Hi Hans!
Nun, ich hatte einmal meinen Bausparvertrag aufgelöst und verspielt. Der Bankberater nutzte die Chance, damit ich einen neuen Bausparvertrag abschloss. Diesen Bausparvertrag habe ich aber dann niemals wieder angerührt. Er war fast voll bezahlt, als ich mit meinem Schwager und einer Schwester das passende Grundstück kaufte. Mein Anteil hier war 30 %, sodass ich mit dem Bausparvertrag den kompletten Grundstückserwerb bezahlen konnte. Den Hausbaukredit habe ich dann über den Betrag im Vertrag abgeschlossen, worin aber weder Deckenverkleidungen, Fußbodenbeläge, Troclenbau und Außenanlagen enthalten waren. Tja, mein Vater war Fliesenleger und so haben wir das alles in Eigenleistung erbracht.
Ich hatte das Glück, genau wie Du ja auch, dass ich zu der Zeit keine Schulden hatte. OK, das Girokonto war am Anschlag, doch das konnte ich recht schnell ausgleichen.
Roy hat auf etwas Wichtiges hingewiesen: Ich war spielfrei! Nicht, weil es sein musste wegen Eltern oder sonstwas. Ich war spielfrei, weil ich spielfrei sein wollte. Endlich, nach all den Jahren, hatte ich erkannt, dass meine Erwartungshaltung anderen genügen zu wollen, mich selbst schädigte. Davon konnte und durfte ich mich freimachen.
Fange nun bitte nicht das Träumen an von einer Eigentumswohnung. Zumindest mache dies nicht heute und die nächste Zeit. Weisst Du, was Du damit machst? Du quälst Dich unnötig und vergisst dabei das Wesentliche: Deine Gesundheit! Wie oft habe ich schon erlebt, dass Leute Kredite aufgenommen haben für irgendwas, was sie sich ersehnt haben. Natürlich war der Kredit immer etwas höher, damit Puffer zum Spielen entstand. Als das Geld weg war, wurden dann auch die Kredite verzockt. OK, bei Immobilien sichert die Bank sich schon ab. So schnell kannst Du dieses Geld nicht verspielen. Allerdings kannst Du anderweitig Schulden machen, die letztlich dann dazu führen, dass Du Deinen Immobilienkredit nicht mehr zurückzahlen kannst.
Jetzt ist der richtige Moment, dass Du Dich um Dich kümmerst. Keine Bange, es wird Dir in der Suchthilfe niemand sagen, wie Du zu sein hast. Aber Du kannst z.B. lernen, mit gewissen Dingen anders umzugehen. Dazu führe ich Dir nun ein Beispiel von mir an, welches ich hier im Forum schon etliche Male verewigt habe:
Mein Leben lang konnte ich es in meiner Wahrnehmung meinem Vater nicht recht machen. "ER" hatte sich nie etwas gefallen lassen, er hat Kloppereien nie gesucht, ist ihnen aber auch nicht aus dem Wege gegangen. Hmmm ... so war ich aber nicht. Ich wollte nie jemanden körperlich verletzen. Für mich machte dies nie einen Sinn. Was habe ich davon mit blauen Pflecken, genähten Wunden etc. aus einem Kampf hervor zu gehen? Egal wie er ausgegangen wäre, ist für mich jeder Teilnehmer ein Verlierer.
Jahrzehnte half ich meinem Vater bei seiner Selbstständigkeit. Rechnungen, Angebote, sonstige Schreiben, die Buchhaltung ... aber auch Materialbeschaffung und -auslieferung, sowie Fliesenverlegungen selbst standen auf dem Programm. Die Erwartung, die ich hier übernommen hatte und erfüllen musste, war: Nur wer viel arbeitet, der hat auch Erfolg!
Immer wieder wurde ich gelobt. Doch zwei Mal sagte ich zu meinem Vater "nein", an dem Termin kann ich nicht. Dieses wurde mir ewig vorgeworfen und das ausgesprochene Lob wieder entzogen. Das hat mich immer zutiefst verletzt und am Liebsten hätte ich versucht alle in der Familie zu überzeugen, dass ich Recht hatte - und nicht sie.
