Glücksspielsucht > Tagebuch
An diesem heutigen Tag
Ilona:
Das tut mir leid. So eine Mieze kann einem schon richtig ans Herz wachsen. Vor allem, wenn man das -wie bei den scheuen Exemplaren- erst erobern muss.
LG Ilona
Wolfgang:
@Andreas
Finde ich klasse, wie du mit den "Widrigkeiten" des Alltags umgehst. Du siehst die positiven Dinge und ziehst daraus deine Kraft. Ich schneide mir mal eine dicke Scheibe ab.
@Olli
Das geht mir richtig nah mit deiner/eurer Katze. Hoffentlich musste sie nicht leiden. Die Umstände sind schon sehr merkwürdig. Meine erste Katze holte ich 1998 ganz jung aus dem Tierheim. Am 01.06.2000 brachte sie Junge zur Welt. Danach ließ ich sie sterilisieren. Leider überlebte nur ein Junges, weil sie sich irgendwie darauf legte. Und dieses eine Junge wurde 19,5 Jahre alt. Am 29.11.2019 musste ich ihn einschläfern lassen. Ich werde meine Susi und meinen lieben Purzel niemals vergessen.
andreasg:
.. habe ich mir nachträglich die Tagesschau von Gestern Abend angesehen. Der Grund war, daß bei Euskirchen eine Talsperre vor Brechen der Staumauer bedroht ist.. Über diese Staumauer bin ich wenigstens an zwei Freizeiten in Ruhe und Frieden allein und in der Gruppe spazieren gegangen. Ich habe eine dicke Fotomappe darüber in meiner Sammlung. Das war in den Spätsommern 2005 und 2007 mein Erlebnis, als ich noch gut zu Fuß war, und Wandern eine Philosophie von mir war, mich von den Auswirkungen meines Suchtlebens zu befreien.
Weiter oberhalb ,in der Katholischen Familienbildungsstätte, da haben wir - Spielsüchtigen - unser großes Treffen, das Deutschlandtreffen der GA - Anonymen Spieler abgehalten. Eigentlich weiß ich nichts mehr von den Meetings vor Ort, habe aber noch viele Teilnehmer im Blickwinkel und in guten und dankbaren Erinnerungen. Aber die Spaziergänge um die Steinbachtalsperre sind für meine Genesung so wichtig geworden, daß ich sie fest in meinem Herzen habe. In meiner Küche habe ich so manches Fotos von meinen Ausflügen, 2 Bilder von den Psychosomatischen Kliniken, in denen ich war: Hitzesommer 2003 und Winter 2008/09, und das Foto der Steinbachtalsperre ist denen in der Auswirkung für meine Genesung gleichwertig.
Ich hoffe, wir können uns dort in Frieden wiedersehen und neu Beginnen,
Einen Tag zur Zeit
Andreas
andreasg:
... habe ich unter der Dusche über den gestrigen Tag nachgedacht, und über das, was mir über die Leber gelaufen ist: Also Gestern: ich las die MS - Nachrichten, Flutkatastrophe in Österreich, einen lachenden Ministerpräsidenten, Trümmerlandschaft in NRW, eine Reportage über einen Sportverein, dessen Namen ich nicht nennen möchte, wo die Sportler wie angenagelt mit blutleeren Köpfen auf der Bank saßen, dann einen Virologen, der den Klimawandel anprangerte, und zuletzt ein Doppelbett aus dem Olympiadorf in Tokio. Die meisten nachrichten habe ich blitzschnell überflogen, aber es rotiert mir etwas im Hinterkopf.
Ich kenne das, in einer total beklemmenden, unmöglich erscheinenden Situation plötzlich zu lachen. Das ist in meiner Schulzeit passiert, und ich habe damals vom Schulrektor eine Ohrfeige bekommen, daß ich zu Boden ging. Viel später, auf einem Seminar 1997, hat mir ein bekannter Arzt und Suchttherapeut bestätigt, daß ich mich bei dem Lacher mit dem Anliegen des Pädagogen mit ihm solidarisieren wollte. Meine Psyche kann das Unverständliche nicht auf Verstandesebene nicht realisieren, und sucht nach Auswegen, um Antworten zu finden. Fazit: ich habe die Reaktion des MP;s , den Lacher, so verstanden, wie es mir fachlich erklärt wurde.
Ich fuhr etwas hinaus, in die Region, und aus dem Fenster des Regiobusses sah ich eine Fan - Fahne des nicht - genannten - Sportvereins. Ein kurzer Brechreiz überzog mich. Ich das gespielt, eine aufgebauschte Aversion, oder doch nur eine einfache körperliche Reaktion? Ich hatte keine Ruhe mehr auf der weiteren Fahrt, mir liefen die Tränen runter, nein, es ist kein Neid! Was um alles in Welt bringt die Presse dazu, irgendwelche Bagatellnachrichten aus der Sportszene unter den existenziellen Nachrichten unseres Weltgeschehens zu mischen? Ist das gewollte, oder gar gelenkte Staatliche Absicht? Wer hat denn Ansehen und Profit davon? Sport und Körperbewegung tut Not. Leider kann ich nicht mit Gummistiefeln Schrubber und Schippe in die Eifel fahren, meine Krankheit macht da nicht mehr mit. Ich bin jemand, der gerne vorneweg an der Basis malocht, auch wenn ich es nicht alles und nicht perfekt kann, aber - ich will verstehen , um was es dabei geht. Ich brauche dafür kein Lob und keine Anerkennung, nur rotes Blut in meinen Adern , und meinen Arxch in der Hose! In meim Verein steht nicht sportliche Erfolg im Mittelpunkt. Da kann ich ja bekanntlicherweise nicht mit umgehen. So spielen - Niederlagen mir dann auch etwas anderes, Bedeutungsvolleres zu. Das Dabeisein, die Solidarität, in Guten wie in schweren Zeiten, und das zu tun was der Therapeut mir ins Ohr brüllte, damit ich es verstand und ferner noch verstehe: "Es reicht aus, einfach nur dabei zu sein"!
