Hallo zusammen,

ich bin seit einigen Wochen bereits stiller Mitleser, habe aber nun mich entschieden und hier angemeldet um mich mit Betroffenen ebenfalls auszutauschen und den Ausstiegt zu schaffen, bevor es wirklich zu spät ist und das ganze abdriftet.

Ich bin männlich, 34 Jahre jung oder alt (wie man es nimmt), Vollzeit berufstätigt, verheiratet und ein Kind, finanziell sehr stabil und hatte eigentlich bis Anfang 2024, also letztes Jahr, keinen wirklichen Bezug zu Glücksspielen. Natürlich hat man mal als junger Erwachsener mal in einer Kneipe mal 5 oder 10€ in so einen Automaten geschmissen, aber wenn ich an die Zeit seit meinem 18. Lebensjahr bis Anfang 2024 zurückdenke, kann ich die Häufigkeit an beiden Händen abzählen.

Das ganze hat leider ein wenig Anfang 2024 angefangen, als ich mich von einem Kollegen (mit meinem heutigen Wissen kann ich sagen, der Kollege ist Spielsüchtig) überreden lies, mal "mit in die Spielo" zu gehen, da im Frühjahr bekanntlich eh immer Schmuddelwetter ist und wir uns da hätten die Zeit ein wenig vertreiben können.

Anfänglich war das alles im Rahmen, mal am Wochenende hin, ein wenig "gedaddelt" und i.d.R. auch nicht mehr als 50€ verzockt mit gelegentlichen Gewinnen. Das zog sich eig. über den gesamten Frühling bis Sommer so durch...jedoch merkte ich da bereits, dass ich eine gewisse Affinität zu diesen Spielautomaten hab und habe angefangen regelmäßiger und ohne Gesellschaft anderer Kollegen hinzugehen. Hinsichtlich der verspielten Summen (bis dahin werden es vllt. 2000€ gewesen sein) war ich zu dem Zeitpunkt mit mir fein, das war jetzt nicht groß belastend.
Was ich jedoch bereit zu dem Zeitpunkt bemerkte ist die Tatsache, dass mich beim Besuch einer solchen Spielothek ein Gefühl von Scham heimsuchte und ich langsam merkte, dass hier evtl. auf kurz oder lang Sucht entstehen könnte. Den - zum damaligen Zeitpunkt-  Schlussstrich habe ich für mich mit einer OASIS Sperre um die Weihnachtszeit vollzogen nachdem wir einige male in der Spielbank waren und ich da binnen weniger Wochen 5.000 bis 6.000 € verlor... die Tatsache, dass ich in 2024 unnötigerweise über 10.000 Geld verloren hatte und ich mich für meine Besuche in solchen Spielos und Spielbanken schämte war für mich Grund genug mit dem Spielen aufzuhören.

Ich habe diesen sehr kurzen Lebensabschnitt hinsichtlich meiner Spielerkarriere und den finanziellen Schäden als "Lehrgeld" abgestempelt und die Sache war dann für mich eigentlich gegessen.

Das Problem was mich aktuell belastet ist viel mehr meine aktuelle Situation: ich bin wie oben erwähnt via OASIS gesperrt und kann an deutschen, offzl. Spieleinrichtungen nicht spielen.
Ich hatte nun die letzten beiden Monate einen Ausrutscher und war zwei mal im Ausland und einige male in Online Casinos spielen mit Bekannten (ca 4.000 € verspielt). Das ganze ist in einem sehr kurzen Zeitraum von ca 2-3 Wochen im Juni/Juli passiert und seit dem hatte ich auch keine weiteren Berührungspunkte damit.  Ich möchte dem ganzen auf den Grund gehen und im Keim ersticken, bevor die Situation sich verschlimmert und ich mein Leben verzocke. Ich war seit meiner OASIS Sperre (mit Ausnahme eben der 2-3 Wochen im Juni/Juli) bis heute abstinent und habe eigentlich, nach meinem persönlichen empfinden zumindest, nicht den Drang jetzt irgendwo was spielen zu müssen, auch kreisen meine Gedanken nicht permanent ums Spielen.....ich habe jedoch sehr viel Respekt und Angst davor, dass sich das weiter verschlimmert und ich wirklich nur noch ans Spielen etc denken muss und es dann am Ende nicht nur beim Denken bleibt.
Daher möchte ich dem ganzen einen Riegel vorschieben und benötige hierzu Hilfe bzw. zumindest einmal den Austausch.

Im Vergleich zu anderen Betroffenen geht es mir wahrscheinlich "gut" bzw der Schaden ist sehr überschaubar. Nichtdestotrotz will ich es nicht drauf ankommen lassen, das bin ich meiner Frau sowie meinem Kind...aber vor allem mir selbst schuldig.
Schulden aufgrund Glücksspiele etc habe ich nicht, auch keine Zahlungsrückstände o.ä.

