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Innere Schuld und Druck

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Innere Schuld und Druck
« am: 11 September 2025, 18:50:51 »
Ich bin 34 Jahre alt, nur ein einfacher Bürger, viele Schicksalsschläge widerfahren aber seit 3 Jahren besonders exzessiv der Spielsucht verfallen. Ich habe in den letzten 3 Jahren über 25.000€ verspielt. Ich habe Depressionen, Schuld Gefühle und keine Freude mehr am Leben. Ich gehe seit 2018 durchgehend arbeiten, aber aktuell Fixkosten von über 1700€, sodass mir nur 300-400€ zum Leben reichen. Noch gute 2-3 Jahre trage ich eine unfassbar große finanzielle Last mit mir rum, sofern ich keine neue Schulden aufbaue. Ich muss auf so viel verzichten und Arbeit fühlt sich nicht mehr lohnenswert an. Zig Kredite, zig kleine Raten (PayPal, Otto, Cashpresso, Kreditkarte). Meine Schulden betragen locker noch 25.000€.  Jeden Tag ist ein Kampf. Jeden Tag muss mein Nervensystem so viel Energie aufwenden, um nicht auseinander zu fallen.

Ich habe Angehörige und besonders Schwester enttäuscht. Sie lieh mir mal ein verdammt großen Geldbetrag und trotzdem bin ich immer rückfällig geworden und an schlechten Tagen hat mich alles eingeholt. Diese einmalige Chance neu anzufangen auch wieder versammelt. Das kann ich ihr aus Scham gar nicht beichten, wahrscheinlich erst, wenn ich ihren Teil zurückgezahlt habe und noch mehr. Falls ich bis dahin überlebe und es geschafft habe.. Denn Diese Schuld ist so brutal, dass ich manchmal gar nicht mehr so weitermachen will, geschweige überhaupt leben möchte.

Ich habe wirklich den Willen aufzuhören. Ich möchte das nicht mehr. Das bin nicht Ich, es ist wie ein Teufel in mir. Aber die Zeit bis dahin fühlt sich so qualvoll und schuldig an, sodass es mir unheimlich schwer fällt im Alltag. Ich muss weitermachen, weiterarbeiten, nur dank der Arbeit kann ich diese Schulden abbauen. Mit einer richtigen stationären Therapie würde ich auch meinen Lohn/Job aufs Spiel setzen und dann bricht auch alles auseinander.

Mir fehlt aber die Energie noch Jahre durchzuhalten und ich fühle mich so alleine damit. Ich könnte alle Zahlen und Inneres offenlegen, ich wünschte man könnte mich von all den Schulden und dieses Leben erlösen, und mir ein neues Leben mit Freude ermöglichen.

Denn diese aktuelle Version in mir und das Leben was ich führe, hasse ich zutiefst..
« Letzte Änderung: 11 September 2025, 18:55:21 von Andi_2309 »

Re: Innere Schuld und Druck
« Antwort #1 am: 11 September 2025, 19:46:02 »
Hi Andi und herzlich Willkommen!

Das hört sich schon sehr arg nach jammern auf hohem Niveau an von einem Spielsüchtigen der viel versenkt hat. Das wirklich aufhören wollen und das aufhören wollen weil einem momentan das Wasser bis zum Hals steht sind zwei verschiedene Dinge. Glaube mir ich weiß von was ich rede.
Ich habe in meinem persönlichen Showdown bis ich einen Schlussstrich gezogen habe in fünf Monaten noch schnell 50.000 Euro versenkt.
Ohne meine knapp 20 Jahre zocken an Börse und OC. Bei mir kannst du noch Jahrzehnte drauf legen was das Alter betrifft. Heißt ich habe wirklichen Druck weil meine Arbeitszeit eigentlich demnächst vorüber ist. Du hingegen bist noch jung und kannst nach einer zugegebenermaßen harten kommenden Zeit durchstarten.
Du musst wollen das ist das a und o.
Dazu gehört Druck ablassen und sich helfen lassen. Ohne das geht's nicht.
So schwer es auch ist rede mit deiner Schwester und Eltern!? Bespreche deine Situation und mache Lösungsvorschläge.
1. Oasis Sperre auf 99 Jahre
2. PayPal, Onlinebanking Kreditkarten und Co. weg
3. Geh in eine Beratungsstelle oder SHG die kennen sich mit unseren Problemen aus
4. Geldmanagement für eine bestimmte Zeit an deine Schwester oder Eltern

Das ist erstmal nackig machen aber es hilft und nimmt zwar nicht die Schulden weg aber den Druck und das schlechte Gewissen.
Stehe zu dem Mist der passiert ist!
Und schreibe hier in dein Tagebuch so oft du Lust hast.

LG Roy
Da ich kein Anwalt bin spiegeln meine Posts lediglich meine eigene Meinung wieder.

*

Offline Olli

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Re: Innere Schuld und Druck
« Antwort #2 am: 11 September 2025, 20:15:13 »
Hi Andy!

Herzlich willkommen im Forum!

Du musst unbedingt mit einem Schuldnerberater reden und schauen, was er für Dich tun kann. Du rechnest gerade mit Fixkosten von 1700 € und einem Verbleib von 300 - 400 € für Dich selbst. Nun werden in den Fixkosten sicherlich auch Miete und Nebenkosten enthalten sein. Also frage ich anders herum ... bei einer Insolvenz hättest Du einen Selbstbehalt von 1.555 €. Unterschreitest Du diesen? Belese Dich bitte zum Thema im Forum der Schuldner-Community.

