dem Crypto.
Es wurde mir auch gesagt dieser Vorfall zeigt eigentlich dass irgendwas in meinem Leben nicht stimmt und dass es eher ein Warnsignal ist dass Ich was verbessern muss.
Aber das Komische ist dass Ich 2021 und 2022 insgesamt 3 angehörige verloren habe und sehr depressiv war. Da habe Ich nicht gespielt und Ich kannte die Gefahren. Da habe Ich es anders geschafft. Also wieso jetzt nicht? Was ist jetzt anders??

Kurz zusammengefasst war Ich danach noch einmal spielen 500€ verloren und heute auch. Als mich ein Kumpel abholte der Spielen wollte. Ich wusste dass er nicht gesperrt war und Ich mit Ihm reinkonnte und sogar spielen konnte. Bei dem 2 Vorfall habe Ich Ihn auch sozusagen benutzt um zu spielen.
Er hat sich aber auch heute vor ort sperren lassen und nun kann Ich Ihn nicht mehr benutzen um zu spielen. Ob das Nun gut oder schlecht ist weiß Ich nicht.

Aber mittlerweile glaube Ich eher schon an einem Rückfall nachdem 3. und nicht mehr an einem Vorfall.
Ich habe noch Termine bei der Caritas. Letztens haben wir besprochen welche Maßnahmen Ich ergreifen kann um nicht zu spielen. Aber es ist in dem Moment wenn Ich spielen möchte so, als würde sich alles abschalten und mein Kopf hört auf nichts mehr. Wobei ich weiß welche Gefahren es bringt. Ich weiß dass Ich spiele um mich zu betäuben um aus meinem Alltag zu kommen um alles zu vergessen. Ich weiß das alles. Sogar vor dem Spielen weiß Ich dass Uch nichts gewinnen will oder kann, sondern nur spielen möchte. Weil es wie eine Art droge ist.

Aber ich habe das alles doch in der therapie gelernt. Alle Gefahren und Konsequenzen des Spielens. Aber dennoch kriege Ich es nicht hin.
Muss ich hier wieder in eine Therapie? Denn ich glaube nicht dass mir hier alleine die Caritas helfen kann.
Das einzig Positive was ich finde ist, dass Ich merke ich bin wieder gefährdet, süchtig und krank und dass Ich hilfe brauche und es nicht alleine schaffen werde.

In diesen 2 Monaten habe Ich an den Automaten 1700€ euro verpsielt. Und beim 2. mal konnte Ich mich iwie noch bremsen weil die Automaten in eine Ruhepause waren und Ich keine Lust mehr hatte zu warten.
Was wäre wohl alles passiert wenn Ich in den anderen Spielotheken nicht gesperrt wäre?
« Letzte Änderung: Heute um 06:01:33 von Olli »

