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Wolfgang mein Tagebuch
Wolfgang:
Tag 12 und spielfrei
Ich habe zwar nicht in Spielhallen die Automaten beglückt, aber neben diversen Tischspielen waren eben auch Sportwetten eine Dauerbeschäftigung für mich.
Jetzt frage ich mich natürlich, ob das schauen von sportlichen Wettkämpfen zur Gefahr werden könnte. Immerhin verbinde ich jeden Wettkampf noch immer mit unschönen Gedanken. Das muss ich mir zur laufenden EM eingestehen.
Nach wie vor habe ich aber keine einzige Quote nachgeschaut. Des weiteren läuft zwar das Fußballspiel, aber der Ton ist aus und ich spiele parallel eine Partie Schach an meinem Schachcomputer. Jetzt lenke ich mich mit schreiben ab und werde dabei wieder ruhiger.
Bei dem Gedanken jetzt auch auf Sportsendungen verzichten zu wollen, wird mir schon etwas mulmig.
Wolfgang
Olli:
Hi Wolfgang!
Was bedeutet denn dieses "mulmig sein"? Kannst Du das näher betiteln?
Wie sieht diese Unruhe aus, die Du mit Schach kompensierst?
Je nachdem, was dabei heraus kommt: Als ich mit dem Automatenspiel aufhörte, hieß das für mich nicht, dass ich auch mein Darten aufgeben wollte. Denn ... dazu musste ich ja in Kneipen gehen und in denen standen wieder Automaten.
Diesen ging ich dann aus dem Weg. Setzte mich so, dass ich keinen direkten Blickkontakt hatte. Räumliche Entfernung half auch. Zudem setzte ich mir die Grenze, so eine Kiste gar nicht mehr erst zu berühren. Als die Wirtin mal kein Kleingeld fürs Darten in der Kasse hatte, meinte sie ich solle doch am Spielautomaten wechseln. Nun, ich ließ sie das machen.
Wir werden im täglichen Leben immer wieder mit unserer Sucht konfrontiert. Das gilt es auszuhalten. Es muss aber nicht sein, dass ich damit am Beginn meiner Abstinenz beginne. Da darf ich aus Vorsicht ruhig auch ein wenig mehr oder ganz solche Situationen vermeiden. Hätte ich die Automaten in den Kneipen als zu riskant angesehen und meine innere Hürden als wackelig, dann hätte ich doch erst mal das Darten sein lassen. Schließlich müssen die wahren Abstinenzentscheidungen erst erkannt werden und dann Wurzeln schlagen.
Wolfgang:
Hallo Olli,
in Bezug auf "mulmig" meinte ich die Vorstellung, jetzt auch auf Sportsendungen verzichten zu müssen und damit ein stückweit Lebensqualität aufzugeben. Ich verbinde gedanklich diese Ereignisse noch zu sehr mit Wetten. Allerdings beantworte ich mir die Frage damit wohl selbst. Der Wille ist ungebrochen, aber mir fehlt noch die Erfahrung im Umgang mit solchen Situation und die damit einhergehende Stabilität. Ich nutze derzeit die Tipps und Tricks aus dem Forum.
Ab 22.06. beginnen die Sitzungen bei einem Psychologen. Bis dahin werde ich meine Empfindungen analysieren und notieren. Im Zweifel wird auf Sportsendungen verzichtet. Wird ja wohl kein Dauerzustand werden.
Die Unruhe äußert sich dergestalt, als das ich nicht mehr ruhig sitzen kann. Ein Gefühl wie bei einer Alkohol oder Rauchentwöhnung. Mit Schreiben oder eben Schach versuche ich die Fixierung auf das Ereignis abzuschwächen.
Das hilft aber nicht immer. Dann ziehe ich mich an und muss raus. Mit einem Spaziergang kann ich nach eigenem Empfinden die Unruhe am besten abbauen.
Wolfgang
Olli:
Hi Wolfgang!
Da machst das bisher sehr gut!
Balduin:
Ich habe mich nach meiner Automatenabstinenz gefragt, ob ich meine Doppelkopfrunde weiter machen kann. Da geht's nicht um Geld, sondern nur um das Aufschreiben von Punkten. Ich habe zwar manchmal noch einen übertriebenen Ehrgeiz beim Spielen, aber bis jetzt ist alles gut gegangen.
Ich würde an deiner Stelle es genauso machen. Ab und zu ein Spiel gucken, niemals an eine Kneipenwette mitmachen und wenn Unruhe aufkommt, mich vom Fernseher entfernen und raus in die Natur.
Außerdem kann man versuchen rauszufinden, welches Teil des Sport guckens echtes Interesse ist und welcher Teil nur durch das Tippen intessant wurde.
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