Guten Tag allerseits,
ja, das Lied hat damals ziemlich gut zu dir gepaßt, das dachte ich mir auch. Manchmal steht das Innere im krassen Gegensatz zur Erscheinung. Es ist jedenfalls schön zu lesen, daß es dir wieder bessergeht.
Ich mußte eben leise lachen, zum Glück kann das grad niemand hören. Würdest du das Wort 'sensibel' im Zusammenhang mit mir gegenüber jemandem, der mich kennt, verwenden, würde man dich sicherlich fragen, ob du von derselben Person sprichst.
Ich habe es mal gegoogelt, und ich weiß, was du meinst.
Trotzdem würde ich mich nicht als hochsensibel bezeichnen - eher als zwanghaft passiv und chronisch auf dem Schlauch stehend. Verstanden fühlt sich von mir wohl auch eher selten jemand... in etwa wie bei einer Konversation mit einer Schildkröte.
Im Prinzip ist es mir egal, ob mich jemand anblafft wie ein Terrier den Postboten... aber eigentlich sollte es mir nicht egal sein, oder?
Mich stört daran gar nicht die Schuldzuweisung, sondern dieses unnötige Gestresse.
"Denk, was du willst, aber tu es leise... oder nebenan."
Das fängt schon damit an, daß ich nichtmal was sage, wenn jemand in belehrendem Tonfall einem Kollegen einen Vortrag darüber hält, daß Polen ja nicht zur EU gehört, weil man dort ja nicht mit Euro zahlt.
Es ist ja nun wirklich nicht meine Aufgabe, die verpaßte Schulbildung anderer zu korrigieren.
Solche Bullshit-Belehrungen an Dritte höre auch ich mir dauernd an... bin eben derjenige, der jeden Tag aussieht, als wäre er grad aus dem Bett gefallen, und den Eindruck hinterläßt, er wäre zu blöd, einen Stift richtigherum zu halten.
Das ist okay so, und ein stückweit sogar gewollt, denn so hab ich meine Ruhe. Nicht aufzufallen hilft.
Ich sage nichts, selbst wenn ich mal 'dran' bin (das kommt selten vor, ich gucke dann nur komisch oder stehe auf und gehe), der Vortrag endet abrupt... und wiederholt sich auch nicht.
Dumm nur, wenn das nicht klappt, weil sie das Ganze dann einfach bei jemand anderem macht. Denn egal, wer es abbekommt, diese Omnipräsenz auf Teufel komm raus geht mir echt an die Substanz. Ich kann nicht abschalten, wenn jemand dauernd ungefragt auf sich aufmerksam machen muß. Auch wenn zwei andere sich über belanglosen Smalltalk unterhalten - sie weiß es besser (naja, meistens eben nicht) und mischt sich ein. Es ist so berechenbar (wie eigentlich alles, was sie tut) und macht mich einfach kirre.
Ich denke dann immer "Hör doch endlich auf, er hat dich schon vor fünf Minuten verstanden und ist mit Sicherheit bereits so in totaler Ehrfurcht vor deiner Allwissenheit, daß es ihm seit 4 Minuten und 55 Sekunden die Sprache verschlägt."
Manche hören sich eben selbst gerne reden - den ganzen Tag. Zum Leidwesen anderer.
Quatscht jemand über Canneloni-Rezepte und die Nachmittagsbetreuung der Tochter, geht das in Ordnung. Auch eine Erzählung über die Pläne im baldigen Ruhestand ist okay. Beides 'rieselt' eben nur, ich kann es zur Not ausblenden. Aber das... ist wie das Kratzen auf einer Schultafel.
In der Anonymität des Internets seine Meinung zu äußern fällt natürlich immer leichter. Ich schließe mich da sicher nicht aus. Ich habe auch schonmal darauf verzichtet, hier zu posten, zumindest in diesem jeweiligen Moment, weil ich merkte, ich würde etwas ungerechtes über jemanden in meinem Umfeld sagen, der nicht hier ist und sich nicht verteidigen kann. Habe dann lieber ein paar Stunden gewartet, bis ich die Gedanken klarer und weniger wertend fassen konnte. Ich würde mich nicht als impulsiv bezeichnen (mhhh... ja... sehr witzig... naja, jedenfalls nicht auf der Ebene zwischenmenschlicher Kommunikation), aber meine Hemmschwelle, einen inneren Dialog laut auszusprechen, entfällt hier eben. Das ist nicht immer gut.