Dann musst Du bitte unbedingt mit Deiner Schwester reden. Was denkst Du, wieso sie Dir das viele Geld geliehen hat? Weil Blut dicker als Wasser ist? Oder vielleicht, weil sie mehr in Dir sieht, als Du selbst zur Zeit?
Nein, Du sollst von ihr kein neues Geld leihen. Dies ist übrigens ein Symptom unserer Krankheit. Wir leihen uns Geld bei Angehörigen, um der eigenen Verantwortung zu entfliehen. Doch was kann Deine Schwester dann fü r Dich tun?
Sie kann Dich in den Arm nehmen und ebenso in den Hintern treten! Mache, wenn sie es zulässt und es nicht zu viel für sie ist, zur Verbündeten auf Deinem Genesungsweg. Sie kann mit Dir ein Geldmanagement machen. So lernst Du im Laufe der Zeit nicht nur wieder mit Geld als gesetzliches Zahlungsmittel umzugehen, Du nimmst Dir auch z.B. den Trigger des Gehaltseinganges. Du machst Dir also Deine Entwöhnungsphase einfacher.

Deine Depressionen gehören in ärztliche Hände. Schau, was Dir Deine Ängste suggerieren ... sie sagen Dir, dass Du in eine stationäre Therapie musst und dadurch Deinen Job verlierst. Es gibt aber doch auch ambulante Therapien ... es gibt Selbsthilfegruppen on- und offline. Du musst da nicht alleine durch!
Ich habe damals meinem Vater gesagt, dass es für mich keine Hilfe gäbe. Ich bin nun 19 Jahre spielfrei und habe mein Leben im Griff.
Wenn ich das geschafft habe, wieso solltest gerade Du da scheitern? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir alle spielfrei leben können. Das steckt in uns ... wieso sollte es auch anders sein? Wieso solltest Du ausgerechnet die Ausnahme sein?

Es gilt natürlich an sich zu arbeiten. Das hört sich zwar "anstrengend" an, muss es aber gar nicht sein. Du hast doch alle Zeit der Welt. Mache immer nur so viel, wie Du locker schaffst. Es ist wie bei dem Berg, der erklimmt werden soll. Jeder Schritt ist ein Schritt zum Gipfel. Und wenn Du Dich zwischendrin mal umdrehst, dann merkst Du, dass Du schon ein gutes Stück des Weges geschafft hast.

Samstag ist Webmeeting. Um 19 Uhr geht es los. Installiere Dir im Vorfeld den kostenlosen Zoom-Client und dann drückst Du pünktlich auf den Link in meiner Signatur. Oben auf der Seite siehst Du den Link zu einem Beitrag zur Samstagsgruppe. Auch dort findest Du den Zugangslink. Deine Kamera ist aus, wenn ich Dich aus dem Warteraum in den Meetingraum lasse. Du entscheidest, ob Du sie einschaltest oder nicht ...

Nun kommen wir zu dem, was Du umschreibst, ich aber beim Namen nenne: Deine Suizidgedanken!
Ganz klare Sache ... bevor Du irgendwas tust, rufe den Notruf an! Egal wie bekloppt gerade alles zu sein scheint ... es wird vorüber gehen! Ein Suizid ist aber etwas Endgültiges! Du kannst auch oben rechts die Hilfsangebote durchforsten und die Hotline anrufen. Es gibt Onlineberatungen in verschiedenen Varianten. Du kannst mich auch per PN kontaktieren und wir können dann zoomen oder telefonieren.
Was würde Deine Schwester wohl denken, wenn Du Dir das Leben nehmen würdest? Würde sie sich nicht fragen, wieso Du nicht zu ihr gekommen und Dein Leid mit ihr geteilt hast? Würde sie sich fragen, ob sie etwas falsch gemacht hätte?

Es ist ein guter Start von Dir, dass Du hier Dein Herz ausgeschüttet hast. Es gab da einmal einen Psychologen, dessen Seminar ich besucht hatte, der liebte ein Zitat, welches er auch öfters anbrachte: Der Garant für Erfolg ist TUN! (Liebe Grüße an Peter!)

« Letzte Änderung: 11 September 2025, 21:15:25 von Olli »
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Olli

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Re: Innere Schuld und Druck
« Antwort #3 am: 11 September 2025, 20:24:16 »
Dein Thema ist zu wichtig, um es in der Plauderecke liegen zu haben, Daher habe ich den Thread hierher verschoben!
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

Re: Innere Schuld und Druck
« Antwort #4 am: 11 September 2025, 20:29:04 »
Hi Andy, du solltest dich wirklich mit einer Privatinsolvenz befassen. Das wäre ein Neustart womit du deine Fixkosten auf ca 600 reduzieren kannst.

Keiner möchte in die Privatinsolvenz, da man am liebsten alles bezahlen möchte und dafür gerade stehen möchte. Nur bringt es dir nichts wenn du weniger übrig hast als ein Bürgergeldempfänger.

Eine Privatinsolvenz dauert 3 Jahre. In drei Jahres wärst du Schuldenfrei solange du keine neuen Schulden machst.

Informiere dich einfach mal. Caritas und DRK bieten sowas kostenlos an. Einfach mal eine Email oder ein Anruf.

Ich weiß dass selbst mit Depressionen ein Anruf oder eine Mail zuviel sein kann. Aber es gibt immer mal einen Tag an dem es einen besser geht als an anderen Tag. Den Tag musst du nutzen und dich einfach mal informieren oder einen Termin machen.

Keiner reißt dir den Kopf ab, im Gegenteil, da wird dir geholfen ohne das du dich schämen musst.



Geh diesen Schritt. Kopf hoch und Brust raus 🙂 nicht verstecken und in Selbstmitleid verfallen. Das Selbstwertgefühl kommt dann auch zurück wenn du einen Weg mit einem Ziel hast. Fang klein an. Wie gesagt, eine Mail ist schon ein Anfang. Alles Gute =)

 

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