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Offline Rubbel

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Re: Rückfall nach Therapie und 4 Jahre Abstinenz
« Antwort #1 am: Heute um 10:27:12 »
Hallo  TomLoane :)
Willkommen hier im Forum!
Toll, dass Du so ehrlich schreibst, das kommt sicher noch durch Deine Therapie und SHG-Erfahrung. Das also vorweg: Es hat seine Früchte getragen. Ich wollte schreiben: 'es war nicht umsonst', aber doch, das war und ist es ja. Ganz im Gegensatz zum Glücksspiel.
Durch eigene Zeiten in SHGs habe ich häufiger mitbekommen, dass anfangs gleich im Anschluss an eine stat. Therapie die Betreffenden hochmotiviert, absolut sicher und lächelnd sagten: Ich bin geheilt *gottseidank*, es war toll, ich habe jetzt alles verstanden und bin hier nur zum Verfestigen und Ausklingen-Lassen. Stationär ... kann ich jedem nur raten, ... usw.
Viele davon wurden rückfällig, und ich meine mich zu erinnern, dass sie ihr Umfeld, ihre 'Freundschaften' etc. wieder haben aufleben lassen. Ist ja auch schwierig, das nicht zu tun: Wer will schon radikal alles abbrechen, gab es doch auch gute Zeiten ... und plötzlich Moralapostel ist auch Mist.
Von daher meine Frage 1: Wenn Du vom Kumpel sprichst, ist das dann ein und derselbe? Wenn ja, dann ein Glück, dass auch er sich hat sperren lassen! Und bitte: Lass' auch DU Deine Sperre bestehen; Du siehst ja: Nicht zocken zu können, hilft in vielen Situationen  :)
Es ist auch bezeichnend, dass die meisten Kontakte zwischen Spielern sich hauptsächlich um Geld und Zocken 'abspielen' ... An Deiner Stelle würde ich an der SHG 'festhalten'. Mich hat das kolossal gestärkt.
Auch zu der Frage, warum erst 'jetzt' und nicht damals, als Du Angehörige verloren hast, möchte ich Dir Erfahrungen schildern:
Ich funktioniere auch so. Im Moment der höchsten Anspannung, im Maximalstress oder in allertiefsten Trauer oder Angst, war mir immer klar, das Zocken jetzt gar nicht hilft - da wäre ich nie losgezogen. In Gefahr war ich erst dann, wenn das abebbte. Oder ich bin dann 'zusammengebrochen'. Und hab bald danach gezockt.
Scheint also mit (dem Pegel, der Aufrechterhaltung von) Stress zu tun zu haben (?).
Ich hatte keine stat. Therapie, aber ambulante, und vor allem (das Beste) Psychoanalyse.
Wäre das was für Dich? --- Dauert allerdings lange, gut 4 Jahre. Dafür ist das Ergebnis ein fortlaufendes, auch danach, und eigentlich spannend (aber auch manchmal schmerzlich oder unangenehm). Vor allem WIRKSAM.
Seit 5 1/2 Jahren jetzt juckt es mich null, zu zocken. Ich wollte/würde auch, wenn ich es vorher wüsste, in kein Etablissement gehen, wo Automaten hängen - warum auch?
In der stat. Therapie warst Du wohl behütet, aber auch wie unter einer Glasglocke. Nichts hat Dich triggern können.
Nun ist es das Gegenteil: 'Überall' wirst Du getriggert, und Deine Aufgabe ist, Deine Würde zu behalten, Dich vor Deinen 'Schwächen' zu schützen und Dir gut zu tun.
(und Zocken ist Harakiri)

Du hast viel gelernt. Auch über Dich. Halte die Gefahren auf Abstand und nimm noch mal alles an Hilfe an, was geht.

LG
Rubbel
« Letzte Änderung: Heute um 10:36:43 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Rückfall nach Therapie und 4 Jahre Abstinenz
« Antwort #2 am: Heute um 10:52:32 »
Hi und herzlich willkommen!

Bevor ich auf Dich eingehe, möchte ich Dich bitten, keine Anbieternamen ins Forum zu stellen. Du bist hier neu und kennst die Regel noch nicht. Ich habe daher den Anbieternamen in Deinem Beitrag entfernt.

Immer wieder bekomme ich gesagt, dass der Spieler "wie ferngesteuer" in die Halle ging, auf eine schädliche Internetseite ging oder Ähnliches und sich überhaupt nicht dagegen wehren könne. Das ist aus meiner Sicht eine Schutzbehauptung!. Wir treffen nicht eine einzige Entscheidung und wir sitzen #fingerschnipp# in der Halle und finden uns vor einem Automaten wieder. Wir müssen Aufwand betreiben, den Du auch sehr schön bei Dir beschrieben hast. Jeder noch so kleinste Aufwand ist aber auch mit neuen Entscheidungen verbunden, die alle positiv auf das Glücksspielereignis hinwirken müssen.
Habe ich bei einer Entscheidung nicht immer mindestens 2 Auswahlmöglichkeiten? Wieso werden also die Alternativen nicht erst einmal "ausdiskutiert"?

