Moin Eva,
ich bin den Weg 2022 gelaufen...
Ich bin natürlich auch wegen der Spielsucht (Sportwetten) dort gelandet! Und was soll ich sagen, es hat geholfen!
Ich habe über 20 Jahre gezockt wie ein Weltmeister, Beziehungen scheitern lassen, Leute belogen und hintergangen. Therapien und Selbsthilfegruppen haben haben mir nur temporär geholfen. Ich hätte es nicht gedacht, aber ich hoffe, dass ich das Thema mit Ende 30 abhaken kann.
Selbst auf der Fahr zum Jakobsweg habe ich noch online gezockt... Quasi ein Abschiedszocken.
Zum Jakobsweg selbst, kann ich dir nur den Rat geben, egal aus welchem Grund du laufen willst, mach es!
Für mich war es quasi der erste richtige Urlaub oder Reise alleine.
Ich hatte viel zu viel Gepäck mit. 25 kg. Inklusive Zelt und Wasser. Das war relativ viel. Oder wie alle sagten, viel zu viel

Ich bin mit dem Deutschland-Ticket damals von Hamburg nach Koblenz gefahren, habe dort einen Freund besucht, dann nach Kehl und von da aus nach Straßburg gelaufen, mit dem TGV nach Paris und Bordeaux, dann nach Bayonne und mit der Bimmelbahn nach St.Jean, dem Startpunkt. Ich wollte nicht einfach in den Flieger steigen und am Jakobsweg aussteigen. Ich war also schon eine Woche nach St. Jean unterwegs.
Ich muss dazu sagen, ich hatte auch 10 Wochen Urlaub insgesamt....
Verlaufen habe ich mich auf dem Weg tatsächlich glaube ich nur ein oder 2 mal, nach Logrono in einem Park, allerdings reden wir hier über 2,3 Kilometer. Der Weg ist wirklich gut mit Pfeilen markiert. Da gibt's auch Apps die dir den Weg auf den Meter genau zeigen (Camino Nija) hatte ich, da werden dir Herbergen und Raststationen angezeigt.
Wenn du fit bist, werden dir nur die ersten 2 Etappen in den Pyrenäen und zum Schulss nach Osobreiro, oder Cruz de Ferro etwas fordern. Das ist schon anspruchsvoll. Der Rest ist relativ gut machbar und eher flach bis wellig.
Ganz günstig fand ich den Trip allerdings nicht. Man zahlt für die Pilgerherrbergen (teilweise schlafen 250 Leute in einer riesigen Halle) ca. 10-15 Euro pro Nacht und in den privaten Herrbergen meist 30-50. Das summiert sich also über einen Monat. Gegessen habe ich meist was aus dem Supermarkt oder man hat mal mit anderen Pilgern gekocht. Je nach Budget kann man also nach seinem Geschmack pilgern.
Man kommt wirklich toll mit anderen Leuten ins Gespräch, allerdings hat es bei mir 4,5 Tage gedauert, bis das Englisch wieder saß

Noch heute habe ich ganz viele tolle Kontakte aus Spanien, Italien, Dänemark und Portugal, die ich alle besuchen durfte nach dem Jakobsweg.
Ich bin übrigens nach meiner Ankunft in Santiago noch nach Finesterra gelaufen und dann nach Porto. Hatte noch Zeit übrig!
Für den reinen Jakobsweg braucht man ca. 30 Tage realistisch... und creme dir morgens die Füße mit Hirschtalk ein, ich hatte ungelogen keine einzige Blase auf meinen insgesamt 1611km. Allerdings bin ich auch mit Sandalen gelaufen. Einige hatten ihre neuen Wanderschuhe anscheinend nicht eingelaufen und sind schon am ersten oder zweiten Tag nicht mehr weitergelaufen.
Ich glaube als Frau soll der Weg auch sehr sicher sein. Zumindest habe ich das gelesen und ich habe auch von keiner Frau gehört, dass sie sich unsicher gefühlt hat. Auch die Polizei patroliert teilweise auf den Wegen. Allerdings in abgelegeneren Gegenden, damit niemand verdurstet oder umkippt

Fals ich von meinen Klagen Geld sehe, sieht mich der Camino auch wieder!

LG Christian