.... stehen Wolken vor dem doch so gewünschten blauen Himmel, es ist grau, und meine Bewegungsfähigkeit leidet darunter. Dann kommt die Frage: "brauche ich meine Spieler - Selbsthilfegruppe noch"? Die Antwort ist bildlich zu betrachten: mich ei Schietwetter auf den Weg zu machen, nur weil ich meine müden Knochen bewegen muß, bamit Athrose und Lendenwirbel mich nicht völlig bewegungsunfähig machen? Der Grübelautomat läuft auf Hochtouren, und ich brauche da noch nicht einmal meine Groschen reinwerfen.
Wenn ich an meinen ersten Besuch der SHG denke (31.08.1989), dann habe ich eigentlich nur noch statische Bilder davon im Kopf,: es war ein schöner Spätsommertag, die Wolken hingen schwarz und tief vor meinem Kopf, der Raum war verräuchert, aber die Fenster offen, so daß das Sonnenlich herein scheinen konnte. "Bin ich hier richtig? - waren meine ersten Worte... Ich bin gewiß, es gibt einen Gewissenssatz, der mir sagt: denke daran, als du das erste Mal ins Meeting gegangen bist. Wie hast du dich dabei gefühlt.
Das kann ich ja auch eigentlich Heute noch tun, aber es ist niemand mehr da, der zuhören mag. Vor Jahren war ich mal in einem Seniorenheim in Wolfsburg, da haben sich vertreter von Spielsuchthelfenden, Ärztin, Therapeuten, Sozialberatern und Betroffenen getroffen. Nur die Betroffenen Spieler waren alle in der ü50 Klasse, also dem Heim nach passend, ein Seniorentreffen.
Ich mag es nicht, mir auf die Brust zu klopfen, und es tönen zu lassen, wie lange ich spielfrei bin, eben nur HEUTE, Einen Tag zur Zeit, und dennoch feiere ich meinen D - Day als eine Neugeburt. Mir fehlt gerade der Raum, in den ich hineingehen kann, und mit mir in Frieden zu sein. Ein Gruppenraum kann mir das ermöglichen. Aber der Gruppenraum der Selbsthilfe wünscht sich, daß Neue, Menschen die noch Hoffnung auf Leben haben, in die Gemeinschaften finden.
Früher hatte ich Anrufe entgegen genommen, von Menschen, die Hilfe suchten: 01805...... weil der Automat kaputt war, der Bonus nicht gezahlt wurde, weil eine Angehörige sich aussprechen wollte... Das letztere konnte ich dann auch annehmen, wie auch Anrufe von Institutionen und Verbänden, die nach offen zugänglichen Daten fragten, um in Kontakt miit Spielsüchtigen zu kommen.
Heute macht Oasis den Kontakt, und das Büro ist in einem Briefkasten in einem Dorf bei La Valetta... ich verstehe das nicht mehr, und eigentlich zwickt mich mehr das Zipperlein des Älterwerdens. Zum Glüvk bin ich nur einer von vielen Spielsüchtigen, die den Weg in die Abstinenz zu einem entschieden sorgsamen und vertrauenswürdigendem Leben gefunden haben.
Wenn Baustellen auftreten, werden diese auch angegangen , und ich kann und darf um Hilfe bitten. Da fällt mir gerade mein bestelltes und in vorraus schon bezahltes Bochsspringgbett ein, daß nächte Wochen kommen soll, die Teppichfliesen,, die im Schlafzimmer ausgelegt werden müssen. Für mich ein Riesenthema, weil ich immer noch Angst vor meinem eig´genen Zutrauen habe. Das Verdrängen meiner Fähigkeiten ist mir nicht in die Wiege gelegt worden, und wenn denn doch, aus mir herraus geprügelt worden. Als älter werdender Mensch fange ich an, meine Kindheit zu sehen, und neu zu bgreifen. Ich freue mich, wenn ich draußen , da im Leben Kinder sehe, die ihr Leben lernen, begreifen können, ohne Angst vor quälnden Sanktionen habe zu müssen, aber genau diese Angst ist noch immer in mir.
Es ging als Kind aber auch dann wieder einmal gut. Als 9 jähriger fuhr ich mit der Mutter und den Schwestern zum Opa in das Ostfäliche Land. Der Zug nach Braunschweig wurde von einer Dieleslok V 200 gezogen, und eine Dampflok schob ihn nach. Dort sind wir in einen Schienbus VT 98. - Seit dem an bin ich Eisenbahnfan! (Das ist wie mit dem Plattenspieler, als ich die 10 Zoll Platte auflegte, und er den Arm richtig an den Anfang setzte, und es Ta - ta ta taa machte, aber das ist eine andere Geschichte).
Das Ostfälische? Wir lesen und hören im Nachbarschaftstreff Sagen aus Niedersachsen, da bin ich gerne dabei. Vor zwei Wochen war es, ich hatte noch kurz Zeit, und schate kurz in sie Seite des Eisenbahnkuriers. Da sah ich eine Neuerscheinung auf DVD: "Eisenbahnen im Prilitzer Land" - ich habe schon darüber geschrieben. Nun gucke ich jeden Tag in den Briefkasten

Zugegeben, ich bin nicht der einzige Senior, der verrückt nach Eisenbahn ist, dafür ist der Nachbarschaftstreff ja geeignet. Und es ist besser, sich über Eisenbahnen zu unterhalten, als über Krankheit, Sterben und Tod.
Ich habe meine Krankheit - Spielsucht - überlebt, ich habe mich nicht umgebracht, mein Herz schlägt wieder ruhig, der Kardiologe ist zufrieden. Ich habe meiner Selbsthilfegruppe, der Gemeinschaft, mein Leben zu verdanken, nicht mehr , nicht weniger, und das drücke ich oft emotionslos aus. Da sind die Notwendigkeiten des Lebens eben gefragt.
Morgens schreibe ich mein Haushaltsbuch. Wie sieht mein Bankkonto aus, hier = Onlinebanking, was kommt rein, was ist geplant, was ausgegeben, das alleine nimmt mir schon die Angst vor dem , was der Tag mir bringen wird, Ohne meine SHG hätte ich dieses Werkzeug nicht. Ich denke an den Freund, der mir vor bald 20 Jahren Unterstützung gegeben hat, als ich in die REHA - Klinik wg. Strukturellen Mängeln und Sozialen Ängsten ging, , und weiter, an all die Lebensgeschichten, die ich habe lesen dürfen, ja zugegeben, da gibt es ein Buch, in dem die lfinale Geschichte meine Lebensgeschichte ist. Die Lektoren waren trockene Spieler, die Dienst für die Gemeinschaft taten, ich bin gerade dabei, meine Kontaktliste vom alten Handy auf das neue Smarthone zu transportieren. Anrufe helfen dabei, mein Tag ist strukturierter denn zuvor, ich bin Sonntag vormittags aktiv, die Waschmachine wäscht, ich schreibe, das Mittagessen ist vorbereitet, ich brauche für Dinge die ich mir vornehme kine großen Versprechen mehr abgeben, nur einfach dabei sein, die Fußarbeit aber selber übernehmen, und ich habe den allergrößten Schatz, das Vertrauen, endlich verstanden und Wertgeschätzt zu werden, frei von Dünkeln und Ressertinents.
Ich brauche nur eine Tür zu öffnen, ja ich weiß, gerne in mein Tagebuch reinschreiben, auch wenn ich vorher nicht weiß, was ich eigentlich schreiben will.
Danke für das Teilen.
(nun auf Youtube noch die Symphonie Nr. 5 C - Moll, Op. 67 von Ludwig van Beethoven anhören) 