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mein Weg: Kurve kriegen oder wirklich nach ganz unten

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taro:
Moin Suchtel

es freut mich das Du in der Therapie bist und Dich wohl fühlst.
Arbeit wartet die nächsten Wochen mehr als genug auf Dich, die Arbeit an Dir selbst.
Vielleicht fängst machst Du schon mal ein paar Schritte ins " Tal der Tränen" das habe ich mal so genannt weil die Aufarbeitung meines Lebens für mich sehr emotional war, der Weg in die Spielfreiheit führt auf jeden Fall direkt durch dieses Tal.

Ich wünsche Die Viel Erfolg und einen guten Kompass.

Taro

Olli:
Hi Suchtel!

Klasse, dann hat es ja doch noch dieses Jahr geklappt!

Ja, ich denke auch ... "Arbeit" kommt noch genug auf Dich zu ... :)

Viel Erfolg!

Suchtel:
Wie die Zeit vergeht...

Ich wollte mal wieder ein Update geben. Seit dem 11.4 bin ich wieder "draußen" und habe die stationäre Therapie beendet, ich hatte um 3 Wochen verlängert und war insgesamt dann 15 Wochen in der Median Klinik Wilhelmsheim. Ich kann eigentlich nur Gutes davon erzählen - die Einrichtung an sich, der Einzeltherapeut, die Gruppentherapeutin und auch der Großteil der Mitpatienten waren super. Mir ging es dort gut und es hat mir in vielerlei Hinsicht geholfen und um noch mehr mitzunehmen hatte ich dann eben auch entschieden noch zu verlängern. Langeweile kam auch an den "therapiefreien" Wochenenden nur selten auf, weil es doch recht viele Angebote und Möglichkeiten zur Beschäftigung gibt.

Am Wichtigsten ist natürlich, dass ich weiterhin seit dem 29.10.18 spielfrei bin. Ich gehe meinem alten Job weiter nach und bin dort sehr nett wieder aufgenommen worden und auch wenn es wie immer viel Arbeit gibt, macht es mir Spaß und ich gehe gerne hin.
Wohnen tue ich zur Zeit in Rad-Reichweite zur Arbeit bei meinem besten Freund. Weil es auf Dauer aber zu klein für uns 2 ist, suche ich in der Nähe etwas eigenes - heute hatte ich eine recht vielversprechende Besichtigung mit ganz gutem Gespräch mit dem Vermieter, das könnte was werden. Die Freizeitbeschäftigung ohne Glücksspiel klappt auch ziemlich gut und das meiste, was ich mir in der Klinik so für die Zeit danach vorgenommen habe, konnte ich Umsetzen oder bin dran. Nur das Besuchen einer SHG habe ich noch nicht gemacht, habe momentan aber auch nicht so großen Bedarf..

Hin und Wieder habe ich allerdings, obwohl keine großen Sorgen oder Probleme vorliegen, mit denen ich nicht klar käme, etwas gedrückte Stimmung. Vielleicht suche ich einen tieferen Sinn in meinem Leben - und wenn es "einfach" nur ein glückliches Leben führen ist - was gehört für mich dazu und wie kann ich das erreichen? Biochemisch betrachtet fehlen mir womöglich die Endorphin Schübe durch den Nervenkitzel beim Wetten und Zocken und der Serotonin Pegel ist standardmäßig eher niedrig..

Akute Sorge vor einem Rückfall habe ich nicht und bei mir sind die Gefahren auch eher nicht die klassischen Trigger Situationen etc. wie  bei einigen Automatenspielern, sondern eben wieder in so eine dauerhafte depressive Stimmung und Lethargie zu verfallen, sodass ich außer der Arbeit gar nichts mehr mache und an freien Tagen gar nicht die Wohnung verlasse. Dann ist die Suchtausübung das Einzige um überhaupt zu fühlen, dass ich "lebe" und etwas passiert, und dass ich etwas empfinden kann.

Daher versuche ich auch aktiv zu bleiben und unternehme möglichst viel mit Freunden, sehe die Familie oft, bin im Verein aktiv, mache Sport, gehe Schwimmen, tue mir regelmäßig Gutes um mein allgemeines Wohlbefinden zu steigern.

Mal gucken, was die nächste Zeit mit sich bringt.

Wünsche allen eine gute, spielfreie Zeit  :)