Was wäre in meinem Fall aus eurer Erfahrung das beste Vorgehen? Versuchen einfach aus eigener Kraft weiter abstinent zu bleiben? Online-Gruppen zum Austauschen suchen? Einer lokalen SHG bei mir in der Stadt beitreten?

Über Ratschläge und einen Austausch wäre ich sehr dankbar.

Beste Grüße euch allen

Hallo, erstmal herzlich willkommen hier im Forum!

 Ich finde es toll, dass Du so offen geschrieben hast und Dir schon jetzt Gedanken machst, bevor es noch schlimmer wird. Ich selbst bin erst seit ein paar Monaten spielfrei, also noch relativ am Anfang und auch noch nicht so lange im Forum aktiv.

Sowohl hier im Forum als auch in der Online-Gruppe, die heute Abend stattfindet, gibt es aber viele Menschen, die schon seit Jahren oder sogar Jahrzehnten spielfrei leben – und von deren Erfahrung kannst du unglaublich profitieren. Die Gruppe ist sehr gut moderiert, bietet einen geschützten Rahmen und genau für solche Fragen und Situationen wie Deine einen passenden Austausch.

Ich wollte Dich an dieser Stelle erstmal nur begrüßen– und vielleicht sehen wir uns ja später in der Runde. 

Den Link findest Du oben unter Samstagsgruppe.

Herzlichst
Eva

Hallo und herzlich wwillkommen!

Auch ich finde es prima von Dir, dass Du Dich mittlerweile um Dein Glücksspielverhalten sorgst und nun auch noch kümmerst!

Was wäre in meinem Fall aus eurer Erfahrung das beste Vorgehen? Versuchen einfach aus eigener Kraft weiter abstinent zu bleiben? Online-Gruppen zum Austauschen suchen? Einer lokalen SHG bei mir in der Stadt beitreten?

Das Problem bei "aus eigener Kraft" ist schlicht, dass Du Deine Sichtweisen nicht erweiterst. Du machst dann das, was Du immer gemacht hast. Mein Gott, wie oft saß ich in der Gruppe und hörte eine andere Sichtweise und dachte dann bei mir ... wieso habe ich das aus dieser Perspektive bisher nicht beleuchtet ... ist doch logisch so ...
Auf der anderen Seite funktioniert Genesung nur "aus eigener Kraft"! Niemand kann Dir etwas einbläuen, was Du eventuell gar nicht willst, weil es gegen Deine Werte und Normen verstößt.

Aber mal ein kleines Beispiel zur Sichtweise:

Im Vergleich zu anderen Betroffenen geht es mir wahrscheinlich "gut" bzw der Schaden ist sehr überschaubar. Nichtdestotrotz will ich es nicht drauf ankommen lassen, das bin ich meiner Frau sowie meinem Kind...aber vor allem mir selbst schuldig.
Schulden aufgrund Glücksspiele etc habe ich nicht, auch keine Zahlungsrückstände o.ä.

Du beleuchtest hier Deinen finanziellen Schaden. Doch was ist mit all den anderen potentiellen Möglichkeiten? Was ist da z.B. mit Deiner verschwendeten Lebenszeit? Zeit, die Du vielleicht besser in Frau und Kind investiert hättest? Was ist mit einem Vertrauensschaden? Weiß Deine Frau von all dem hier? Hast Du sie vielleicht bereits angelogen? Bist Du Fragen ausgewichen?
Was ist mit dem Schaden an Deinem Selbstwert? Du wusstest von der selbstzerstörerischen Funktion des Glücksspiels und bist trotzdem rückfällig geworden! Was hat das mit Dir gemacht?

All das, was Dir gerade da sauer aufstößt, kann Dir Motivation bringen, bis dies Erfolge übernehmen können. Also habe ich gerade wieder eine Sichtweise geändert?

Die Antwort auf Deine Frage sollte also lauten: Nimm mit, was Du bekommen kannst und von dem Du Dir vorstellst, dass es Dir gut tun könnte ... und dann gebe alles ... ... im Rahmen Deiner Möglichkeiten ohne Dich selbst zu überfordern.

Ich bin jetzt 19 Jahre in der Selbsthilfe unterwegs. Das war so nicht geplant ... Aber es wird auch nicht langweilig. Ich erlebe immer wieder neue Menschen und in ihnen finde auch ich mich immer ein Stück wieder. Also lerne ich über die anderen mich selbst besser kennen.

Wenn Du Lust hast heute abend in die Gruppe zu kommen, dann installiere Dir vorab bitte den kostenlosen Zoom-Client. Punkt 19 Uhr kannst Du dann auf den Link in meiner Signatur klicken und ich lasse Dich dann in den Meetingraum rein. Die Kamera ist erst einmal aus, wenn Du magst, dann kannst Du sie auch einschalten.