Guten Morgen!
Ganz wichtiges Thema ... !
Wer mich schon mal gelesen hat

, der weiss, dass hier ein anderer Ansatz von mir gemacht wird. Erst existierten die Defizite, dann kam die Sucht. Mit der Sucht wurden die Werte nicht eingehalten. Vielleicht kamen auch noch Defizite hinzu.
Ich denke, dass jeder seinen eigenen individuellen Tiefpunkt hat, den es zu erreichen gilt, um Veränderungen herbei zu führen.
Das kann durchaus der finanzielle Schaden sein - muss es aber bei Weitem nicht. Da braucht nur ein Wert oder eine Norm zu oft mißachtet worden zu sein - einmal zu viel sich schlecht gefühlt worden sein ... und schon wird ein Schalter umgelegt.
Im Moment sieht es so aus, als stünde da der finanzielle Kollaps an erster Stelle der Liste der Gründe zum Umdenken. Ich denke, das kommt einfach daher, weil die Verluste und damit Schulden in viel kürzerer Zeit als früher angehäuft werden können.
Früher verweilten tatsächlich die Glücksspieler durchschnittlich um die 20 bis 30 Jahre in der Sucht.
Ich persönlich mag die "Gier" als Selbstdiagnose gar nicht. Doch das mag jeder betrachten, wie er oder sie es möchte.
Ich mag es nicht, weil die Gier eine Charaktereigenschaft ist, die unveränderlich ist. Wart Ihr wirklich auch schon vor Eurer Sucht gierig? Seit Ihr es jetzt auch als glücksspielabstinent Lebende?
Unser Gehirn sucht nach schnellen Lösungen. Das macht es immer, es ist energieeffizient so zu denken.
Da ist ein Problem, die Lösung könnte passen, mal schnell gegenchecken ... ach, passt schon ... nächstes Thema ...
In unserer Gesellschaft sind wir auf Erfolg gepolt. Meine Eltern haben als Nachkiegsgeneration den Wirtschaftsaufschwung noch miterlebt. Da hieß es oft genug: Du musst die Fingerchen gehen lassen, wenn Du was werden willst!
Also: Nur durch Arbeit hast Du Erfolg, denn dann verdienst Du Geld und wer davon besitzt, der "ist auch wer"!
Nun ja, als kleiner Rebell musste ich dem wiedersprechen und machte genau das Gegenteil ...

Die Gier ist in meinen Augen ein Glaubenssatz - und zwar ein falscher. Glaubenssätze haben es an sich, dass sie nicht mehr überprüft werden und ultimativ sind. Wir können sie erst ablegen, wenn wir sie gegen diesen inneren Wiederstand überprüft haben - und zwar so richtig. Es kann sein, dass wir dabei unsere Werteverstüße überhaupt erst wahr nehmen. Doch ich sehe das nicht als Ballast, sondern als Chance es zu ändern. Das Übliche ... die Vergangenheit ist unveränderbar ... Veränderungen geschehen und Leben geschieht im Jetzt ...
Ich denke, dass ein Kriterium des Umdenkens durchaus auch das Alter ist. Wir werden reifer ... lebenserfahrener.
Anders ausgedrückt ... die verbliebene Zeit wird wertvoller, je weniger sie wird! Die Zickerlein hier und da erinnern uns daran ... tagtäglich ...
Dabei machen wir das, was ich schon angesprochen habe: Wir stellen unsere Normen und Werte auf den Prüfstand ... aber doch eher unbewusst.
Von daher möchte ich die Frage von Wolfgang:
Würden wir uns auch an unsere Familie erinnern, wenn das "Geschäft" einträglicher gewesen wäre?
... mit Ja beantworten. Vielleicht nur nicht so schnell, doch der Umdenkprozess kommt bestimmt.
Was meinen wir, wenn wir von einem "neuen Leben" sprechen?
Es ist nicht neu ... das klingt, als käme da ein außerirdisches Wesen in unser Gehirn, welches dann in Coexistenz mit uns lebt ... Krankheiten heilt etc.
Alles, was wir brauchen, um abstinent und zufrieden leben zu können, steckt bereits in uns. Viele gehen nicht nur aus Scham nicht in eine SHG, sondern weil sie denken, dass dort eine Art Gehirnwäsche geschieht. Man manipuliert wird Dinge zu tun oder zu lassen, die dem eigenen Wesen wiedersprechen.
Nun, das Wort Gehirnwäsche ist gar nicht so schlecht als Gleichnis, wenn man auf seine Bestandteile schaut. Es muss ja Wäsche existieren, um diese waschen zu können. Der Waschvorgang ist nicht mal näher beschrieben, Die Möglichkeit der Fremdeinwirkung (Waschaschine) ist nicht näher beschrieben. Ich denke mir eher, dass hier die eigene Muskelkraft am Waschzober benötigt wird.
Auch über die Art der Wäsche wird keine Aussage getroffen. Ist es Unterwäsche? Oberbekleidung? Sind es Handtücher oder doch Bettzeug? Wenn es Kleidung ist, wer hat die Mode ausgesucht, die die Wäsche wiederspiegelt?
Genesung ist ein Prozess. Und wenn während der Genesung gegen die eigenen Werte und Normen verstoßen wird, dann fühlen wir uns in erster Instanz unwohl damit und in zweiter Instanz lehnen wir es ab.
Ich rede ja immer davon, dass die Spielsucht nur ein Symptom eines tiefer liegenden Defizites ist. Zumeist sind diese Defizite schwarze Pflecken. Wir können sie selbst nicht sehen. Dies liegt an anserer Erziehung, unserer Sozialisation. Wir haben das gelernt, was nötig war und wenn mehr gebraucht wurde, die Erfahrung aber fehlte, dann wurde etwas vermeindlich Passendes gesucht. Bei uns war es die Suchtausübung. Da gab es in der Anfangszeit des Gewöhnungsprozesses positive Erfahrungen, also erfüllte das Glücksspiel eine Funktion! Und wie bei den Glaubenssätzen auch wurde die Handlung nun nicht mehr hinterfragt und das Gehirn nutzte fortan den einfachen Weg ... den Automatismus.