Nun, das benötigt Zeit ... und Zeit ist der Feind jeder Sucht. Sie möchte bedient werden ... jetzt und sofort! Wenn die grundlegenede Entscheidung schon getroffen ist, dann übernimmt die Vorfreude das "Denken". Es passiert bereits alles in Deinem Körper, was Du eigentlich erst während der Suchtausünung erfahren sollst. Das macht es schwer zu intervenieren ... oh je ... manchmal auch verdammt schwer ... aber ,,, eben nicht unmöglich! Du weisst es ja selbst, je eher Du intervenierst desdo einfacher ist es.

Auch spricht der oft gar nicht realisierte Grund für das Spielen eine Rolle. Bist Du mit Deinen Angstzuständen in Behandlung? Nimmst Du hier Medikamente? Sind dort Stoffe drin enthalten, die Suchtverhalten fördern? Was ist mit den Verblichenen? Hast Du getrauert und sie so aus Deinem Leben verabschiedet? Oder schlummert da noch Unbearbeitetes im Untergrund? Was könnte es sein?
Selbst als Du bei der Caritas warst, hast Du im Anschluss wieder gespielt. Wieso? Was ging da in Dir vor?
Wieso vertraust Du dem Teil in Dir, der der Sucht frönt? Wieso nicht dem Teil, welches in der Therapie so viel gelernt hat?

Deine Frage, ob Du wieder in Therapie musst, finde ich unglücklich formuliert. Eine Therapie ist kein Pflichtprogramm à la "Idiotentest" nach dem Führen eines Kraftfahrzeuges unter Alkoholeinfluss. (Shit, der Vergleich hinkt gewaltig, doch ich denke, Du verstehst, was ich meine ... ;) ). Eine Therapie hilft Dir, Dein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Wenn, und das schließe ich aus Deinen Worten, Dir die Therapie damals so gut geholfen hat, was spricht dann heute dagegen, Dir noch einmal Unterstützung einzufordern?

Zum Schluss ... wen interessiert es, ob es ein Vorfall oder ein Rückfall ist. Tatsache ist ... Du hast gespielt und Du würdest es auch weiterhin tun, wenn die Schutzmechanismen bei Dir und Deinem Freund nicht greifen würden. Zudem weisst Du ja, wie Du sie umgehen kannst. Fokussiere Dich lieber wieder darauf abstinent zu werden und zu bleiben!






Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Rückfall nach Therapie und 4 Jahre Abstinenz
« Antwort #3 am: Heute um 11:08:58 »
Hi TomLoane,

wer kennt sie nicht die Ungeduld.
Aber merke bzw erinnere Dich, nichts geht schnell und ohne Hochrisiko schon gar nicht.
Und klar auch ich kenne jemanden der Geld mit Crypto oder Aktientrades gemacht hat.
Allerdings kenne ich auch von diesen welche die es danach alles wieder verzockt haben.
Alles was mit schnell zu tun hat ist zocken.

Es gibt ja auch genügend Rattenfänger WhatsApp Gruppen die Aktien angeblich gratis empfehlen. Sozusagen die Mütter oder Väter Theresa. Aktie x Wert 1,55 Ziel in vier Wochen 6 Euro, in 3 Monaten 16 Euro. Sehr seriös oder?
Auch bei denen gibt es bestimmt mal einen Treffer, aber eben zig fach keine. Oder so ne KI gestützte Software die von alleine kauft und verkauft. Ja super so 20.000 Euro im Monat für zwei drei Mal aufs Handy schauen!
Was ich Dir klar machen will ist dass die heutige Welt ziemlich viele Betrüger, Nepper und Schlepper erzeugt hat die Geldnöte ausnutzen und viele auch hier in die Sucht und später in den Ruin treiben.

Finger weg!

Und Du solltest definitiv ab sofort wieder jede Kneipe meiden die Automaten aufgestellt haben.

Du hast es ja schon einmal geschafft und lernst aus deinen Fehlern. Mach es noch einmal!

LG Roy

 

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