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Ich bin ganz ganz unten

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Olli:
Hi!

Genau das sind die wichtigen Basics, die wir auch in der Selbsthilfe vermitteln. Im Moment denkst Du noch, dass Du eine Marionette Deiner Sucht bist. Das stimmt aber nicht. Es ist ein falscher Glaubenssatz. Davon haben Du und ich in der Vergangenheit jede Menge von angesammelt. Glaubenssätze sind Überzeugungen, die wir uns angeeignet haben. Das heißt aber nicht, dass wir selbst unsere Erfahrungen gemacht haben, zumeist übernehmen wir sie einfach aus unserer sozialen Gruppe.
Wie sah das denn bisher eigentlich aus. Du hast z.B. Geld auf dem Konto gehabt. Dieser Gedanke ließ Dich dann nicht mehr los. Die Sucht / Gewohnheit hat Dich dann immer das tun lassen, was Du immer gemacht hast ... Du hast Dich immer mehr in Richtung Suchtausübung orientiert. Das Verlangen in Dir wurde mehr und mehr und irgendwann hast Du ihm nachgegeben.
Wie sieht es aber aus, wenn Du kein Geld auf dem Konto hast. Verspürst Du dann auch genau das gleiche Verlangen? Schaukelt es sich dann auch immer höher? Nein, in der Regel kommt die Erkenntnis in Dir auf, dass Du ja gar nicht spielen KANNST!
Das gerade erst aufkeimende Verlangen wird sofort erstickt.
Glaubenssätze, auch die falschen, können auf den Prüfstand gebracht werden. Du kannst sie neu überdenken und daraus Deine neuen Glaubenssätze bilden. Hatten sie vorher keine Basis, so haben sie nun eine.
Es ist aber nicht so einfach, all die vielen Glaubenssätze erst einmal zu benennen. Nehmen wir ein Beispiel: Ich kann beim Glücksspiel gewinnen! - Stimmt dies für uns, bei denen es aus dem Ruder gelaufen ist? Schaue Dir an, was Du mit Deinen "Gewinnen" gemacht hast. Mit diesem Verhalten bist Du nicht alleine! Wieso blocken die Casinos sonst die Auszahlung? Sie wissen, dass für einen Spieler niemals ein "Gewinn" eintritt, egal wie hoch der angesammelte Betrag auf dem Spielerkonto auch sein mag, Für uns ist dieser nur der Einsatz fürs nächste Spiel!
Nun die Frage an Dich: Wenn wir schon nicht "gewinnen" können ... spielen wir dann vielleicht um zu verlieren?

Kann es sein, dass Dein Username aus einem "großen Spiel" stammt? Dann benenne Dich doch bitte um. Wähle bitte einen Usernamen, der Dich ein wenig beschreibt. Da Du Dich auf den Weg gemacht hast, Deine Sucht zum Stillstand zu bringen, wie wäre es vielleicht mit "Wanderer"?

Dann ist mir noch etwas aufgefallen, was ich nicht gut für Dich finde. Wie Viele benutzt Du bei Gedanken, die in Dir Unbehagen auslösen, das Wörtchen "man", wenn Du von Dir sprichst. Nutze bitte ich ... übe es ... Du schiebst das Unangenehme dann nicht mehr von Dir weg und bist dann motiviert dem entgegen zu handeln.

