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Alles verspielt endlich Einsicht

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Offline Olli

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Re: Alles verspielt endlich Einsicht
« Antwort #15 am: Heute um 07:29:11 »
Hi Polynx!

Vielen Dank für den ersten Beitrag von Dir, bei dem es wirklich um DICH geht!

Vielleicht liege ich falsch, doch ich habe den Eindruck, dass Du Dich quälst. Hoffnung ist etwas Trügerisches. Sie kann Kraft geben, doch sie verändert nichts. Du drückst die Daumen, hoffst auf eine Rückzahlung, um Schulden abzubauen. Was hast Du getan? Einen weiteren Kredit hast Du aufgenommen, ohne Schufa. Wie hoch mögen da wohl die Zinsen sein? War das wirklich "Glück"?
Wäre es vielleicht nicht besser gewesen, in die Insolvenz zu gehen? Da kommt es sicher drauf an, welche Zahl die erste von links ist bei dem 5-stelligen Betrag.
Wie viel von Deinem Geld nutzt Du für die Abtragung der Schulden? Was bleibt für Dich übrig? Der derzeitige Selbstbehalt bei einer PI liegt bei 1.555 €. Da kommst Du sicher nicht dran ... oder? Mal grob überschlagen ... in drei Jahren würdest Du rund 18.000 € alleine in der PI tilgen können ... hättest aber eben auch den Selbstbehalt.

Du hast Dir also fest vorgenommen, das Glücksspiel sein zu lassen? Was tust Du denn dafür? Also für Dich und Deine Genesung? Gehst Du in eine Gruppe? Gehst Du in eine Beratungsstelle? Bist Du bei einem Therapeuten unter gekommen?

Dieses Zitat von Dir liest sich auch nach "Hoffnung". Der Mensch ist aber doch ein Gewohnheitstier. Wenn Du nichts veränderst ... aktiv! ... dann wirst Du irgendwann wieder das tun, was Du immer gemacht hast. Kann das Dein Ziel sein?

Der Mensch hat das Bedürfnis, sich und sein Umfeld bis zu einem gewissen Grad zu beherrschen. Versuchst Du das gerade mit Deiner Sucht zu tun? ... Ich darf Dir mitteilen: Die Erfahrung zeigt, dass das auf Dauer nicht funktioniert!

Was denkst Du gerade über Dich selbst? In Deinem Beitrag lese ich Enttäuschung heraus. Wie viel mehr Negatives passiert da hinter Deiner Stirn? Wie möchtest Du Dich aber selbst sehen? Und wie kommst Du dorthin?

Wie ich eben Deinen Beitrag las, da dachte ich sofort an einen Satz, den ich hier schon so oft angebracht habe:
Das Schwerste am Aufhören ist das Anfangen!

Genesung fängt nicht damit an, dass Du "einfach nur nicht spielst". Abstinenz ist natürlich wichtig, doch viel wichtiger ist es, dass Du AKTIV Veränderungen herbeiführst. Könnte Dein Beitrag genau das gerade sein?
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline andreasg

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Re: Alles verspielt endlich Einsicht
« Antwort #16 am: Heute um 11:07:41 »
Hallo M2394,

Herzlich Willkommen auch von mir hier im Forum.

Ich habe zuerst Deinen Beitrag überflogen, aber dann habe ich mir Heute die Zeit genommen, ihn durchzulesen. Ich bin dankbar - daß Du uns Deine Lebensgeschichte, will real aber sagen, Deine Spielsuchtgeschichte anvertraust.
Ich kann sie nicht 1 zu 1 mit meiner Geschichte gleichsetzen, aber sie hat so manches Kopfnicken in mir ausgelöst.

Die Eckwerte: Glücklich zu sein - sich nicht glücklich fühlen zu dürfen,
Gewonnen zu haben, und dir Drang alles verlieren zu müssen,
Das Leben in seiner realen Fülle vor sich zu sehen, aber in der Angst vor der Realität zu zerbrechen.
Die unendliche Sehnsucht nach Ruhe, Frieden Harmonie......

Wenn ich innehalte, dann weiß ich, was war als ich 31 Jahre alt war? Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen, ich war nichts mer - wert. Es gab nur noch einen Weg aus der Depression: die Risikotaste bis ganz nach oben drücken, daß war die Droge, die mein Herz steuerte. Der Punkt an dem ich Ruhe fand, war ein Europäischer Fernwanderweg an einem Flußufer, in einer großen Stadt, 180 km von Zuhause entferntden ich über 10 km lang erwanderte.... Da fand ich meinen Frieden. Aber irgendwann kam ein junges Paar auf mich zu , und fragte, warum ich immer alleine diesen Weg gehe? Das tat weh, richtig weh, aber ich mußte ihnen beiden Recht geben. Zwei Monate vor meinem 38. Geburtstag bin ich wieder dort gewesen, in einem Botanischen Garten, über dem Flußufer gelegen. Dort inmitten von Blumen und Büschen, in der sSchönheit der Natur bin ich zusammengebrochen, und bin seitdem spielfrei.
Das Leben geht weiter,, , nein es fängt in der Spielfreiheit ja erst richtig an. Als ich mit meiner Schwester, und später mit meiner Frau diesen Weg am Fluß gegangen bin, da hat sich viel verändert in meinem Leben.
Ich habe andere Themen , die mich Heute beschäftigen. Da ist der Anruf am Morgen, der eine Terminänderung erfordert, und ich sitze da, und wühle in meinen Kalendern, und tätige Anrufe, komme nicht zum Frühstücken, habe Angst, etwas zu vergessen, zu verdrängen, und wenn ich wirklich einemal innehalte: eh, ich bin Rentner! "Schau einmal in dich hinein, was jetzt gerade wichtig und richtig ist"!

Ich sehe den Weg i die Selbsthilfe manchmal wie ein riesiges Scheunentor. Da öffnet es sich, Pflanzkübel stehen zu seiner Seite, laden herzlich ein, dort reinzugehen, dadrinnen ist eine heitere, eine gelöste Stimmung... "Kann ich das, darf ich das, bin ich berechtigt"? "Erst wenn es wirklich keinen anderen Fluchtweg mehr gibt, dann gehe einfach mit Todesmut in den lichten Raum.. Nur blöde, wenn man sich beim Eingang den Koft an einem Pfosten stößt, es tut dann eben auch mal weg, aber , es braucht viel Willenskraft, mit dem Pfosten zusammenzustoßen!

Es gibt viele helfende Hände, die sich Dir entgegenstrecken. Nimm die einfach an, und schaue, wie ihr die Wege gemeinsam betreiten könnt, die in ein zufriedenes spielfreies Leben führen. Deine Familie ist es Dir Wert, das ist eine Gewissheit. Und Deine Familie ist der Zielpunkt für Wiedergutmachung durch Genesung.

Fange einfach Heute wieder neu an.

Einen Tag zur Zeit

Andreas
Demut ist die anhaltende Ruhe im Herzen

 

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