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« Letzter Beitrag von Olli am 23 November 2025, 12:29:35 »
Viele, viele Jahre ist es her, als wir in Spanien, in Rosas, ein kleines Häuschen mieten konnten von dem ehemaligen Klassenkameraden meines Vaters. Als wir dort das erste Mal hingefahren sind, mit dem Auto natürlich, da mussten wir kurz vor dem Ziel die parallel zur Küste verlaufenden Landstraße folgen. Damals brauchten wir mehrere Stunden dafür, da alle Nase lang irgendeine Kreuzung mit Ampelanlage den Verkehrsfluss störte. Im Laufe der folgenden Jahre wurden die Kreuzungen jedoch zu Kreisverkehren ausgebaut. So machte auch die Spritztour in die nächsten größeren Städte wieder Spaß.
Das Häuschen hatte eine kleine Küche, im Zentrum eine Essecke und zwei kleine Sofas. Das Bad war gerade groß genug, um sich rumzudrehen. Dann gab es noch ein Eltern- und ein Kinderschlafzimmer mit Stockbetten.
Als wir tatsächlich einmal mit allen 5-en dort unseren Urlaub gemacht hatten, habe ich in dem Verschlag vor dem Eingang auf einer schmalen Holzbank geschlafen.
Vor dem Haus stand ein alter Olivenbaum, von dem eine Wäscheleine bis zur Hauswand führte. Sicherlich täuscht mich gerade meine Erinnerung, doch der Gedanke lässt mich gerade nicht mehr los, dass diese Ameisenautobahn zweispurig war. Oben liefen die Ameisen zum Haus, unter drunter hängend mit Zucker bepackt, kamen sie wieder zurück. Die kleinen Biester suchten sich aber auch ihre Wege durch den Verschlag und über meinen dort liegenden schlafenden Körper.
Nicht weit entfernt gab es ein kleines Restaurant ... irgendwas mit "Joschi" nannten sie sich. Dort gab es leckeres Essen und gemütlich war es auch. Im Vorort von Rosas, St. Margarita, wechselten wir schon mal vom dutsch geführten Beachhouse ... drei Straßen vom Beach entfernt.
Unvergessen war auch El Rey del pollo, wo wir uns mit gebratenen Hähnchen versorgt haben.
Da uns die Strände von Rosas immer zu voll waren, blieben wir meist am Strand von St. Margarita. Eine Hotelhochburg neben der Nächsten, doch der Strand war echt ruhig. Damals konnten wir auch fast bis ran fahren, brauchten nur die Strandpromenade überqueren und über eine kleine aber breite Mauer steigen.
Einmal lagen wir genau dort mit unseren Liegen, als uns ein Polizist ansprach. Wir sprachen kein Spanisch und er kein Deutsch oder eine sonstige Sprache. Doch er grinste übers ganze Gesicht und wir waren über die Frage irritiert, ob wir nicht etwas vermissen würden. Meine Mutter entgegnete aus vollster Überzeugung, dass sie schon auf ihre Sachen aufpassen würde und bedankte sich.
Das Grinsen verschwand aber nicht, sondern wurde breiter und breiter. Er meinte wohl, wir sollten mal nachschauen.
Tja, wo war denn die kurze Hose meines Vaters mit der Geldbörse und den Autoschlüsseln?
Die Polizei hatte den Dieb beobachtet, als er sich neben meinen schlafenden Eltern auf die Mauer gesetzt und nach der Hose gegriffen hatte. Er wurde direkt einkassiert und zur Wache gebracht. Meine Eltern sollten folgen, doch wie ohne Schlüssel und in Badehose? Ein Polizist fuhr also mit dem Moped diese beiden Sachen holen, wir fuhren zur Wache, mein Vater unterschrieb irgendwas und dann waren wir auch schon wieder entlassen.
Tja, auch hier hatte mich meine Sucht im Griff. Um zu zocken verabschiedete ich mich zwischendurch und lief die 2 km bis Rosas. Dort gab es eine Kneipe mit einem Automaten. Er war etwas anders als die Hiesigen, doch in meiner Stammhalle standen ja ähnliche rum, die illegal bespielt wurden. Natürlich wurde ich dann auch einmal erwischt. Unangenahm war das, sehr unangenehm ... doch wie immer legte sich der Ärger schnell wieder, je öfters darüber geschlafen wurde.
Noch bevor meine Nichten das Licht der Welt erblickten, da flog ich mit meiner Schwester und ihrem Mann noch einmal in dieses Häuschen. Wir hatten einen Mietwagen und haben in den Bergen das Restaurant gefunden, wo wir früher schon mal gespeist hatten.
Lecker war es ... so richtig lecker. Also entschieden wir uns am Tage des Rückfluges dort mittags noch einmal essen zu gehen.
Wieder wurden die Geschmacksnerven nicht enttäuscht und von der leckeren Aioli blieb auch nichts übrig.
Für den Billigflieger konnten wir keine Sitzplätze reservieren. Für mich war das blöde mit meinen langen Beinen. Ich musste also zusehen, dass ich in die Reihe am Notausgang kam. Dort saß zum Gang bereits eine Dame mit vielleicht 1,70 m Körpergröße.
Ich fragte sie höflich, ob ich durchschlüpfen dürfte zum Fensterplatz. Sie verneinte dies überraschen, wofür ich mich freundlich bedankte und ... mich durchzwängte. Sie war darauf echt mies gelaunt. Doch ich hatte ja noch eine Geheimwaffe ... Aioli in meinem Verdauungssystem. Es dauerte also gar nicht mehr lange, bis sie aufstand, um sich einen neuen Platz zu suchen. Ich weiß gar nicht, was sie meinte, als es aus ihr giftig herausschoß: Sie stinken!
Gestern, als wir zusammen den Geburtstag meiner Nichte feierten, gab es diese Anekdote zum Kuchen dazu. Wir mussten nicht nur über die Situation im Flieger lachen, sondern auch darüber dass wir uns überhaupt keine Gedanken darüber gamcht hatten, mit 200 weiteren Passagieren in einer kleinen luftdichten Röhre eingeschlossen zu sein.
Aber ... ich hatte Beinfreiheit! Nicht nur nach vorne, sondern auch zur Seite, denn die 2 Plätze neben mir sind überraschenderweise auch frei geblieben.