Es gibt für alles Grenzen. Jemanden, der sich anmeldet, um Onlinecasino-Links zu posten, muß keiner tolerieren, das ist schon ziemlich unterste Schublade. Ab in die Mülltonne - richtig so. Auch permanent und obszessiv beleidigenlassen muß sich keiner, weder aus dem Hotel Berlin, noch von sonstwo. Auch das ist selbstredend.
Dann gibt es da aber eben noch die Anfragen von TV-Produktionen oder Spendenaufrufe. Manchmal ist ersteres schon ziemlich krass voreingenommen. Es geht dann offen darum, den Eindruck zu Unterhaltungszwecken zu bestätigen, und ganz sicher nicht um Aufklärung. Ich erinnere mich an den Typen, der jemanden suchte, der ein 'geheimes Doppelleben' führt, oder die Anfrage zur Vermittlung eines 'professionellen Lebensberaters', der jemanden im Alltag begleiten wollte, dessen Lebensweise ihm so weit 'entglitten' war, daß sie sich in der Struktur und Ordnung des Haushalts widerspiegelt (oder so ähnlich)... natürlich auch im TV.
Bei denen war es offensichtlich, sowas braucht auch keiner.
Aber es gibt halt solche und solche, leider weiß man das nie vorher.
Das hier heute ist auch so ein mehr als fragwürdiges Ding.
Es gibt hier zwei Möglichkeiten.
Entweder, die Threaderstellerin hat sich einfach nur extrem ungeschickt ausgedrückt (was bei so einer kurz hingeklatschen Einleitung schonmal passieren kann), oder eben nicht.
Sicher, mit so einer Reaktion hat sie wohl nicht gerechnet, das irritiert bestimmt, aber bisher hat sie auch noch keine Anstalten gemacht, das Ganze richtigzustellen, oder auf ungeklärte Fragen einzugehen... oder zur Not eben auch mal selbst nachzufragen, wo genau Klärungsbedarf besteht. Das zeugt nicht gerade von Tiefe oder wirklichem Interesse.
Nun gab es ja das Spendengesuch der Familie P. Nun kleine Familie 75.000 Euro Schulden Familie kurz vorm verhungern hat mir nun nicht gerade die Tränen in die Augen getrieben.
Genau das dachte ich auch. Wie auch immer es ihnen
jetzt geht, vorher ging es ihnen mit Sicherheit schlechter. Jetzt wird wenigstens die Miete bezahlt, zur Not stellt eine PI dies eben sicher. Daß dort keiner was spendet, Abzockmasche hin oder her, ist doch klar. Man hätte dem Ersteller genau das sagen können, und noch mehr zum Thema 'schlechte Idee'. Auch die Frage, warum er selbst nicht mit gutem Beispiel vorangeht, war durchaus berechtigt. Gespendet hätte so oder so keiner, es sähe aber deutlich 'erwachsener' aus, wenn man einfach mal drüber spricht.
Ich habe gar nichts dazu gesagt. Ist vielleicht auch nicht immer richtig.
Auch ich bin ein klassischer Aufschieber. Unliebsame Dinge tue ich meistens erst um fünf vor 12... oder gar nicht, wenn ich irgendwie drumrumkomme.
Der Gedanke, ich könne genauso (sucht-)krank sein, wie zum Beispiel ein Alkoholiker, kam mir nie in den Sinn. Ich wußte, ich kann nicht ohne, gleichzeitig war ich aber auch ziemlich sicher, daß das ja auch gar nicht nötig wäre. Ich sah es eben als meine Art von Hobby. Außerdem ist es jawohl meine Sache. Geht keinen was an.
Schon absurd. Modellbauer oder Briefmarkensammler reden enthusiastisch über ihre Hobbies. Ich hingegen zog es vor, daß keiner davon wußte. Am meisten Aufwand habe ich betrieben, es vor mir selbst zu rechtfertigen.
Einsicht hat da auf sich warten lassen - sehr lange. Noch weit über meine aktive Zeit hinaus war Nie Wieder für mich utopisch und beängstigend.
Für mich war 'Alkohol-' oder 'Drogenentzug' immer... Tür zumachen, ein paar Wochen warten, Person ist geheilt.
Eigentlich hätte ich es zu dem Zeitpunkt schon besserwissen müssen, gedacht habe ich das aber trotzdem. Ist schon irgendwie ziemlich ignorant und widersprüchlich, wie man mit aller Macht die Augen vor sich selbst verschließt.
Einerseits habe ich es nie geschafft, nicht zu spielen, sobald ich irgendwie irgendwoher Geld hatte, andererseits fragte ich mich "He, warum geht der nicht einfach in ne Klinik, unterschreibt nen Wisch, daß sie ihn nicht rauslassen sollen, und nach ein paar Wochen geht es ihm wieder gut, und er hat gar kein Verlangen mehr danach, etwas zu trinken."
