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Gefangen im Teufelskreis ...

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Gefangen im Teufelskreis ...
« am: 26 September 2025, 18:36:22 »
Weiß leider nicht wie man ein neues Thema eröffnet auf der Seite, schreibe mal kurz meine Geschichte. Tut mir leid fürs einmischen

Gefangen im Teufelskreis – Mein Kampf gegen die Spielsucht”

Vor etwa sieben oder acht Jahren begann alles. Es fing harmlos an – ein kleiner Einsatz, ein schneller Nervenkitzel. Doch was als Unterhaltung begann, entwickelte sich bald zu einer Sucht, die mein Leben vollständig übernahm.

Der Einstieg in die Sucht

Die Versuchung war überall: Influencer, die große Gewinne feierten, Werbung, die Glücksspiel als harmlosen Spaß darstellte, und die falsche Hoffnung, mit einem einzigen Einsatz mein Leben ändern zu können. Doch statt des erhofften Reichtums holte mich die Realität ein – in Form von Schulden, Scham und dem Verlust von Vertrauen.

Verrat an der Familie – Lügen und Diebstahl

Um meine Spielsucht zu finanzieren, griff ich zu den schlimmsten Mitteln. Ich habe meine Familie belogen und betrogen, um an Geld zu kommen. Meine Schwester, die für mich wie eine zweite Mutter ist, habe ich um 600 Euro gebracht. Und das, obwohl sie selbst nach einem schweren Autounfall enorme finanzielle Schwierigkeiten hatte. Trotz Strafen und Ausgaben hat sie immer versucht, stark zu bleiben. Doch ich habe sie enttäuscht und hintergangen, weil die Sucht stärker war als mein Gewissen.

Am schlimmsten war jedoch das, was ich meiner Mutter angetan habe. Sie hat nie viel gehabt, hat aber immer alles für mich getan. Doch das hat mich nicht davon abgehalten, sie um Tausende Euro zu bestehlen – immer wieder. Ich wusste, dass sie kaum über die Runden kam und dass sie oft selbst Dinge verkaufen musste, um Geld zu haben. Aber ich habe all das ignoriert. Jedes Mal, wenn ich ihr Geld stahl, versprach ich mir selbst, dass dies das letzte Mal sein würde. Doch die Sucht ließ mich nicht los, und so endete das Geld jedes Mal an Spielautomaten, in Blackjack oder bei anderen Glücksspielen.

Schulden, Kriminalität und Kontrollverlust

Meine Gier nach Geld, um weiterzuspielen, trieb mich in eine Spirale der Selbstzerstörung. Ich nahm Kredite auf, kaufte teure Dinge wie die neuesten iPhones oder eine PlayStation 5 auf Raten, nur um sie direkt mit Verlust weiterzuverkaufen. Mit jedem Schritt wuchs mein Schuldenberg – heute beläuft er sich auf etwa 15.000 bis 20.000 Euro.

Doch das war nicht das Ende. Ich begann, kriminell zu werden, um an Bargeld zu kommen. Ich brach Schlösser auf und stahl Geld, ohne darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das haben könnte. Es war, als ob mein gesamtes moralisches Urteilsvermögen ausgeschaltet war. Selbst mein Lohn – manchmal über 1.300 Euro – verschwand oft noch am selben Tag vollständig im Casino. Insgesamt habe ich über 35.000 Euro verspielt – ein Betrag, der mein Leben in Trümmer gelegt hat.

Der unaufhörliche Drang

Die Spielsucht hat nicht nur meine Finanzen und meine Beziehungen zerstört, sondern auch meinen Geist. Selbst kleine Gewinne, wie zuletzt 1.280 Euro, machen die Situation nicht besser. Sie verstärken nur den Drang, weiterzuspielen. Es fühlt sich an, als ob jede Sekunde meines Lebens ein Kampf ist – entweder ich gewinne, oder die Sucht gewinnt. Und meistens gewinnt die Sucht.

Ich habe alles versucht: Ich habe Sperr-Software wie Gamban verwendet, Limits auf meine Konten gesetzt und mich bei meinen Finanzen unterstützen lassen. Aber die Wahrheit ist, dass ich immer wieder Wege finde, diese Schutzmaßnahmen zu umgehen. Die Sucht ist wie eine Stimme in meinem Kopf, die mich ständig antreibt, weiterzumachen.

Ein Wendepunkt?