Suchtel:
Ich sitze hier und bin am grübeln, kurz davor mich bewusst einem Rückfall hinzugeben. Bis jetzt immer noch spielfrei  seit dem 29.10.18 und eigentlich gestärkt durch fast 4 Monate stationäre Therapie von Ende Dezember bis Mitte April.
Vermeintlich läuft alles gut, Job solide, zwar stressig, aber ich gehe gerne zur Arbeit; Wohnungssituation zumindest für den Moment gut und ohne Stress, mit Familie und Freunden im Reinen und regelmäßige Treffen. Auch die Finanzen sind durch das halbe Jahr Abstinenz viel schneller als ich dachte stabil geworden. Zwei Kredite werden nach Plan bis 2021 abgezahlt, eine offene privat geliehene Summe zahle ich noch bis Anfang nächsten Jahres zurück. Dadurch, dass ich mit einem meiner besten Freunde in einer WG wohne, habe ich natürlich einiges gespart und mein Puffer für mögliche Investitionen für die eigene Wohnung, die ich irgendwann im Laufe des Jahres hoffentlich in der Nähe finden werde, steht bereit. Über 3K für Kaution, potentieller Küchenkauf etc., auch für eine letzte noch ungeklärte Forderung von Skrill/bzw. an Inkasso abgegeben habe ich das bereit.
Da ich wohl noch 2,3 Monate nur halbe Miete zahle, wird der Puffer noch größer und ich könnte eigentlich die Privatschulden schon auf einen Schlag abzahlen oder über die Anschaffung eines Autos nachdenken. Wobei ich eigentlich gar keins brauche, Arbeit in 10 Minuten Reichweite, zu einem Verein brauche ich mit dem Rad zwar eher fast eine Stunde, aber das ist eine ganz schöne Radstrecke und es macht Spaß und tut mir gut.
Und jetzt bekomme ich auch noch 700€ Steuerrückerstattung raus.
Alles solide und trotzdem bin ich die ganze nicht wirklich glücklich, obwohl ich ziemlich viel unterwegs und aktiv bin. Und seit ein paar Wochen kommt der Suchtdruck immer wieder mal richtig krass, ein paar Stunden abschalten und Unterhaltung und Spannung erfahren. Jetzt läuft auch noch Wimbledon und ich habe natürlich schon ein paar Außenseitersiege richtig vermutet, auch heute schon und Schwartzman wird jetzt vermutlich den nächsten holen.
Heute habe ich schon Frühschicht gearbeitet, danach schon mit meinem Kumpel gegrillt und gemütlich gegessen, dass ein Nickerchen und etwas Schlaf nachgeholt und seit dem Aufwachen der Suchtdruck und ich bin am Abwägen... heute habe ich nichts mehr fest geplant, morgen wollte ich vielleicht mal wieder ein Turnier mitspielen, aber habe mich doch nicht vorangemeldet und werde wohl auch nicht spontan vorbeikommen. Die letzten Wochenenden waren immer mit viel Action und ursprünglich wollte ich heute nach der Arbeit bei einem Umzug helfen, aber das hat sich spontan verschoben.

Hauptauslöser für die Gedanken und den Suchtdruck ist wohl trotzdem Langeweile. Ich habe zwar genug Geld und muss nichts "wieder rein holen" um Rechnungen zu zahlen etc.. Aber dauf der anderen Seite habe ich so viel, dass mir 2,3 Wetten mit 50€ Einsatz nicht wehtun würden. Entweder es läuft und würde sicher weiter"investieren" und ich gehe vielleicht sogar wirklich mit + raus oder ich verliere früher/oder später und hatte aber ein paar Stunden Unterhaltung, Spaß, Spannung.

Ich merke wie der Druck schon beim Schreiben hier etwas abgenommen hat, ich habe davor auch schon einem ehemaligen Mitpatienten geschrieben (wenn auch noch keine Antwort kam) und meinen Therapieordner bzw. wichtigstens Unterlagen und eigene Erkenntnisse hervorgekramt und angeschaut gehabt. Der Wunsch nach dem "Kontrollierten Wetten" war die ganze Zeit ein großes Thema und irgendwann hat mich mein Therapeut soweit geführt, dass ich letztlich selber für mich niedergeschrieben habe, dass es das Risiko nicht wert ist; selbst Gratiswetten ohne eigenen echten Einsatz und dergleichen lohnen sich nicht. 5/100 potentielle Punkte auf meiner Lebenszufriedenheit habe ich diesem "Hobby" eingeräumt, falls ich es kontrolliert bekomme. Im negativen Fall, der statistisch sehr wahrscheinlich ist, falle ich vermutlich wieder bis auf 0 zurück oder darüber hinaus, wo ich mir im Prinzip lieber wünsche ich würde nicht mehr aufwachen.

Für heute werde ich es wohl sein lassen und bringe gleich Müll und Altglas runter und gehe dann eine kleine Runde um den Block spazieren oder an den nahegelegenen See.
Aber auch wenn logisch betrachtet nahezu alles dagegen spricht einen "kontrollierten "Verusch zu starten, ist meine Abstinenzentscheidung momentan leider extrem ins Wanken gekommen.
Am 13.7 haben wir Ehemaligentreffen in der Klinik, Zugtickets habe ich schon gebucht, mal gucken was bis dahin passiert...

mauro310:
HI,

bleibe ruhig, handele jetzt mit Bedacht!!!

Du weisst aus früheren Zeiten was passiert wenn man wieder anfängt zu spielen, bzw zu wetten!

Der Verlust wird größer und das Ego kleiner, aber der drang damit wieder die Kohle ohne Bezug zur Realität raus zu werfen größer!!!

Entziehe dich sofort diesem Kreis gerade, suche Freunde auf, gehe wohin mit Ihnen.

Bleibe nicht alleine jetzt, der Kreis darf nicht wieder beginnen! er wurde gebrochen von dir selbst, nimm die 5 euro und hole dir eine Pizza und ein Bier oder etwas dergleichen, aber gehe weg von den Gedanken mit Spielen gewinnen zu können.

Vllt nicht alles nachvollziehbar, aber ich hoffe wirklich du lässt es, denn sie haben deine Geld nicht verdient!!!

Kopf hoch!

Beste Grüße

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