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Habe ich aufgehört?
Padawan:
Guten Morgen zusammen,
Danke für eure Beiträge,
ich versuche meine Gefühlswelt vor dem Rückfall zu beschreiben. Ich stand unter Dauerstress aufgrund von eine nicht heilbaren Krankheit die bei meinen erstgeborenen Sohn diagnostiziert wurde. Krankenhaus Aufenthalt, Haushalt und viele andere Aspekte des Lebens haben mich überfordert. Ich musste funktionieren um für meine Familie da zu sein. Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus und dem Versuch eines Wiedereinstiegs ins „System“ Schule, Arbeit Verein usw. suchte ich glaube ich nach einen Ruhepol.
Gespendet habe ich das Geld um ein Verhaltensmuster von mir zu unterbinden. Nämlich diese Gedanken, ich könnte doch wieder 50€ spielen da ich ja noch im „Plus“ bin. Ist das ausgespuckte Geld aber nicht vorhanden laufe ich nicht Gefahr in dieses Muster zu fallen.
@Dennis47
Danke für deinen Beitrag der mir weitere Denkmuster eröffnet. Es ist wie Olli schreibt, ich wollte weder Ratschläge erteilen noch irgendwen Belehren. Es ist ein Gedankenaustausch. Wer liess sich während eines emotionalen Tiefs von der Spielothek locken mit dem Versprechen hier wirst du abgeschirmt und du kommst zur Ruhe? Meine Wenigkeit. Rational nicht nachvollziehbar also sind die Emotionen in eine Schieflage geraten.
Frage: Wo finden Spieler wie wir die Abstinent Leben wollen in Krisensituationen einen sogenannten Schutzraum außer in so ne Spielo?
Vasrud:
Hallo Padawan,
zunächst das mit deinem Kind tut mir leid aber ich kann das gut nachvollziehen. Mein großer ist selbst krank und wird es sein Leben lang bleiben. Jetzt stehen auch wieder die jährlichen Check Ups an was eine starke Belastungsprobe ist.
Du fragst nach einem Schutzraum. Ich vergleiche das Spielen jetzt mal mit einem Sturm auf hoher See. Der Sturm ist das Spielen und der Drang. Hier hast du zwei Möglichkeiten- dich dem Sturm hingeben oder das Ruder in der Hand zu behalten. Du bist und musst selbst dein Schutzraum sein und auf dich achten. Wenn du das Wetter vorher studierst hättest du den Sturm sehen können.
Skills Hobbies usw. können dich unterstützen dir helfen aber der einzige Schutz bist du selbst in dem du Achtsam mit dir umgehst und auf dich deine Bedürfnisse deine Gesundheit schaust. Behalte das Ruder stets in der Hand.
Olli:
Hi Vasrud!
Ups ... ich habe da oben die Reihenfolge vertauscht ... sie muss heißen: Denken - Fühlen - Handeln!
Naja, eigentlich kann man auch Fühlen - Denken - Fühlen - Handeln schreiben, denn manchmal stoßen erst Gefühle unser Denken an.
Wenn Gefühle kein fertiges Konzept haben, dann gehen die Gedanken nun mal in die Richtung, die das Gehirn bereits kennt.
Dementsprechend folgt das Handeln.
Gerade in Krisensituationen, wie von Dir beschrieben, bist der eigentliche Schutzraum Du selbst. Es ist eine neue belastende Situation, die für jeden erst einmal neu ist. Doch diese Belastung musst Du ja nicht mit Dir alleine ausmachen. Spreche mit Deiner Frau darüber. Sie wird genauso empfinden wie Du.
So schaffst Du einen Schutzraum für Euch Beide.
Und ja, so schwer es auch fällt, es gilt die Gefühle nicht zu verdrängen, sondern sie zu durchleben. Auch negative Gefühle gehören zu Dir und zu Deinem Leben. Es gilt für Dich die Automatismen zu durchbrechen.
Es wäre auch eine Möglichkeit gewesen, sofort hier zu schreiben und so Deinen Gefühlen ein Ventil zu geben. Wieso erst auf den Rückfall warten und dann noch einmal 2 Wochen, bevor Du hier schreibst?
Gefühle erfährst Du doch immer im Jetzt, also gilt es doch dann auch sofort zu handeln, um besser damit klar zu kommen.
Wie Du ja siehst, macht Dir niemand Vorwürfe. Es gibt auch keinen Grund für Scham. Also raus mit den Gefühlen und wandele sie um in Buchstaben, die Wörter und Sätze bilden.
Wenn Du das hier nicht machen möchtest, dann schreibe ein Gefühlstagebuch nur für Dich und vielleicht Deine Frau. Darin kannst Du nachlesen und Dir Deiner Gefühle in ihrer unterschiedlichen Intensität bewusst werden.
Hast Du schon mal Skills versucht? Also irgend etwas, was Deine Gefühle durch "körperliche" Erfahrungen abmildert. Kalt duschen, Treppen rauf und runter laufen, Chiligummibärchen essen, ein Gummiband um das Handgelenk legen, welches Du flitschen lassen kannst, ohne Dich zu verletzen, ein Noppenball für die Hand in der Hand durchkneten ...
