Hallo Liebes Forum,

habe mich schon lange hier angemeldet, aber bin noch nie so richtig zu Wort gekommen.

Ich brauche dringend Rat von jemanden, der vielleicht das gleiche erlebt hat wie ich.

Ich bin 27 Jahre Jung, alles hat angefangen mit 18 Jahren, eine Kombi Sportwette mit 1€ - über 60€ gewonnen.
Seitdem habe ich jetzt immer 9 Jahre lang aktiv gespielt, irgendwann ist das dann von Sportwetten zu Live Casino rübergewandert bzw. hat sich dann auch vermischt.

Ich habe immer meinen ganzen Lohn verspielt, Fixkosten dabei ausgeschlossen (wohnte bzw. wohne noch immer bei meiner Mutter)
Das ganze ging dann immer so weiter ... bis ich vor 2 Monaten die Reißleine gezogen habe und es meiner Mutter und auch meiner Freundin gebeichtet habe.
Es hat mich innerlich einfach aufgefressen ständig neue Lügen zu erfinden.

Damals hatte ich mir nach meiner Ausbildung ein Auto finanziert. Eine Finanzierung mit einer Schlussrate (4000€?) - Das Geld hatte ich natürlich nicht angespart... Somit stand ich kurz vor der Fälligkeit der Rate ohne Geld da, da ist es dann wohl richtig losgegangen durch Glückspiel eventuell doch noch an die Kohle zu kommen... und so hat sich das alles hochgependelt bis auf ca. 70.000 Euro.

Targobank immer wieder den Kredit erhöht, trotz Schufa Score von 70-80%
Bei verschiedenen Handyanbieter Verträge abgeschlossen und die Handys verkauft nur um jeden Monat über die Runden zu kommen
Sigma Kreditbank lauft auch ein Kredit

Seit kurzem sind auch mehrere Inkassos hinter mir her, die natürlich Geld wollen für gekündigte Handyverträge und Kreditkarten.

Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ich hatte letzten Dienstag meinen ersten Termin bei einer Selbsthilfegruppe und es tat einfach gut Menschen um dich zu haben, denen es mehr oder weniger genau so geht - Menschen die mich verstehen.

Mutter und Freundin sind zum Glück hinter mir und helfen mir wo es nur geht.

Zur folgenden Situation:
Ich bin kurz davor Privatinsolvenz zu beantragen und brauche jetzt eure Meinung.
Eigentlich ist es bei mir die einzige Möglichkeit wieder "normal" Leben zu können, da ich momentan nur sehr wenigen Gläubigern/Inkassos die Raten zahlen kann und ich eigentlich nur auf die nächste Kreditkündigung warte ...

Öffentliche Schuldnerberatungen (Diakonie und Caritas) machen eine Insolvenz nur, wenn man nachweisen kann das man mindestens 6 Monate in Therapie ist.
Wie soll sowas dann gehen ? Warte ich dann bis der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht und mein Auto pfändet ?

Hat jemand schon Erfahrung damit gemacht ?
Bitte keine Vorurteile, die kann ich nicht gebrauchen.

Danke vorab!

Hi Fabian,

ist der Bankkredit für dein Auto jetzt Geschichte oder ist die Bank einer der Gläubiger die hinter dir her sind? Wenn nicht was für ein Auto bzw wie in etwa ist der Restwert?
Ich habe zwar keine Insolvenz damals angemeldet aber den Gerichtsvollzieher hatte ich im Haus. Wenn Du arbeitstechnisch auf ein Auto angewiesen bist wird dir dieses nicht ohne weiteres gepfändet. Außer du fährst ein Auto das einen hohen Wert besitzt.

Aber die Frage wäre eigentlich besser in einem Schuldenforum aufgehoben. Was das Spielproblem angeht bist Du richtig hier.

Edit Olli: Vollzitat entfernt

Hey, der Ratenkredit vom Auto wurde vor ca. 2 Jahren mit einem Kredit der Targobank abgelöst.
Auto Restwert ca. 6000 Euro - Seat Ibiza 1.0 BJ 2016 - 94.000km

Hi Fabian!

Herzlich willkommen!

"Ein Glücksspieler ist willensschwach!" - Dies ist eines der üblichen Vorurteile. Dabei wissen wir doch, dass gerade der Wille oft sehr hoch ist und lediglich falsch eingesetzt. Schaue Dir an, wie viel Energie Du in Deine Verschuldung gesteckt hast. Waren die Wege, die Du dazu gegangen bist etwa einfach? Nun darfst Du zeigen, dass Du Deinen Willen für Deine Genesung nutzen kannst.

Ich glaube aber, dass Vorurteile nicht Dein Problem sind, sondern die Angst vor der Vorverurteilung. Wer ohne Sünde sei, der werfe den ersten Stein ... meinst Du nicht? Wir alle haben auf die ein oder andere Art Dreck am Stecken. Doch bringt es uns weiter uns dieses vorzuwerfen? Wohl kaum ...
Sei also beruhigt. Wir helfen uns gegenseitig, damit wir wieder ein zufriedenes Leben führen können. So braucht niemand für sich das Rad neu erfinden.

Ein kleiner Hinweis noch von mir: Bitte nutze nicht die Schaltfläche "Zitat", sondern "Antwort" unter der letzten Nachricht. Im normalen Gespräch wiederholst Du ja auch nicht erst immer alles, was man Dir vorab gesagt hat.

Es war mutig und richtig von Dir, Dich zu offenbaren. Du hast so die Erleichterung bereits verspürt, eine riesige Last hast Du Dir dadurch von den Schultern genommen.

Auch eine SHG aufzusuchen ist ein wichtiger Schritt. Vielleicht gefällt Dir die Gruppe, vielleicht auch nicht. Gehe aber mindestens 10 mal hin, bevor Du sie verlässt. Manchmal sind die eigenen Blockaden nämlich für die Ablehnung zuständig. Indem Du die Leute aber kennenlernst, wirst Du eine Beziehung zu ihnen aufbauen und auch einschätzen können, wie Du jeden einzelnen zu verstehen hast.
Sei geduldig mit Dir selbst.

Öffentliche Schuldnerberatungen (Diakonie und Caritas) machen eine Insolvenz nur, wenn man nachweisen kann das man mindestens 6 Monate in Therapie ist.

Das wäre mir neu ... woher hast Du diese Info?

Bezüglich der Fragen zur Insolvenz empfehle ich die Schuldner-Community. Google mal nach dem Forum und stelle dort Deine Fragen. Hier und da könntest Du aber auf Vorurteile stoßen ...