Zurück zum Thema ... Die Glaubenssätze zu finden und auf den Prüfstand zu bringen, braucht einfach Zeit. Der Abstand zum Spiel hilft Dir, die Vorteile der Abstinenz zu erkennen. Doch was kannst Du in der Zwischenzeit tun? Dafür gibt es Skills. Das sind überwiegend Aktionen, bei denen Du über Deine Sensorik Deine Gedanken und Gefühle beeinflusst. Es gibt auch kognitive Übungen, doch die brauchen auch etwas Zeit. Ein Beispiel für die Sensorik ... binde Dir einen Gummiring ums Handgelenk. Wenn der Suchtdruck unangenehm wird, dann lasse den Gummiring flitschen. Vorsicht! Nicht dabei verletzen! Solch ein Skill soll keine neuen Borderliner fabrizieren! Dann gibt es Noppenbälle zu kaufen, die Du in der Hand knetest. Die Noppen drücken sich dann in die Hand und Du wirst abgelenkt. Du kannst aber auch kalt duschen gehen oder das Treppenhaus rauf und runter laufen. Chilligummibärchen sollen der Hammer sein ... :)

Zu den Freunden: Du darfst ihnen gerne sagen: Jungs, ich habe eine Glücksspielsucht entwickelt. Von daher muss ich mich von Euch fernhalten, da ihr ja noch spielt. Ich möchte nicht durch Erzählungen oder unbedachte Bemerkungen getriggert werden. Von daher muss ich Abstand zu Euch halten. Ich muss hier an mich denken! (Hast Du bemerkt, wie oft ich jetzt "ich" benutzt habe? Gerade in so einem Gespräch ist es wichtig darauf zu achten. Es geht ja schließlich um Dich und niemand sonst.)

Mein junger Freund: Du bist kein Kind mehr! Deine Freunde auch nicht! Freundschaften, und das ist das Natürlichste von der Welt, brechen schon mal auseinander.

Sunnylein:
Hallo,

am besten eine App/ Software auf deinen Computer / Handy runterladen die dich sperren das du überhaupt nicht auf solche Seiten gelangen kannst, der Anfang wird sehr sehr schwer am besten ablenken mit etwas andere was dir vielleicht Spaß macht unbedingt einen Therapeuten aufsuchen und wenn momentan alles hoffnungslos erscheint, es kann nur besser werden wenn du das spielen sein lässt.

Denk an den Tag wo du am See gefahren bist und dich ausgeheult hast, diesen Schmerz willst du sicher nicht nochmal durchmachen?

Für mich ist der Schmerz den ich hatte die größte Motivation , weil ich das nie wieder empfinden möchten.

Ich wünsche dir viel Kraft und du packst das !!

OG-123:
Ich hab deinen Text gelesen – und an vielen Stellen hab ich mich selbst erkannt.

Ich weiß, wie’s ist, wenn man sich komplett verliert. Wenn man Geld gewinnt, von dem andere nur träumen – und trotzdem alles verzockt. Wenn man genau weiß, was man falsch macht, und trotzdem nicht aufhört. Wenn man nachts im Bett liegt, die Augen offen, Herz rast, Kopf explodiert – und du weißt: Du bist innerlich komplett am Arsch. Ich war da.

Wie kommt man da raus?
Ganz ehrlich: Ich kann dir nicht mal sagen, wie genau ich’s geschafft hab. Es war kein Plan, kein Kurs, keine App. Es war eine Entscheidung. Eine endgültige. Lies meinen Beitrag, dann weißt du, wie’s bei mir war. Aber ich sag dir eines:
Wenn du wirklich raus willst – und ich meine wirklich – dann musst du die Version von dir töten, die dich in diese Hölle geführt hat.
Du willst eine neue Version von dir selbst? Dann töte die alte.
Nicht ein bisschen ändern. Nicht reduzieren. Nicht hoffen, dass du's "unter Kontrolle" bekommst.
Töten.
Schlussstrich. Kein Blick zurück.

Und was deinen sogenannten „Freund“ betrifft, der dir Geld mit Zinsen leiht: Das ist kein Freund. Punkt. Es ist völlig egal, wie man’s dreht. Wer dir in so einer Lage noch Zinsen aufbrummt, gehört nicht zu deinem Team. Das sehen vielleicht viele nicht so, aber meiner Meinung nach ist das nicht Helfen sondern Ausnutzen. Da brauchst du keine Meinung, da brauchst du einen Schlussstrich. Jemand, der sich an deiner Not finanziell bereichert, gehört raus aus deinem Leben. Ganz einfach.