Erst vor ein paar Tagen habe ich versucht, jemandem zu erklären, warum das eben
nicht so ist, bzw. nicht ausreicht. Die Antwort war ein Stirnrunzeln. Derjenige konnte es aber auch nicht verstehen, wie auch? Ich hingegen hätte es damals schon besserwissen müssen.
Wenn deine Posts zu lang sind, Andreas... wie soll man dann meine beschreiben?
Manchmal denke ich sowas bei mir auch... aber Skip hat's ja schon gesagt... wer nicht will, überspringt es eben einfach. Das sage ich mir jedenfalls immer, wenn ich nach dem Abschicken den ganzen Text sehe. Ich lese deine jedenfalls gerne. Es ist eine schöne Art, auszudrücken, was einen im Alltag bewegen kann.
Ich halte definitiv lieber die andere Wange hin, als mit Hut rumzulaufen. Im Gegenteil - der fällt nur unnötig auf.
Ob das nun gesünder ist, sei mal dahingestellt.
Das ist aber schon ziemlich extrem bei mir.
Ich habe grad viel um die Ohren, darum hört man nicht viel von mir. Es ist die Art von Situation, mit der ich absolut nicht klarkomme - nämlich wenn jemand auf mich angewiesen ist. Momentan beginnt mein Tag um 5:30h, ich gehe zur Arbeit,
und bin dann dem ganzen Tag weg, bis ich gegen 22:00 nach Hause komme. Dort bin ich allein. Ich liege dann im Bett und denke darüber nach, wie unglaublich schlecht ich in sowas bin. Was hätte ich besser machen können? Warum fühle ich dieses Versagen und das schlechte Gewissen? Warum zum Geier habe ich das nicht drauf? Nein Leute, es ist mir nicht egal. Auch ich mache mir Sorgen, und kann sowas nachempfinden. Ich weiß nur, es so gut zu verdrängen, daß ich es selbst nichtmal merke. Es kommt erst hoch, wenn ich allein bin, und ich kann es dann nicht einordnen. Schlechtes Gewissen, offenkundige Unzulänglichkeit, Sorge und die Frustration darüber, daß ich es nicht richtigmachen kann, wenn alle auf mich gucken.
Meine Ungeschicktheit macht es nur noch schlimmer. Ich will einfach nur, daß es wieder normal wird und keiner auf mich guckt und mich verurteilt. Ich weiß doch selbst, daß alle recht haben.
Heute ist Samstag, etwas entspannter. Trotzdem bin ich um halb acht aufgestanden, aber wenigstens habe ich jetzt kurz mal etwas Ruhe, der Tag ist nicht so komprimiert.
Ich mußte es auf der Arbeit leider erwähnen, ich hatte da dummerweise keine Wahl.
Am Mittwoch sagte ein Kollege "Du bist ja ziemlich entspannt in dieser Situation."
Ein anderer "Nein. Das glaube ich nicht. Sieht nur so aus. Guck mal, TAL's Hände zittern. Komm, trink erstmal nen Kaffee."
Ja, das taten sie wohl. Es war mir nichtmal aufgefallen, sonst hätte ich sie in die Hosentasche gesteckt.
Und jetzt ist noch der einfachere Teil. Mitte / Ende nächster Woche wird das ein 24-Stunden-Job. Ich habe zum Glück noch 15 Tage Urlaub (wie immer, ich verbrauche den nie, bis mich im Januar mein Chef dazu verdonnert, doch endlich mal zu Hause zu bleiben), aber das wird kaum reichen.
Ich kann sowas einfach nicht... und jeder kann das sehen. Dabei will ich doch helfen, ich weiß nur nicht, wie.
Gebraucht zu werden ist bei mir immer schlecht - für den anderen.
Insofern tut Anonymität doch ganz gut. Im richtigen Leben sind meine Unzulänglichkeiten leider oftmals allzu offensichtlich. Ich weiß das, und eigentlich hab ich da nach außen hin ein dickes Fell. Nach innen normal auch, es sei denn, jemand bedeutet mir etwas. Das ist gerade der Fall, mir geht das ungewohnt nahe, was das Ganze Chaos überhaupt erst so schwer für mich macht, nicht nur äußerlich. Anonym kann ich mich entscheiden, ob ich davon erzähle, komischerweise tu ich es trotzdem. Vielleicht, weil mich keiner sehen kann, wenn ich mal sage, wie es mir dabei geht.
Ich muß eben duschen und gleich wieder los.
Ich wünsche ein schönes Wochenende.