Ja, Skills lenken ab, daher sind sie nur für die Spitzenzeiten der emotionalen Belastung geeignet. Sie sollen nur dafür sorgen, dass sie Belastungen wieder aushaltbar werden.
Vasrud:
Hey Olli,
nur kurz von meiner Seite - ich bin für mich persönlich nur passionierter Hobbytherapeut für mich selbst weshalb ich nicht alles in der korrekten Reihenfolge wiedergeben kann ;). Nur weil du mich direkt angesprochen hast.
Alles beeinflusst uns. Negative Gefühle - Negative Gedanken - Negatives Handeln. Negatives Handeln - negative Gefühle - negative Gedanken. Egal in welcher Konstellation es kann alles auf einen Einprasseln. Persönlich finde ich das der erste Schutzwall das temporäre Aushalten und Analysieren sein sollte. Wenn es extrem wird muss ich mir externe Hilfe holen oder Skills anwenden die mir persönlich helfen. Es gibt kein Rezept dagegen dafür sind wir einfach zu individuell und jeder Mensch handelt anders. Letztlich kann das nur jeder für sich selbst herausfinden. Es gibt keine Musterlösung sonst wären ja alle Menschen gleich und schnell geheilt.
Ich glaube auch beim Thema Sucht kann man den Ausstieg nur finden wenn man mit sich und seiner Persönlichkeit im reinen ist bzw. sich selbst versteht. Meine Tante hat mir vor Jahren mal gesagt: Selbstgespräche führen ist der einzige Weg zur Klarheit. Und ja ich führe solche Gespräche täglich und suche auch den Disput mit mir selber. So wie die Sucht jeden treffen kann so kann es auch jeder selber schaffen rauszukommen. Wichtig ist, aus meiner Sicht, dass man den Weg zu sich selber gefunden hat.
Dennis47:
--- Zitat von: Padawan am 15 Juli 2021, 06:44:03 ---@Dennis47
Danke für deinen Beitrag der mir weitere Denkmuster eröffnet. Es ist wie Olli schreibt, ich wollte weder Ratschläge erteilen noch irgendwen Belehren. Es ist ein Gedankenaustausch. Wer liess sich während eines emotionalen Tiefs von der Spielothek locken mit dem Versprechen hier wirst du abgeschirmt und du kommst zur Ruhe? Meine Wenigkeit. Rational nicht nachvollziehbar also sind die Emotionen in eine Schieflage geraten.
Frage: Wo finden Spieler wie wir die Abstinent Leben wollen in Krisensituationen einen sogenannten Schutzraum außer in so ne Spielo?
--- Ende Zitat ---
Freu mich das zu lesen, denn genau das mit dem erweiterten Denkmuster war ja mein Ziel, welches ich mit diesen "spieltheoretisch" formulierten Nachrichten erreichen wollte.
Ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass das eine kritische Äußerung gegen dich sei. Ich sprach ja auch nicht vorwurfsvoll, sondern hinterfragte nur deine Worte und brachte dies mit dem Thema der von dir selbst angesprochenen Rationalität in Verbindung. Olli hat zwar grundlegend sicherlich Recht mit seinem Widerspruch, aber verstanden hat er glaube ich den "spieltheoretischen" Inhalt den ich ausdrücken wollte auch nicht zu 100%
Ich zitiere da nochmal deine Worte:
"Bleibt stark Leidensgenossen und lasst euch nicht locken. Es gibt keinen rationalen Grund den Casinos unser Geld zu geben."
In dem Moment, wo du selbst erkennst, das es keinen rationalen Grund gibt den Casinos weiter das eigene hart verdiente Gehalt zu schenken, es aber ja selbst nach wie vor selber noch (suchtbedingt sicherlich unfreiwillig) tust, bestätigt es eben meine vorherige zum Nachdenken formulierte Frage, die man sich selbst stellen sollte, wenn man sich über Rationalität Gedanken macht:
"Ist das, was ich tue auch mit dem vereinbar was ich für richtig und zielführend halte?"
oder anders gesagt:
Der Fokus sollte auf sich selber liegen, in der Hinsicht stimme ich Vasrud zu, denn das eigene Handeln muss hinterfragt werden. Die eigene Rationalität ist wichtig. Wenn ich Alkoholiker wäre und mit der Schnapsflasche in der Hand dir in der Kneipe nach 10 Gläser den Ratschlag zurufe, trocken zu bleiben, dann sage ich dir was ich für richtig und zielführend halte, handle aber gleichzeitig meiner eigenen Ratschläge nicht entsprechend richtig. Das wäre doch sinnbildlich irrational und genau das sollte das Problem sein, womit du dich ausschließlich befassen solltest.
Ich bin kein Psychologe, ich habe aber auch aufgrund von Krisen im zwischenmenschlichen Bereich meinen Anfang des Glücksspiels damals zur Ablenkung gefunden. Aber was genau hast du da als Schutzraum erkannt? Schutz vor was?
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