Ich arbeite derzeit mit einer Stiftung zusammen, die mir hilft, meine Finanzen zu regulieren und ein Insolvenzverfahren einzuleiten. Mein Betreuer überweist mir wöchentlich einen kleinen Betrag, mit dem ich meinen Alltag bestreiten soll. Doch auch hier habe ich bereits gelogen, um zusätzliches Geld zu bekommen – nur, um es erneut zu verspielen.

Wenn ich diese Zusammenarbeit noch einmal missbrauche, wird sie beendet. Das wäre für mich ein schwerer Rückschlag. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, am Montag meinem Betreuer alles zu beichten. Ich weiß, dass dies ein entscheidender Schritt sein könnte – entweder in Richtung Heilung oder in einen weiteren Absturz.

Hoffnung und Angst

Ich bin erst 25 Jahre alt, doch die Last meiner Fehler und Entscheidungen fühlt sich an, als hätte ich ein ganzes Leben hinter mir. Ich habe Therapien gemacht, lebe mit Diagnosen wie Depressionen, Angststörungen und einer Sozialphobie und versuche, mit all dem klarzukommen. Doch der ständige Drang zu spielen ist immer da – stärker als jede andere Sucht, die ich kenne.

Ich weiß, dass ich kämpfen muss. Für meine Familie, die mich trotz allem unterstützt, und für mich selbst. Ich hoffe, dass ich irgendwann ein Leben führen kann, in dem das Glücksspiel keine Rolle mehr spielt. Aber der Weg dorthin ist schwer, und ich weiß, dass ich ihn nicht allein gehen kann.

Diese Geschichte ist mein erster Schritt, Verantwortung zu übernehmen und andere wissen zu lassen, dass sie nicht allein sind. Spielsucht zerstört Leben – aber vielleicht gibt es noch einen Weg zurück. Gehe nun schon seit einigen Wochen zur einer Suchtberatungstelle habe bis jetzt 3 Rückfälle mit kleinen Einsätzen gehabt aber das Forum gibt mir sehr viel Kraft es hinter mir zu lassen.

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Offline Olli

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Re: Gefangen im Teufelskreis ...
« Antwort #1 am: 26 September 2025, 18:45:16 »
Hi Marci!

Ich habe Deinen Beitrag vom ursprünglichen Tagebuch abgeteilt. So hast Du nun ein eigenes ... :)

Da ich jetzt abgeholt werde, werde ich Dir erst nachher oder sogar erst morgen schreiben können.
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
Hier geht es zum Samstagsmeeting_ https://us02web.zoom.us/j/87305340826?pwd=UnFyMlB6bkwyTHU3NGVISWFGNSs2

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Offline Rubbel

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Re: Gefangen im Teufelskreis ...
« Antwort #2 am: 26 September 2025, 19:26:46 »
Hey Du ..., herzlich willkommen hier im Forum,
auf alle Deine Offenheit und Selbstanklagen, die den Anschein haben, als wäre alles verloren, also auf Deine so gewählte Sicht auf die Vergangenheit und die Fehler, die Dich quälen, will ich gar nicht eingehen.
Was mir auffällt, ist noch viel mehr, dass Du Dich darüber so sehr definierst. Zu sehr!
Und ... warum betitelst Du Dich als psychisch krank mit gleich 3 Symptomen? Wenn Du Dich damit als unverrück-/unveränderbar krank/spielsüchtig definierst ... schüchterst Du Dich damit doch ein und guckst nur 'nach unten'. Das kann's ja nicht gewesen sein.
Nur: Es ist Zeit, den  Blick nach vorn zu richten und 'Altes auszumisten', Getanes ggb. Deinen Nächsten zuzugeben und Dich damit so weit wie möglich zu erleichtern.
Und natürlich wirklich und konsequent Hilfe anzunehmen, die es reichlich gibt, wie Du weißt.
Schwing' Dich auf, um diese Trostlosigkeit zu verlassen und lass' Dich nicht auf manifeste Diagnosen, die Andere über Dich stellen, so dermaßen ein, bis Du nicht mehr an Deine eigenen Kräfte und Deine Möglichkeiten zur Veränderung glaubst. Verlass' diese Raster. Das geht, wirklich.
Du bist verantwortlich! Und zwar für Deine Lebensgestaltung und dafür, Deinen Weg zu gehen, den, der Dir Dein Leben lebenswert und angenehm macht.
Viele, sehr viele Menschen hadern mit sich und suchen einen (Aus)Weg.
Du hast damit noch gar nicht wirklich begonnen, sondern, so lese ich Deinen Beitrag, Dich Allem im Außen gefügt und unüberlegt Dir ne Menge Mist aufgeladen.
Nun wird es Zeit, Zeit Dich um Dein Leben zu reflektieren und anzufangen, Dinge u. Verhaltensweisen zu entdecken, die Dir gut tun...
das beginnt sicher auch für Dich mit Offenheit und Vertrauen.

