Habe am Wochenende nochmal in alten Börsenbüchern gelesen. Dass Kostolany die "Börsenspieler" so treffend zu beschreiben vermochte, hatte ich gar nicht mehr in Erinnerung...
Auszug aus Kostolany: "Die Kunst über Geld nachzudenken":
"Börsenspieler: Die Hasardeure der Börse
Eine Gruppe, die bestimmt nie ausstirbt, sondern zu meinem Leidwesen immer größer wird, sind die so genannten Börsenspieler. Ich habe sie so getauft, weil sie nach meiner Definition die Bezeichnung Spekulant nicht verdienen, auch wenn sie im allgemeinen Sprachgebrauch und von den Journalisten so bezeichnet werden. Der Börsenspieler versucht, bereits kleinste Kursbewegungen zu nutzen. Er kauft ein Papier bei 101, um es bei 103 bereits wieder zu verkaufen. Dann kauft er das nächste Papier zu 90, um es bei 91,50 zu verkaufen etc.[...]
Diese naiven Anleger glauben, sie hätten nun die gleichen Chancen im schnellen Geschäft des ständigen Kaufens und Verkaufens wie die großen Institutionen, die aus den Börsen längst ein Spielkasino gemacht haben nicht nur aus dem Aktienmarkt, sondern auch aus den Devisen-, Rohstoff- und Anleihemärkten. Mit monströsen Gehältern kaufen sie Absolventen von Havard, St. Gallen oder der London School of Economics ein, damit sie anschließend mit Hunderten Millionen Dollar in Anleihen, Aktien oder Devisen herumzocken. Speziell am Devisenmarkt herrscht ein perverses Spiel. Über eine Billion Dollar werden in 14 Stunden um den Globus bewegt. Maximal drei Prozent dieses Umsatzes dient der Abwicklung oder Absicherung von Im- und Exportgeschäften. Der Rest ist Spiel.[...]"
Dahin möchte ich garantiert nicht mehr zurück. Insofern sehe ich das als Fortschritt für mich. Langfristige Geldanlage hingegen schon. Darf dann halt nur nicht in alte Muster verfallen. Das ist dann vielleicht nicht das Glas Sekt, das sich der trockene Alkoholiker gönnt, sondern die "Mon Chéri".
In diesem Sinne einen schönen Rest-Sonntag,
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