Es kam, wie es kommen musste, ich hatte nach einem Streit 7 Jahre keinerlei Kontakt zu meinen Eltern. Meine Mutter verstarb und ich hatte dann wieder Kontakt zu meinem Vater. Er hatte nie das Kochen gelernt, wie ich eigentlich auch, und versorte sich in der ersten Woche alleine im Haus mit Bratkartoffeln. Ich schlug dann vor, für ihn mitzukochen. Das nahm er gerne an, wollte sich aber auch nichts schenken lassen. Also bezahlte er immer ein paar Euro.
Während des Streites schrieb er mir einen Brief, in dem er seine Leistung als Vater eines Glücksspielsüchtigen hervorhob mit der Frage: Welcher Vater holt seinen erwachsenen Sohn aus der Spiellhalle?
Ja, das hatte er gemacht, mehr als einmal. Doch hat er sich je um Wissen bemüht? Was ist Glücksspielsucht? Woher kommt sie? Was kann er tun, um mit der Tatsache umzugehen, dass sein Sohn süchtig ist? Was kann er tun, um seinem Sohn zu helfen von der Sucht weg zu kommen - auch ohne dessen Zustimmung? Es gibt viele solcher Wissensfragen, die sich dann bei der Beantwortung automatisch auf das eigene Gefühlsleben, die Gedanken und die Handlungen auswirken. Doch was hat er gemacht? ... Nichts! In all den Jahren ... nichts!
Nun saß er also hier bei mir auf der Couch und er machte sich Sorgen, ob ich denn immer noch spielen würde. Mittlerweile war ich 15 Jahre spielfrei. Mal ehrlich ... bei meiner Einleitung zu Deinem Beitrag ... hätte ich die Kreditraten tilgen können, wenn ich gespielt hätte? Hätte ich all die offenen Baustellen abarbeiten können, wenn ich gespielt hätte?
Jetzt komme ich aber zu dem Satz, auf den ich gerade die ganze Zeit hinarbeite. Er sagte nämlich: Für ihn sei die Glücksspielsucht eine Charakterschwäche! Damit sagte er mir, dass ich charakterschwach sei. Da er wohl auf Charakterstärke viel Wert legte, musste ich demnach eine Enttäuschung sein. - Dies wären meine Gedanken gewesen zu dem Zeitpunkt, als ich noch gespielt hatte. Ich hätte interveniert und versucht es ihm zu erklären.
Doch was tat ich stattdessen in aller Seelenruhe? Ich tat nichts! Ich wusste ja, nach so vielen Jahren in der Suchthilfe, dass er da nur sein eigenes Vorurteil in Worte gepackt hatte. Ich nahm und nehme es ihm nicht übel. Er ist selbst nur die Summe seiner eigenen Lebenserfahrung gewesen. Er ... konnte nicht aus seiner Haut heraus! Seine Worte - und das machte mich in dem Moment ein Stück weit traurig - sagten mehr über ihn, als über mich aus!
Ich ließ diesen Satz stehen und rief ihn zu Tisch, da das Essen fertig war.
Nun übertrage dies einmal auf Deinen Sport. Wer ist bei Dir der innere Antreiber, der Dir sagt: Ich muss der Beste sein? Würde es nicht reichen, wenn Du Deine Erfolge heranziehst und Dir sagst: Was bin ich doch für ne coole Socke ...

Da braucht es dann nichts, was dem Satz folgt. Etwas in der Art: Ich muss mich mit mehr Leuten messen! - Ne, das braucht es dann nicht, denn dann bist Du Dir schon genug!
Kannst Du Dir vorstellen am Samstag ins Webmeeting zu kommen? Dann können wir über alles Reden, was Dich bewegt. Lade Dir den kostenlosen Zoom-Client herunter und installiere ihn. Pünktlich um 19 Uhr klickst Du dann auf den Link in meiner Signatur. Die Kamera ist erst einmal aus und Du entscheidest ganz alleine, ob Du sie einschaltest oder nicht.
Alles, was im Meeting besprochen wird, das bleibt auch im Meeting! Niemand anderes erfährt es ...