Guten Start und alles Gute
Rubbel
« Letzte Änderung: 26 September 2025, 19:33:27 von Rubbel »
--Meist ist Geist geil--

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Offline Olli

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Re: Gefangen im Teufelskreis ...
« Antwort #3 am: 26 September 2025, 21:19:05 »
Hi Marci!

Da definiert sich aber jemand ganz schön mit seinen Defiziten. Bist Du die Depression? Die Sozialphobie? Die Angststörungen! Die Spielerin? Die Diebin? Die Lügnerin?

Das sind doch alles nur Teile von Marci. Depressionen können durch das Glücksspiel ausgelöst sein. Verschwinden sie vielleicht, wenn Du es schaffst spielfrei zu werden und zu bleiben? Wenn Du Dich schon nicht leiden kannst, wie sollen in Deiner Vorstellung denn andere Dich "aushalten" können? Was passiert wohl, wenn Du anfängst Dich zu mögen?
Es ist ganz deutlich ersichtlich, dass Du das Wertesystem kennst, also weisst, was richtig und was falsch ist. Was wird wohl in Dir vorgehen, wenn Du es schaffst, Dich wieder daran zu halten?

Wieso willst Du kämpfen? Gegen wen? Wer wird verletzt und wen kostet es Energien, die vielleicht besser woanders eingesetzt wären?

Bist Du eigentlich stolz darauf in die Beratung zu gehen und Dir einen Betreuer organisiert zu haben? Wieso nicht? Du weisst selbst, dass das alles nur dazu dient, damit Du Raum für Deine Genesung hast. Ist die eingetreten, dann wirst Du auch wieder Verantwortung in verschiedensten Bereichen übernehmen können.

Die "Gier nach Geld" ... paperlapapp :) ... das höre ich immer wieder ... Dieser Grund ist nur vorgeschoben. Dir selbst ist ja bereits bewusst geworden, dass "Gewinne" nur der Einsatz fürs nächste Spiel sind. Doch frage Dich einmal die gleich folgende Frage, wenn das nun kommende Szenario eintreffen würde: Jemand erlöst Dich von den Schulden und schenkt Dir 100.000 €.
Was würdest Du damit tun?

Hast Du kurz gezögert? Wusstest Du nicht sofort eine Antwort? Dann ist es keine Gier, zumindest nicht die nach Geld, was hier das Problem ist. Glücksspiel macht süchtig nach Emotionen ... am Besten nur die Extremen. Wie fühlen sich Deine Gefühle im Normalzustand an und wie beim Spielen?

Bist Du medikamentös wegen der Depressionen eingestellt? Weiss Dein Therapeut von der Spielsucht? Ich frage, da einige Medikamente die Glücksspielsucht fördern. Da ist es dann schwer bis unmöglich mit Aufhören ...

Zitat
Die Sucht ist wie eine Stimme in meinem Kopf, die mich ständig antreibt, weiterzumachen.
Welche Vorteile hat denn das Spielen für Dich und welche ein spielfreies Leben? Hast Du diese Liste schon in der Beratung augestellt?
Ja, Du musst eine Entscheidung treffen und Du musst sie auch gegen die inneren Sabouteure behaupten.
Dabei hilft es durchaus, die personalisierte Sucht in Dir eben nicht zu bekämpfen, sondern reden zu lassen, ohne auf die Verlockungen einzugehen. Ich beschreibe es immer so, als würde ich einen Freund seinen Müll reden lassen, um ihn einfach nur anzulächeln und dann mein eigenes Ding zu machen.

Puh ... das reicht erst einmal ... :)
Gute 24 h
Olaf


(Da ich kein Jurist bin, darf ich auch keine Rechtsberatung machen oder Handlungsanweisungen geben.
Ich gebe hier lediglich unverbindlich meine Meinung und Erfahrungen wieder.)
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