Und dann noch was ganz Entscheidendes: Lass das mit dem Gras. Komplett. Pflanze hin oder her, es ist und bleibt eine Droge. Ich hab Leute erlebt, die über Jahre konsumiert haben und heute komplett vernebelt durch die Gegend laufen. Kein Fokus, kein Tiefgang, keine Konzentration. Ihre Birne ist weichgekocht. Gespräche mit denen sind wie gegen Watte reden. Wenn du raus willst aus diesem Loch, brauchst du einen klaren Kopf – und Gras gibt dir genau das Gegenteil. Also streich das Thema direkt mit.

Was dein Freundeskreis angeht: Ich versteh’s. Kindheitsfreunde, man hat zusammen alles erlebt, man denkt, man darf das nicht wegwerfen. Aber mal ehrlich: Was willst du? Willst du leben oder weiter langsam verrecken in dieser Spirale?
Wenn dein Umfeld weiter zockt, dann wirst du früher oder später wieder zocken. Punkt.
Du kennst das Sprichwort: „Zeig mir deine Freunde, und ich sag dir, wer du bist.“ Es stimmt.
Wenn du wirklich raus willst, musst du auf Distanz gehen. Nicht für ein paar Wochen – dauerhaft. Sag es offen, ehrlich: Ich hab ein Problem, und wenn ich weitermache wie bisher, geh ich unter. Manche werden es akzeptieren, andere nicht. Manche werden versuchen, dich zu halten, dich zurückzuziehen – weil dein Ausstieg sie zwingt, sich selbst zu hinterfragen.
Aber genau so funktioniert das Spiel: Der Teufel kommt nicht mit Hörnern. Der kommt in Form von Vertrauten.

Also, pack dein Leben. Da kommt keiner und zieht dich raus. Das machst du allein. Aber du kannst es. Wenn du willst, wenn du bereit bist, alles zu lassen, was dich zerstört, dann hast du eine Chance.

Du bist kein Versager. Du bist süchtig – das ist eine Krankheit, keine Schwäche. Aber du entscheidest, ob du darin bleibst oder kämpfst. Und diese Entscheidung, die kannst du heute treffen.

Olli:
Guten Morgen!


--- Zitat ---Wenn du wirklich raus willst – und ich meine wirklich – dann musst du die Version von dir töten, die dich in diese Hölle geführt hat.
--- Ende Zitat ---

Um Gottes Willen: NEIN! Diese Analogie ist FALSCH!

Zunächst einmal muss ich betonen, dass mir Dein Beitrag gefällt, sehr sogar, und Du am Ende schon die richtigen Schlüsse aus meiner Sicht ziehst. Doch diese Analogie kann ich nicht mitgehen.

