Scheinbar ist der PKF „Right now“ insolvent.
Dazu gibt es folgenden Bild+ Artikel:
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Es ist eine Wette gegen xxx und Co. Und sie soll ein Vermögen einbringen.
Start-ups wie Right Now und Anwälte haben Tausende Zocker an die Hand genommen. Ihr Versprechen: Mit unserer Hilfe holen wir eure Wettverluste vor Gericht zurück. Und das ohne Risiko.
Auch Milliardär Carsten Maschmeyer (65, „Die Höhle der Löwe“) setzt auf den Klage-Markt. Seit 2018 engagiert er sich bei Right Now, investierte mit anderen 25 Millionen Euro. Aktuell hält er 5,5 Prozent an der Düsseldorfer Firma.
Aber: Die Wette des Legal-Tech-Unternehmens droht nicht aufzugehen. Nach BILD-Informationen ist Right Now nun pleite, stellte am Dienstagabend einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Düsseldorf. Der vorläufige Insolvenzverwalter Jan-Philipp Hoos verschafft sich derzeit einen Überblick, wie er auf BILD-Anfrage erklärte.
Die Insolvenz von Right Now offenbart die Probleme einer ganzen Branche. BILD-Recherchen zeigen: Für die Spieler kann der Pakt mit der Klageindustrie noch zur Kostenfalle werden. So droht vielen Zockern die nächste kostspielige Pleite.
Hintergrund: Aus Sicht der Kläger waren Sportwetten zwischen 2012 und 2020 illegal, weil die im Ausland ansässigen Anbieter damals noch keine Lizenzen in Deutschland hatten. Ähnlich sah es auch der Bundesgerichtshof – und entfachte damit eine Goldgräberstimmung.
Der Haken: Die Bundesrichter entschieden später, den Fall dem Europäischen Gerichtshof vorzulegen. Und dort, so sehen es Experten, stehen die Quoten für die Wettanbieter gar nicht so schlecht.
Gut möglich, dass die vielen Tausend Klagen letztlich scheitern, die Zocker leer ausgehen. In dem Fall droht ihnen ein teures Nachspiel.
Bereits die Klagewelle gegen die Autoindustrie wegen der Diesel-Affäre hat gezeigt: Scheitern Prozessfinanzierer vor Gericht oder geraten die Verfahren ins Stocken, gehen anschließend viele Anbieter pleite. Folge: Die Gerichtskosten blieben oft an den Dieselfahrern hängen.
Nach BILD-Recherchen ist auch im Fall der Wettanbieter die Finanzsituation bei vielen Prozessfinanzierern zunehmend angespannt. Das zeigt der Fall von Right Now, aber auch ein Blick in die Bonitätsbewertung anderer Anbieter. Ursache: Aufgrund der ausstehenden EuGH-Entscheidung gibt es kaum Urteile, damit fließt auch wenig Geld in die Kasse.
Haben Prozessfinanzierer denn Rücklagen gebildet, damit ihre Kunden letztlich nicht auf den Gerichtskosten sitzen bleiben? Das wollte BILD von Gamesright aus Hamburg wissen, einem der führenden Anbieter. Auf Anfrage äußerte sich das Unternehmen aber nicht.
Investoren halten sich immer mehr zurück
Fest steht: Investoren sind aufgrund der unsicheren Rechtslage vorsichtig, frisches Kapital nachzuschießen.
Ein prominentes Beispiel: Das Start-up Zockerhelden suchte 2024 in der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ nach Geldgebern, will ebenfalls die Wett-Verluste von Spielern zurückholen. Werbegesicht von Zockerhelden ist Werner Hansch (86). Die Sportreporter-Legende war nach eigenen Angaben selbst spielsüchtig.
Auch hier kündigte Promi-Investor Maschmeyer seinen Einstieg an, gemeinsam mit Dagmar Wöhrl (70). Doch zu einem Investment ist es bis heute nicht gekommen. Wohl auch wegen der juristischen Risiken.
Sittenwidrige Verträge mit Zockern?
Die Maschmeyer-Firma Right Now kaufte Zockern ihre Forderungen gegen Wettanbieter ab – um die verlorenen Einsätze anschließend für einzuklagen.
In der Vergangenheit bot Right Now den Spielern um die 10 Prozent ihrer Verluste als Sofortzahlung an. Auf seiner Homepage wirbt das Start-up noch immer mit einer „Sofort-Erstattung“. Dazu heißt es verlockend: „Verkaufe Dein Problem!“
Auch die Firma Gamesright bietet Zockern schnelles Geld. Allerdings scheint ihr Umgang mit Kunden derzeit auch die Gerichte zu beschäftigen. Nach BILD-Informationen steht die Frage im Raum, ob der Prozessfinanzierer sittenwidrige Verträge mit Spielern abgeschlossen hat.
Der Fall: Gamesright kaufte im Mai 2024 einem Mann aus Nordrhein-Westfalen (NRW) mögliche Forderungen gegen xxx ab. Der entsprechende Vertrag liegt BILD vor. Darin ist nachzulesen, der Spieler habe zwischen 2015 und 2020 „erhebliche Verluste“ erlitten.
Nach den Berechnungen von Gamesright geht es um mehr als 32.000 Euro. Dafür zahlte das Unternehmen rund 2000 Euro. Ein fixes Geschäft, laut Vertrag war das Geld „innerhalb von 3 Werktagen“ fällig.
Das heißt: Als Kaufpreis erhielt der Mann lediglich 6 Prozent des Betrages, den Gamesright nun von xxx zurückverlangt. Außerdem fordert man von dem Wettanbieter mehrere Tausend Euro an Zinsen – von denen der Spieler nicht mehr profitiert.
Ein fairer Deal? Das scheint das zuständige Landgericht Wuppertal anzuzweifeln. Gamesright klagt dort gegen den Wettanbieter. Es könne sich die Frage stellen, ob der Forderungskauf sittenwidrig ist, befand das Gericht im Januar. Dann wäre der Kaufvertrag nichtig.
Gamesright wollte sich auf BILD-Anfrage dazu nicht äußern.