Guten Abend,
hehe. Ja, das kenne ich. Ich habe Narrenfreiheit, denn niemand erwartet irgendetwas Konstruktives von mir. Die Leute gewöhnen sich aber schnell dran, wie ich festgestellt habe. Viele Dinge tue ich einfach, und es ist mir egal, was andere denken. Der starke Drang, sich nicht reinreden lassen oder erklären zu wollen, wirkt manchmal etwas seltsam. Das ist auch irgendwie widersprüchlich, da ich an anderer Stelle doch oft viel Zeit damit verbringe, mich zu fragen, was eigentlich normal ist.
Aber zumindest wundert sich kaum noch jemand über komische Kommentare meinerseits. Das ist einfach so. Meine bessere Hälfte lacht da oft über meine Unbelehrbarkeit, wenn ich mir etwas vorgenommen habe. Und ja, das kann anderen dann auch mal peinlich sein. Oft merke ich das aber auch gar nicht. Zu Hause sind Kompromisse bei mir bis zu einem gewissen Punkt aber drin, denn wir leben ja miteinander, und nicht nebeneinander.
So ein Spruch hätte also auch von mir kommen können. Das wirkt dann oft etwas schroff, ist aber eigentlich nicht so gemeint. Gerade gestern hatte ich das wieder. Meine Antwort auf eine einfache Frage war definitiv falsch. Leider merke ich das dann immer erst, wenn die Reaktion kommt. Sie fiel sehr heftig aus. Ein "Hey... wo soll ich denn schon sein, bei 77 Quadratmetern?" als Erklärung hilft dann auch nicht mehr wirklich.
Dann ist erstmal Schweigen und dicke Luft, das ausdiskutieren bringt nichts. Zum Glück ist das auch immer sehr schnell vorbei, trotzdem fühle ich mich dann schlecht.
Weil ich eben einfach nicht sagen kann, warum ich überhaupt so reagiere manchmal. Ich will nicht darüber reden, das macht es nur schlimmer. Wir beide wissen das, und darum geht so eine Situation schnell wortlos vorbei. Wie mein Chef sagen würde: "Es ist, wie es ist."
Das passiert eben, wenn ich ausspreche, was ich denke... eigentlich versuche ich immer, das zu vermeiden. Klappt nur nicht immer.
Leute, die mich nicht kennen, gucken meist einfach nur irritiert, die anderen ignorieren es... und zu Hause hat inzwischen jemand gelernt, einfach auf dieselbe Art zu antworten. Das ist irgendwie am angenehmsten. Es nimmt diesen "Au-weia"-Moment, wenn ich mich selber frage, warum ich etwas laut ausgesprochen habe.
Es hat aber auch alles sein Gutes, denn mein Blick auf die Dinge ist definitiv oft anscheinend etwas... ungewöhnlich. Das beinhaltet auch, oder gerade, den Blick auf mich selbst. Dummerweise muß ich mich ab und an hinterfragen, wo andere das nicht brauchen. Für mich ist das aber fast schon überlebenswichtig, auf lange Sicht zumindest. Das hat eine Menge negativer Nebenwirkungen, aber auch ein paar positive.
Ich habe gestern woanders einen Beitrag gelesen. Eine Frau erzählte, wie ihr Freund sie und die Familie seit Jahren hintergeht, obwohl sie ihm immer 'helfen'. Vor ein paar Monaten fing er etwas mit einer Bekannten an, um an dessen Geld zu kommen.
Sie sagte, für sie ist das Prostitution, aber sie könne ihn doch nicht verlassen, wenn er es (wie er entschuldigend sagte, nachdem es aufgeflogen war), getan hat, weil er süchtig ist, denn in dem Fall wäre es dann ja nicht wirklich seine Entscheidung gewesen, und es wäre noch Liebe da.
Ob es wirklich sein könne, daß einen das soweit 'treibt', obwohl man seine Freundin eigentlich liebt.
Naja, egal, ich fand es irgendwie schlimm, daß jemand überhaupt sowas schreibt. Manchmal frage ich mich, wieviel ein Mensch einstecken kann, bevor irgendwas in ihm zerbricht.
Und wie man auf sowas antwortet, ohne daß es verletzt. Genau. Am besten gar nicht.
Mein Nachbar, meine Oma... was hätten sie davon, irgendwo auszuplaudern, daß wir uns begegnet sind? Die Angst, die viele da wegen der Diskretion haben, teile ich nicht. Ich bin mir sogar sehr sicher, daß sowas kein Problem ist. Für mich wäre es dabei, mit wenigen Ausnahmen, also nicht relevant, wer mich sieht, sondern daß es überhaupt jemand tut. Und... ganz ehrlich. Es hätte etwas Endgültiges. Aus und Vorbei.
Ich rede mir gerne ein, das sei Selbstschutz, aber mal ehrlich... ich hätte doch die Wahl, ob, und vor allem wem, ich etwas sage. Ich liege halt manchmal wirklich wach, und frage mich, was in mich gefahren ist, hier zu schreiben... und das ist ja leider nur die Spitze des Eisbergs. Da verstehe ich mich manchmal selbst nicht.
Aussprechen könnte ich das nicht. Ich krieg es ja nichtmal hin, meiner besseren Hälfte zu erklären, warum ich es nicht mag, wenn man mir Dinge abnehmen will, die mir doch offensichtlich schwerfallen.
Weihnachten ist irgendwie eine gesellschaftliche Norm. Ich mochte es noch nie. Es war eigentlich immer schon eine sehr unangenehme Zeit für mich, je nachdem, auf die ein oder andere Weise. Heute finde ich es einfach nur unsinnig. Die Leute, die ich mag, mag ich auch die anderen elf Monate im Jahr. Und wenn ich mir wirklich etwas wünschen dürfte, wäre es eh etwas, was man mit keinem Geld der Welt kaufen kann.
Ich warte jedenfalls bis heute vergeblich auf meine Besinnung. Das macht aber nichts, wie ich inzwischen weiß. Wünschen kann man immer, nur muß man dabei auch dafür sorgen, daß man sich selbst in einem Bereich bewegt, in dem eine Umsetzung überhaupt machbar ist. Sonst ist es einfach nur ein Luftschloß.
Es sind ja noch 15 Tage. Ein wenig Zeit habe ich noch.
Ich wünsche jedenfalls einen angenehmen Wochenstart soweit.