Etwas abgeschwächt gibt es auch das Gleichnis des "Kämpfens". Auch hier sage ich schon ... lasse das sein!
Gegen web kämpfen wir denn da? Gegen uns selbst! Auch wenn wir der Krankheit einen Namen geben und sie zum Teil personifizieren, so ist die Krankheit "Glücksspielsucht" doch ein fester Bestandteil von uns. Sie ist auch nicht separiert in einem Finger oder in den Haaresspitzen, sodass ich sie abschneiden könnte. Die Krankheit hat sich nicht nur im Alltag immer mehr breit gemacht, sondern im Alltäglichen! Wir hören ein Geräusch und in Sekundenbruchteilen denken wir an ein spezielles Spiel. Im Fernsehen wird in einem Film ein Tennismatch gezeigt und schon stellt sich innerlich die Frage, ob auf das Endergebnis noch Wetten angenommen werden können. Mich triggern heute, nach 19 Jahren Abstinenz, noch Lichtreflexe, die mich sofort an die glänzenden beleuteten Oberflächen der Glücksspielautomaten erinnern.
Was ich brauche, das ist die Krankheitseinsicht! Wie oft habe ich es schon erlebt, dass jemand sich selbst beweisen musste, dass er nach einer Phase der Abstinenz nun doch wieder kontrolliert spielen kann. Frage: Wird die Laktoseintoleranz besser, wenn ich den Konsum von Milchprodukten pausieren lasse? Wer diese Krankheit hat, der nimmt keine Milchprodukte mehr zu sich ... Punkt ... Ende ... aus.
Für uns Glücksspieler heißt das: Keine Spielhallenbesuche! Wett-/Trading-Apps löschen! ... Viele solcher "Verbote" oder besser formuliert "Regeln" helfen mir mein Leben wieder in den Griff zu bekommen!
All meine Kraft, die ich bisher in die Aufrechterhaltung der Sucht investiert habe - also der Selbstzerstörung, kann ich nun "FÜR" mich einsetzen! Oh, da muss schon eine Menge "losgelassen" werden. Da braucht aber niemand Angst vor zu haben. Veränderungen durchleben wir doch tagtäglich.

Ich muss aufhören ... der Kater meiner Schwester braucht seine Schmuseeinheiten ... ich auch ... :)

OG-123:
Hey Olli, danke dir für deine Antwort – ich versteh total, wie du das meinst.

Ich glaub auch nicht, dass du falsch liegst – ganz im Gegenteil. Dein Weg, die Sucht als Teil des eigenen Lebens zu akzeptieren und damit achtsam umzugehen, funktioniert für viele. Und gerade für die langfristige Stabilität ist das wahrscheinlich genau richtig.

Aber das, worauf ich rauswollte, war was anderes.

Mein Fokus liegt nicht auf der Sucht als Krankheit –
sondern auf dem inneren Anteil, der immer wieder Ausreden sucht, sich’s bequem macht, Verantwortung abgibt.

Der sagt: „Morgen fang ich an.“
Der sagt: „So schlimm ist es nicht.“
Der sagt: „Ich kann doch mal wieder probieren.“

Und dieser Teil – der ist gefährlich.

Nicht, weil er „süchtig“ ist – sondern weil er feige ist.
Weil er dein Potenzial frisst, während er dir vorgaukelt, dass du dir ja „nur noch ein bisschen Zeit gibst“.
Weil er dich klein hält, obwohl in dir alles steckt, was du brauchst.

Ich hab diesen Teil lange leben lassen. Ich hab ihm geglaubt.
Ich hab mich selbst sabotiert – mit Stil, mit Intelligenz, mit rhetorischer Finesse.
Ich war clever in meiner eigenen Zerstörung.

Und genau deshalb musste ich ihn töten.

Nicht metaphorisch weichgespült. Nicht mit Reden, sondern mit Entscheidung.
Ich wollte nicht mehr verhandeln. Ich wollte raus. Punkt.
Und dafür musste die Version von mir gehen, die sich selbst immer wieder verraten hat.

Das war der Wendepunkt.
Nicht, weil ich stark war – ich war’s nicht.
Aber weil ich endlich ehrlich war.

Und ja – Gott hat mich da rausgeholt.
Aber ich musste zuerst aufhören, mit dem Teil in mir gemeinsame Sache zu machen, der mich zurück in die Hölle ziehen wollte.
Ich musste bereit sein, den Preis für Freiheit zu zahlen: alles Alte hinter mir zu lassen.

Das ist meine Sicht. Nicht als Angriff auf andere Wege – sondern als Zeugnis von meinem.
Deshalb war diese Metapher gar nicht auf die Sucht bezogen, sondern eher auf die schwache Version seiner selbst.

Und jetzt: Viel Spaß bei der Schmuseeinheit mit dem Kater –
der Einzige im Raum, der konsequent Liebe verlangt,
ohne je an sich selbst zu zweifeln.  ;D

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