Was machen die Sportler, die Protagonisten, die nicht mehr auf der Bank festgenagelt sind, wozu werden die noch eingesetzt. Hier - im Forum findet sich eine mögliche Antwort: Das Sportwettgeschäft. Halt, es ist schon viel darüber geschrieben worden, ich brauche es nicht wiederkäuen.
Als es Abend wurde, dachte ich an Kampfsportler aus Zentral - und Westafrika, und wie sie die Betten in Tokio nutzen würden wollten? Es waren bizarre Gedanken, das gebe ich zu. Schnell wechselte ich das Programm und tätigte eine Einzahlung - für die Opfer der der Flutkatastropfe. Das hat mich wieder geerdet, und ich war in Gedanken bei den Freunden aus Nigeria, die bei uns in der Kirche Asyl gefunden haben, mit denen wir, die Gemeinde Zuneigung aufgebaut haben, und durch die ich Heute verstehen kann, welche Umstände heutzutage Menschen in Not treiben kann.
Das Leben möchte ich gewissenhaft im Ernst für mich annehmen, die Guten wie die schweren Stunden gehören dazu. Humor erträgt es alles leichter. Mein Genesungsweg darf fröhlich sein, Lachen gehört dazu, aber alles hat seine Zeit, und Zynismus findet keinen Platz mehr.
In Alter Liebe
andreasg:
... bin ich nur mühsam aus den Federn gekommen. Ich schaue aus Handy, der Straßenzeitungsverkäufer schickte eine Whatts App, mit der Nachricht, daß ein Morgenkaffee unverzichtbar sei! Vorab habe ich aber geduscht, mein Bettzeug abgezogen, Wäsche sortiert, vom Boden geholt, die Pflegeschwester bemängelte dann ihre Ungeduld, und auch davon sprang mein Turbo nicht an. Nun sitz`ich am Rechner und sortiere einiges, vielleicht auch meine Gedanken: Morgen ist Zahnarzttermin: "hat der mir schon meine Kostenrechnung für Reparatur der Protese geschickt, das einfach vergessen, oder bin ich wie gehabt befreit. Spreche ich das Morgen an, oder halte ich die Klappe, und weiß von nichts, bringt mich das um, wenn noch eine Nachforderung anliegt, und muß ich mich dann schämen, oder ist da auch eine Realität bei"? - Nur ein kleiner Zettel, mit dem Termin drauf, mehr nicht. Immerhin, die elektrische Zahnbürste hat ordentlich vibriert, das hat mich wieder belebt!
Das Kräftezehrende sind diese unendlichen Touren im Gehirn. Eigentlich , wie geschildert, nur eine Bagatelle, aber was macht mein Kopf daraus? Vertrauen kann man sich nicht herbeiträumen, es wird einem Zuteil, es gehört zum Seelenfrieden. Die Fußarbeit dahin, die muß ich selber tun. Mein Fahrrad ist in der Werkstatt, endlich! Psychotherapeut, Physiotherapeutin, und Pffegeschwestern interessiert das sehr. Was ist, wenn das Rad nicht mehr reparabel ist, wenn es geklaut wurde, oder hat der Monteur den Zettel verschwitzt, mit meiner Adresse und Telefonnummer. Was mache ich dann mit dem eingesparten Geld? - Verlustängste - oder so?
Dabei brauche ich das Fahrad dringend. Dann kann ich zu einer anderen Stadtbahnmagistrale raldeln, weil meine direkte Route im Umbau ist. Das heißt, zwischen zwei Stationen muß man zu Fuß gehen, zwischen allen Bauabsprerrungen hindurch. Für mich eigentlich trotz Mobileinschränkung kein Problem, aber: an den Straßenenden jeweils eine Spielstätte, und in der Straßenmitte, das bekannteste Bordell der Stadt. - Nein, ich möchte meine Gefühle dazu nicht noch einmal erleben, nach 31 Jahren, lieber Spielstätten im weiten Umkreis meiden.
Das Einüben von einfach gangbaren Wegen , die sicher zum Zile führen, das heißt es wieder neu zu definieren, und wieder neu anzufangen. Gleich kommt meine Haushälterin, und wenn sie da ist, wird geklönt, und auch Zeit gefunden, meinen Papierkram zu ordnen. Darauf verlasse ich mich, ohne Angst, verlassen zu werden.
Danke für das Teilen
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