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Mein Tagebuch Anthrazit

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Anthrazit80:
Hallo Begleiter,

heute habe ich einen weiteren interessanten Trigger beleuchtet. Das ist einer dieser unterschwelligen Dinge:

Ich habe ein Youtube Video angeschaut, wo ein Video Gamer sagt "Why am i jammed?" - Jammed heisst "eingeklemmt" oder "verklemmt" und er meinte damit seine Waffe in dem Spiel.

Das Jammed hat mich sofort getriggert weil es mich an "Jammin Jars" (einem Video Slot) erinnert hat. Ich habe den Slot so gut wie nie gespielt, aber es ist interessant wie verseucht so ein Gehirn mit Fragmenten und Bruchstücken schon sein kann.

Ich habe mir erneut vor Augen geführt, dass diese Asoziation durch die Spielsucht zustande kommt.

Auch wenn es hart ist, aber man muss sich diese trigger bewusst machen

Anthrazit80:
Es geht mir übrigens ausgesprochen gut. Ich kann anhand meines Spielertagebuchs förmlich sehen, wie die Laune mit der Abstinenz steigt. Ich fühle mich freier und sorgloser. Das ich nicht mehr über Geld nachdenken muss und planen kann.

Auch habe ich mehr Zeit (gedanklich wie real) für meine Familie. Wir haben einen neuen Papageien zu Hause, der beschäftigt uns sehr und ich genieße das Hobby richtig.

Auf der Arbeit bin ich konzentrierter und selbstsicherer.

Ich habe gestern übrigens, wie versprochen, meine Frau zum Essen eingeladen :)

Anthrazit80:
Hallo Tagebuch,

2 Wichen sind nun seit meinem Rückfall vergangen und ich bin immer noch spielfrei. Ich arbeite jeden Tag an meiner Achtsamkeit.

Ich habe weiterhin das Ziel, nie wieder zu spielen. Alles andere ist für mich keine Lösung.

Ich merke wie die Laune unmittelbar mit der Abstinenz zusammenhängt. Als ich noch spielte war ich ständig gestresst, gereizt und depressiv.

Ich weiß aber das es noch ein langer Weg sein wird und man immer am Ball bleiben muss.

Olli:
Liebes Tagebiuch von Anthrazit!

Ich werde ihn jetzt einmal stressen ... :)


--- Zitat ---Ich habe weiterhin das Ziel, nie wieder zu spielen. Alles andere ist für mich keine Lösung.
--- Ende Zitat ---

Alles oder nichts ... rien ne va plus ... all in! Juchuuuuu! Das Zockergemüt lässt grüßen!

Wieso muss es immer so extrem sein? Nein, nein ... ich rede nicht von kontrolliertem Spielen oder gelegentlicher Erlaubnis zu spielen. Ich rede von dem Ziel NIE WIEDER! Es ist so gigantisch - rein gar nichts kann es übertreffen!
Die Welt ist nicht genug! Es muss gleich das Universum sein, welches ich mir Untertan mache!
Also irgendwie steckt in dem "nie wieder" der Allmachtsgedanke, wie er in "12 Schritte, aber wie?" immer wieder vorgeführt wird.

Dabei gibt es doch Lösungen, die kleiner sind und letztlich zum selben Ziel führen.
Kann ich denn ein "nie" überhaupt erreichen? Was bedeutet das denn genau? Endet das "nie" nicht mit meinem Tode?
Wo bleibt dann der Genuss meines Erfolges?

Denke klein und Du erreichst Großes! Es reicht vollkommen immer nur im Heute nicht zu spielen! Das mache ich jetzt seit über 15 Jahren so. Das ist zwar kein so großes Ziel, wie Du es gerne hättest, doch es ist mir genug.
Nun stelle Dir vor, ich hätte mit Deinem Ziel vor Augen einen Rückfall? Was macht das mit mir?
Was macht es aber im Gegenzug mit mir, wenn ich kleiner denke?
Ich treffe meine Entscheidungen doch immer nur im Heute. Dies erfolgt situations- und emotionsbedingt. Ich kann ehrlichen Herzens nicht in die Zukunft schauen und irgendwelche Wahrsagungen tätigen.
Ist es dann nicht eine Lüge, ein Selbstbetrug, wenn ich mir vormache es doch zu können?

Heute kann ich spielfrei bleiben und das ist mir genug! Morgen kann ich meinen Erfolg genießen und ihn auch teilen, indem ich ihn in einem Forum in ein Tagebuch schreibe. Und wenn ich das morgen mache, dann sind bereits etliche Stunden des dann "Heute" um. Ich bin bereits wieder mitten im Prozess des "nur für heute". Was sollte es für einen Grund geben, wenn ich achtsam mit mir bin, ihn zu unterbrechen?

Nur für heute ... genug gestresst ... :)

Anthrazit80:
Hallo Olli!

Du hast wohl recht: Was ich eigentlich viel dringender brauche ist Kontrolle über das, was ich da tue. Der Vorsatz "NIE WIEDER" ist bei mir vor allem geprägt durch die Angst vor dem Kontrollverlust und seinen Konsequenzen.

Ich bin ein sehr ängstlicher Mensch. Ich hatte mal furchtbare Flugangst, die aus dem Nichts kam. Ich hab sie selbst besiegt und darauf bin ich mega stolz. Ich kann heute völlig unbeschwert fliegen und alles genießen! Ich hab wegen eines Kindheitstraumas auch Angst vor tiefen Wasser.

Irgendwo in meiner Jungend habe ich mal aufgehört, mich mit meinen Gefühlen zu öffnen und mich zu outen, wenn ich Probleme habe. Das änderte sich nur langsam. Ich habe verstanden, dass man mir nur helfen kann, wen ich mit dem Scheiss nach draußen gehe.
Jetzt, wo ich mich mit den Gründen und Gefühlen auseinandersetze verstehe ich die Zusammenhänge.

Was die Spielsucht angeht habe ich mich gestern Abend vor dem Schlafengehen wieder 2-3 Stunden nur mit Erfahrungsberichten von Spielern auseinander gesetzt (Domian z.B. oder Dokus) und ich bin regelmäßig fast schluchzend zusammengezuckt, weil ich mich wieder gesehen habe. Ein Auszug meiner Gefühle von gestern abend:

1. ich schäme mich, dass ich damals 1000€ vom Erbe meiner Mutter verspielt habe
2. ich schäme mich, dass ich Geld verspielt habe, dass ich anderswo hätte besser einsetzen können
3. ich schäme mich, dass ich gelogen habe
4. ich schäme mich für mich selbst, dass ich so überheblich war

Immer wenn ich gespielt habe, wollte ich zuvor:

1. meine gute Laune noch toppen
2. mich belohnen
3. eine Stresssituation bewältigen
4. der Realität entfliehen

Ich sags mal so: Scheiss auf das Geld, dass ist weg. Ich kann es nicht rückgängig machen. Was mich am meisten anwiedert ist mein verhalten und meine Rücksichtslosigkeit und Naivität. Wie überheblich ich doch immer dachte, dass ich alles unter Kontrolle habe und ich das Glück gepachtet habe.

Ich habe eine wunderbare Frau, ein schönes Leben und nichts davon ist es wert, durch sowas verloren zu werden.

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